Marcel, 31. 08. 2010

Natürlich weht wieder einmal kein Wind. Zudem zieht eine Gewitterfront auf uns zu. Der Wind verstärkt sich von achtern. Vor uns türmen sich dunkle Wolken auf. Wir erreichen an der Ostspitze von Mljet die geschützte Bucht Saplunara noch gerade rechtzeitig, bevor es zu Regnen beginnt.

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Mljet – Insel der Mungos. Die possierlichen flinken Tierchen wurden einst hier ausgesetzt, um die zahlreichen Schlangen zu fangen, die es hier ehemals gab. Dies taten die Mungos auch, waren aber noch nicht satt. Nun gibt es hier nicht nur keine Schlangen mehr, sondern auch kaum Vögel, einige Vogelarten sind zumindest stark bedroht, deren Eier auf dem Speiseplan der Schleichkatzen stehen, die noch immer zahlreich auf der Insel vertreten sind. Wir haben jedoch keine gesehen…

Mljet streitet mit Malta darum, vor welcher der beiden Küsten der Apostel Paulus Schiffbruch erlitten hat – wir vermuten vor beiden, denn der Apostel verfolgt uns schon seit den griechischen Gewässern. Immer wieder erfahren wir, dass er hier und dort gestrandet oder verprügelt worden ist (meistes beides). Ein streitsüchtiger Herumtreiber, der bei der Wahl seiner Fortbewegungsmittel (und Zechbrüder) offenbar kein gutes Händchen bewiesen hat.

Ein weiterer Bekannter ist Odysseus, der auf Mljet von der Nymphe Calypso festgehalten wurde. Vielleicht blieb er aber auch freiwillig, brauchte aber einer Ausrede für seine treue, sich der Schar der heiratswilligen jungen Männer erfolgreich erwehrenden Ehefrau.

In der Saplunara Bucht, der Name leitet sich vom lateinischen sabulum – Sand ab, der von hier auf der ganzen Insel zum Hausbau abtransportiert wurde, treffen wir auch Herbert mit seinem Katamaran Symphony wieder. Wir verabreden uns um 2030 zum Essen bei Ante, dem bekanntesten Wirt der Bucht. Pünktlich holt uns Herbert mit seinem Dingi ab, während Andrees und Anne an Bord kochen wollen. Dann verstärkt sich der Wind. Chulugi dreht sich mehrmals um den Anker und geht später auf Slip. Panisches Pfeifen und Blinken von den benachbarten Schiffen, als Andrees auf dem Handy anruft. Mit Herbert fahr ich zu den Schiffen zurück, denn auch sein Kat schien auf Drift gegangen zu sein. Wir belegen zusätzlich zum Anker noch an einer Festmacherboje. Gefahr erkannt – Gefahr gebannt. Wir beschließen den Abend mit einer zusätzlichen Karaffe Wein.

Die Situation war nicht so ungefährlich, wie Marcel sie hier schildert. Aber wie immer, wollen Skipper nichts zugeben…

Marcel, 27. 08. 2010

Der Anker fällt kurz vor Sonnenuntergang in einer kleinen Bucht hinter dem Kap Mirista. Die Kulisse könnte kaum besser sein: Die Sonnen versinkt hinter der kleinen Insel Mamula, die mit einem Fort den Eingang zur Bucht von Kotor bewacht. Ihr zu gesellt sich auf dem gegenüberliegenden Kap Mirista die Ruine eines österreichischen Beobachtungs- und Verteidigungspostens. Die Insel selbst ist nach einem General der k. u. k. Armee benannt. Die Verteidigungsanlage wurde in ein Hochsicherheitsgefängnis umgebaut.

Direkt neben uns liegt ein winziges Felseiland mit einem Haus und einer Kapelle – die Insel eine Eremiten. Dieser wird vom Land mit Musik aus einer Strandbar beschallt, die gleichzeitig ein Verleih für diverse Wasserspielzeuge aus Plastik darstellt.

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Nachdem der Anker sitzt: Treibenlassen im Abendlicht.

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Links das Fort der Österreicher, rechts die Kapelle des Eremiten.

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Der Eingang zur Bucht von Kotor. Links neben der versinkenden Sonne die Insel Mamula. Im Vordergrund die Insel des Eremiten.

