John Ruskin
Joanna, 14. 02. 2012

WP_John_Ruskin London, John Ruskin 1819-1900

Geboren 1819 am 08. Februar (also ein Wassermann, Hypochonder wahrscheinlich auch, denn er klagt immer über seine “schwache Gesundheit” und das Herz) in London, gestorben am 20. Januar 1900 in Brantwood/Lancashire.

Er war vor allem ein herausragender Kunsthistoriker, aber auch Sozialphilosoph, Kunstkritiker, Schriftsteller und Grafiker. Als letzterer wohl eher durch seine Zeichnungen zu seinen Publikationen bekannt.

Mit vielen berühmten Künstlern und Schriftstellern bekannt – nicht von allen geliebt – war er zwar das Kind seiner Viktorianischen Zeit, jedoch durchaus als ein Vordenker zu sehen. So verfasste er unter anderem ein Buch über die modernen Maler seiner Zeit, das heißt insbesondere über William Turner und die Präraffaeliten.

Lewis_Carroll_(1874)

[So fotografierte ihn bspw. Lewis Carroll – es fällt schwer, in diesen Gesichtszügen ein Philanthrop, der er gewesen sein soll, zu entdecken]

Mit “The Seven Lamps of Architecture” (1849) und dem dreibändigen 1851 in London erschienenen Buch “The Stones of Venice” (dt. “Die Steine von Venedig”) leistete Ruskin wichtige Beiträge zur Architekturtheorie.

In seiner Essaysammlung “The Seven Lamps of Architecture” beschreibt Ruskin in nahezu poetischer Form aus seiner Sicht die Grundlagen der Architektur: Opfer, Wahrheit, Macht, Schönheit, Leben, Erinnerung und Gehorsam. Er legt damit Kriterien für die Güte von und den Umgang mit der Baukunst dar und beeinflusst so die englische Architektur maßgeblich.

“The Stones of Venice” ist von einer idealisierten Darstellung insbesondere der Gotik in Venedig einschließlich ihrer sozialen Begleitumstände geprägt. Anhand von sechs Eigenschaften wird versucht, die Gotik zu charakterisieren: 1. Rohheit, 2. Veränderlichkeit, Abwechslung, 3. Naturalismus, 4. Sinn für das Groteske, 5. Starrheit, 6. Überfülle. Zudem beinhalten die Stones sowohl im Text- wie auch im Folioteil präzise Darstellungen und Beschreibungen venezianischer Architektur und Malerei (besonders von Tintoretto), die für baugeschichtliche Analysen bis heute von größtem Interesse sind.

Die Theorie und Praxis der Denkmalpflege prägte Ruskin maßgeblich. Wie bereits in den nicht-idealisierenden Darstellungen venezianischer Architektur in den Stones erkennbar wird, akzeptierte Ruskin das Denkmal in seiner überlieferten Gesamtheit einschließlich der Patina und forderte die Konservierung. Dies ist in Gegensatz zu der im 19. Jahrhundert weit verbreiteten Restaurierungstätigkeit zu sehen, deren bedeutendster Exponent Eugène Emmanuel Viollet-le-Duc war und die besonders in Frankreich mittelalterliche Bauwerke in Formen wiederherstellte, die dem Originalbestand keineswegs entsprechen musste.

Ruskin war ab 1870 der erste Professor für Kunst (Slade Professor of Fine Art) an der Universität Oxford.

Ein Ruskin zugeschriebenes, aber bis heute nirgendwo nachgewiesenes Zitat hat es zu einer gewissen Popularität gebracht:

„Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld. Das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.“

[Zitiert aus Wikipedia]

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John Ruskin war der Überzeugung, dass man die Dinge am besten verstehen kann, indem man sie zeichnet. 1850 unternahm Ruskin zusammen mit seiner Frau Effie und seinem Assistenten John Hobbes eine Reise nach Venedig. Während Hobbes mit der kürzlich erfundenen Daguerrotypie experimentierte, verbrachte Ruskin viel Zeit damit, architektonische Details zu skizzieren. Diese Zeichnungen wurden zum Ausgangspunkt seines dreibändigen architekturtheoretischen Werks The Stones of Venice (Erstausgabe London 1851). Die Fülle der darin aufgezeichneten Details ist bis in die heutige Zeit für die Forschung relevant. Indem Ruskin die gotische Architektur – insbesondere den Dogenpalast – als Symbol einer idealen Gesellschaft lobte, übte er nicht nur Kritik an der Architektur der späten Renaissance und des Barock, sondern kritisierte auch die Ideale der Industrialisierung im viktorianischen England.

Der dritte Band von The Stones of Venice enthält den berühmten “Venetian Index”, in dem die wichtigen Gebäude in Venedig aufgeführt, beschrieben und bewertet sind. Manche Datierungen von Ruskin haben bis heute ihre Gültigkeit behalten und seine Klassifikation der venezianischen Bögen (siehe Abbildung) wird noch immer verwendet.

stone of venice ruskin-Venice RuskinVenice

[zitiert aus der ETH-Bibliothek]

Hier ist die digitale Version von: John Ruskin: Die "Stones of Venice" – "Venetian Index"

Für alte Drucke online: ETH-Bibliothek-Drucke

Weitere Artikel zu John Ruskin auf der Homepage “Venice – an online exhibit” produced in ARTH 470z at the University of Mary Washington.

Zu Biographie unter “Final-Paper”