Joanna, 02. 09. 2011

Die Insel Žirje ist mit ihren 15,5 km2 die größte Insel im Šibernik Archipel und wie es im Reiseführer heißt, von dem Tourismus kaum entdeckt. Na da hoffen wir, Glück zu haben. Allerdings kann man mit Blick auf die benachbarten Schiffe rechts und links von uns sagen, daß die Skiper & Crews diese schon ‘entdeckt’ haben.

Die Insel war spätestens im 6 Jh. nicht nur besiedelt, sondern bereits mit einer Festung gesichert gewesen. Das lag an der strategisch besonders wichtigen Lage der Insel, so daß sie nicht nur über eine, sondern mindestens über drei Burgen verfügte. Die spätantike Burg bzw. ihre Überreste wollen wir uns auch anschauen. Sie liegt oberhalb der Bucht Velika Stupica, in der wir vor einer Boje liegen, auf dem ‘Berg’ Gradina. Hier ist es auch, wo die Archäologen einiges freilegen konnten, so unter anderem ein Bad, Küche und eine Deckenverzierung (?!), alle Reste aus dem 15. Jh.

Die benachbarte Bucht Mala Stupica hat auf dem sie überragenden und höchsten Berg (ca. 163 m) gleicherweise Burgruinen aus der gleichen Zeit vorzuweisen. Und auch auf der Südseite der Insel gibt es weitere Festungsruinen. Diese stark mit Burgen befestigte Insel hatte dementsprechend auch ein wechselvolles Leben: Im 11 Jh. schenkte der kroatische König Petar Kresimir IV. die Insel den Benediktinern (keine Bebauung? kein Kloster?). Der Fürst Bribir hat sie dann der Stadt Zadar übergeben. 1323 war sie wieder im Besitz von Šibernik. Die venezianische Herrschaft brachte ‘Sommergäste’ auf die Insel: die wohlhabenden Bürger und Adelige bauten sich hier Landhäuser. Die Venezianer benutzten die Bucht, in der wir uns befinden, als ihren wichtigsten Hafen (keine Ruinen oder andere Reste zu entdecken, vielleicht abgetragen oder unter Wasser). Schließlich wurde Žirje im Zyprischen Krieg 1572 fast vollständig von den Türken verwüstet. Sie hat sich bis heute nicht wieder davon erholt. Der Hauptort der Insel mit dem gleichen Namen, der bezeichnenderweise im Landesinneren liegt, ist heute halb verlassen. Auf der gesamten Insel sollen nicht mehr als 70 Menschen leben. Etwas Landwirtschaft, Fischfang und früher, als die Zlarina mit ihrem speziellen Werkzeug auf die Insel kamen, auch der Abbau von Korallen, die es hier gab. Korallen waren zuerst vernichtet, danach der Fisch, den es hier kaum mehr gibt, die Landwirtschaft rentiert sich nicht auf diesen trockenen Böden, die mit der Klimakatastrophe immer trockener werden. Eigentlich eine traurige Geschichte, aber nicht besonders ungewöhnlich für ganz Dalmatien.

DSC_8365DSC_8367DSC_8369 [Voodoo in Kroatien] DSC_8371Antike Ruinenen eines Kastells auf SmokivicaDSC_8374DSC_8378DSC_8384 [Ausgrabungsort der venezianischen Villaruinen] DSC_8386DSC_8387DSC_8383DSC_8393 [Hier sind/wären möglicherweise noch Reste der ven. Hafenanlagen zu finden…] DSC_8395DSC_8399DSC_8402DSC_8403DSC_8404DSC_8400DSC_8409 Und schon sind wir wieder weiter unterwegs…

Joanna & Marcel, 26. 06. 2011

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Zum Mittagessen ankern wir in der Bucht Stivina, an der Westküste von Brač. Der Wind flaut etwas ab, nachdem es zuvor mit bis zu 28kn aus NE geweht hat. Zum Nachmittag ist abnehmender Wind aus NW angesagt.