Marcel, 17. 06. 2010

Nur 2,5sm von Gaios nach Norden liegt der kleine, ruhige Ort Longos (Loggos), den wir uns für den letzten Tag vor der Überfahrt nach Korfu aussuchen. Das Bild wird geprägt von einem winzigen Fischerhafen, gerahmt von ein paar Häusern und einer Handvoll Tavernen. Daneben steht die Ruine einer alten Olivenöl- und Seifenfabrik mit einem gemauerten Kamin. Von den, in den Reiseführern beschriebenen Plänen, die Fabrik in ein Hotel umzubauen, ist man scheinbar noch weit entfernt. In diesem verfallenen Zustand unterstreicht die Ruine aber das romantische Bild, welches man sich bei Annäherung von See von Longos macht. Einzig eine fährenähnliche, riesige Motoryacht zerstört dieses Gemälde. Anstatt in der Bucht zu ankern, fallen die Anker gute 200m vor einem kleinen Anleger, an welchem das Monstrum mit dem Heck festmacht. Die Gäste der drei Tavernen schauen jetzt anstatt aufs Meer und in die Bucht hinaus, auf einen bierbäuchigen Engländer in zu kurzer Badehose, der wie Jabba the Hutt auf dem Achterdeck herumwabert.

Der Ort besteht aus zwei Straßen, von denen sich die eine leider zwischen den Fischerbooten und den seeseitigen Restaurants entlang schlängelt. Auch der Linienbus zwängt sich über den nur wenige Meter breiten Asphalt. Davon abgesehen ist der Ort die Ruhe selbst. In einer Ecke nahe der alten Fabrik ist ein Katzenasyl eingerichtet. Eigentlich sind die Griechen nicht für ihre Liebe zu Hunden und Katzen berühmt, zu streunenden Tieren schon gar nicht. Wir spenden einen Sack Katzenfutter und schlendern weiter in der Hitze des Nachmittags durch die Gassen. Es gibt ein altes Schulgebäude in dem im Spätsommer ein über die Insel hinaus bekanntes Klassik-Festival statt findet.

Unter anderem soll sich in Longos der beste Koch der Insel niedergelassen haben. Man bekommt “neue griechische Küche” serviert. Am Nachmittag wollen wir uns das WM Spiel der Griechen anschauen und die gastronautische Reise bei jenem Vassili abschließen, der so gelobt wird. Denn für den morgigen Abend in Gouviá auf Korfu machen wir uns nicht so große Hoffnungen auf einen kulinarischen Höhepunkt.

Die Griechen gewinnen dann ihr Spiel mit 2:1 und sichern sich den Verbleib im Turnier. Das scheint die Einheimischen aber nur beiläufig zu interessieren. Die Gäste in den Bars schlürfen unaufgeregt ihre Limonaden. Bei Vassilis bekommen wir Lachscarpaccio mit Orangen-Chili-Gelee und frischen Seeigel in Öl und Zitrone (s. unter „Gastronautisches“). Der Chardonnay aus organischem Anbau rundet das Dinner fantastisch ab. Es hat sich also gelohnt.

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Marcel, 16. 06. 2010

Der Sage nach hat Poseidon mit seinem Dreizack die Insel von der Südspitze Korfus abgetrennt, um ein geschütztes Liebesnest für sich und seine Geliebte Amphitrite zu schaffen. Der Dreizack ist daher das Emblem der Insel. Er wird von zwei springenden Delphinen gerahmt. Der Hauptort der Insel, Gaios, ist durch einen nur wenige Meter breiten Kanal von den vorgelagerten Inseln Ag. Nikolaos und Panaghia getrennt. Der Kanal, der an manchen Stellen lediglich 2,5m tief ist, hat die Anmutung eines Flusshafens. Am Ufer stehen noch einige alte Häuser im venezianischen Stil. Nach der „Flussfahrt“ um die Inseln herum, ankern wir auf 7m Wassertiefe vor der Inselkapelle Ag. Nikolaos, außerhalb des Hafens, neben einem Japaner.

In den 60er Jahren gab es auf Paxos lediglich ein richtiges Dorf, Gaios. Auf der gesamten Insel zählte man nur ein paar hundert Seelen. Gaios bestand aus zwei Straßen und dem Kirchplatz, der zur Hafenmole hin geöffnet ist. Heute tummeln sich in Gaios eine Taverne neben der anderen. Der Ort zählt zu einem Highlight des Yachttourismus auf den Ionischen Inseln und hat sich entsprechend gemausert.

