Marcel, 29. 09. 2012

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Marcel, 28. 09. 2012

Wir ankern gegenüber von Alghero in einer hübschen, kleinen Bucht, die von seichten Hügeln umgeben ist. Die Landschaft erinnert stark an die spanische Mittelmeerküste, vor allem an die, der Balearen, die knapp 200 Seemeilen im Westen liegen. Macchiabedeckte Hügel, die plötzlich schroff in die Buchten abfallen. Dazwischen winzige Sandstrände, die von Pinienwäldern eingeschlossen sind. Und tatsächlich, über den Dächern von Alghero weht die rot gelb gestreifte katalanische Flagge neben der Sardischen und Italienischen! Über viele Jahrhunderte gehörte Alghero, Katalanisch L’Alguer, zum Hause Aragon. In vielen Dingen lebt die katalanische Geschichte weiter: es gibt eine lokale Variation der Paella und viele Familien sprechen noch immer einen katalanischen Dialekt. Wir werden die Stadt in den nächsten Tagen noch erkunden.
Hinter der nächsten Landzunge wartet die Marina von Fertilia, die nach knapp 700 Seemeilen für ein paar Wochen unser Stützpunkt wird. Fertilia wurde in den 30er Jahren von den Faschisten angelegt, nachdem die umliegenden Sümpfe (Fertilia bedeutet Fruchtbarkeit) trockengelegt wurden. Eine Stadt auf dem Reißbrett angelegt. Eine „Prachtstraße“ als zentrale Ache führt vom Meer, von der Marina, gesäumt von Arkaden auf die Kirche zu. Der Pastor schaut bei geöffneten Pforten über die Köpfe seiner braunen Schäfchen hinweg direkt aufs Meer und das auf der anderen Seite der Bucht gelegene Alghero!

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Marcel, 26. 09. 2012

Bosa mit seinem Hafenvorort Bosa Marina liegt an der Mündung des Temo, dem einzigen ca. zehn Kilometer schiffbaren Fluss Sardiniens. Am Abend fahren wir in die schmale Flussmündung ein, die durch einen neuen Wellenbrecher geschützt wird. Da dieser noch nicht in unseren Seekarten verzeichnet ist, sowenig wie die dazugehörigen befeuerten und unbefeuerten Seezeichen, sind wir froh, dass das Bleigrau des letzten Dämmerlichts die Flussufer erhellt. Das Echolot zeigt durchgehend über drei Meter Wassertiefe. Unsere Seekarte zeigt noch Wassertiefen von maximal zwei Metern. In Carloforte trafen wir ein deutsches Seglerpaar, das von Norden kommend Tags voraus Bosa angelaufen hat. Ohne diese Informationen währen wir wohl bis Alghero weiter gefahren, da der außen liegende Hafen von Bosa Marina nach Süden weit geöffnet ist und so eine unangenehme Dünung hineinlässt.

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Marcel, 24. 09. 2012

Auf der schmalen Halbinsel Sinis, ein paar Kilometer von unserer Marina entfernt, gibt es einiges zu sehen. In dem kleinen Ort San Giovanni di Sinis steht die gleichnamige Kirche, deren ältesten Teile aus dem 5. Jahrhundert stammen. In den Reiseführern ist von der ältesten, eine der ältesten oder der zweitältesten Kirche Sardiniens die Rede. Die byzantinische Kuppelkirche wurde im 11.-13. Jahrhundert von Benediktinern erweitert.
Folgt man der einzigen Straße auf die Halbinsel hinaus, gelangt man nach Tharros, der größten erhaltenen phönizisch-römischen Hafenstadt Sardiniens. Ein Teil der Ruinen befinden sich heute überspült in der Bucht, da sich der Meeresspiegel über die Jahrhunderte gehoben hat. Sehr gut zu sehen sind die Abwasserkanäle und Strassenbelege der Römer aus Basaltstein.
Später besichtigen wir noch das winzige und verlassene Örtchen San Salvatore. Zu Ruhm gelangte der staubige Ort durch Wildwestkulissen, die leider vor kurzer Zeit abgebaut wurden. Clint Eastwood und Terence Hill, alias Mario Girotti, drehten hier.
Enttäuschend ist jedoch, wie sich der WWF um eines der Schutzgebiete am Kap Seu kümmert. Wie es aussieht, gar nicht. Die Informationshäuser sind verlassen und alle hundert Meter stößt man auf wilde Müllkippen.

