Joanna, 22. 05. 2013

Das Santuari de la Mare de Déu de Bonany ist unweit des kleinen Ortes Petra. Der Legende nach wurde hier eine Muttergottes-Figur von einem Hirten oder Bauer gefunden, die selbstverständlich bald wundertätig wurde. Während der arabischen Fremdherrschaft hat man diese Figur angeblich in einer Höhle versteckt, so dass sie diese Zeit mehr oder weniger unbeschadet überstand. (Mag aber auch sein, dass der Hirte dieses Versteck wiederfand. Jemand der spanisch spricht kann das sicherlich in der Ermita nachfragen oder nachlesen.) Nach der christlichen Rückeroberung viele hunderte Jahre später, nämlich 1229, kam die Statuette wieder ans Licht.  Der Ursprung des Sanktuariums war aber eine kleine Kapelle aus dem 17. Jh. Neobarock und Neoklassizismus überwiegen im Inneren der Kirche, die im 19. und 20. Jh. im Prinzip neu gebaut wurde.

Wenig Informationen sind über diesen Ort (vielleicht mehr auf spanisch) zu finden. Im Internet folgender Beitrag: „1609 war ein gutes Jahr für die Bewohner des Pla de Mallorca: Nach Jahren der Dürre und des Hungers fiel endlich wieder Regen – die Gebete zur Muttergottes hatten geholfen. Zum Dank bauten sie eine Kapelle auf einen frei aufragenden Berg zwischen Vilafranca, Petra und Sant Joan auf der Inselebene Es Pla, die seither zur Erinnerung einfach Bonany heißt – das „gute Jahr“. 1697 wurde das kleine Gotteshaus barock erweitert; das heutige doppeltürmige Gebäude ist jedoch ein Neubau aus den Jahren 1920/25. Die darin verehrte Holzstatue der Mare de Déu de Bonany soll der Legende nach aus dem Mittelalter stammen und während der Araberherrschaft von Christen versteckt worden sein.“

Ein anderer Internetbeitrag ergänzt: „In der Nähe von Petra steht das Kloster Monasterio de Bonany in einem beeindruckenden Naturschutzpark. Hier studierte der Franziskanermönch Fray Juníper Serra, der im 18. Jahrhundert unter anderen Städten Amerikas auch in Los Angeles, San Francisco und San Diego missionierte.“ An einer anderen Stelle heißt es aber vorsichtiger – und wahrscheinlicher -, dass “ Bonany die Kirche war, in der Fray Junípero Serra, Einwohner Petras und Evangelist in Kalifornien, seine letzte Predigt hielt. Das Sanktuarium verfügt über eine Herberge mit 5 Zellen. Jeden Osterdienstag findet hier eine Vespermahlzeit statt, die eine grosse Anzahl von Pilgern aus Petra, Santa Eugènia und Vilafranca de Bonany vereint.“

Die Ermita ist – wie so häufig auf Mallorca – sehr schön gelegen! Und übrigens mit Grill- und Picknickmöglichkeiten ausgestattet. Wahrscheinlich eine Umwidmung jenes Platzes, das für die Versorgung oder auch Campierung der Pilger vorgesehen war. Die Kirche hat die Form eines Kreuzes und einen sehr schönen stimmungsvollen Vorplatz mit einem alten Brunnen. Die Ermita ist aufgegeben, aber man kann wohl tatsächlich in einfachen Unterkünften dort übernachten. „Das umzäunte Gebiet“, so heißt es, „verfügt auch über ein Gasthaus und bis 1991 war es von den Eremiten bewohnt“. Das Gasthaus haben wir leider nicht gefunden.

Die Hauptanziehungspunkt des Sanktuariums ist die Muttergottes-Figur: Die Statuette ist auf den ersten Blick (m.A.n.) nicht ganz im ursprünglichen Zustand, um genauer zu sein: sie wirkt auf mich nicht wie geschnitzt, doch es heißt, die Figur sei eine gotische Schnitzarbeit. Wobei die heutige Fassung und der Zustand über das tatsächliche Alter täuschen kann. Auffällig ist ihre ‚Rundheit‘. So eine pralle und niedliche Muttergottes habe ich noch nie gesehen. Man beachte bitte auch die schönen Ähren. Dass es hier um wörtliche und übertragene Fruchtbarkeit zugleich geht, kann man gut nachvollziehen.

