Joanna & Marcel, 26. 07. 2010

Mit dem Auto erkunden wir an zwei Tagen den Nordosten und Nordwesten der Insel Korfu. Die Küstenstraße schlängelt sich von Gouviá aus nach Norden und von dort Richtung Westen immer am Berghang entlang. Die ersten Kilometer sind geprägt von Bettenburgen, Wäldern aus Reklameschildern und Verkaufsständen voller Plastikmüll in Form von Sonnenschirmen, Luftmatratzen, Gummitieren, Strandspielzeug und billigen Devotionalien mit I ♥ Corfu-Aufdrucken. Stillere Ortschaften und einzelne Weiler findet man, wenn man sich von der Küstenstraße nach Westen in die Berge hinaufarbeitet. Am besten erfährt man die Landschaft zu Fuß. Wir stellen das Auto am Ende einer asphaltierten Straße ab und satteln die Rücksäcke. Eine kleine Betonstraße quält sich in praller Mittagssonne den Berg hinauf. Die Vegetation trocken und verbrannt. Oben findet sich ein von der EU finanzierter verlassener Parkplatz mit kleineren Neubauruinen – vielleicht Toilettenhäußchen? Hier oben?

Auf einem engen Fußweg beginnen wir von hier den Abstieg in den Schlund der Erde. Plötzlich ist es um uns herum dicht und tiefgrün bewachsen. Eine Smaragdeidechse huscht in die Büsche, kurz bevor ich den Auslöser des Fotoapparats drücken kann. Immer tiefer geht es hinunter bis uns eine von Tropfsteinen bewachsene Felsendecke die Sonne nimmt. Es ist sofort spürbar kühler. Ganz unten hört man Wasser tropfen. Unsere Stimmen werden von den Felswänden zurückgeworfen. Nach einer kleinen Pause steigen wir den Hang wieder hinauf und gehen zurück zum Auto.


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Lagune bei Pelekito – Palio Perithia – Westküste


Der schönste Part unserer mehrfachen Versuche, mit dem Wander-Rother eine straßen- und hotelfreie Wanderung zu finden. Das Wasser war überraschenderweise sehr kalt und die Buchten nicht überlaufen. Ich traute meinen Augen nicht! Denn bis dahin hatten wie keine besonders angenehme Erfahrungen mit dem Tourismus- und Straßenbaupolitik der Insel gemacht. Ich denke, daß die Insel zur Zeiten Durrells, also bis in die 1950er Jahre wirklich ein Juwel war. Leider ist das, was man davon als eine kleine Ahnung bekommen konnte, unmittelbar bedroht. Es drückte auf unsere Stimmung, aber wir haben die Hoffnung, daß bspw. diese Doppelbucht so bleibt, wie sie sich uns präsentierte.


Ein Stück Mexiko in den Bergen: Verlassene Dörfer, die sich jetzt ein wenig mit Tourismus und Tavernen füllen.



Eine sehr schöne, kurze Wanderung entlang der (tobenden) „Nord-Ost See“.

Für mehr Impressionen, siehe unter Picasa:

Joanna & Marcel, 24. 07. 2010

Wir verbringen ein langes Wochenende auf Korfu. Die Mittagshitze in der Marina bei feucht-schwüler Luft veranlasst uns dazu, für eine Nacht Gouviá zu verlassen und in das nur 7sm entfernte Kalami zu segeln. Dort wollen wir das „White House“ besuchen, in dem die Familie Durrell in den 1930er Jahren bis zum Einmarsch der deutschen Truppen gewohnt hat (siehe unter Reisebegleiter). Das Haus beherbergt eine Taverne und ein Appartment im oberen Stockwerk.

Die Bucht ist mehr als lebhaft. Motorboote kreisen wie lästige Fliegen um die ankernden Yachten. Wir versuchen uns auszumalen, wie die Bucht vor 70 Jahren ausgesehen hatte. Das „Rebhuhn“ in dem sich Laurace „Larry“ Durrell mit seinen Künstler- und Literatenfreunden regelmäßig traf, konnten wir nicht ausfindig machen.