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Marcel, 14. 06. 2010

Sonnig; 30°C; 1004 hPa; Wind 0-1NW. Das bedeutet erneut unter Motor zu reisen. Die Maschine wummert ruhig vor sich hin. Die See ist spiegelglatt, man sieht noch fast eine Meile weit den Schnitt mit dem Chulugi das Wasser teilt. Da der Dieselvorrat zu neige geht, entscheiden wir uns für einen Abstecher nach Vathi, der Inselhauptstadt Ithakas. Wunderschön gelegen in einem gegen alle Windrichtungen geschützten Naturhafen. Die ursprüngliche venezianische Bausubstanz wurde auch hier bei dem großen Erdbeben in den 50er Jahren zerstört, doch das Städtchen wurde pittoresk wieder aufgebaut und schmiegt sich im Halbkreis um die hügelige Bucht, in dessen Mitte das kleine Inselchen Lazaretto (auch Nisaki tou Sotira Νησάκι του Σωτήρα ‚Inselchen des Erlösers‘) liegt. Auf ihr befindet sich eine 1668 errichtete Kapelle, die der ‚Verklärung des Erlösers‘ (Μεταμόρφωση του Σωτήρα) geweiht ist, nach der die Insel ihren griechischen Namen erhielt. Später diente sie als Kranken- und Quarantänestation für Ankömmlinge aus Übersee.

Um 1520 machen wir am Bunkerkai fest und bunkern 120l Diesel.

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Kioni liegt nur wenige Meilen weiter nördlich. Vorbei an einer Reihe von Windmühlenruinen auf einer Landzunge fahren wir in die geschlossene Bucht von Kioni ein. Es gilt als das schönste Dorf der Insel. Diesen Umstand haben aber nicht nur wir den einschlägigen Reiseführern entnommen, sondern mit uns mindestens 20 weitere Yachten. Die Molen sind bereits überbelegt und die umliegenden (äußerst schönen) Buchten sind leider zu tief zum ankern. Eine Landleine wäre möglich gewesen, wie entscheiden uns aber gegen das aufwändige ausbringen einer Landleine und fahren weiter nach Frikes.

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Hier bläst der Wind mit 20 Knoten durch das Tal, in das sich das winzige Fährörtchen schmiegt. Nachdem wir aber wiederum gefühlte 20 umliegende Buchten nach einem geeigneten Ankerplatz abgesucht hatten und die Abendsonne langsam hinter den Hügeln verschwindet, entscheiden wir uns doch, in den Hafen einzulaufen, wo wir tatsächlich den letzten für uns günstigen Liegeplatz ergattern. Einziger Wehrmutstropfen: Wir liegen wieder einmal auf Legerwall an einer Betonmole, so dass unsere neuen Fenderumpuschelungen zum Einsatz kommen.

Am Morgen bekommen wir das Bild der letzten Tage geboten: Die Sonne brennt schon früh, es ist heiß, kein Lüftchen weht. Ein Wetter zum in der Hängematte liegen und nichts tun… Wir unternehmen eine über fünf stündige Wanderung in die umliegenden Hügel und Weiler um die “Schule des Homer” zu suchen. Die legendäre Stätte soll sich nahe einer Ruine einer frühchristlichen Kirche befinden. Diese ist auch ausgeschildert. Doch auch nach nicht unerheblichem Fußmarsch ist keine Kirchenruine zu finden.

Dafür entdecken wir am Ende einer Sackgasse, die sich zwischen einzelnen Häusern den Hang hinauf windet, gegenüber einem Brunnen ein verlassenes und leider schon im Verfall begriffenes Haus im venezianischen Stil (wie so viele alte Gebäude auf Ithaka) mit wunderschöner Terrasse. Das Haus ist in hellem Ocker gestrichen, die Fenster weiß gerahmt. Wir bereiten unser Picknick im Schatten wilder Weinranken. Uns eröffnet sich ein Blick hinunter zum Meer und weit bis zum Horizont. Verwilderte Gärten mit Oliven- und Zitrusbäumen runden das Bild zu einem wahren Mittelmeeridyll. Es ist nicht nachzuvollziehen, wie man solche Häuser dem Verfall überlassen kann.

Die meisten Häuser liegen einige Meter von den schmalen Straßen zurück versetzt. Die Fassaden sind nicht nur in weiß, sondern in angenehmen, gedeckten Farben gestrichen: Venezianisch Rot, Ockergelb, Umbra, Himmelblau. In den Zweigen der Eichen und Olivenbäume der Vorgärten hängen Plastiktüten mit frischem Brot, die der Inselbäcker am Nachmittag liefert.