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Zu der Bucht ist eigentlich nicht so viel zu sagen… außer daß sogenannte Investoren illegalen Bau von Feriensiedlungen begonnen haben. Die geschützten Wälder wurden abgeholzt und der Bau von Bungalows begonnen. Dieses „Vor vollendete Tatsachen“-Stellen klappt leider nur all zu häufig. Wir kennen das zur Genüge aus Griechenland. In diesem Fall aber wurden die Bau- und Rodungsmaßnahmen von der Polizei gestoppt. Wie es weitergehen soll, weiß offenbar keiner. Typisch ist jedoch, daß eine Aufforstung der Flächen nicht geschieht bzw. den kriminellen Verursachern zur Auflage gemacht wird.

Die Bucht war vorher bestimmt sehr schön, denn Wälder sind rar…

Joanna & Marcel, 25. 06. 2011

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Diese Bucht mit dem großen Bojenfeld haben wir aus Schutzgründen angesteuert, weil die See ziemlich unangenehm wurde und wir ein Fleckchen zum ruhigen (!) Ankern suchten. Aber auch aus „sentimentalen“ Gründen, denn wir haben hier vor ca. zwei Jahren einen schönen Aufenthalt gehabt. Damals noch mit der gecharterten schrottigen Bavaria. Die in einem Wäldchen direkt am Wasser gelegene Konoba wurde von zwei Journalisten aus Dubrovnik (oder Zagreb?), die auch als Kriegsberichterstatter arbeiteten bzw. mitunter verfolgt wurden, meine mich dunkel zu erinnern, nur im Sommer betrieben. Die winzige Hütte hatte einen sehr nett im bäuerlichen-sammelsurium Stil eingerichteten Raum und Veranda, ansonsten standen die Tische überall unter den Bäumen verteilt. Es gab nur eine Tageskarte – und das Essen war hervorragend! Die Besitzer, die selbst kochten und bedienten, waren sehr nett – die gesamte Atmosphäre wunderbar.

Das wollten wir also noch einmal erleben… Die Konoba gibt es noch, aber alles andere ist eben anders geworden: Die ehemaligen Betreiber oder Besitzer des Lokals sind nicht mehr da, nach langem Warten sahen wir uns gezwungen, den Tisch zu wechseln, weil an die am Wasser gestellten Tische die Bedienung einfach nicht kam. Alles war professioneller (im gewissen eher peinlichen Sinne: Matosenkluft der Bedienung) und dennoch – oder gerade deswegen – schlechter. Wir warteten nicht nur Ewigkeiten, bis jemand die Bestellung aufnahm, obwohl kaum Gäste da waren, sondern auch Ewigkeiten bis wir dann etwas bekamen. Die Auswahl auf der Karte groß und doch phantasielos. Um so größer war unsere Überraschung, als das bestellte Essen doch sehr gut schmeckte!

Dennoch, das Lokal hat nicht mehr die „Seele“, die es durch die Küche der Journalisten hatte. Es ist ganz offensichtlich auf große Segelcrews einstellt und eben auf entsprechendes Essen.

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Die Berge hinter Split. Links der Ost-Zipfel von Solta und rechts der West-Zipfel von Brač. Und immer wieder die Erfahrung: Raue See läßt sich nicht adäquat fotografieren.

Joanna & Marcel, 24. 06. 2011

Der Ort Drvenik auf dem winzigen Eiland Veli Drvenik ist ein verschlafenes Nest. Boulespielende Rentner (oder Fischer), alte Damen in Witwentracht, badende Hunde, Kinder und Mütter, die ihren Nachwuchs in grünen Schubkarren durch den Ort chauffieren. Und fast alle mit Hüten!

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Nationalheld, der auch diese kleine Insel gegen die Deutschen verteidigte. Ihm gegenüber am anderen Ende des Hafens steht eine „Heldin“: eine verzweifelte aber natürlich sicherlich mutige Frau.

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Wir hatten einen sehr schönen Platz am winzigen Kai ergattert, allerdings waren die Wassertiefen dort recht bedenklich. Hat aber dank des Muts des Skippers und helfender Hände einiger Italiener (nicht im Bild) alles wunderbar geklappt.

