Umweltleitfaden auf Chulugi
Joanna, 04. 05. 2010

Sicherlich hat man spätestens seit dem katastrophalen Klima-Gipfel in Kopenhagen realisiert, wie es um die Welt um uns herum bestellt ist, und daß dieses ‚Problem‘ einzig und allein wir selbst verursacht haben. Doch statt umzudenken, drehen wir weiter an der Schraube und nennen das „unvermeidlich“ oder „was kann ich kleiner Tropf schon dagegen ausrichten“.

Doch, man kann was dagegen ausrichten, davon bin ich fest überzeugt!

Auch wenn die Maßnahmen, derer wir privat fähig sind, noch so klein angesichts der großen globalen Umweltprobleme erscheinen, sie sind wirksam, denn sie sorgen für ein stetiges Umdenken in einer Größenordnung, die eben „Masse“ ausmacht, welche die Umwelt ruiniert. Denn zu dem großen Problem tragen all diese einzelnen Menschen wie wir bei. Daß wir eine enorme Macht darstellen – wenn wir denn nachdenken und Konsequenzen daraus ziehen – hat man spätestens dann begriffen, als die Autofahrer das Benzin, und zwar nur für wenige Tage, nicht bei dem Konzern Shell kauften, weil dieser die ausgediente Bohrinsel „Brent Spar“ einfach im Meer entsorgen wollte. Das war in den 1990ern und es war so durchschlagend, daß daraus ein allgemeines Gesetz gemacht wurde, das ein generelles Verbot dieser Art von ‚Entsorgung‘ darstellt.

Und was hat der sog. Verbraucher daraus gelernt? Leider nicht viel, denn er denkt immer noch, daß ‚die Anderen‘ den Anfang machen müßten.

Gegen diese Gesinnung wollen wir auf Chulugi einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz & Tierschutz/Artenerhaltung und damit auch zu unserem eigenen Wohlbefinden auf den Meeren beitragen.

Denn die erste (und nachhaltige) Erfahrung, die ein Segler heutzutage macht, ist folgende:
Wollte man sich beim Segeln alleine mit der Natur und wie ein Entdecker unbekannter Regionen fühlen wollen und von Meeresgetier umgeben sein, sobald man in und auf das Wasser blickt, so wird man in allen drei Punkten bitter enttäuscht sein, denn:

1) es gibt zu viele Menschen auf dieser Welt und sie breiten sich auch auf dem Meer aus = viele Privatboote, lärmende, betrunkene Hobbyseemänner & vereinzelt -frauen, viele Tanker, die die Fracht von weit entfernten Ländern nach Europa bringen (man möchte ja schließlich auch im Winter frisches Sommerobst etc. haben),
2) diese Menschen an Land und auf den Schiffen produzieren Unmengen an Müll, der häufig in den Meeren landet, und
3) es gibt kaum Fische wie überhaupt Lebendes mehr in den Meeren. Davon kann man sich, auch ohne besonders sensibilisiert zu sein, selbst überzeugen. Vor allem ist die Ägäis schon seit den 1980er Jahren so gut wie leergefischt, nicht zuletzt weil man hier mit Dynamit fischte, sogar dann als es schon längst verboten war. (Aber keiner fühlte sich bspw. bemüßigt, den so ‚gefangenen‘ Fisch zu boykottieren.)

Frustrieren sollte man sich davon nicht, und schon gar nicht resignieren! Aber wissen um die Zusammenhänge, das um so mehr, und versuchen (wenigstens) im Rahmen der eigenen Möglichkeiten etwas dagegen zu tun!

Kein Plastik
Müllreduzierung
Kein Thunfisch, kein Schwertfisch
Wenig Süßwasserverbrauch in südlichen Gegenden
Biologisch abbaubare Putzmittel und Waschlotionen etc. benutzen
Zu meiden sind – das fällt auf einem Schiff nun ausnahmsweise sehr leicht – große Hotelanlagen (jetzt „Resort“ genannt), Golfplätze u.ä. Einrichtungen (diese sind sowieso das Allerletzte!) und „all you can eat“.

Für weitere Infos und Hintergründe siehe unter Umweltschutz und Tierschutz.

Daher bitten wir auch unsere Mitsegler sich einigen Maßnahmen anzuschließen – die Maßnahmen auf der Chulugi sind denkbar einfach und erfordern letztendlich nur ein konsequentes Mitdenken.

Außer No. 1 ist alles nur als Anregung gedacht, an die wir uns hiermit vor allem auch selbst erinnern wollen!