Kalami hat man einen traumhaften Blick hinüber zur albanischen Küste. Nur wenige Meilen trennen Kurfu an dieser Stelle vom Festland. Steigt man etwas den Hügel hinauf sieht man die Hafenstadt Sarandë, in der wir in wenigen Wochen nach Albanien einklarieren wollen.


Bei Durrells zu Gast.

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(1) Die Durrells in Corfu Margo, Nancy (Lawrence’s Frau), Lawrence, Gerald und ihre Mutter, Louise.
(2) Lawrence (l) und Gerald Durrell. Photograph: Loomis Dean/Getty

Marcel, 18. 06. 2010

Die letzten 20 Meilen liegen vor uns, das Südkap von Korfu oder Kerkyra 5 Meilen voraus. Wir haben endlich nach langer Zeit wieder 100m² Segelfläche gesetzt – Groß, Fock und Klüver stehen im Wind. Bei moderaten 3 bf Wind aus NW machen wir 3,7kn. Das ist keine Rekordgeschwindigkeit, aber wir wollen die letzten Stunden auf See so gut nutzen, wie es geht. Auch auf die Gefahr hin, wieder einmal im Dunkeln in Gouviá anzukommen. In beleuchteten Marinas ist das Anlegen bei Nacht nicht so problematisch, wie in stockfinsteren Buchten nach einem geeigneten Ankerplatz zu suchen. Zumal man sich auch auf die elektronischen Seekarten nicht immer verlassen kann. Der Peloponnes zieht an steuerbord an uns vorbei. Paxos verschwindet achtern zwischen diesigem Himmel und azurblauem Meer.

Hinter dem Südkap von Korfu verschwindet auch der Wind wieder zur Gänze und kommt dann plötzlich aus E, leider nicht ausreichend zum segeln. Unter Motor legen wir die letzten Meilen nach Gouviá zurück. Aus dem Dunst taucht vor uns Kerkyra-Stadt auf. Die Akropolis und die Altstadt im Sonnenuntergang ist ein letztes kleines Highlight unserer zweieinhalbwöchigen Reise.

Im Nordosten tauchen in der feuchten, heißen Luft des Abends die Berge der albanischen Küste auf. Kurz vor dem Ziel packt uns schon jetzt das Fernweh und der Wunsch, am nächsten Morgen die Leinen wieder los zu werfen. In Gedanken sind wir schon auf unserer nächsten Fahrt nach Albanien, Montenegro und Kroatien.

Um 2045 erreichen wir im letzten Licht des Tages die riesige Gouviá Marina. Nach 518 Seemeilen, 4 Breiten- und 5 Längengraden. Insgesamt haben wir seit dem 1. Januar diesen Jahres 1.045 Seemeilen mit Chulugi zurückgelegt!

Marcel, 17. 06. 2010

Nur 2,5sm von Gaios nach Norden liegt der kleine, ruhige Ort Longos (Loggos), den wir uns für den letzten Tag vor der Überfahrt nach Korfu aussuchen. Das Bild wird geprägt von einem winzigen Fischerhafen, gerahmt von ein paar Häusern und einer Handvoll Tavernen. Daneben steht die Ruine einer alten Olivenöl- und Seifenfabrik mit einem gemauerten Kamin. Von den, in den Reiseführern beschriebenen Plänen, die Fabrik in ein Hotel umzubauen, ist man scheinbar noch weit entfernt. In diesem verfallenen Zustand unterstreicht die Ruine aber das romantische Bild, welches man sich bei Annäherung von See von Longos macht. Einzig eine fährenähnliche, riesige Motoryacht zerstört dieses Gemälde. Anstatt in der Bucht zu ankern, fallen die Anker gute 200m vor einem kleinen Anleger, an welchem das Monstrum mit dem Heck festmacht. Die Gäste der drei Tavernen schauen jetzt anstatt aufs Meer und in die Bucht hinaus, auf einen bierbäuchigen Engländer in zu kurzer Badehose, der wie Jabba the Hutt auf dem Achterdeck herumwabert.