Joanna, 22. 05. 2013

Petra ist der Geburtsort des Franziskanermönchs und Missionars Miquel Josep Serra i Ferrer, der 1713 in diesem kleinen Städtchen geboren wurde. Besser bekannt als Junipero Serra, der nach Mexiko auswanderte und von dort aus über 21 Missionshäuser gründete unter anderem das heutige San Francisco in den U.S.A. Seine Büste steht im Kapitol in Washington D.C. 1988 hat ihn Pabst Johannes Paul II. seliggesprochen.

Ansonsten ist der Ort nicht besonders bekannt – außer vielleicht dadurch, dass es mit seinen Versuchen, aus der Armut herauszukommen, wenig Glück hatte. Es war der Weinanbau, der den Ort retten sollte, aber leider nicht funktionierte. Grund dafür waren die in großen Mengen günstig bis billig produzierten Weine aus dem spanischen Festland.

Seit den 1990er Jahren aber greifen die „Wein-Maßnahmen“, denn Petra hat einige gute Tropfen vorzuweisen und ist ein anerkanntes Weinanbaugebiet geworden. Der Boden hat gute Eigenschaften: „Der Grund besteht aus kalkhaltigem Gestein (Mergel und Dolomit), wodurch sich ein kalk- und tonhaltiger Boden mit einem leicht alkalischen pH-Wert gebildet hat und die Erde Tönungen aufweist, die von der Rotskala bis fast ins Weiße reichen.“ (Wiki)

Als erstes besuchten wir das (ehemalige) Franziskanerkloster bzw. das Konvent Convent de Sant Bernardí aus dem Jahre 1677. In der Klosterschule wurde Junipero Serra unterrichtet. Man muß klingeln und nach einer gewissen Zeit hört man schlürfende Schritte und ein alter sehr netter Mann öffnet die Tür und den Eingang sowohl zu der Konventkirche als auch zu einer kleinen Ausstellung zum Leben und Wirken von Junipero Serra. Kleine Texttafeln und große Bilder aus Glassplitter beschreiben und illustrieren das Leben des Missionars. Alles etwas verstaub und leicht skurril, aber sehr nett und erhaltenswert – unbedingt Geld spenden (was wir natürlich taten).

Die auf Mallorca allgegenwärtigen Krippen und … Schafe. Man beachtet die liebevolle Szenerie auf dem Abschlußbogen.

Die andere, schon vom weiten sichtbare Kirche ist San Pere (Pfarrkirche), die Taufkirche von Junipero Serra (das Taufbecken steht noch). Sie ist ein gewaltiger Bau, schmucklos außen (wie so viele Mallorquinische Kirchen) und mit einer großen Rosette ausgestattet. (Seltsamerweise haben wir kein Foto von dieser Kirche gemacht…) Innen jedoch eine kunsthistorische Überraschung.

Es handelt sich dabei um – meiner Ansicht nach – ein niederländisches vielleicht flämisches Retabel aus dem 15. Jh. Die Mitte – ob ursprünglich in der Fassung und an der Stelle kann ich nicht beurteilen – ist im Hochrelief und mit punziertem Gold gefasst. Eine wirklich schöne Arbeit, die ein wenig an vielleicht Süddeutschland/Oberrhein erinnert. Ich habe bisher in keinem Reiseführer etwas dazu gefunden. Vielleicht liegt es daran, dass es bis vor ein paar Jahren noch in einem furchtbar schlechten Zustand war. Erst die Restaurierung hat die herausragende Arbeit der Mitteltafel (auch die Malereien sind gut) hervorgeholt.

Die Frauen, die fleißig die Kirche putzten und schmückten, haben mich vor diesem Altar ‚erwischt‘ und über die Kirche, den Ort etc. zu informieren versucht . Eine Unterhaltung war nicht möglich, aber alle Seiten haben sich viel Mühe in der Kommunikation gegeben. Jedenfalls hat die Dame – offenbar merkte sie mein Interesse an mittelalterlicher Kunst – mich auf ein anderes Kleinod der Kirche aufmerksam gemacht: ganz am Ende der Westseite gibt es eine schmucklose, dunkle Kapelle, in der (gleicherweise neu restauriert) Reste eines mittelalterlichen Retabels ausgestellt werden (Schalter betätigen, dann sieht man auch mehr). Möglicherweise frühes 15. Jh. oder die gleiche Zeit und Hand wie das andere Retabel. Überdauert hat nur eine Tafel mit der Darstellung zweier Heiliger Heiler: Cosmas und Damian (ihre Reliquien übrigens in Essen und Münster!).

