Auf See
Marcel, 22. 09. 2012

Die erste Nacht unserer Überfahrt von Sizilien nach Sardinien beginnt unruhig. Bei 4bf von achtern sind alle Segel gesetzt, der große Klüver nach Luv ausgebaumt. Die See ist zunächst noch aufgewühlt, Kreuzseen lassen Chulugi um alle Achsen tanzen – krängen, rollen, gieren. Später wird die Dünung von achtern länger und ruhiger. Nur gelegentlich läuft noch eine Sekundärdünung von Steuerbord durch. Den Windpiloten haben wir durch den elektrischen Autopiloten ersetzt, der den Kurs besser hält, wodurch wiederum die Segel besser stehen und weniger schlagen. Kurz vor Sonnenuntergang ist die Zeit der Delfine. Uns begleitet eine Zeit lang eine ganze Schule. Fünf oder sechs Tiere spielen um unseren Bug herum. Dann verschwinden sie so schnell, wie sie aufgetaucht sind. Vermutlich sind wir ihnen zu langsam.
Der Mond ist nach ein paar Stunden wieder verschwunden. Nur die Sterne spenden dem Auge Halt am Firmament. In der Dunkelheit kann man Stunden damit verbringen in die Aufwirbelungen des Kielwassers zu schauen. Leuchtplankton schimmert und blitzt hier und da auf. Eine Menge Leuchtquallen, die gefährlichen roten, wir haben gestern eine im Eimer gefangen und fotografiert, ziehen in kleinen Schwärmen vorbei. Kaum andere Schiffe sind auf dieser Route zu sehen. Das AIS zeigt einige Frachter und Tanker in einigen Meilen Entfernung, weit hinter der Krümmung des Horizontes. Hier und da taucht ein Licht über der Kimm auf und verschwindet bald wieder. Seltsam, dass in diesem zentralen Teil des Mittelmeeres so wenig Verkehr herrscht.
Auch am Tag 2 begegnen uns kaum andere Schiffe. Der Wind lässt am Vormittag nach. Bei 5kn aus S starten wir den Motor. Erst am Abend können wir wieder ein Stück segeln. Pünktlich zum Abendessen tauchen wieder ein paar Delfine auf, zeigen uns nur schnell ein paar gekonnte Sprünge rückwärts und sind tauchen wieder ab. Kurz vor der sardischen Küste schläft der Wind fast komplett ein. Leider haben wir laut unserer Tankanzeige nur noch 27 Liter Diesel im Tank. Das muss bis morgen früh reichen, um nicht den Reservekanister zu bemühen.

Gute Nacht.

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