Der Ort besteht aus zwei Straßen, von denen sich die eine leider zwischen den Fischerbooten und den seeseitigen Restaurants entlang schlängelt. Auch der Linienbus zwängt sich über den nur wenige Meter breiten Asphalt. Davon abgesehen ist der Ort die Ruhe selbst. In einer Ecke nahe der alten Fabrik ist ein Katzenasyl eingerichtet. Eigentlich sind die Griechen nicht für ihre Liebe zu Hunden und Katzen berühmt, zu streunenden Tieren schon gar nicht. Wir spenden einen Sack Katzenfutter und schlendern weiter in der Hitze des Nachmittags durch die Gassen. Es gibt ein altes Schulgebäude in dem im Spätsommer ein über die Insel hinaus bekanntes Klassik-Festival statt findet.

Unter anderem soll sich in Longos der beste Koch der Insel niedergelassen haben. Man bekommt “neue griechische Küche” serviert. Am Nachmittag wollen wir uns das WM Spiel der Griechen anschauen und die gastronautische Reise bei jenem Vassili abschließen, der so gelobt wird. Denn für den morgigen Abend in Gouviá auf Korfu machen wir uns nicht so große Hoffnungen auf einen kulinarischen Höhepunkt.

Die Griechen gewinnen dann ihr Spiel mit 2:1 und sichern sich den Verbleib im Turnier. Das scheint die Einheimischen aber nur beiläufig zu interessieren. Die Gäste in den Bars schlürfen unaufgeregt ihre Limonaden. Bei Vassilis bekommen wir Lachscarpaccio mit Orangen-Chili-Gelee und frischen Seeigel in Öl und Zitrone (s. unter „Gastronautisches“). Der Chardonnay aus organischem Anbau rundet das Dinner fantastisch ab. Es hat sich also gelohnt.

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Marcel, 16. 06. 2010

Der Sage nach hat Poseidon mit seinem Dreizack die Insel von der Südspitze Korfus abgetrennt, um ein geschütztes Liebesnest für sich und seine Geliebte Amphitrite zu schaffen. Der Dreizack ist daher das Emblem der Insel. Er wird von zwei springenden Delphinen gerahmt. Der Hauptort der Insel, Gaios, ist durch einen nur wenige Meter breiten Kanal von den vorgelagerten Inseln Ag. Nikolaos und Panaghia getrennt. Der Kanal, der an manchen Stellen lediglich 2,5m tief ist, hat die Anmutung eines Flusshafens. Am Ufer stehen noch einige alte Häuser im venezianischen Stil. Nach der „Flussfahrt“ um die Inseln herum, ankern wir auf 7m Wassertiefe vor der Inselkapelle Ag. Nikolaos, außerhalb des Hafens, neben einem Japaner.

In den 60er Jahren gab es auf Paxos lediglich ein richtiges Dorf, Gaios. Auf der gesamten Insel zählte man nur ein paar hundert Seelen. Gaios bestand aus zwei Straßen und dem Kirchplatz, der zur Hafenmole hin geöffnet ist. Heute tummeln sich in Gaios eine Taverne neben der anderen. Der Ort zählt zu einem Highlight des Yachttourismus auf den Ionischen Inseln und hat sich entsprechend gemausert.

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Joanna, 15. 06. 2010

Eine Spontanwanderung, könnte man sagen. Geplant war nur ein kleiner Ausflug zum nächsten Ort in den Bergen – geworden ist aber eine Tagestour. Eigentlich nicht verwunderlich. Und nicht verwunderlich ist auch die Tatsache, daß wir einige der Sehenswürdigkeiten nicht gefunden, oder nicht so vorgefunden haben, wie wir sie uns vorstellten.
Wieder einmal ein Grund mehr, diese wunderbare Insel Ithaka anzulaufen!

