Joanna, 03. 10. 2012

Marcel ist der Meinung, dass man die Delfine nicht sehen kann: zu klein auf den Fotos.

Ich bin da ganz anderer Meinung – und außerdem kann ich unmöglich meine kleinen Lieblinge einfach unerwähnt lassen!

Also ist hier ein wichtiger Nachtrag für unsere gesamte Reise in Fotos:

Zunächst die Wasserschildkröten – wenn man es weiß, dann sieht man sie auch :)

Und nun die Hauptakteure:

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Marcel, 22. 09. 2012

Die erste Nacht unserer Überfahrt von Sizilien nach Sardinien beginnt unruhig. Bei 4bf von achtern sind alle Segel gesetzt, der große Klüver nach Luv ausgebaumt. Die See ist zunächst noch aufgewühlt, Kreuzseen lassen Chulugi um alle Achsen tanzen – krängen, rollen, gieren. Später wird die Dünung von achtern länger und ruhiger. Nur gelegentlich läuft noch eine Sekundärdünung von Steuerbord durch. Den Windpiloten haben wir durch den elektrischen Autopiloten ersetzt, der den Kurs besser hält, wodurch wiederum die Segel besser stehen und weniger schlagen. Kurz vor Sonnenuntergang ist die Zeit der Delfine. Uns begleitet eine Zeit lang eine ganze Schule. Fünf oder sechs Tiere spielen um unseren Bug herum. Dann verschwinden sie so schnell, wie sie aufgetaucht sind. Vermutlich sind wir ihnen zu langsam.
Der Mond ist nach ein paar Stunden wieder verschwunden. Nur die Sterne spenden dem Auge Halt am Firmament. In der Dunkelheit kann man Stunden damit verbringen in die Aufwirbelungen des Kielwassers zu schauen. Leuchtplankton schimmert und blitzt hier und da auf. Eine Menge Leuchtquallen, die gefährlichen roten, wir haben gestern eine im Eimer gefangen und fotografiert, ziehen in kleinen Schwärmen vorbei. Kaum andere Schiffe sind auf dieser Route zu sehen. Das AIS zeigt einige Frachter und Tanker in einigen Meilen Entfernung, weit hinter der Krümmung des Horizontes. Hier und da taucht ein Licht über der Kimm auf und verschwindet bald wieder. Seltsam, dass in diesem zentralen Teil des Mittelmeeres so wenig Verkehr herrscht.
Auch am Tag 2 begegnen uns kaum andere Schiffe. Der Wind lässt am Vormittag nach. Bei 5kn aus S starten wir den Motor. Erst am Abend können wir wieder ein Stück segeln. Pünktlich zum Abendessen tauchen wieder ein paar Delfine auf, zeigen uns nur schnell ein paar gekonnte Sprünge rückwärts und sind tauchen wieder ab. Kurz vor der sardischen Küste schläft der Wind fast komplett ein. Leider haben wir laut unserer Tankanzeige nur noch 27 Liter Diesel im Tank. Das muss bis morgen früh reichen, um nicht den Reservekanister zu bemühen.

Gute Nacht.

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Marcel, 21. 09. 2012

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Ja, Marettimo war uns nicht wohlgesonnen. Dabei offensichtlich so eine schöne Insel! Wie schade, dass es ausgerechnet hier alles so schief lief – und nicht bspw. auf Gozo (denn Gozo wie Malta sind Inseln “zum Vergessen” und Linksliegenlassen, besonders wenn man die Vorliebe der Insulaner hinzuzieht, auf alles was fliegt zu schießen und dies einfach aus “Spaß”. Aber Marcel wollte mir nicht glauben…)!

Ich versuchte eine angeblich einfache Wanderung, aber mußte wegen Höhenangst (eine ausgesetze Stelle) abbrechen, zumal Marcel wieder das Boot verholen mußte und mir nicht helfen konnte.

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Hier waren wir noch ahnungslos, dass auch dieser “Parkplatz” nicht von dauer war.

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Votivbilder (seltsamerweise Reproduktionen!)

