Die kleinen Orte Mallorcas: Muro
Joanna, 06. 05. 2013

Wir besuchen heute Muro im Landesinneren von Nord-Mallorca – nicht zuletzt, weil wir gestern im Durchqueren des Ortes auf dem Weg zu unserer Wanderung Camí de Ternelles gemerkt haben, dass es vielleicht doch interessant sein könnte, sich die kleinen “abseitigen” Orte Mallorcas anzuschauen.

Habe nachgelesen, dass die Gemeinde rund 6.700 Einwohner zählt, von denen ca. 14 Prozent Ausländer sind. 2 Prozent der Bewohner sind Deutsche. Muro hat die stärkste Ausländerquote der Insel. Das liegt vor allem daran, dass die Gemeinde von der Landwirtschaft (neben dem Tourismus) lebt. Das hat sehr lange Tradition, denn Mallorca war ursprünglich eine Insel, die weniger vom Fischfang (der nun gar nicht mehr existiert, da wir alles an Fisch weggefischt und fortgegessen haben) als vielmehr von den Landwirtschafterzeugnissen lebte. Und Muro tut es zum Teil immer noch. Nur wollen die Mallorquiner diese “dreckige” Arbeit nicht mehr selbst machen und holen sich Fremdarbeiter vor allem aus Marokko oder allgemeiner aus Nordafrika. Der Hauptort der Gemeinde Muro geht auf eine römische Siedlungsgründung zurück. Zur Zeit der Araberzeit befand sich hier das Landgut Alzebeli.

Nun aber zu den Sehenswürdigkeiten von Muro:

Die Kirche Sant Joan Batista beherrscht architektonisch den eher kleinen Ort. Sie wurde im 16. Jahrhundert erbaut, ist also spätgotisch wirkt aber durch ihren viereckigen Glockenturm recht arabisch. Der Turm ist durch eine schmale Brücke mit der Kirche verbunden. Die Westfront hat ein angeblich schönes Rosettenfester. Wir konnten es nicht nachprüfen, weil Kirche geschlossen.

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Es war heute Markttag auf dem Kirchvorplatz.

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Die zweite Kirche in Muro ist das Kloster Santa Anna (oder Ana). Es heißt in einem Interneteintrag, dass St. Anna “früher als Bühne für Kämpfe zwischen Stieren und Kampfhunden benutzt” wurde. Und als Nachsatz heißt es dort: “Der Stierkampf findet in Muro auch heute noch statt.” Weder zur Kirche noch zu dem weiterhin stattfindenden Stierkampf gibt es tiefergehende Einträge. Und die Klosterkirche war (natürlich) zu.

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Eine weitere Attraktion des Ortes ist das ethnologische Museum der Insel Mallorca, welches in einem ehemaligen Herrenhaus untergebracht ist. Angeblich bietet es “faszinierende Einblicke in die Geschichte der Insel. Jeder, der gerne etwas über den mallorquinischen Alltag wissen will, sollte dieses Museum unbedingt besichtigen.” Wir waren nicht drin – später vielleicht. Denn dort sollen sich u.a. “mit symbolischen Abwehrzeichen bemalte Dachziegel, und eine Sirurell-Zeichnung” befinden.

Fernab vom Touristentrubel scheint in Muro die Welt still zustehen, so heißt es.

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Wir waren auf der Suche nach der Stierkampfarena “La Monumental”. Die Stierkämpfe sind (angeblich) “nicht nur für Muro, sondern für ganz Spanien ein wichtiges Kulturgut“, sagt Bürgermeister Martí Fornés (CDM-PP). In Muro soll es dementsprechend den stärksten Rückhalt für den jährlichen Stierkampf geben. So hat die Gemeinde für La Monumental sage und schreibe 450.000 Euro für den Ankauf und 53.000 Euro in Wartungsarbeiten investiert. Die Anlage ist von 1918, sie war im Privatbesitz und steht unter Denkmalschutz (d.h. sie verkam). Ich las irgendwo im Internet, dass sie aus einem (Kalk?) Bergstück herausgehauen sein soll!

Wir haben sie nach längerem Suchen gefunden. Sie war natürlich zu.

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Ich fragte mich, wie die Stiere in die Arena kamen. Man sieht es vielleicht auf dem Foto, dass die Bühne tief unten liegt. Ein Rundgang um die Mauer brachte keine Klärung, nur die Einsicht, dass die Rückseite einer Müllkippe gleicht. Nicht besonders würdig eines “wichtigen Kulturguts”. Wo ist der Stiereingang?! Und werden Stiere noch auf Mallorca getötet? Ich meine ja, Marcel glaubt das nicht.

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Etwas zum Nachlesen: http://www.mallorcazeitung.es/lokales/2010/08/05/leise-abgang-stiere/17498.html