Ansonsten hat der Ort einen netten Hauptplatz, der ganz und gar mit Tischen und Stühlen der benachbarten Cafes gefüllt ist. Das Restaurant des Hotels am Platz soll gut sein. Wir haben auch noch zwei weitere interessante Location ‚entdeckt‘, aber nichts davon ausprobiert. Nächstes Mal.

Joanna, 07. 05. 2013

Diese hübschen kleinen Segelqullen habe ich heute von der Klippe aus betrachtet, und hielt sie für Blüten. Bis ich sie genauer ansah… Traurig, sie sind zu tausenden und Abertausenden heute auf Mallorca gestrandet und eben auch in Porto Cristo.

Die kleinen Quallen sind übrigens nicht giftig.

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Joanna, 06. 05. 2013

Wir besuchen heute Muro im Landesinneren von Nord-Mallorca – nicht zuletzt, weil wir gestern im Durchqueren des Ortes auf dem Weg zu unserer Wanderung Camí de Ternelles gemerkt haben, dass es vielleicht doch interessant sein könnte, sich die kleinen “abseitigen” Orte Mallorcas anzuschauen.

Habe nachgelesen, dass die Gemeinde rund 6.700 Einwohner zählt, von denen ca. 14 Prozent Ausländer sind. 2 Prozent der Bewohner sind Deutsche. Muro hat die stärkste Ausländerquote der Insel. Das liegt vor allem daran, dass die Gemeinde von der Landwirtschaft (neben dem Tourismus) lebt. Das hat sehr lange Tradition, denn Mallorca war ursprünglich eine Insel, die weniger vom Fischfang (der nun gar nicht mehr existiert, da wir alles an Fisch weggefischt und fortgegessen haben) als vielmehr von den Landwirtschafterzeugnissen lebte. Und Muro tut es zum Teil immer noch. Nur wollen die Mallorquiner diese “dreckige” Arbeit nicht mehr selbst machen und holen sich Fremdarbeiter vor allem aus Marokko oder allgemeiner aus Nordafrika. Der Hauptort der Gemeinde Muro geht auf eine römische Siedlungsgründung zurück. Zur Zeit der Araberzeit befand sich hier das Landgut Alzebeli.

Nun aber zu den Sehenswürdigkeiten von Muro:

Die Kirche Sant Joan Batista beherrscht architektonisch den eher kleinen Ort. Sie wurde im 16. Jahrhundert erbaut, ist also spätgotisch wirkt aber durch ihren viereckigen Glockenturm recht arabisch. Der Turm ist durch eine schmale Brücke mit der Kirche verbunden. Die Westfront hat ein angeblich schönes Rosettenfester. Wir konnten es nicht nachprüfen, weil Kirche geschlossen.

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Es war heute Markttag auf dem Kirchvorplatz.

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Die zweite Kirche in Muro ist das Kloster Santa Anna (oder Ana). Es heißt in einem Interneteintrag, dass St. Anna “früher als Bühne für Kämpfe zwischen Stieren und Kampfhunden benutzt” wurde. Und als Nachsatz heißt es dort: “Der Stierkampf findet in Muro auch heute noch statt.” Weder zur Kirche noch zu dem weiterhin stattfindenden Stierkampf gibt es tiefergehende Einträge. Und die Klosterkirche war (natürlich) zu.

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Eine weitere Attraktion des Ortes ist das ethnologische Museum der Insel Mallorca, welches in einem ehemaligen Herrenhaus untergebracht ist. Angeblich bietet es “faszinierende Einblicke in die Geschichte der Insel. Jeder, der gerne etwas über den mallorquinischen Alltag wissen will, sollte dieses Museum unbedingt besichtigen.” Wir waren nicht drin – später vielleicht. Denn dort sollen sich u.a. “mit symbolischen Abwehrzeichen bemalte Dachziegel, und eine Sirurell-Zeichnung” befinden.

Fernab vom Touristentrubel scheint in Muro die Welt still zustehen, so heißt es.

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Wir waren auf der Suche nach der Stierkampfarena “La Monumental”. Die Stierkämpfe sind (angeblich) “nicht nur für Muro, sondern für ganz Spanien ein wichtiges Kulturgut“, sagt Bürgermeister Martí Fornés (CDM-PP). In Muro soll es dementsprechend den stärksten Rückhalt für den jährlichen Stierkampf geben. So hat die Gemeinde für La Monumental sage und schreibe 450.000 Euro für den Ankauf und 53.000 Euro in Wartungsarbeiten investiert. Die Anlage ist von 1918, sie war im Privatbesitz und steht unter Denkmalschutz (d.h. sie verkam). Ich las irgendwo im Internet, dass sie aus einem (Kalk?) Bergstück herausgehauen sein soll!