Die alten Monopati, Fuß- und Eselswege, schlängeln sich zwischen Natursteinmauern die Hänge der Hügel hinauf. Olivenbäume und Eichen säumen die Wege. Viele Spinnen spannen ihre Netze quer oder hoch über die Monopati und machen das achtsame Vorankommen mühevoll. In einem verlassenen Garten pflücken wir Zitronen und saftige, aber bittere Orangen, die wir später mit einem Kreuz markieren, um sie in unserem Obstkorb zwischen ihren süßen Artgenossen wieder zu finden. Über die schmalen Pfade gelangen wir zu einer kleinen Kapelle (leider verschlossen, wie so häufig auf den Ionischen Inseln), an der wir erneut Rast einlegen. Unter unseren Füßen sammelt sich eine Ameisenstraße mit sichtlichem Interesse an weggeworfenen Olivenkernen. Die kleinen Kerlchen sammeln die für sie riesiegen Olivenkerne und schleppen sie zum zu engen Eingang ihrer unterirdischen Behausung. Nach kurzer Zeit ist der Eingang durch zahlreiche Kerne versperrt.

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Zurück in Frikes gönnen wir unseren müden Füßen Rast und unserem Bauch ein Bier und eine rustikale Fischsuppe. Am Nachmittag legen wir ab. Gerne hätten wir länger auf dieser  Insel verbracht. Sie ist beschaulich und wunderbar unaufgeregt. Die Landschaft ist dünn besiedelt. Die einzelnen Weiler sprenkeln die Landschaft ohne sie zu verunstalten.

Der Anker fällt in der nur eine Meile entfernten Bucht Mármaka. Auf dem vorgelagerten Inselchen steht eine Kapelle, die, wie sollte es anders sein, dem heiligen Nikolaus gewidmet ist. Wir schwimmen zu der Insel über der zahlreiche Möwen kreisen, die einen infernalischen Lärm veranstalten. Vermutlich fühlen sich die Tiere durch Eindringlinge gestört. Da wir kamikazeähnliche Angriffe im Sturzflug befürchten, bewaffnen wir uns jeder mit einer Taucherflosse und marschieren zu der kleinen Kapelle, die, wie leider so häufig im ionischen Teil Griechenlands, verschlossen ist. Ernsthafte Angriffe auf unser Leben blieben aber, Dank dem Schutz des heiligen Nikolaus aber aus.

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In der Nacht rollt hin und wieder eine seltsame Dünung in die Bucht. Das Meer hebt und senkt sich ohne eine Welle. Nur über der nahegelegenen Untiefe bricht sich das Wasser in sonst spiegelglatter See. Es ist so, dass Joanna noch nicht wirklich darauf vertraut: Aber auch in dieser Nacht hält der Anker.

Marcel, 12. 06. 2010

Um 1900 erreichen wir nach 70 Seemeilen die Bucht Ormos Kerios, der westliche Teil des Meeresnationalparks der Laganas Bucht. Die Strände der Bucht sind die wichtigsten Brutplätze der Karettschildkröten im Mittelmeer. Leider halten sich viele Einheimische und um so mehr Touristen nicht an die Vorschriften, die entsprechenden Strände zu schonen. Wir ankern im westlichen Teil der Bucht vor Limni Keriou, innerhalb der Schutzzone C, dem einzigen Bereich, in dem es erlaubt ist zu ankern.

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Mein letzter Tauchgang liegt mehr als zwei Jahre zurück. An meinem Geburtstag im Jahr 2008 war ich in Phuket, Thailand zum letzten Mal unter der Wasserlinie aktiv. Es war jedoch einfacher, als gedacht. Vermutlich verhält es sich beim Tauchen, wie beim Fahrrad fahren. Einmal im Körpergedächtnis gespeichert, werden die Aktionen ohne Probleme abgerufen. Zusammenbau der Ausrüstung, der Schritt ins Wasser, Abtauchen, Maske ausblasen, Tarierung. Perfekt. Beide Tauchspots des Tages bieten jedoch lediglich Landschaftstauchen. Fische gibt es im Mittelmeer anscheinend kaum noch. Die Landschaft ist allerdings spektakulär. Ich setze unsere letzten Schluchtenwanderungen unter Wasser fort: Steil aufragende Wände, übereinandergeworfene Felsbrocken zum Drunterhertauchen und Höhlen in denen sich das Wasser leuchtend blau verfärbt.

