Die kleinen Orte Mallorcas: Petra
Joanna, 22. 05. 2013

Petra ist der Geburtsort des Franziskanermönchs und Missionars Miquel Josep Serra i Ferrer, der 1713 in diesem kleinen Städtchen geboren wurde. Besser bekannt als Junipero Serra, der nach Mexiko auswanderte und von dort aus über 21 Missionshäuser gründete unter anderem das heutige San Francisco in den U.S.A. Seine Büste steht im Kapitol in Washington D.C. 1988 hat ihn Pabst Johannes Paul II. seliggesprochen.

Ansonsten ist der Ort nicht besonders bekannt – außer vielleicht dadurch, dass es mit seinen Versuchen, aus der Armut herauszukommen, wenig Glück hatte. Es war der Weinanbau, der den Ort retten sollte, aber leider nicht funktionierte. Grund dafür waren die in großen Mengen günstig bis billig produzierten Weine aus dem spanischen Festland.

Seit den 1990er Jahren aber greifen die „Wein-Maßnahmen“, denn Petra hat einige gute Tropfen vorzuweisen und ist ein anerkanntes Weinanbaugebiet geworden. Der Boden hat gute Eigenschaften: „Der Grund besteht aus kalkhaltigem Gestein (Mergel und Dolomit), wodurch sich ein kalk- und tonhaltiger Boden mit einem leicht alkalischen pH-Wert gebildet hat und die Erde Tönungen aufweist, die von der Rotskala bis fast ins Weiße reichen.“ (Wiki)

Als erstes besuchten wir das (ehemalige) Franziskanerkloster bzw. das Konvent Convent de Sant Bernardí aus dem Jahre 1677. In der Klosterschule wurde Junipero Serra unterrichtet. Man muß klingeln und nach einer gewissen Zeit hört man schlürfende Schritte und ein alter sehr netter Mann öffnet die Tür und den Eingang sowohl zu der Konventkirche als auch zu einer kleinen Ausstellung zum Leben und Wirken von Junipero Serra. Kleine Texttafeln und große Bilder aus Glassplitter beschreiben und illustrieren das Leben des Missionars. Alles etwas verstaub und leicht skurril, aber sehr nett und erhaltenswert – unbedingt Geld spenden (was wir natürlich taten).

Die auf Mallorca allgegenwärtigen Krippen und … Schafe. Man beachtet die liebevolle Szenerie auf dem Abschlußbogen.

Die andere, schon vom weiten sichtbare Kirche ist San Pere (Pfarrkirche), die Taufkirche von Junipero Serra (das Taufbecken steht noch). Sie ist ein gewaltiger Bau, schmucklos außen (wie so viele Mallorquinische Kirchen) und mit einer großen Rosette ausgestattet. (Seltsamerweise haben wir kein Foto von dieser Kirche gemacht…) Innen jedoch eine kunsthistorische Überraschung.

Es handelt sich dabei um – meiner Ansicht nach – ein niederländisches vielleicht flämisches Retabel aus dem 15. Jh. Die Mitte – ob ursprünglich in der Fassung und an der Stelle kann ich nicht beurteilen – ist im Hochrelief und mit punziertem Gold gefasst. Eine wirklich schöne Arbeit, die ein wenig an vielleicht Süddeutschland/Oberrhein erinnert. Ich habe bisher in keinem Reiseführer etwas dazu gefunden. Vielleicht liegt es daran, dass es bis vor ein paar Jahren noch in einem furchtbar schlechten Zustand war. Erst die Restaurierung hat die herausragende Arbeit der Mitteltafel (auch die Malereien sind gut) hervorgeholt.

Die Frauen, die fleißig die Kirche putzten und schmückten, haben mich vor diesem Altar ‚erwischt‘ und über die Kirche, den Ort etc. zu informieren versucht . Eine Unterhaltung war nicht möglich, aber alle Seiten haben sich viel Mühe in der Kommunikation gegeben. Jedenfalls hat die Dame – offenbar merkte sie mein Interesse an mittelalterlicher Kunst – mich auf ein anderes Kleinod der Kirche aufmerksam gemacht: ganz am Ende der Westseite gibt es eine schmucklose, dunkle Kapelle, in der (gleicherweise neu restauriert) Reste eines mittelalterlichen Retabels ausgestellt werden (Schalter betätigen, dann sieht man auch mehr). Möglicherweise frühes 15. Jh. oder die gleiche Zeit und Hand wie das andere Retabel. Überdauert hat nur eine Tafel mit der Darstellung zweier Heiliger Heiler: Cosmas und Damian (ihre Reliquien übrigens in Essen und Münster!).

Ansonsten hat der Ort einen netten Hauptplatz, der ganz und gar mit Tischen und Stühlen der benachbarten Cafes gefüllt ist. Das Restaurant des Hotels am Platz soll gut sein. Wir haben auch noch zwei weitere interessante Location ‚entdeckt‘, aber nichts davon ausprobiert. Nächstes Mal.