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Mittagessen – Menükarte mündlich vorgetragen – leider nahm hier auch das Elend seinen Anfang: der Restaurantebesitzer wurde angerufen, ob die Eigner des “velo nera” nicht bei ihm sitzen… doch, das taten wir und Marcel mußte weg, wir dachte schon, die Jacht ist gerammt, abgetrieben oder gesunken. Aber nein, wir parkten falsch!

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Am nächsten Tag verholten wir in eine sehr schöne Bucht im Naturschutzgebiet und lagen an einer bezahlten Tonne, doch das Wetter war stürmisch, wir blieben nur fürs Mittagessen. Die “Sarazenerburg” sah wirklich so aus, als ob sie aus dem Felsen emporgewachsen wäre! Sobald wir die Insel im Kielwasser ließen, wurde das Wetter strahlend (wenn auch windig). Eine Wolken- und Molenmeister-Insel…

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Marcel, 20. 09. 2012

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Marettimo liegt von den Egadischen Inseln von der sizilianischen Küste am weitesten entfernt und ragt bis über 600 Meter aus dem Meer. Hier wollen wir wandern. Die Insel hat nur einen Ort gleichen Namens mit einem winzigen Hafen in den wir am Morgen einlaufen und feststellen, dass der Steg für Gastyachten gerade repariert und auseinandergenommen wird. Der Hafen ist eng und besteht ansonsten nur aus einer langen Betonmole an der einige Fischer liegen. Wir machen uns halbwegs verständlich und legen hinter diesen an. Mit etwas Fantasie kann man die Sprache als Italienisch identifizieren, in der sich die Fischer unterhalten, aber sicher sind wir da nicht. Wir sind froh, nach 145 Meilen endlich wieder die Leinen belegt zu haben.
In Marettimo-Ort gibt es einige Bars, Restaurants, ein Hotel und einige Bed&Breakfast-Unterkünfte. Zur Mittagszeit wirken die engen Gassen dennoch wie ausgestorben. Man hat sich auf Taucher und Wanderer eingestellt. Der gesamte Archipel der Egadischen Inseln ist als Naturreservat ausgewiesen. Auch für das Ankern und Befahren der Gewässer gibt es besondere Bestimmungen.
Vom großen Weltgeschehen nehmen die Inseln keine besondere Kenntnis. Nur im Jahre 241 vor Christus gelangten die damals Aegates genannten Inseln zu Ruhm, als Rom in einer Seeschlacht Kathargo besiegte und damit den Ersten Punischen Krieg für sich entscheiden konnte. Später brachte lediglich die Ausbeutung der Natur durch Korallenhandel und Thunfischfang ein Auskommen. Da von beidem nicht mehr viel übrig ist, werden jetzt Touristen geschröpft.
Wir sitzen gerade gemütlich und von der langen Fahrt seit Linosa erschöpft beim Mittagessen, als der Wirt uns heftig signalisiert, ob uns das Schiff gehörte, dass im Hafen das Anlegen der Fähre blockiert. Anscheinend hat man im Dorf schon herumtelefoniert. Ich stürze zurück zum Hafen und finde schon einige starke Männer vor, die Chulugi um einige Meter verholen um der der Schnellfähre Platz zu machen, die vor uns längsseits geht. Ein in wichtigem weiß gekleideter und mit gegeelten Haaren, grimmig drein guckender Oberkommandeur der Guardia Costiera verlangt augenblicklich Papiere und Pass, macht kehrt und lässt seine beiden (freundlichen) Lakeien mit mir zurück. Wir trotten hinterher in die winzige Amtsstube, wo einer der Hilfshafenarbeiter meinen Namen googelt und entdeckt, dass ich Schriftsteller bin, während der andere mir ein Knöllchen von 300€ verpasst. Der weiße Obermolenwart indes ist irgendwo im Hinterzimmer verschwunden. Ich kann innerhalb von sechs Wochen überweisen oder innerhalb von drei Wochen im Hafenamt von Trapani Einspruch einlegen. Das werde ich tun!

