Marcel, 15. 09. 2011

Die letzte Nacht war kurz. Um drei Uhr weckt uns starker Schwell aus N, der in den Hafen steht und unser Heck gefährlich hoch gegen die Mole hebt. Nach langer Diskussion entscheiden wir, doch noch zu bleiben, und zunächst nimmt der Schwell, der ohne Wind in die Bucht steht, wieder ab. Doch um halb sechs wird es doch zu ungemütlich.

Bei zunächst kräftigem Wind aus NE runden wir Lošinj im Süden und setzen Kurs Sušak. Da dort gute 1-2 Meter Welle steht, fahren wir weiter in die Bucht von Mali Lošinj, wo der Wind mit 5bf aus N hinein fegt. Weiter geht es nach Unije. Unterwegs gibt’s Pasta al Ragout bei stetig abnehmendem Wind. Um zwölf Uhr Mittagsflaute. In die Bucht Maracol im Osten von Urine fahren wir unter Motor ein und machen an einer Boje fest. Nach und nach füllt sich die Bucht mit gut 25 Yachten.

Wir landen mit dem Dingi an und folgen dem Fußweg über den Hügel auf die Westseite der Insel zum gleichnamigen Hauptort. Unser Reiseführer – nein, diesmal nicht der aus den 70ern – verspricht eine Pension/Konoba mit esoterischem Einschlag: makrobiotisches Essen, Yoga-Kurse, Wanderungen, Entspannungsübungen. Leider gibt es Essen nur noch für Pensionsgäste. Auch hier hat man die Saison schon beendet. Statt dessen bekommen wir in einer wunderschön gelegenen Konoba am Strand und Hafen Risotto aus der Dose und mittelmäßigen Oktopussalat. Der Sonnenuntergang entschädigt jedoch ein wenig. Als Sundowner genehmigen wir uns Campari/Soda bzw. Orange.

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Marcel, 14. 09. 2011

Unsere Wanderung startet wie immer mit einer simplen Beschreibung des Ausgangspunktes. „An der Kirche Sv. Ana steht ein alter Baum mit einigen Wegweisern. Wir folgen der Aufschrift ‚Pogled‘.“ Leider gibt es weder diesen alten Baum, noch einen Hinweis auf ‚Pogled‘, was auch immer das ist, denn unsere (ungenaue) Karte kennt diesen Namen nicht. Wir folgen also einem markierten Weg, der in etwa der weiteren Beschreibung entspricht. Dieser führt uns aber irgendwann offroad durch die Olivenhaine und zwischen alten Trockenmauern verschwindet der schmale Weg bald im Nichts. Wir kämpfen uns zerkratzt und schon um 10:00h durchgeschwitzt durch hartes Unterholz bis zum nächsten markierten Weg vor, der sich dann tatsächlich als der gesuchte Pfad herausstellt, der uns zur Gratstraße auf 211m führt. Von dort ein Stück die Straße entlang nach Norden und dann wieder einen alten Eselsweg hinunter auf NN. Dort erwartet uns in einem Hain oberhalb der Bucht Balvanida eine Konoba mit wunderbarem gegrillten Fisch und Lamm. Die heißen Stunden des Mittags verbringen wir an dem kleinen Kiesstrand. Meine Hängematte spanne ich zwischen zwei niedrigen Olivenbäumen und döse über der Lektüre des Wanderbuches im angenehmen Halbschatten der Olivenbäume schnell ein. Irgendwo habe ich gelesen, dass man nicht mittags im Schatten von Olivenbäumen schlafen darf, aber nur wo? Und waren es wirklich Oliven oder doch Zypressen?
Der Rückweg verläuft nicht weniger wunderbar als der Aufstieg. Wir folgen den markierten Wanderwegen durch Wälder aus Steineichen, Oliven und Pinien, entlang einer weiteren Bucht und wieder den Berg hinauf zu einer Kapelle (der Wanderführer spricht von einem ‚angenehmen Aufstieg‘!), von wo man einen herrlichen Blick auf die Adria und bis zum Velebitgebirge hat.
Unten im wunderschönen Veli Lošinj angekommen (Kapitänsvillen mit hübschen Gärten, Barockkirchen und Villen des österreichischen Erzherzogs Karl Stephans) gönnen wir uns einen Longdrink und zurück in Rovenska, der Nachbarbucht, einen Besuch in der Trattoria Bora Bar (Tagliatelle mit Trüffeln und Steinpilzen, Tintenfischcarpaccio).

