Joanna, 23. 04. 2010

Ich habe schon an vielen Stellen unserer Tourenbeschreibungen unsere speziellen Begleiter erwähnt, teils vorgestellt, teils zitiert.

Nun entschloß ich mich dazu, ihnen eine eigene Seite zu widmen – alleine schon deswegen, weil sie mir zunehmend ans Herz gewachsen sind. Die wichtigsten werden auch biographisch vorgestellt.

Herodot muß, und das nicht nur wegen der Chronologie, an erster Stelle erwähnt werden, doch ist er nicht de facto unserer Reisebegleiter, als daß wir nicht das voluminöse Buch “Historien” von ihm besitzen. Gestehen muß ich, daß Herodot, obwohl er mich sehr interessiert, ein Nischendasein fristet: er ist mir nur aus Zitaten bekannt. Doch kommt er als der Begleiter eines anderen berühmten reisenden Literaten vor und auf diesem Wege auch zu mir. Ich meine damit natürlich Ryszard Kapuściński und sein Bucht “Meine Reisen mit Herodot”, von dem noch die Rede sein wird.


Herodot von Halikarnass(os) [490/480 – 424 v.Chr.] gr. Ἡρόδοτος Ἁλικαρνᾱσσεύς, Hēródotos Halikarnāsseús
war ein antiker griechischer Historiograph, Geograph und Völkerkundler. Er wurde von Cicero (De leg. 1,5) zugleich als „Vater der Geschichtsschreibung“ (lat. pater historiae) und als Erzähler „zahlloser Geschichten“ (lat. innumerabiles fabulae) bezeichnet. Sein einziges erhaltenes Werk sind die neun Bücher umfassenden Historien, die in Form einer Universalgeschichte den Aufstieg des Perserreichs im späten 6. Jh. v. Chr. und die Kriege der Griechen mit den Persern im frühen 5. Jh. v. Chr. schildern.
[aus Wikipedia]

Herodot  war nicht nur Reisender – er war auch der literarische Begleiter anderer, aus Leidenschaft reisender Menschen… Ich denke dabei an Ryszard Kapuściński und sein Bucht “Meine Reisen mit Herodot”. Es wurde zu meiner Initialzündung in bezug auf Herodot.

Wie sah die Welt aus, die Herodot bereiste? Hier zwei Beispiele:

Wie sah Europa, wie sah Griechenland für ihn aus? Welche Völker lebten noch – wie hießen sie – wo wohnten sie – was hatten sie zu sagen?

Herodot stellt diese Fragen nicht explizite, aber er fragt sich dieses, indem er überhaupt aufbricht.

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Ryszard Kapuściński (* 4. März 1932 in Pińsk, heute Weißrussland; † 23. Januar 2007 in Warschau) war ein polnischer Reporter, Journalist und Autor. Er ist einer der am häufigsten übersetzten Autoren Polens.

Seine Bücher wollte ich schon lange gelesen haben – und wie so oft, es nicht geschafft.

Jetzt aber, wo es um Herodot geht, griff ich doch zu einem Buch von ihm. Und bin begeistert! Ob er dazudichtet, dichtet oder “die Wahrheit” berichtet, ist zwar nicht egal, aber auch nicht auf dem gleichen Niveau wie bspw. die Frage nach den Dokumenten von Auschwitz. Kapuscinski ist ein Reisender, ein reisender Schriftsteller, ergo ein “Journalist” im besten Sinne. Er ist kein Skriptograph.

Und bitte schön, die richtige Aussprache üben ;-)

Ryszard Kapuściński anhören?/i

Kapuściński wurde am 4. März 1932 im damals ostpolnischen Pińsk geboren. Er wuchs in einer Lehrerfamilie auf. 1940 floh seine Mutter mit ihm vor einer Verschickung nach Sibirien; sein Vater konnte hingegen von einem sowjetischen Kriegsgefangenen-Transport fliehen, der ihn nach Katyn hätte bringen sollen.

1945 zog seine Familie nach Warschau. Dort heiratete er 1952 Alicja Mielczarek und begann im selben Jahr sein Studium der Geschichte an der Universität Warschau. 1955 trat er seine erste Reise nach Asien an und war Reporter bei der Konferenz der blockfreien Staaten auf Java. 1956 beendete er sein Studium mit einem Magister und begann, an der Jugendzeitung „Sztandar Młodych“ (dt. Fahne der Jugend) mitzuarbeiten.

1956 bis 1957 reiste er nach China und berichtete von dort. Bereits ein Jahr später wurde er Mitarbeiter der polnischen Nachrichtenagentur Polska Agencja Prasowa (PAP) und reiste 1958 in deren Auftrag nach Afrika. Nach seiner Rückkehr arbeitete er in der Redaktion der Zeitschrift „Polityka“. 1962 war er wieder für die PAP in Afrika unterwegs. 1967, direkt im Anschluss an seinen Afrikaaufenthalt, unternahm er Reisen durch die Sowjetunion. 1967 trat er seine Reise nach Südamerika an, wo er sechs Jahre für die PAP als Auslandskorrespondent tätig war. Weiterhin war er Berater der polnischen Zeitschrift „Kontynenty“.

Heftige Kontroversen hat bereits vor Erscheinen (am 3. März 2010) das Buch Kapuscinski. Non-Fiction seines Biografen Artur Domoslawski ausgelöst, der den Wahrheitsgehalt zahlreicher Reportagen und die Familiengeschichte Kapuścińskis zweifelhaft erscheinen lässt und von Verbindungen zur polnischen Geheimpolizei SB berichtet.