Marcel, 19. 09. 2012

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An der sind wir – wie man sieht – nur vorbeigefahren und vorher über die hässliche (weil im 2.WK zerbombte) Inselhauptstadt gelesen, die sich mit (vor allem) italienischen Touristen in den Sommerferien füllt. Ohrenbetäubend und brechendvoll soll sie dann sein (die Stadt, wohl nicht die Insel selbst). Angeblich ist das Inselinnere sehr schön und wandernswert. Leider reichte unsere Zeit nicht aus, sie anzulaufen: der Sturm und Gegenwind bei Siracusa hat uns die Tage gestohlen…

Marcel, 18. 09. 2012

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Man kann es unschwer erkennen: Linosa ist eine Vulkaninsel. Und sie zählt zu den absoluten Highlights unserer Tour (für mich jedenfalls). Die Kulisse für das Ankerplätzchen ist jedenfalls unübertroffen dramatisch! Aber auch die ganze Insel scheint zwischen natürlicher und künstlicher Farbenpracht und schwarzem Lavaboden hin und her zu pendeln. Für einen Fan des Vulkanismus (mich) gehört sie zu den schönsten, entspannendsten und mit viel Wassergetier gesegnetsten Inseln, die bisher gesehen habe!

Neben Delfinen und Wasserschildkröten, die unsere Jacht begleitet bzw. neugierig passiert haben, hatten wir leider auch ganz viele neugierige Feuerquallen rund um den Ankerplatz! Man kann ein Exemplar übrigens in einem anderen Beitrag von uns bewundern, denn uns ist eine Qualle in die Falle, den Wassereimer, beim Wasserschöpfen gegangen. Es war wie verhext: Endlich wollten wir in dieser wunderbaren Bucht schwimmen und schnorcheln (das Unterwasserschiff brauchte auch etwas Kosmetik, denn dort klebten Tonnen an ungebetenen Passagieren, so dass die Schiffsschraube sich kaum mehr drehte) und dann dieses Desaster – wir trauten uns nicht ins Wasser, zumal wir noch nachgelesen haben, was diese Quallen so alles mit einem anstellen können!

Gerne wären wir hier länger geblieben (so wie unsere Schiffsnachbarn, die aus Neuseeland kamen) und hätten die Insel – gesegnet mit den größten Spinnen, die ich seit Griechenland wieder sah – als auch die vielen (ja, sehr verwunderlich) Bars genauer erkundet. Die Insulaner waren jedenfalls sehr nett und gesprächig. Aber auch hier schlug der Fluch der Zeit bzw. des Mangels daran, zu: Wir mussten weiter….

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Was man nicht sehen kann: auf diesem Hang wuchsen überall kleine Pflanzen, die wie weiße Krokusse oder Liliengewächse aussahen!

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“Unsere” Bar direkt an der Bucht.

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Man beachte bitte die Spinne (mit Weitwinkelobjektiv aufgenommen, sonst würde sie noch viel größer erscheinen, was der Wahrheit näher käme).

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Gut ausgeschilderter Weg führte zum Städtchen der Insel, die nach und nach ihre Farbenpracht entfaltete…

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Wir waren natürlich und wie immer um die Mittagszeit unterwegs, dann also wenn alle vernünftigen Menschen bei über 30 Grad im Schatten auch eben diesen in ihren Häusern suchen und schlafen. Wir hingegen haben Kreislaufprobleme, Durst aber dafür leere Straßen für die Fotos.

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Unverkennbar überall der “maurische” Baustil: flache, nach innen gekehrte Häuser. Allerdings ist die Farbentfaltung und doch die “Notwendigkeit” von recht großen Fenstern eindeutig festland-italienisch-europäisch (etc.).

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Nach dem Ausflug rudern (genauer: stechen) wir mit dem Dinghi zurück zu unserem schwimmenden Zuhause.

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Und verlassen die Insel mit Bedauern – hier würde ich gerne wieder zurückkehren.

Marcel, 15. 09. 2012

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So sieht Marcel aus, wenn über uns ein Regenguss (irgendwo blitzte es auch heftig) hinweggeht, nämlich ganz glücklich.

