Joanna, 03. 10. 2012

Marcel ist der Meinung, dass man die Delfine nicht sehen kann: zu klein auf den Fotos.

Ich bin da ganz anderer Meinung – und außerdem kann ich unmöglich meine kleinen Lieblinge einfach unerwähnt lassen!

Also ist hier ein wichtiger Nachtrag für unsere gesamte Reise in Fotos:

Zunächst die Wasserschildkröten – wenn man es weiß, dann sieht man sie auch :)

Und nun die Hauptakteure:

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Marcel, 29. 09. 2012

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Marcel, 28. 09. 2012

Wir ankern gegenüber von Alghero in einer hübschen, kleinen Bucht, die von seichten Hügeln umgeben ist. Die Landschaft erinnert stark an die spanische Mittelmeerküste, vor allem an die, der Balearen, die knapp 200 Seemeilen im Westen liegen. Macchiabedeckte Hügel, die plötzlich schroff in die Buchten abfallen. Dazwischen winzige Sandstrände, die von Pinienwäldern eingeschlossen sind. Und tatsächlich, über den Dächern von Alghero weht die rot gelb gestreifte katalanische Flagge neben der Sardischen und Italienischen! Über viele Jahrhunderte gehörte Alghero, Katalanisch L’Alguer, zum Hause Aragon. In vielen Dingen lebt die katalanische Geschichte weiter: es gibt eine lokale Variation der Paella und viele Familien sprechen noch immer einen katalanischen Dialekt. Wir werden die Stadt in den nächsten Tagen noch erkunden.
Hinter der nächsten Landzunge wartet die Marina von Fertilia, die nach knapp 700 Seemeilen für ein paar Wochen unser Stützpunkt wird. Fertilia wurde in den 30er Jahren von den Faschisten angelegt, nachdem die umliegenden Sümpfe (Fertilia bedeutet Fruchtbarkeit) trockengelegt wurden. Eine Stadt auf dem Reißbrett angelegt. Eine „Prachtstraße“ als zentrale Ache führt vom Meer, von der Marina, gesäumt von Arkaden auf die Kirche zu. Der Pastor schaut bei geöffneten Pforten über die Köpfe seiner braunen Schäfchen hinweg direkt aufs Meer und das auf der anderen Seite der Bucht gelegene Alghero!

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Marcel, 26. 09. 2012

Bosa mit seinem Hafenvorort Bosa Marina liegt an der Mündung des Temo, dem einzigen ca. zehn Kilometer schiffbaren Fluss Sardiniens. Am Abend fahren wir in die schmale Flussmündung ein, die durch einen neuen Wellenbrecher geschützt wird. Da dieser noch nicht in unseren Seekarten verzeichnet ist, sowenig wie die dazugehörigen befeuerten und unbefeuerten Seezeichen, sind wir froh, dass das Bleigrau des letzten Dämmerlichts die Flussufer erhellt. Das Echolot zeigt durchgehend über drei Meter Wassertiefe. Unsere Seekarte zeigt noch Wassertiefen von maximal zwei Metern. In Carloforte trafen wir ein deutsches Seglerpaar, das von Norden kommend Tags voraus Bosa angelaufen hat. Ohne diese Informationen währen wir wohl bis Alghero weiter gefahren, da der außen liegende Hafen von Bosa Marina nach Süden weit geöffnet ist und so eine unangenehme Dünung hineinlässt.

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Marcel, 24. 09. 2012

Auf der schmalen Halbinsel Sinis, ein paar Kilometer von unserer Marina entfernt, gibt es einiges zu sehen. In dem kleinen Ort San Giovanni di Sinis steht die gleichnamige Kirche, deren ältesten Teile aus dem 5. Jahrhundert stammen. In den Reiseführern ist von der ältesten, eine der ältesten oder der zweitältesten Kirche Sardiniens die Rede. Die byzantinische Kuppelkirche wurde im 11.-13. Jahrhundert von Benediktinern erweitert.
Folgt man der einzigen Straße auf die Halbinsel hinaus, gelangt man nach Tharros, der größten erhaltenen phönizisch-römischen Hafenstadt Sardiniens. Ein Teil der Ruinen befinden sich heute überspült in der Bucht, da sich der Meeresspiegel über die Jahrhunderte gehoben hat. Sehr gut zu sehen sind die Abwasserkanäle und Strassenbelege der Römer aus Basaltstein.
Später besichtigen wir noch das winzige und verlassene Örtchen San Salvatore. Zu Ruhm gelangte der staubige Ort durch Wildwestkulissen, die leider vor kurzer Zeit abgebaut wurden. Clint Eastwood und Terence Hill, alias Mario Girotti, drehten hier.
Enttäuschend ist jedoch, wie sich der WWF um eines der Schutzgebiete am Kap Seu kümmert. Wie es aussieht, gar nicht. Die Informationshäuser sind verlassen und alle hundert Meter stößt man auf wilde Müllkippen.