Wir haben sie nach längerem Suchen gefunden. Sie war natürlich zu.

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Ich fragte mich, wie die Stiere in die Arena kamen. Man sieht es vielleicht auf dem Foto, dass die Bühne tief unten liegt. Ein Rundgang um die Mauer brachte keine Klärung, nur die Einsicht, dass die Rückseite einer Müllkippe gleicht. Nicht besonders würdig eines “wichtigen Kulturguts”. Wo ist der Stiereingang?! Und werden Stiere noch auf Mallorca getötet? Ich meine ja, Marcel glaubt das nicht.

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Etwas zum Nachlesen: http://www.mallorcazeitung.es/lokales/2010/08/05/leise-abgang-stiere/17498.html

Joanna, 05. 05. 2013

In der unmittelbaren Nähe von Son Serra de Marina, an der Landstraße gelegen – der ursprüngliche Weiler von einem großen Anwesen mit benachbarten teils verfallenen Häusern und Hütten, einer Mühle und einer Kirche.

Sehr schön das Ensemble (auch wenn die benachbarte Straße recht laut ist), das von einer Bar ergänzt wird – was will man mehr! Ein wenig fühlt man sich wie… in Mexico a la Hollywood: Schnellstraße, Bar, Kirche, Steinmauern mit Kakteen und ein Landhaus.

Das schön ornamentierte “Brunnenbecken”, das mitten im Vorgarten zu der großen Finca steht, ist nur scheinbar ein Brunnen, sondern (meiner Ansicht nach) ein Weihbecken, das man aus der Kirche nach draußen, so zu sagen “privatisiert” hat. Das sieht zwar jetzt noch hübsch aus, bald aber nicht mehr, denn so schutzlos der Witterung ausgesetzt verkommen die empfindlichen Reliefs im Nu. Möglicherweise spätromanisch.

Über diese Esglesia de Son Serra wie über das ganze Gut samt der vielen Gebäuden und Bar läßt sich im Internet nichts finden…

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Das ist ein sehr empfehlenswerter Salat im Restaurant am Strand in Son Serra de Marina. Besteht aus Saubohnen, Feldsalat, Walnüssen und Entenschinken! Das ganze lauwarm an einem beinahe sehr heißen Tag im Mai.


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Joanna, 04. 05. 2013

Wir haben gestern eine Wanderung auf dem Camí de Ternelles gemacht, für den Wanderfreunde lange und höhst offiziell gekämpft haben: dass er von den privaten Anrainern und Eigentümern, vor allem aber von der (all-) mächtigen Bankerfamilie March (der fast ganz Mallorca gehört oder gehörte), für öffentliche Wanderungen freigegeben wird. Endlich gab es dann auch eine, wenn auch recht sanktionierte Einigung. Man kann mit offizieller Genehmigung den Weg durch das Torrent bis hin zu der Bucht im Norden der Insel machen. Dafür muss man sich im Rathaus von Pollenca (online) anmelden, ein Formular ausfüllen, die Paßnummer angeben und warten, ob man eine offizielle Anmeldeschrift mit Stempel und Unterschrift bekommt. Höchstens 20 Personen dürfen pro Tag diesen Weg gehen.

Wir waren die Glücklichen, die alle Hürden genommen haben, am Freitag vormittag vor einem Stahlgatter standen und auf den Klingelknopf drücken dürften. Man wurde eingelassen und in einem Wärterhäuschen “kontrolliert”. Dann mussten wir noch eine Erklärung unterschreiben, dass wir darüber informiert worden sind, welche Wege nicht betreten werden dürfen, weil die “Zonen”, durch die sie führen, gesperrt sind. Diese Zonen sind wahrlich nicht klein! Alles in allem kann man zusammenfassen, dass das Prozedere typisch spanisch war, nämlich alles ‘ganz unproblematisch und locker’ genommen und gemeistert wurde, da das meiste verboten und/oder privat und/oder “Wildjagdgebiet” (privat natürlich). Mit dem Ergebnis, dass man praktisch nur auf dem autobanähnlich ausgebauten (wenigstens nicht asphaltierten) Weg vom Wärterhäuschen bis zur Bucht, ca. 10 km eine Strecke, “durchgehen” konnte. Sobald man den Weg verließ, war da entweder die “verbotene Zone” oder ein Areal von Drahtzäunen mit Stacheldrahtsicherung nach oben hin, beides hinderte einen doch sehr am echten Wandererlebnis bzw. Genuß.