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Marcel, 11. 06. 2010

Um 2040 erreichen wir die kleine Insel Sapientza. Natürlich wieder mit Gegenwind. Der Anker fällt in einer Einbuchtung im NW des Inselchens. Zum Abendessen gibt´s mal nichts Mediterranes, sondern eine Koreanische Suppe mit frischem Gemüse. Gegen 2230 kommt ein Schiff auf uns zu. Ein Fischer fragt, wann wir weiter fahren und macht uns darauf aufmerksam, dass er Netze in unserer Nähe auslegen würde.

Um uns herum hört man wiederholt ein hohes Fiepsen und Zirpen. Zuletzt sind wir von Fledermäusen ausgegangen. Das Geräusch ist nur schwer zu orten und macht den Eindruck, als ob es aus dem Wasser käme. Am Himmel ist nichts zu sehen.

Anker auf um 0540. Vorbei an Methoni und Pilos. Die Venezianer, die uns in den nächsten Tagen weiter begleiten werden, bauten auf der Landzunge Methonis eine riesige Festung. Der achteckige Bourzi-Turm, aus der Ferne als Schifffahrtszeichen auszumachen, wurde um 1500 von den Türken gebaut. Die Venezianer nannten ihn Torre di Lampara, was darauf hinweist, dass er schon zu damaligen Zeiten als Leuchtfeuer fungierte. Miguel Cervantes war um 1572 in Methoni unfreiwilliger Gast, als er in der Festung einsaß. Er war hier bei einem Eroberungsversuch Methonis als einfacher Soldat von den Türken inhaftiert worden. Erst im hohen Alter schrieb er Don Quixote und ließ dort seine gesammelten Lebenserfahrungen einfließen.

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Nur wenige Meilen weiter in Richtung NW liegt Pilos in der Bucht von Navarino, die von der langgestreckten Insel Skaktiria zum offenen Meer hin geschützt ist. Am 20.10.1827 fand in der Bucht der eine der wichtigsten und entscheidendsten Schlachten gegen die Ibrahim Pascha und die Türken statt. Die Bucht ist noch heute ein riesiger Schiffsfriedhof.

Marcel, 06. 06. 2010

Die Nacht vor Anker ist mehr als ruhig. Nur ein wenig Dünung rollt in die kleine Bucht. Das venezianische Kastell im Bonsai-Format ist hell illuminiert. Der Morgen empfängt uns mit weißen Quellwolken vor blauem Himmel, die Farben Griechenlands. In Avlemonas landen wir nach dem Frühstück und einer kleinen Reparatur- (Steuersäule fixieren, Außendusche reparieren) und Aufräumaktion mit dem Dingi an und erkunden die drei Straßen und das Kastell in dem noch mehrere rostige Kanonen herumliegen. Auf der Rückseite klafft ein Loch, wie durch eine der Kanonen verursacht, in das man in den Hof gelangt. Das solide Tor ist jedoch verschlossen.

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Wir suchen uns eine kleine Taverne aus, von der wir durch eine Blütenpracht auf Chulugi und das offene Meer blicken können. Obwohl der Weißwein mundet und wir einen Teller mit Käse, Oliven und Gemüse serviert bekommen, stellt sich die Taverne als die falsche Wahl heraus: Den frischen Fisch zum Weißwein gibt´s ein Haus weiter. Wir entscheiden uns zum Schiff zurückzukehren und den Anker zu lichten.

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Beim Anker Aufholen gibt die Ankerwinsch den Geist auf. Gut, dass nur noch der letzte Meter per Hand heraufgezogen werden muss. Es stellt sich als ein Defekt des Schalters heraus. Ein Reparaturversuch scheitert. Wir können jedoch einen improvisierten Ersatzschalter installieren, bis wir im nächsten Bootszubehörshop einen entsprechenden Ersatz finden.

Es geht vorbei an Diakofti. Vor dem kleinen Örtchen ragt mahnend ein imposantes Wrack eines Frachters aus dem Wasser. Das Meer liegt schwer wie Blei vor uns. Weiter unter Motor!