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Marcel, 13. 09. 2011

3,5 Seemeilen vor der Küste Veli Lošinj liegen die beiden winzigen Eilande Oruda und Paracol. Auf dem größeren Oruda stehen die Ruinen einer frühchristlichen Basilika aus dem 6. Jahrhundert und ein Schäferhäuschen. Mit dem Dingi anzulanden gestaltet sich als schwierig, jedoch machbar. Viele scharfzackige Steine machen die Aktion auf Paracol unmöglich. Dort sehen wir die Reste eines spätantiken Gebäudes. Eine Volkssage will wissen, dass griechische Mönche auf den Inseln einen durch Seeräuberei erworbenen Schatz vergraben haben.

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Marcel, 13. 09. 2011

Am Vormittag laufen wir in den schmalen Kanal zwischen den Inseln Ilovik und Sv. Petar ein, wo wir uns an eine der zahlreichen Mooringbojen legen. Mit dem Dingi landen wir zunächst an dem kleineren, östlichen Inselchen Sv. Petar an. Mit Blick auf den Ort Ilovik stehen dort die Ruinen eines venezianischen Palazzo und eine kleine Kapelle.
Wir setzen nach Ilovik über und essen dort zu Mittag. Unser Reiseführer informiert, dass der Ort mit einem Unterwasserkabel von der Insel Lošinj mit Strom versorgt ist und über Post und Telegraf verfügt.

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Marcel, 13. 09. 2011

Ein Reiseführer „Cres, Lošinj und umliegende Eilande“, 1973 auf der Insel Pag veröffentlicht, wird uns auf dem weiteren Weg ein guter Führer sein (Zeichnungen und Einbandgestaltung: Mate Solis, akad. Maler!). Jedes noch so kleine Stück Stein im Wasser um Cres und Lošinj herum ist der Erwähnung wert. Wir erfahren, wo wir Kirchenruinen aus dem 6. Jahrhundert finden und wo der Sage nach, griechische Mönche einen durch Seeräuberei erworbenen Schatz vergraben haben sollen. Außerdem verrät uns der Führer, auf welcher Insel es schon Strom und Wasser gibt, und wo wir in Zisternen gesammeltes Regenwasser trinken müssen. Nur auf wenigen Inseln gibt es ein Post- und Telegrafenamt.

Marcel, 12. 09. 2011

Im Westen der Insel Olib liegt in einer großen Einbuchtung das gleichnamige Inseldorf mit Fähranleger. An dessen Rückseite gehen wir längsseits. Einst war Olib eine der am dichtesten besiedelten Inseln im Archipel. Doch schon vor dem Ersten Weltkrieg begann die erste Emmigrationswelle. Die Zahl der Inselbewohner, meist heimgekehrte Aussiedler, ist von über 2000 auf jetzt ca. 200 gesunken. Die Insel ist autofrei. Dafür knattern vereinzelt Motorräder über die schmalen Wege und das beliebteste Fortbewegungsmittel ist eine Mischung aus Sqout und Traktor. Die Fahrer machen mit Cowboyhut, Sonnenbrille und meist beachtlichem Leibesumfang tatsächlich den Eindruck von Amerikaheimkehrern. Aber man grüßt freundlich und genießt das Rentnerdasein. Zu sehen gibt’s eine fußballfeldgroße, betonierte Zisterne, ein Wehrturm aus dem 17. Jahrhundert und eine Kirche vom Ende des 18. Jahrhunderts. Die Häuser stehen großzügig auseinander. Dazwischen überall hüfthohe Mäuerchen aus Trockenmauerwerk, die die einzelnen ehemaligen Weinparzellen trennen. Auf den Brachflächen und am Wegesrand Unmegen von wildem Fenchel, der unsere Bordküche bereichert (Joanna sagt, ich solle nicht überall wilden Fenchel oder Meerfenchel rein tun). Gut versteckt hinter dem Wehrturm gibt es auch eine auf Kühlschranktemperatur heruntergekühlte Post, wo wir endlich, nach eineinhalb Wochen, wieder Bargeld bekommen. Auch unsere Euroreserven waren bereits aufgebraucht.