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Ich habe sogar gebadet und geschnorchelt (dazu weiter unten mehr), was nicht so gewöhnlich für mich ist, denn ich halte es diesbezüglich so wie die Griechen: nicht vor August ins Wasser!

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Beschauliche Badeszenen eines Fischerdorfes, das kaum vom Tourismus heimgesucht wird. Der Grund: Drvenik liegt in der Flugschneise des nahen Flughafens von Split!

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Die Fassade der Kirche ist nur vorgestellt. Ein Dach hat der Vorbau aus dem 18. Jahrhundert nie erhalten, so wächst zwischen dem Portal und der älteren Kapelle eine Wiese und Rosmarinbüsche. Die alte Kirche “im Inneren” ist aus dem 15. Jh. (leider wieder einmal geschlossen).

DSC_7195 DSC_7196 DSC_7191 DSC_7221 DSC_7222 DSC_7212 DSC_7234 DSC_7205 DSC_7248 DSC_7255 Das Restaurant Tramontana bietet einen hübschen Garten und selbstgemachte Spezialitäten: Oliven, Öl, Eingelegtes und Marmeladiges, sowie Kunsthandwerk und kleine Bilder.

DSC_7261 Diese “Sonderunterstützung” wirft die Frage auf, warum der Schirm nicht in Gänze auf der Mole stehen darf.

DSC_7274 Was wir an Brot übrig haben schmeckt den Fischen. Ihre Artgenossen in Necujam haben unser Brot strickt abgelehnt und verschmäht.

DSC_7164 Ich beim Tauchen (ein seltener Anblick und auch noch durch das Lukenfenster).

Drvenik, die kleine Bederbucht/Eingang Unterwasserlandschaften in dem kleinen “Badehafen”: nicht so phänomenal wie im Roten Meer aber immer hin noch ein paar neugierige Fische, die nicht gegessen worden sind. In Griechenland gab es beispielsweise nichts zu sehen.

Drvenik Drvenik: immer an der gleichen Stelle zu finden Im Haven des Fischerdorfes Drvenik (auf Veli Drvenik) Im Haven des Fischerdorfes Drvenik (auf Veli Drvenik) Ein Holzboot unter Wasser, wenige Meter von unserem Kai. Drveniks neugirigen Fische Meine kleinen Unterwasserbegleiter.

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Marcel, 23. 06. 2011

Wir ankern, nachdem wir uns erst am späten Nachmittag auf den Weg gemacht haben in der weit verzweigten Bucht Nečujam auf Šolta. Auch in Kroatien ist der Donnerstag ein Feiertag, so dass einige einheimische Boote unterwegs und eben auch vor Anker liegen. Dennoch ergattern wir einen angenehmen Platz für die Nacht, essen an Deck und üben uns im Lesen der Sternenkarten.

Marcel, 03. 06. 2011

Wir ankern in der belebten und beliebten Bucht Uvala Vinogradisce vor Sv. Klement, der Hauptinsel der sogenannten Hölleninseln auf denen in vergangenen Jahrhunderten Föhrenharz zum abdichten der Schiffe gewonnen wurde. Auf der Insel befindet sich eine Marina, sowie eine Handvoll Restaurants. Eine Künstlerin, die sich vor Jahren auf Sv. Klement niedergelassen hat, setzte Pfauen aus, die jetzt hier wild leben und am Abend mit einem kehligen Laut für eine außergewöhnliche Klangkulisse sorgen. Die Künstlerin kultiviert auch einen Teil der Gärten und Hügel der Insel, die sich so als ein subtropisches Kleinod gibt.