Unser Weg führte aus dem kleinen Fischerdorf Frikes entlang eines im Sommer trockenen Bachlaufs. Zwar ist dieser einbetoniert, dennoch hat er seinen Reiz, wie die kleinen Brücken darüber gelegt liegen und zu den alten Häusern oder Gerten hinüberführen.


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Venezianische Villa mit dem Marcus-Löwen

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Sokrates und die Nähmaschine. Kuriose, sogenannte Volksmonumente.

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Lokalpoet – sehr sympathischer Mann

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Die römische Quelle in Kalamos an einem verlassenen Haus, das wir drauf und dran waren zu kaufen…

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Eidechsen und Ameisen als Gäste unseres Picknicks.

Und weitere Fotos hier

Marcel, 14. 06. 2010

Sonnig; 30°C; 1004 hPa; Wind 0-1NW. Das bedeutet erneut unter Motor zu reisen. Die Maschine wummert ruhig vor sich hin. Die See ist spiegelglatt, man sieht noch fast eine Meile weit den Schnitt mit dem Chulugi das Wasser teilt. Da der Dieselvorrat zu neige geht, entscheiden wir uns für einen Abstecher nach Vathi, der Inselhauptstadt Ithakas. Wunderschön gelegen in einem gegen alle Windrichtungen geschützten Naturhafen. Die ursprüngliche venezianische Bausubstanz wurde auch hier bei dem großen Erdbeben in den 50er Jahren zerstört, doch das Städtchen wurde pittoresk wieder aufgebaut und schmiegt sich im Halbkreis um die hügelige Bucht, in dessen Mitte das kleine Inselchen Lazaretto (auch Nisaki tou Sotira Νησάκι του Σωτήρα ‚Inselchen des Erlösers‘) liegt. Auf ihr befindet sich eine 1668 errichtete Kapelle, die der ‚Verklärung des Erlösers‘ (Μεταμόρφωση του Σωτήρα) geweiht ist, nach der die Insel ihren griechischen Namen erhielt. Später diente sie als Kranken- und Quarantänestation für Ankömmlinge aus Übersee.

Um 1520 machen wir am Bunkerkai fest und bunkern 120l Diesel.

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Kioni liegt nur wenige Meilen weiter nördlich. Vorbei an einer Reihe von Windmühlenruinen auf einer Landzunge fahren wir in die geschlossene Bucht von Kioni ein. Es gilt als das schönste Dorf der Insel. Diesen Umstand haben aber nicht nur wir den einschlägigen Reiseführern entnommen, sondern mit uns mindestens 20 weitere Yachten. Die Molen sind bereits überbelegt und die umliegenden (äußerst schönen) Buchten sind leider zu tief zum ankern. Eine Landleine wäre möglich gewesen, wie entscheiden uns aber gegen das aufwändige ausbringen einer Landleine und fahren weiter nach Frikes.

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Hier bläst der Wind mit 20 Knoten durch das Tal, in das sich das winzige Fährörtchen schmiegt. Nachdem wir aber wiederum gefühlte 20 umliegende Buchten nach einem geeigneten Ankerplatz abgesucht hatten und die Abendsonne langsam hinter den Hügeln verschwindet, entscheiden wir uns doch, in den Hafen einzulaufen, wo wir tatsächlich den letzten für uns günstigen Liegeplatz ergattern. Einziger Wehrmutstropfen: Wir liegen wieder einmal auf Legerwall an einer Betonmole, so dass unsere neuen Fenderumpuschelungen zum Einsatz kommen.

Am Morgen bekommen wir das Bild der letzten Tage geboten: Die Sonne brennt schon früh, es ist heiß, kein Lüftchen weht. Ein Wetter zum in der Hängematte liegen und nichts tun… Wir unternehmen eine über fünf stündige Wanderung in die umliegenden Hügel und Weiler um die “Schule des Homer” zu suchen. Die legendäre Stätte soll sich nahe einer Ruine einer frühchristlichen Kirche befinden. Diese ist auch ausgeschildert. Doch auch nach nicht unerheblichem Fußmarsch ist keine Kirchenruine zu finden.