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Marcel, 23. 09. 2012

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Die Insel San Pietro ist in mehrerer Hinsicht untypisch für Sardinien. Die Einwohner stammen genuesischen Fischern ab, die im 18. Jahrhundert von der mehrere Jahrhunderte genuesisch besetzten Insel Tabarca, vor der Tunesischen Küste, fliehen mussten. Ansonsten sind die Sarden, obwohl auf einer Insel lebend, eher ein Bergvolk. Zu den Flüchtlingen von Tabarca gesellten sich einige Familien aus Pegli bei Genua. So ist die Architektur des Hauptortes Carloforte ligurisch geprägt. Die Einwohner sprechen noch einen Ligurischen Dialekt und die Straßenschilder sind mehrsprachig: ligurisch, sardisch und italienisch.
Wie gesagt, die Einwohner, die nicht vom Tourismus leben, sind Fischer – Thunfischer. Im Frühjahr ziehen große Schwärme von Thunfischen vom westlichen Mittelmeer und dem Atlantik nach Osten zum Laichen. An einer der winzigen San Pietro vorgelagerten Inseln wird der Schwarm mit verankerten Netzen abgefangen, die sich zur letzten Kammer immer weiter verjüngen. In der Camera de la Morte, der Todeskammer, werden die wehrlosen Tiere erschlagen und mit langen Haken an Bord gezogen. Dass die Prozedur, mattanza genannt, eine Jahrhunderte lange Tradition hat, macht es nicht besser. Die Fischer fahren zunächst in einer schweigsamen Bootskarawane hinaus aufs Meer. Während der mattanza wird ein überliefertes Lied gesungen, dass das Abschlachten begleitet.
Auch an anderer Stelle, sind blutige Traditionen überdacht und abgeschafft worden, wie der spanische Stierkampf. In diesem Sinne sollte auch die hiesige Tradition überdacht werden, zumal die weltweiten Bestände an Thunfisch bereits dramatisch zurück gegangen sind.

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Marcel, 22. 09. 2012

Die erste Nacht unserer Überfahrt von Sizilien nach Sardinien beginnt unruhig. Bei 4bf von achtern sind alle Segel gesetzt, der große Klüver nach Luv ausgebaumt. Die See ist zunächst noch aufgewühlt, Kreuzseen lassen Chulugi um alle Achsen tanzen – krängen, rollen, gieren. Später wird die Dünung von achtern länger und ruhiger. Nur gelegentlich läuft noch eine Sekundärdünung von Steuerbord durch. Den Windpiloten haben wir durch den elektrischen Autopiloten ersetzt, der den Kurs besser hält, wodurch wiederum die Segel besser stehen und weniger schlagen. Kurz vor Sonnenuntergang ist die Zeit der Delfine. Uns begleitet eine Zeit lang eine ganze Schule. Fünf oder sechs Tiere spielen um unseren Bug herum. Dann verschwinden sie so schnell, wie sie aufgetaucht sind. Vermutlich sind wir ihnen zu langsam.
Der Mond ist nach ein paar Stunden wieder verschwunden. Nur die Sterne spenden dem Auge Halt am Firmament. In der Dunkelheit kann man Stunden damit verbringen in die Aufwirbelungen des Kielwassers zu schauen. Leuchtplankton schimmert und blitzt hier und da auf. Eine Menge Leuchtquallen, die gefährlichen roten, wir haben gestern eine im Eimer gefangen und fotografiert, ziehen in kleinen Schwärmen vorbei. Kaum andere Schiffe sind auf dieser Route zu sehen. Das AIS zeigt einige Frachter und Tanker in einigen Meilen Entfernung, weit hinter der Krümmung des Horizontes. Hier und da taucht ein Licht über der Kimm auf und verschwindet bald wieder. Seltsam, dass in diesem zentralen Teil des Mittelmeeres so wenig Verkehr herrscht.
Auch am Tag 2 begegnen uns kaum andere Schiffe. Der Wind lässt am Vormittag nach. Bei 5kn aus S starten wir den Motor. Erst am Abend können wir wieder ein Stück segeln. Pünktlich zum Abendessen tauchen wieder ein paar Delfine auf, zeigen uns nur schnell ein paar gekonnte Sprünge rückwärts und sind tauchen wieder ab. Kurz vor der sardischen Küste schläft der Wind fast komplett ein. Leider haben wir laut unserer Tankanzeige nur noch 27 Liter Diesel im Tank. Das muss bis morgen früh reichen, um nicht den Reservekanister zu bemühen.

Gute Nacht.