Die Wanderung steht unserer Meinung nach in keinem (!) Verhältnis zu dem um sie veranstalteten “Hipe”. Am meisten bedauerte ich, dass das Kastell – wirklich ein Juwel baulicher Mimikriarbeit – in und auf den auffälligen Bergzagel hineingesetzt (und kaum zu erkennen), nicht nur nicht zu besichtigen, sondern auch der Weg dorthin verboten war. Wären wir auf dem Rückweg nicht zu müde, so hätte ich mich in einer großen anarchischen Geste über dieses Verbot hinweggesetzt, und wäre hin… aber der reguläre Weg hat uns mürbe gemacht. Und außerdem mussten wir um spätestens 18:00 Uhr wieder am Häuschen sein: natürlich Vorschrift.

Für diejenigen, die trotzdem dorthin wollen: Schön ist der erste Abschnitt des Torrents (wenn man noch nie welche auf Mallorca gesehen hat, dann wird man durchaus begeistert sein), wo der Weg sich am Bach entlang schlängelt. Dann längere Zeit nichts, was erwähnenswert wäre und schließlich öffnet sich das enge Torrenttal hin zu weitläufigen Feldern – Weideland für dicke Schafe. Dieser Abschnitt mit den glöckchenbehangenen Schafen, die in dem ausgetrockneten Wasserlauf zusammengekauert schiefen, hat uns am besten gefallen. Die Kulisse ist “einmalig” und die Glöckchen zusammen mit dem Wind, der bei unserer Wanderung dort ordentlich durchgeblasen ist, ergänzen die visuellen Eindrücke: der Felsen mit der “verbotenen” Burg (maurischen Ursprungs) auf der linken Seite und der Bergmassiv auf der rechten. Der Wegabschnitt, der dann folgte, führt in gewundenen Kehren runter zu einer sehr schönen – jetzt zum Baden zu kalten – Kieselbucht. Immer wieder neue Ansichten eröffneten sich uns – allerdings hört das Reizvolle dieses Weges schlagartig auf, sobald man ihn auch zurückgehen muss! Anstrengend nicht nur durch die Steigung, sondern auch durch den langweiligen Fahrwegcharakter.

Alles in allem hoch überschätzt der Camí. Auch wenn die Gegend insgesamt sehr reizvoll ist. Vielleicht gibt es noch andere Möglichkeiten, sich diesem Tal und seinen Bergen zu widmen…

Wir “entdeckten” aber auf dem Hin- und Rückweg einiges Sehenswerte oder auch Skurrile in Muro, Santa Margalida und Sa Pobla. Unter anderem Stierarenen, von denen wir bis dato keine Ahnung hatten. Unsere schwachen Reiseführe berichten auch nichts darüber… Dazu aber später mehr.

Foto

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Marcel, 14. 04. 2013

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Marcel, 01. 04. 2013

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Der gotische Turm von Canyamel, der 1237 durch die Familie Montsó errichtet wurde, war während des Mittelalters Teil eines Verteidigungssystems, das die Bewohner der Insel vor zahlreichen Feinden schützen sollte. Der Turm liegt im Zentrum des fruchtbaren Tals von Gabelli, zwischen Artà und Canyamel. Die ländliche Umgebung erinnert an den landwirtschaftlichen Reichtum der ehemaligen großen mallorquinischen Landgüter. Im Turm befindet sich heute ein völkerkundliches Museum; die umliegenden Gebäude beherbergen seit 1966 ein Restaurant. Dessen Spezialität ist über Pinienholz gegrilltes Spanferkel.