Dafür entdecken wir am Ende einer Sackgasse, die sich zwischen einzelnen Häusern den Hang hinauf windet, gegenüber einem Brunnen ein verlassenes und leider schon im Verfall begriffenes Haus im venezianischen Stil (wie so viele alte Gebäude auf Ithaka) mit wunderschöner Terrasse. Das Haus ist in hellem Ocker gestrichen, die Fenster weiß gerahmt. Wir bereiten unser Picknick im Schatten wilder Weinranken. Uns eröffnet sich ein Blick hinunter zum Meer und weit bis zum Horizont. Verwilderte Gärten mit Oliven- und Zitrusbäumen runden das Bild zu einem wahren Mittelmeeridyll. Es ist nicht nachzuvollziehen, wie man solche Häuser dem Verfall überlassen kann.

Die meisten Häuser liegen einige Meter von den schmalen Straßen zurück versetzt. Die Fassaden sind nicht nur in weiß, sondern in angenehmen, gedeckten Farben gestrichen: Venezianisch Rot, Ockergelb, Umbra, Himmelblau. In den Zweigen der Eichen und Olivenbäume der Vorgärten hängen Plastiktüten mit frischem Brot, die der Inselbäcker am Nachmittag liefert.

Die alten Monopati, Fuß- und Eselswege, schlängeln sich zwischen Natursteinmauern die Hänge der Hügel hinauf. Olivenbäume und Eichen säumen die Wege. Viele Spinnen spannen ihre Netze quer oder hoch über die Monopati und machen das achtsame Vorankommen mühevoll. In einem verlassenen Garten pflücken wir Zitronen und saftige, aber bittere Orangen, die wir später mit einem Kreuz markieren, um sie in unserem Obstkorb zwischen ihren süßen Artgenossen wieder zu finden. Über die schmalen Pfade gelangen wir zu einer kleinen Kapelle (leider verschlossen, wie so häufig auf den Ionischen Inseln), an der wir erneut Rast einlegen. Unter unseren Füßen sammelt sich eine Ameisenstraße mit sichtlichem Interesse an weggeworfenen Olivenkernen. Die kleinen Kerlchen sammeln die für sie riesiegen Olivenkerne und schleppen sie zum zu engen Eingang ihrer unterirdischen Behausung. Nach kurzer Zeit ist der Eingang durch zahlreiche Kerne versperrt.

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Zurück in Frikes gönnen wir unseren müden Füßen Rast und unserem Bauch ein Bier und eine rustikale Fischsuppe. Am Nachmittag legen wir ab. Gerne hätten wir länger auf dieser  Insel verbracht. Sie ist beschaulich und wunderbar unaufgeregt. Die Landschaft ist dünn besiedelt. Die einzelnen Weiler sprenkeln die Landschaft ohne sie zu verunstalten.

Der Anker fällt in der nur eine Meile entfernten Bucht Mármaka. Auf dem vorgelagerten Inselchen steht eine Kapelle, die, wie sollte es anders sein, dem heiligen Nikolaus gewidmet ist. Wir schwimmen zu der Insel über der zahlreiche Möwen kreisen, die einen infernalischen Lärm veranstalten. Vermutlich fühlen sich die Tiere durch Eindringlinge gestört. Da wir kamikazeähnliche Angriffe im Sturzflug befürchten, bewaffnen wir uns jeder mit einer Taucherflosse und marschieren zu der kleinen Kapelle, die, wie leider so häufig im ionischen Teil Griechenlands, verschlossen ist. Ernsthafte Angriffe auf unser Leben blieben aber, Dank dem Schutz des heiligen Nikolaus aber aus.