Bei einer platinblonden Französin essen wir zu Mittag. Wir sitzen an Plastiktischen auf Plastikstühlen. Die Terrasse liegt direkt am Hafen mit Blick auf die kleinen Fischerboote und den Fähranleger. Oktopussalat und Pasta mit Scampi, als auch vorzüglicher Hausein werden in gemächlichem Tempo auf einem Servierwagen zu uns geschoben. Als Dank gibt’s zur Rechnung eine Karte der Insel mit rückseitiger Widmung der Chefin des Hauses.

In praller Mittagssonne legen wir mit vollen Bäuchen ab. Kurs

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Marcel, 11. 09. 2011

Von Molat führt unsere Route vorbei an der Nachbarinsel Ist nach Olib. Vor der kleinen Kapelle Sv. Nikola von 1911 in der gleichnamigen Bucht liegen wir an einer der vielen freien Mooringbojen. Im Sommer scheint es hier mehr Yachten hin zu verschlagen, jetzt liegen außer uns nur zwei weitere Schiffe an den Bojen. Wir schwimmen an Land zu dem kleinen Anleger vor der Kapelle, die leider verschlossen ist. Im Staub finden wir eine arg mitgenommene Halterung, vielleicht einer Lampe oder Kerze.

Später liege ich in der Hängematte, die ich in Thailand erstanden habe, auf dem Vorschiff und genieße die Abendsonne. Joanna ist von dieser wirklich bequemen und entspannten Liegetechnik nicht so begeistert. Auch gut, so bleibt mir mein neuer Lieblingsplatz ganz für mich alleine.

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Marcel, 11. 09. 2011

Nach einem arbeitsreichen Vormittag, wir putzen und schrubben an und unter Deck, laufen wir am Nachmittag den kleinen Inselhafen auf Molat an. Das Eiland liegt nur etwa eine Stunde Motorfahrt NNE-lich der Pantera Bucht von Dugi Otok. Eigentlich wollten wir uns das hier im Aufbau befindliche Delfinschutzzentrum der GRD ( Gesellschaft zur Rettung der Delfine), des berühmten Seglers Rollo Gebhard anschauen – immerhin ist PKB hier Spender, doch man teilt uns per Mail mit, dass just in dieser Woche das Zentrum nicht besetzt ist.
Im örtlichen Laden decken wir uns nach eineinhalb Wochen wieder mit frischem Obst und Gemüse, sowie Wein ein. Joanna wandert zu einem ehemaligen Konzentrationslager der – nein, diesmal nicht der Deutschen, sondern der Italiener.

Zurück an Bord bricht die volle Idiotie der Menschheit in Form einer schon beim Einlaufen grölenden sechs Mann, eine Frau Crew über uns ein. Unseren Manöverfender habe ich noch gerade rechtzeitig zur Hand. Noch bevor alle Leinen fest sind, springen die ersten schon schreiend ins Hafenbecken, während der Rest in der Bar gegenüber Hochprozentiges ordert. Der Anblick des bierdosenbeladenen Cockpits erklärt den Rest. In dem Moment, als der Landstrom gelegt ist, ertönt die Titelmusik von Baywatch für den gesamten Ort hörbar. Dies ist der Moment, in dem Wir uns spontan entscheiden wieder abzulegen und den auf der anderen Seite der Insel gelegenen Ankerplatz aufzusuchen – scheiß auf die 40€ Liegegebühren, die wir bereits bezahlt haben.

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Marcel, 09. 09. 2011

Am Nordzipfel von Dugi Otok ankern wir auf vier Meter Wassertiefe vor einem Wrack eines italienischen Frachters, der in den Achtzigern hier gestrandet ist. Bug und Heck des Schiffes ragen aus dem Wasser hervor. Ein idealer Schnorchelspot!

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