UNSERE UMWELT-REGULARIEN

1) Alles was ins Wasser gelangt, sollte biologisch sein und möglichst 100% abbaubar,

Bitte bringt entsprechende Bio-Körperpflegeartikel wie Duschzeug, Zahnpaste, Seifen, Waschmittel o.ä. für euch mit. Natürlich können wir auch problemlos mit solchen Utensilien aushelfen.
Wir rüsten unsere gesamte noch verbliebene Altausstattung der Jacht in bezug auf Putz- und Waschmittel um. Allerdings müssen wir zugeben, daß die meisten Schiffsputzmittel fürs Deck schwer (oder schlechte) zu bekommen sind. Um so einfacher geht es bei den Produkten der Körperpflege!

2) Sowenig Plastik wie möglich und wenn doch ‚unverzichtbar‘, dann wenigstens von solider Qualität und frei von Weichmachern,

→ Das ist in der Tat ein Problem beim Einkauf von Wasserflaschen. In Griechenland bspw. gibt es vor allem Plastikflaschen und die auch noch ohne Pfand… Wir arbeiten an diesem Problem an Bord. Ehrlicherweise geben wir zu, daß wir noch keine gute und schnell zu praktizierende Lösung gefunden haben.

3) Sowenig Müll produzieren wie möglich und diesen dann wenn es geht nur in größeren Häfen/Marinas, vorzugsweise auf dem Festland, entsorgen,

→ In den meisten Mittelmeerländern gibt es keine Mülltrennung, daher beim Einkaufen darauf achten, was man mitnimmt: Selbstverständlich ist Glas vor Dosen und Plastik & Dosen oder Papier vor Plastik. Auch hierbei fällt es auf, wie schwer es ist, Plastik/Folie u.ä. zu meiden…

4) Soviel Tierschutz und Flora-/Faunaschutz wie möglich und davon abgeleitet:

→ Sowenig verschwenden wir möglich, Restessen oder Abgelaufenes an die hunderte von ausgemergelten ‚Haustieren‘, die die Menschen nun doch nicht mehr haben wollen, verfüttern.

Wir haben so schlimme Zustände in Griechenland auf dem Land und teilweise in den Orten gesehen… daß man noch lange daran denken muß. Die Bilder lassen einen nicht mehr so schnell los. Es betrifft insbesondere Hunde, die an Ketten ein wahres Martyrium durchmachen: tagelang ohne Wasser, ohne Schatten, ohne Futter. Sie ‚bewachen‘ einfach nur unabgezäuntes unbewohntes Land, selbst an kurzer Kette gelegt! In den Orten werden sie mit Steinen verjagt. Es wundert einen sehr, wie lieb diese Tiere Menschen gegenüber dennoch geblieben sind (ich wäre es nicht!). Seit diesen Erlebnissen wandere ich nur noch mit einer extra Portion für potentielle Hundebegegnungen dieser Art.

5) Nicht jeden Fisch, der frisch in der Taverne angeboten wird, essen, denn es gibt kaum etwas davon.

Die immer kleiner werdenden ‚Portionen‘ liegen nicht immer an der vermeintlichen Geldgier der Tavernenbesitzer, die ‚reiche Touristen‘ ausnehmen wollen, sondern daran, daß diese Fische gar keine Chance haben, größer zu werden und einige davon sowieso schon vom Aussterben bedroht sind.

→ Dann vielleicht doch schon mal zu frischem Fleisch greifen, zumal dieses in den Dörfern häufig von ‚glücklichen Tieren‘ der Region stammt. Thunfisch ist bspw. für uns tabu, weil die meisten seiner Unterarten vom Aussterben bedroht sind, außerdem die Fangmethoden Unmengen an dem sog. Beifang produzieren wie Delphine und Meeresschildkröten (s. unter Umweltschutz).
Seit der letzten (2010) Entscheidung (wer versteht diese eigentlich noch?) der internationalen Artenschutzkonferenz in Doha im Emirat Katar darf man auch die auf der Roten Liste stehenden Tiere ‚abfischen‘, so auch den fast ausgestorbenen Roten und Blauen Thunfisch.Das gleiche gilt für die Schwertfische (die es sowieso kaum gibt). Leider wird die Negativliste immer länger und länger… Hat man diese unglaublich schönen Tiere live im Wasser und nur wenige Meter vom Schiffsbug entfernt einmal erlebt, so fällt das Verzichten auf rohen und gebratenen Thuna sowieso nicht so ’schwer‘.
Ich hatte vor kurzem leider das sehr unerfreuliche Erlebnis, eine wahrscheinlich im Fangnetz ertrunkene Meeresschildkröte zu sehen… (Umweltschutz) … das war ein sehr schönes Tier gewesen, das nun im Müll am Rand einer touristisch überlaufenden Gegend – genauer: Elunda, die im Meer versunkene Stadt der Minoer – lag.