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Marcel, 21. 09. 2012

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Ja, Marettimo war uns nicht wohlgesonnen. Dabei offensichtlich so eine schöne Insel! Wie schade, dass es ausgerechnet hier alles so schief lief – und nicht bspw. auf Gozo (denn Gozo wie Malta sind Inseln “zum Vergessen” und Linksliegenlassen, besonders wenn man die Vorliebe der Insulaner hinzuzieht, auf alles was fliegt zu schießen und dies einfach aus “Spaß”. Aber Marcel wollte mir nicht glauben…)!

Ich versuchte eine angeblich einfache Wanderung, aber mußte wegen Höhenangst (eine ausgesetze Stelle) abbrechen, zumal Marcel wieder das Boot verholen mußte und mir nicht helfen konnte.

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Hier waren wir noch ahnungslos, dass auch dieser “Parkplatz” nicht von dauer war.

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Votivbilder (seltsamerweise Reproduktionen!)

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Mittagessen – Menükarte mündlich vorgetragen – leider nahm hier auch das Elend seinen Anfang: der Restaurantebesitzer wurde angerufen, ob die Eigner des “velo nera” nicht bei ihm sitzen… doch, das taten wir und Marcel mußte weg, wir dachte schon, die Jacht ist gerammt, abgetrieben oder gesunken. Aber nein, wir parkten falsch!

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Am nächsten Tag verholten wir in eine sehr schöne Bucht im Naturschutzgebiet und lagen an einer bezahlten Tonne, doch das Wetter war stürmisch, wir blieben nur fürs Mittagessen. Die “Sarazenerburg” sah wirklich so aus, als ob sie aus dem Felsen emporgewachsen wäre! Sobald wir die Insel im Kielwasser ließen, wurde das Wetter strahlend (wenn auch windig). Eine Wolken- und Molenmeister-Insel…

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Marcel, 20. 09. 2012

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Marettimo liegt von den Egadischen Inseln von der sizilianischen Küste am weitesten entfernt und ragt bis über 600 Meter aus dem Meer. Hier wollen wir wandern. Die Insel hat nur einen Ort gleichen Namens mit einem winzigen Hafen in den wir am Morgen einlaufen und feststellen, dass der Steg für Gastyachten gerade repariert und auseinandergenommen wird. Der Hafen ist eng und besteht ansonsten nur aus einer langen Betonmole an der einige Fischer liegen. Wir machen uns halbwegs verständlich und legen hinter diesen an. Mit etwas Fantasie kann man die Sprache als Italienisch identifizieren, in der sich die Fischer unterhalten, aber sicher sind wir da nicht. Wir sind froh, nach 145 Meilen endlich wieder die Leinen belegt zu haben.
In Marettimo-Ort gibt es einige Bars, Restaurants, ein Hotel und einige Bed&Breakfast-Unterkünfte. Zur Mittagszeit wirken die engen Gassen dennoch wie ausgestorben. Man hat sich auf Taucher und Wanderer eingestellt. Der gesamte Archipel der Egadischen Inseln ist als Naturreservat ausgewiesen. Auch für das Ankern und Befahren der Gewässer gibt es besondere Bestimmungen.
Vom großen Weltgeschehen nehmen die Inseln keine besondere Kenntnis. Nur im Jahre 241 vor Christus gelangten die damals Aegates genannten Inseln zu Ruhm, als Rom in einer Seeschlacht Kathargo besiegte und damit den Ersten Punischen Krieg für sich entscheiden konnte. Später brachte lediglich die Ausbeutung der Natur durch Korallenhandel und Thunfischfang ein Auskommen. Da von beidem nicht mehr viel übrig ist, werden jetzt Touristen geschröpft.
Wir sitzen gerade gemütlich und von der langen Fahrt seit Linosa erschöpft beim Mittagessen, als der Wirt uns heftig signalisiert, ob uns das Schiff gehörte, dass im Hafen das Anlegen der Fähre blockiert. Anscheinend hat man im Dorf schon herumtelefoniert. Ich stürze zurück zum Hafen und finde schon einige starke Männer vor, die Chulugi um einige Meter verholen um der der Schnellfähre Platz zu machen, die vor uns längsseits geht. Ein in wichtigem weiß gekleideter und mit gegeelten Haaren, grimmig drein guckender Oberkommandeur der Guardia Costiera verlangt augenblicklich Papiere und Pass, macht kehrt und lässt seine beiden (freundlichen) Lakeien mit mir zurück. Wir trotten hinterher in die winzige Amtsstube, wo einer der Hilfshafenarbeiter meinen Namen googelt und entdeckt, dass ich Schriftsteller bin, während der andere mir ein Knöllchen von 300€ verpasst. Der weiße Obermolenwart indes ist irgendwo im Hinterzimmer verschwunden. Ich kann innerhalb von sechs Wochen überweisen oder innerhalb von drei Wochen im Hafenamt von Trapani Einspruch einlegen. Das werde ich tun!