Marcel, 04. 04. 2010

…ist die traditionelle griechische Ostersuppe und wird nach dem mitternächtlichen Ostergottesdienst gegessen. Es ist zu spät für ein Festessen, aber die rechte Zeit für eine Mitternachtssuppe. Jedermans Geschmack ist die Suppe aber sicher nicht. Interessanterweise schmeckt den meisten Touristen die Mageritsa ganz gut, solange man ihnen nicht sagt was drin ist! Sie besteht aus Innenereien vom Lamm – Darm, Lunge, Herz, Leber, die beim Schlachten und Ausnehmen des Osterlammes angefallen sind. Traditionell wird an Ostern ein Lamm geschlachtet. Das Fleisch wird gebraten (oft am Spieß), aus den Innereien wird die Magiritsa gekocht. Neben den Innereien kommt Fleischbrühe, Eier, Zwiebel, Petersilie und Zitronensaft in die Suppe. Oft wird auch Reis in die Magiritsa zugegeben.

Da mein erster Offizier auf Innereien steht, wird pünktlich zum Fastenbrechen (natürlich hatten wir gerade ein festliches Essen verputzt!), streng dem Glaubensbekenntnis des Gastronauten verpflichtet, um 0000 eine Portion der Suppe geordert. Der aus Bulgarien stammende Kellner rümpft die Nase und fragt ob wir wirklich sicher seien, dass wir die Suppe bestellen wollten. Joanna schmeckt sie ausgezeichnet. Da ich Innereien nur zur Aromatisierung von Gerichten einsetze (Bologneser oder andere Ragouts) oder als Pastete konsumiere, hält sich meine Begeisterung für die Suppe in Grenzen. Erinnert ein wenig an Schwarzsauer.

Marcel, 01. 04. 2010

…boten die stets pragmatischen Griechen an, sie nach dem Gott zu benennen, der ihnen das größte Geschenk mache. Poseidon schenkte Ihnen ein Pferd. Athene schlug mit ihrem Speer auf den Boden, wo ein Olivenbaum entspross. Die Stadt erhielt den Namen Athen. Aber wir sind auf Kreta. Wie kam das Olivenöl nach Kreta? Man vermutet, dass der Olivenbaum schon in der Steinzeit (die Olive ist ja auch eine Steinfrucht! logisch) kultiviert wurde. Manche behaupten dies sei in Ägypten gewesen (vermutlich die Ägypter), manche behaupten, in Syrien und Palästina (vermutlich die Syrer und die Palästinenser) wurde der Ölbaum zu erst kultiviert. Wie dem auch sei, in Kreta ist die Olive seit ca. 3.500 v. Chr. nachweislich bekannt.

Im Mittelalter und der Renaissance erlebte das Olivenöl ein Dasein im Schatten des Schweineschmalz. Außer in Spaniern, wo die Mauren die Verwendung von Schweineschmalz nicht zuließen.

Gourmets unserer Tage dagegen, die spätrömische Dekadenz ist in aller Munde, mmh, neigen dazu ein Königreich für einige Tropfen ausgezeichnetes Olivenöl herzugeben. Man hört von jungfräulichem Olivenöl, das nicht gepresst wird, sondern durch den Druck des Eigengewichts der zum Pressen vorbereiteten Oliven austritt und in Reagenzgläsern aufgefangen und sofort unter Schutzatmosphäre versiegelt wird. Auch ist von geheimen Reisen zu entlegenen Gehöften in den Bergen von Griechenland berichtet worden.

Unser Öl kommt aus Sitía, wo angeblich die besten Öle Griechenlands produziert werden.

Marcel, 24. 12. 2009

Glaubensbekenntnis des Gastronauten

1. Ich beschließe hiermit, Essen, wann immer möglich, von Brennstoff in Liebe, Kraft, Abenteuer, Poesie, Sex oder Drama zu verwandeln.

2. Ich lasse keine Gelegenheit aus, etwas Neues zu kosten oder zu kochen.

3. Ich vergesse nie: Kanapees sind von Übel.

4. Ich denke stets daran, dass kulinarische Katastrophen nicht unbedingt gleichbedeutend sind mit kulinarischem Scheitern. (Wir denken in diesem Zusammenhang an Samuel Beckett: Scheitere, scheitere erneut, scheitere besser!)

5. Ich habe für den letzteren Fall stets ein Glas Pesto zur Hand.

Der homo sapiens sapiens ist der schmeckend wissende Mensch. Der schmeckend unterscheidende Mensch ist der weise, da bewusst wahrnehmende Mensch.

Zwei Dudeneinträge:

1. gas|tro-, Gas|tro-, (vor Vokalen meist:) gastr-, Gastr- [zu griech. gaster (Gen.: gastrós) = Bauch, Magen] <Best. …

2. Nau|tik die; – ‹aus gleichbed. gr. nautike (téchnē) zu naũs „Schiff“›: 1. Schifffahrtskunde. 2. Kunst, Fähigkeit, …

Das Wort saber bezeichnet im Spanischen sowohl schmecken als auch wissen, bzw. das Wissen.

Wer ohne Wissen ißt, tötet die Nahrung, und gegessen tötet sie ihn. Marcel Mauss