Marcel, 29. 03. 2013

Wir begegneten zwei Hunden, obwohl laut einigen Broschüren und Hinweisen im Internet, es strengstens verboten ist, Hunde und Katzen mit auf die Insel zu bringen. Der kleine Schwarze begrüßte uns, der größere helle Hund döste unter einem Vordach, unter dessen Decke Surfbretter und Kajaks vertäut waren. Ich taufte die beiden Hunde Mozo y Monte, nach zwei Hunden, denen Lady Sheppard auf einer Reise nach Cabrera in den 1930er Jahren begegnete. Oberhalb des kleinen Hafens Es Port wächst ein Festungsturm der Aragonesen aus dem 14. Jahrhundert aus dem gelben Fels in den blauen Himmel. Als wir vom Festungshügel hinabstiegen und in der kleinen Bar einkehrten erhob sich der größere Hund schwerfällig, trabte wenige Schritte um sich dann Glied für Glied vorsichtig, sehr vorsichtig und bedächtig wieder abzulegen. In dem nur nach Norden offenen Naturhafen sorgte wohl lediglich das frühe Osterwochenende für einige Gastyachten zu dieser Jahreszeit, im Sommer können bis zu 50 Yachten an vorgegebenen Mooringbojen festmachen, freies Ankern ist in dem Naturreservat Cabrera untersagt. Bei einer Caña, einem kleinen gezapften Bier, saßen wir unter dem Vordach der Bar, beobachteten die Hunde und blätterten in den Broschüren der Touristeninformation, die zu der Geschichte Cabreras nicht viel zu sagen hatten. In Porto Cristo berichteten die Einheimischen von Funden menschlicher Knochen, die Wanderer auf Cabrera immer wieder machten, weshalb mancher nicht gerne auf dieses Eiland fahre. Dies hat mit dem dunkelsten Kapitel der Inselgeschichte zu tun: Während des spanischen Unabhängigkeitskrieges von 1807 bis 1814 errichtete man ein Internierungslager auf Cabrera in das circa 10.000 Soldaten der französischen Grande Armée gebracht und ohne ausreichend Vorräte oder Trinkwasser ihrem Schicksal überlassen wurden. Mehrere Tausend von ihnen kamen auf der Insel um. Die Zahlen gehen in den unterschiedlichsten Quellen weit auseinander, sowohl der deportierten, wie auch der gefallenen Soldaten.

„Wir waren alle still, weil wir etwas hören wollten, und wir vernahmen nur das leichte Sausen der milden Brise, die über die uns umgebenen Hügel Strich und uns das Parfüm und den subtilen Wellenschlag des Salzwassers zutrug, das mit den Felsen der Bucht verschmolz.“ schreibt im Jahre 1913 Armand Pin de la Torre in Dietari d’una excursió a Mallorca i Cabrera a bord del Mariucha. Wir konnten hingegen die ganze Nacht über nicht schlafen, da sich die milde Brise zu einem stürmischen Westwind mit Böen bis zu 40 Knoten aufschaukelte. Das unangenehme daran, war, daß sich Windstille und Böen aus allen Himmelsrichtungen, die in unserer geschützten Bucht noch immer weit über 20 Knoten erreichten, urplötzlich und mit voller Wucht abwechselten. In den ruhigen Momenten schwojte das Schiff neben die Mooringtonne um im nächsten Moment vom Wind erfasst, gedreht, und in die Leine geruckt zu werden. Das Rigg klapperte, der Sturm toste. Und noch zum Mittag des zweiten Tages, war es weiterhin Böig und eine wabernde Dünung setzte in die Bucht unter strahlendem Sonnenschein. Der Wind hatte die Wolken vertrieben, doch die Wärme der Sonne kam gegen ihn nicht an.

Das Parfüm des Salzwassers mischt sich mit dem Parfüm der Machia. Das kleine Büchlein Die Duftinsel. Insel der Vitalität über die kroatische Insel Lošinj ließe sich auch hier auf Cabrera verkaufen. Zu einer Pflanze, dem Kleinfruchtigen Affodill, die uns schon häufig, durch ihre sechsblättrigen spitzen, weißen Blüten mit grünem bis rotbraunem Mittelnerv, aufgefallen war, lasen wir, dass ihre Wurzelknollen stärkehaltig und essbar sind. Gekocht und mit Olivenöl und groben Salz serviert zu Spargel und gekochten Eiern ein ausgezeichnetes Ostermahl. Nach der griechischen Sage soll der Affodill in der Unterwelt Wiesen bilden, auf denen Minos Gericht über die Toten hält. Bei Homer wird die Unterwelt als Asphodeloswiese bezeichnet. Auf ihr treffen sich die Geister der vor Troja gefallenen Helden – oder der in der Schlacht von Bailén gefangenen und hier auf Cabrera vor Hunger und Durst zwischen Affodill in den Staub gesunkenen Seelen der Grande Armée.
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