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Marcel, 02. 06. 2011

Unfreiwillig liegen wir in der Marina Vlaska in Milna auf der Insel Brac. Im Kanal zwischen Brac und Solta habe ich glücklicherweise routinemäßig einen Blick in die Motorbilge geworfen. Ganz tief unten, dort wo man am allerwenigsten herankommt, bezeichnenderweise unter dem sogenannten Wassersammler, sprudelte eine gute Ladung Kühlwasser in die Bilge. Kurzerhand beschlossen wir in das nur zwei Seemeilen entfernte Milna zu fahren. Dort sollte es einen deutschen Fachbetrieb geben, der unter den Seglern einen guten Ruf hat. Wir schickten Herbert, der sich auch auf dem Weg zu den Klemensinseln befand, eine SMS. Nun liegen wir also mit Herbert und Bela!, der als Skipper ebenfalls unterwegs ist in Milna. Herr Sauer, der Bootsmechaniker hatte auch das passende Werkzeug, um die lose Schlauchschelle zu fixieren. Ein ordentlicher Knarrensatz mit unterschiedlich langen Aufsätzen war hier hilfreich. Nun hoffen wir, dass das Problem gelöst, bzw. fixiert ist und es nicht nötig wird, den kompletten Warmwasserboiler zu demontieren. Der Abend in der nahen Konoba und an Deck von Herberts Katamaran wurde feuchtfröhlich, so dass wir von den Stegnachbarn schon zum senken des Lautstärkepegels aufgefordert wurden. Peinlich, da gerade wir uns immer wieder über lärmende Crews beschweren.

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Marcel, 15. 05. 2011

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Joanna, 02. 05. 2011

Es hat nicht direkt mit unseren Törns auf dem Meer zu tun, betrifft aber wie so vieles dann doch das, was uns am Segeln so lieb und teuer geworden ist – die Natur nämlich, die schon lange zur bloßen „Umwelt“ verkommen ist.

Und um diese geht es im folgenden Beitrag der ARD zum Thema Naturschutz und EU-Beitrittsvoraussetzungen.

Worum es dabei geht: Kroatien hat als baldiger EU-Beitrittsland von der EU entspechende Auflagen bekommen, eine davon die sinnvolle Auflage zum Umweltschutz. Diese ist sogar dankenswerterweise auch recht konkret ausgefallen, denn sie betrifft einen Fluß – Sawa/Save – und seine weitläufigen Auen, beide noch im ‚Naturzustand‘, sprich nicht begradigt, trockengelegt, verbaut und gestaut sind. Diese sollen in diesem Nochzustand zum entsprechenden Naturschutzgebiet erklärt und erhalten werden.

Sehr löblich, doch auf der anderen Seite bekommen die Beitrittsländer auch wirtschaftliche Auflagen, zum Teil damit auch verbundene Gelder, mit denen sie ihre Wirtschaftlichkeit erhöhen können. Und an dieser Stelle greift die kroatische Politik (oder Kommunalpolitik) ein und läßt sich von der Regierung und in gewissem Sinne von der EU ein Projekt genehmigen, das just jenen Fluß im Sinne der Wirtschaftlichkeit begradigen, ausbauen und die Auen trocken legen soll…  Übrigens betrifft es einen Fluß, der bisher kaum eine Rolle im kroatischen geschweige denn im europäischen Handel spielte und wahrscheinlich auch nicht spielen wird. Aber dieses Projekt wäre mit hohen Millionensummen finanziert und sicherlich am Ende dann doch von der EU subventioniert. … Denn wird das Projekt vor dem Beitritt begonnen, dann ist die EU gleichermaßen daran ‚beteiligt‘ (auch hier wieder das magische Wort ‚Wirtschaftlichkeit‘). Das erinnert sehr an deutsche Projekte wie in Stuttgart, oder – noch schlimmer – die Monsterbrücke über die Mosel und durch die schönsten Weinanbau- und Naturschutzgebiete der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region. Eine Brücke, die Millionen verschlingen wird, bloß damit Gelder zur Wirtschaftlichkeit einer Region, die nichts von einer Autobanbrücke hat, auch tatsächlich ausgegeben werden.

Aber hier erst einmal der Kroatien-ARDbeitrag:

http://tagesschau.vo.llnwd.net/d3/video/2011/0424/TV-20110424-0029-0301.webm.h264.mp4