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Marcel, 14. 09. 2012

Das Wetter macht uns wieder einmal einen Strich durch die Rechnung. Noch immer, oder schon wieder, liegen wir in Syrakus. Dies mal im Marmorhafen nördlich der Altstadt Ortygia. Ein kräftiger West- bis Südwestwind hat uns gestern Nachmittag zur Umkehr bewogen. Hoch am Wind kamen wir kaum in unsere Richtung, nach Gozo, der kleinen Schwester Maltas. In der Straße von Sizilien und den Maltesischen Gewässern waren 7bf aus Südwest vorhergesagt. Wir wären irgendwo in Griechenland angelandet, hätten wir einen brauchbaren und angenehmen Kurs eingeschlagen. Wir drehten also um, freuten uns über eine Schule Delfine, die uns eine ganze Weile begleitete und legten im letzten Licht des Tages an einem der wenigen freien Plätze im kleinen Marmorhafen an.
Hierzu schreibt Durrell: „Die moderne Stadt hatte sich diffus zum Landesinneren ausgedehnt, und die kleine Insel Ortygia würde wohl bald entvölkert sein, obwohl gegenwärtig noch voller zerfallener Häuser, die großen Charme haben – wie ein italienisches Hügeldorf, das auf einer ehemaligen Festung entstanden ist. Die Nähe des Wassers, des blauen Meeres, verlieh der Stadt Glanz und Harmonie. Wie so viele der herrlichen griechischen Hafenstädte (Lindos, Korfu, Samos, usw.) hat man auch diese zwischen zwei idealen Ankerplätzen auf einer Landzunge erbaut. Wegen der Beständigkeit und Berechenbarkeit des mediterranen Wetters kann man von solchen Doppelhäfen immer leben, denn sobald Südwind aufkommt, legt sich der Nordwind, so dass man immer im Windschatten anlegen kann. So auch auf Ortygia.“
Nun also noch einmal Syrakus, in unserer Routenplanung um mindestens zwei Tage nach hinten geworfen. Wir besuchen die Altstadt, die Kathedrale, welche einen dorischen Tempel überlagert und gönnen uns ein ausgiebiges Mittagessen. Die Kathedrale ist eines von wenigen Beispielen von einer halbwegs gelungenen Integration der antiken Bauwerke im Sinne einer christlichen Umnutzung. Hier müssen wir wohl von Glück sprechen, denn in den meisten Fällen sehen wir die antiken und vorgeschichtlichen Gebäude als Steinbruch genutzt, verwahrlost oder all ihrer Schätze beraubt. „Die Bauten sind so abgenutzt wie die Zähne eines alten Kieferknochens. Was exportierbar war, war entbehrlich, was schön war, war Wert geplündert zu werden.“ (Durrell)

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Marcel, 14. 09. 2012

Zurück in Siracusa starten wir unsere Besichtigungstour in der Neustadt mit einem wahren Kontrast zu all den alten Steinen: Das Santuario Madonna delle Lacrime ist eine im Stile Brasilias in den 60er Jahren errichtete Kathedrale; 80 Meter hoch und im Inneren lichtdurchflutet, fällt der Boden schräg zum Altarraum ab, der eine bunte Gipsmadonna beherbergt. Diese stand in den 50er Jahren noch in einer Arbeiterwohnung. Während einer schmerzhaften Geburt soll sie vier Tage lang Tränen vergossen haben, die der Bischof nach eingehender Analyse für echt und also als echtes Wunder befunden hat, so dass beschlossen wurde, einen Wallfahrtsort zu errichten. In der Arbeiterwohnung war freilich nicht genügend Platz für all die zu erwartenden Pilger, worauf hin, die Kirche an ihrem heutigen Platz errichtet wurde.

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In der Nähe des durchaus beeindruckenden griechischen Theaters, das mit einer Kapazität von fast 15.000 Zuschauern das größte Theater der Antike war, bauten die Römer, die mehr von Gladiatorenkämpfen, als von hoher Schauspielkunst hielten, ein Amphitheater.

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