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Marcel, 30. 05. 2010

Am Donnerstag werden wird von Agios Nikolaos und somit auch von Kreta Abschied nehmen. Wir segeln entlang der touristisch bis ins letzte Dorf erschlossenen Nordküste nach Westen. Dann werden wir auch die Insel Kreta verlassen, auf der man etwa die Hälfte der illegalen Waffen in Griechenland vermutet; man nimmt an, aus traditioneller Vorstellung von einer wehrhaften und stolzen Sippe. Immerhin stand die Insel von 1645 bis 1913 unter osmanischer Herrschaft und Kretas Geschichte ist an blutigen Auseinandersetzungen, die bis in den zweiten Weltkrieg reichen, nicht arm. In Anbetracht der voll besetzten Party-Boote, die die Ruhe in den Buchten empfindlich beeinträchtigen, können wir unwillkürliche Reflexe zu den Waffen zu greifen, nur schwer unterdrücken und verstehen die archaische Neigung der Kreter zu undiplomatischen Konfliktlösungen. Die Party-Boote kommen noch einmal davon, denn wir haben keine Waffen an Bord.

Unser erstes Ziel auf der Reise in das Ionische Meer ist die kleine Halbinsel Akroti. Der „Hafen“ des Klosters Katoliko soll einen hervorragenden Schnorchelspot abgeben. Aufgrund der laut Seekarte großen Wassertiefen >15m müssen wir dieses Vorhaben jedoch vom aktuellen Wetter und er vorherrschenden Windlage in der nächsten Woche abhängig machen. Die dort ins Meer mündende Schlucht führt zu dem bereits erwähnten Kloster und zu Einsiedlerhöhlen. Siehe hierzu unsere Routenplanung und die von Joanna gewünschte Wanderung zu dem Kloster.

Auf dem Wege nach Akroti gibt es noch einige Stadthäfen, die wir anlaufen könnten. Malia kommt dabei, auf Grund der Nähe zu Agios Nikolaos eher nicht in Frage. Aber wer weiß, wir hatten auch schon mal 8 Windstärken aus West. Dann wären wir vermutlich genauso schnell in Santorin, wie in Malia. Etwa drei Kilometer vom Küstenort entfernt befindet sich eine bedeutende minoische Ausgrabungsstätte. Stadt und Ausgrabungsgelände werden wir wohl an Backbord liegen lassen.

Iraklion liegt auf dem Landweg etwa 35 Kilometer weiter westlich. Und sollte Aeolus einmal auf unserer Seite stehen, werden wir wohl auch Iraklion im Kielwasser hinter uns lassen. Knossos, ganz in der Nähe der Stadt, der bedeutendsten minoischen Ausgrabung Kretas, wird eine Anmutung wie Disneyland nachgesagt. Wir hatten bei Wein und Abendessen in Köln hierzu schon umfangreiche Fachberatung durch einen befreundeten Archäologen aus Berlin.

Auf dem weiteren Weg nach Akroti finden wir noch einige kleine Ankerbuchten, von denen die meisten nach Norden offen sind. Auf der Ostseite schließt die Halbinsel Akroti mit dem „Festland“ Kretas einen Naturhafen ein, der jedoch zum Großteil als militärisches Sperrgebiet ausgewiesen ist. So wäre es für uns ein Umweg in diese Bucht einzulaufen. In der ausladenden Bucht östlich der Halbinsel befindet sich Chania. Auch hier wollen wir aber nur einlaufen, wenn das Wetter uns keine andere Wahl lässt und eine Nacht vor Anker unmöglich ist.

Unsere Hoffnung liegt also in ruhigem Ankerwetter um der Halbinsel Akroti einen Besuch abzustatten. Vor Stavros, dem Ort, der durch die Alexis Zorbas Verfilmung zu Weltruhm gelangte, gibt es mehrere gute Ankermöglichkeiten bei unterschiedlicher Wetterlage. Stavros befindet sich nur wenige Meilen weiter westlich des kleinen „Hafens“ des Klosters Katoliko.

Der letzte Tag vor Kretas Küsten ist dann der Lagune von Balos, bzw. Gramvousa gewidmet. Die Lagune ist eine der großen Naturattraktionen Kretas. Hierzu mehr siehe Routenplanung. Am Samstag wollen wir dann Kreta endgültig den Rücken, bzw. das Heck zukehren. Die Inseln Kithyra und Antikythira, die auf Halber Strecke zum Peloponnes liegen, werden schon zu den Ionischen Inseln gezählt.