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Marcel, 23. 09. 2012

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Die Insel San Pietro ist in mehrerer Hinsicht untypisch für Sardinien. Die Einwohner stammen genuesischen Fischern ab, die im 18. Jahrhundert von der mehrere Jahrhunderte genuesisch besetzten Insel Tabarca, vor der Tunesischen Küste, fliehen mussten. Ansonsten sind die Sarden, obwohl auf einer Insel lebend, eher ein Bergvolk. Zu den Flüchtlingen von Tabarca gesellten sich einige Familien aus Pegli bei Genua. So ist die Architektur des Hauptortes Carloforte ligurisch geprägt. Die Einwohner sprechen noch einen Ligurischen Dialekt und die Straßenschilder sind mehrsprachig: ligurisch, sardisch und italienisch.
Wie gesagt, die Einwohner, die nicht vom Tourismus leben, sind Fischer – Thunfischer. Im Frühjahr ziehen große Schwärme von Thunfischen vom westlichen Mittelmeer und dem Atlantik nach Osten zum Laichen. An einer der winzigen San Pietro vorgelagerten Inseln wird der Schwarm mit verankerten Netzen abgefangen, die sich zur letzten Kammer immer weiter verjüngen. In der Camera de la Morte, der Todeskammer, werden die wehrlosen Tiere erschlagen und mit langen Haken an Bord gezogen. Dass die Prozedur, mattanza genannt, eine Jahrhunderte lange Tradition hat, macht es nicht besser. Die Fischer fahren zunächst in einer schweigsamen Bootskarawane hinaus aufs Meer. Während der mattanza wird ein überliefertes Lied gesungen, dass das Abschlachten begleitet.
Auch an anderer Stelle, sind blutige Traditionen überdacht und abgeschafft worden, wie der spanische Stierkampf. In diesem Sinne sollte auch die hiesige Tradition überdacht werden, zumal die weltweiten Bestände an Thunfisch bereits dramatisch zurück gegangen sind.

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Marcel, 22. 09. 2012

Die erste Nacht unserer Überfahrt von Sizilien nach Sardinien beginnt unruhig. Bei 4bf von achtern sind alle Segel gesetzt, der große Klüver nach Luv ausgebaumt. Die See ist zunächst noch aufgewühlt, Kreuzseen lassen Chulugi um alle Achsen tanzen – krängen, rollen, gieren. Später wird die Dünung von achtern länger und ruhiger. Nur gelegentlich läuft noch eine Sekundärdünung von Steuerbord durch. Den Windpiloten haben wir durch den elektrischen Autopiloten ersetzt, der den Kurs besser hält, wodurch wiederum die Segel besser stehen und weniger schlagen. Kurz vor Sonnenuntergang ist die Zeit der Delfine. Uns begleitet eine Zeit lang eine ganze Schule. Fünf oder sechs Tiere spielen um unseren Bug herum. Dann verschwinden sie so schnell, wie sie aufgetaucht sind. Vermutlich sind wir ihnen zu langsam.
Der Mond ist nach ein paar Stunden wieder verschwunden. Nur die Sterne spenden dem Auge Halt am Firmament. In der Dunkelheit kann man Stunden damit verbringen in die Aufwirbelungen des Kielwassers zu schauen. Leuchtplankton schimmert und blitzt hier und da auf. Eine Menge Leuchtquallen, die gefährlichen roten, wir haben gestern eine im Eimer gefangen und fotografiert, ziehen in kleinen Schwärmen vorbei. Kaum andere Schiffe sind auf dieser Route zu sehen. Das AIS zeigt einige Frachter und Tanker in einigen Meilen Entfernung, weit hinter der Krümmung des Horizontes. Hier und da taucht ein Licht über der Kimm auf und verschwindet bald wieder. Seltsam, dass in diesem zentralen Teil des Mittelmeeres so wenig Verkehr herrscht.
Auch am Tag 2 begegnen uns kaum andere Schiffe. Der Wind lässt am Vormittag nach. Bei 5kn aus S starten wir den Motor. Erst am Abend können wir wieder ein Stück segeln. Pünktlich zum Abendessen tauchen wieder ein paar Delfine auf, zeigen uns nur schnell ein paar gekonnte Sprünge rückwärts und sind tauchen wieder ab. Kurz vor der sardischen Küste schläft der Wind fast komplett ein. Leider haben wir laut unserer Tankanzeige nur noch 27 Liter Diesel im Tank. Das muss bis morgen früh reichen, um nicht den Reservekanister zu bemühen.

Gute Nacht.

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