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In der Nacht rollt hin und wieder eine seltsame Dünung in die Bucht. Das Meer hebt und senkt sich ohne eine Welle. Nur über der nahegelegenen Untiefe bricht sich das Wasser in sonst spiegelglatter See. Es ist so, dass Joanna noch nicht wirklich darauf vertraut: Aber auch in dieser Nacht hält der Anker.

Marcel, 14. 06. 2010

Ein unspektakulärer Name für einen unspektakulären Ort – Poros auf Kefalonia. Eher unfreiwillig, um die Strecke in denn Norden Keffalonias oder nach Ithaka abzukürzen landen wir in diesem halbfertigen Örtchen, der durchaus mehr Potential hätte. In der Mitte des Ortes, der sich hinter einem Strand an den Berghang schmiegt, öffnet sich eine Schlucht, aus der im Winter das Wasser aus den umliegenden Bergen ins Meer strömt. Im Norden des Ortes ein kleiner Hafen, in dem riesige Fähren nach Athen und auf den Peloponnes manövrieren. Doch der Ort selber hat den Charme einer stillgelegten Baustelle. Jedes zweite Hotel ist über das Erdgeschoss nicht hinaus gekommen, daneben Gerippe von gerade begonnenen Baustellen. Von der einst prächtigen venezianischen Architektur der Ionischen Inseln, die bei einem verheerenden Erdbeben in den 1950er Jahren fast vollständig zerstört wurde, hat sich hier niemand etwas abgeschaut.

Wir machen uns auf die Suche nach einer im Reiseführer empfohlenen Taverne (eigener Weinbau, eigenes Gemüse), verwechseln den Namen und sitzen bei einem hektischen, aber freundlichen Franko-Griechen, der uns aus der eh spärlichen Speisekarte aufzählt, was alles nicht aus ist, da die heimreisenden Athener vor Abfahrt der letzten Fähre alles weggegessen hätten.

Immerhin gewinnt Deutschland an diesem Abend das erste WM-Spiel in Südafrika gegen Australien mit 4:0!

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Die Nacht vor Anker beginnt unruhig. Joannas Vertrauen in den Anker an sich und an meine Ankertechnik bedarf noch der Aufbesserung. Der Wind frischt teilweise auf 4bf auf, die Dünung steht auflandig, doch der Anker hält bombenfest! In der Nacht wird es wieder ruhiger, der Wind dreht ablandig und auch Joanna kann wieder an Schlaf denken.

Marcel, 13. 06. 2010

Die Laganas Bucht verlassen wir gegen Mittag. Die schroffen, weißen Kalksteinfelsen der SW-Küste lassen wir an Steuerbord vorbei ziehen. Die Felswände fallen schroff ins Meer, alle paar Meter spicken kleine weiße Strände und dunkle Höhleneingänge die Küstenlinie. Davor türkis schimmerndes Wasser. Oben auf den Felsen dichte grüne Vegetation, die im Küstenverlauf spärlicher wird und in Macchia und Phrygana, dorniges, hartes Gestrüpp, übergeht.

Wind 2 aus NW, natürlich von vorne; sonnig, 28°C, 1013hPa, Welle 0-0,5m.

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Um 1430 erreichen wir den Shipwreck Beach Navagio, der nach einem in den 1970er Jahren gestrandeten Frachter benannt ist. Blauer kann man sich das Wasser kaum vorstellen. Eigerahmt in die für die Westküste typischen steilen Felswände. Auch dieser Strand ist nur mit dem Boot zu erreichen, weshalb sich einige Ausflugsboote aus der Umgebung (und sogar aus Keri begleitete uns eines dieser bis auf den letzten Platz vollgepferchten Schaluppen) in der Bucht tummelten. Wenn die Leute aber erst einmal dort sind, die erste Begeisterung verklungen ist, und alle Fotos gemacht sind, beginnen sie sich schnell zu langweilen, klettern auf dem rostigen Wrack herum, werden aber dann wieder eingesammelt und zurück zu ihren Hotels gebracht. – Für Gruppenfahrten dieser Art konnte ich mich allerdings noch nie begeistern.

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