Carloforte – Isola San Pietro
Marcel, 23. 09. 2012

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Die Insel San Pietro ist in mehrerer Hinsicht untypisch für Sardinien. Die Einwohner stammen genuesischen Fischern ab, die im 18. Jahrhundert von der mehrere Jahrhunderte genuesisch besetzten Insel Tabarca, vor der Tunesischen Küste, fliehen mussten. Ansonsten sind die Sarden, obwohl auf einer Insel lebend, eher ein Bergvolk. Zu den Flüchtlingen von Tabarca gesellten sich einige Familien aus Pegli bei Genua. So ist die Architektur des Hauptortes Carloforte ligurisch geprägt. Die Einwohner sprechen noch einen Ligurischen Dialekt und die Straßenschilder sind mehrsprachig: ligurisch, sardisch und italienisch.
Wie gesagt, die Einwohner, die nicht vom Tourismus leben, sind Fischer – Thunfischer. Im Frühjahr ziehen große Schwärme von Thunfischen vom westlichen Mittelmeer und dem Atlantik nach Osten zum Laichen. An einer der winzigen San Pietro vorgelagerten Inseln wird der Schwarm mit verankerten Netzen abgefangen, die sich zur letzten Kammer immer weiter verjüngen. In der Camera de la Morte, der Todeskammer, werden die wehrlosen Tiere erschlagen und mit langen Haken an Bord gezogen. Dass die Prozedur, mattanza genannt, eine Jahrhunderte lange Tradition hat, macht es nicht besser. Die Fischer fahren zunächst in einer schweigsamen Bootskarawane hinaus aufs Meer. Während der mattanza wird ein überliefertes Lied gesungen, dass das Abschlachten begleitet.
Auch an anderer Stelle, sind blutige Traditionen überdacht und abgeschafft worden, wie der spanische Stierkampf. In diesem Sinne sollte auch die hiesige Tradition überdacht werden, zumal die weltweiten Bestände an Thunfisch bereits dramatisch zurück gegangen sind.

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