Camí de Ternelles
Joanna, 04. 05. 2013

Wir haben gestern eine Wanderung auf dem Camí de Ternelles gemacht, für den Wanderfreunde lange und höhst offiziell gekämpft haben: dass er von den privaten Anrainern und Eigentümern, vor allem aber von der (all-) mächtigen Bankerfamilie March (der fast ganz Mallorca gehört oder gehörte), für öffentliche Wanderungen freigegeben wird. Endlich gab es dann auch eine, wenn auch recht sanktionierte Einigung. Man kann mit offizieller Genehmigung den Weg durch das Torrent bis hin zu der Bucht im Norden der Insel machen. Dafür muss man sich im Rathaus von Pollenca (online) anmelden, ein Formular ausfüllen, die Paßnummer angeben und warten, ob man eine offizielle Anmeldeschrift mit Stempel und Unterschrift bekommt. Höchstens 20 Personen dürfen pro Tag diesen Weg gehen.

Wir waren die Glücklichen, die alle Hürden genommen haben, am Freitag vormittag vor einem Stahlgatter standen und auf den Klingelknopf drücken dürften. Man wurde eingelassen und in einem Wärterhäuschen “kontrolliert”. Dann mussten wir noch eine Erklärung unterschreiben, dass wir darüber informiert worden sind, welche Wege nicht betreten werden dürfen, weil die “Zonen”, durch die sie führen, gesperrt sind. Diese Zonen sind wahrlich nicht klein! Alles in allem kann man zusammenfassen, dass das Prozedere typisch spanisch war, nämlich alles ‘ganz unproblematisch und locker’ genommen und gemeistert wurde, da das meiste verboten und/oder privat und/oder “Wildjagdgebiet” (privat natürlich). Mit dem Ergebnis, dass man praktisch nur auf dem autobanähnlich ausgebauten (wenigstens nicht asphaltierten) Weg vom Wärterhäuschen bis zur Bucht, ca. 10 km eine Strecke, “durchgehen” konnte. Sobald man den Weg verließ, war da entweder die “verbotene Zone” oder ein Areal von Drahtzäunen mit Stacheldrahtsicherung nach oben hin, beides hinderte einen doch sehr am echten Wandererlebnis bzw. Genuß.

Die Wanderung steht unserer Meinung nach in keinem (!) Verhältnis zu dem um sie veranstalteten “Hipe”. Am meisten bedauerte ich, dass das Kastell – wirklich ein Juwel baulicher Mimikriarbeit – in und auf den auffälligen Bergzagel hineingesetzt (und kaum zu erkennen), nicht nur nicht zu besichtigen, sondern auch der Weg dorthin verboten war. Wären wir auf dem Rückweg nicht zu müde, so hätte ich mich in einer großen anarchischen Geste über dieses Verbot hinweggesetzt, und wäre hin… aber der reguläre Weg hat uns mürbe gemacht. Und außerdem mussten wir um spätestens 18:00 Uhr wieder am Häuschen sein: natürlich Vorschrift.

Für diejenigen, die trotzdem dorthin wollen: Schön ist der erste Abschnitt des Torrents (wenn man noch nie welche auf Mallorca gesehen hat, dann wird man durchaus begeistert sein), wo der Weg sich am Bach entlang schlängelt. Dann längere Zeit nichts, was erwähnenswert wäre und schließlich öffnet sich das enge Torrenttal hin zu weitläufigen Feldern – Weideland für dicke Schafe. Dieser Abschnitt mit den glöckchenbehangenen Schafen, die in dem ausgetrockneten Wasserlauf zusammengekauert schiefen, hat uns am besten gefallen. Die Kulisse ist “einmalig” und die Glöckchen zusammen mit dem Wind, der bei unserer Wanderung dort ordentlich durchgeblasen ist, ergänzen die visuellen Eindrücke: der Felsen mit der “verbotenen” Burg (maurischen Ursprungs) auf der linken Seite und der Bergmassiv auf der rechten. Der Wegabschnitt, der dann folgte, führt in gewundenen Kehren runter zu einer sehr schönen – jetzt zum Baden zu kalten – Kieselbucht. Immer wieder neue Ansichten eröffneten sich uns – allerdings hört das Reizvolle dieses Weges schlagartig auf, sobald man ihn auch zurückgehen muss! Anstrengend nicht nur durch die Steigung, sondern auch durch den langweiligen Fahrwegcharakter.

Alles in allem hoch überschätzt der Camí. Auch wenn die Gegend insgesamt sehr reizvoll ist. Vielleicht gibt es noch andere Möglichkeiten, sich diesem Tal und seinen Bergen zu widmen…

Wir “entdeckten” aber auf dem Hin- und Rückweg einiges Sehenswerte oder auch Skurrile in Muro, Santa Margalida und Sa Pobla. Unter anderem Stierarenen, von denen wir bis dato keine Ahnung hatten. Unsere schwachen Reiseführe berichten auch nichts darüber… Dazu aber später mehr.

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