Die Delphin-Bucht
Joanna, 28. 01. 2011

Gerade waren wir auf der Boot 2011 in Düsseldorf (Bootsmesse), wo ich mir den Delius Klasing Verlagsstand angeschaut habe. Daß wenige Zentimeter neben mir die junge Weltumseglerin ihr neustes (und wahrscheinlich auch bisher einziges) Buch signiert hat, habe ich erst spät bemerkt, denn meine Aufmerksamkeit war absorbiert:

Auf dem letzten Regalbrett schon fast auf dem Boden standen ein paar Bücher, die mich anfixten, da ich zur Zeit die Regionen Südseeinseln und Japan für unsere nächste Tour ;) recherchiere.

Das besagte Bucht heißt „Die Bucht“ („The Cove“) mit dem Untertitel „Flippers grausames Ende“ (welches man so vielleicht hätte auch weglassen oder doch weniger plakativ formulieren können). Es geht darin um eine Bucht in Japan- TAIJI -, wo normalerweise unter Ausschuß der Öffentlichkeit Delphine abgeschlachtet oder aber lebendig, wenn auch ohne Wasser, auf Laster verfrachtet werden, um woanders geschlachtet zu werden. Das Buch ist natürlich mit recht eindringlichen Fotos bestückt, denn sonst fühlt sich der Leser nicht besonders angesprochen. Es handelt sich dabei um ein Buch zum gleichnamigen Dokumentarfilm, der im März 2010 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde – an mir ist dies spurlos vorbeigegangen!

„Ein großartiger Film, der genau wie das Buch tief unter die Haut geht und von einem unvorstellbaren Skandal berichtet, der sich Taiji im Süden Japans abspielt. Hier befindet sich das heutige Zentrum des Delfinfanges. Gefangene Tiere werden weltweit zu den einzelnen Delfinarien versandt. Es geht dabei um ein Milliardengeschäft, aber auch um zusätzliche Massentötungen, denn jährlich werden alleine in Japan rund 23.000 Kleinwale gezielt getötet, darunter selbst geschützte Arten. In Taiji geschieht das Ganze unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Weder Japaner, noch Fremde bekommen etwas davon mit, welches Grauen sich hier in einer bestimmten, versteckt gelegenen Bucht abspielt. Der Einblick wird durch Stacheldraht und Sicht versperrende Planen unterbunden. Das Buch liest sich wie ein Thriller, in dem nichts getürkt ist. Es ist die Enthüllungsgeschichte eines unglaublichen Skandals!“ [online von

Der Skandal, das sind natürlich nicht nur die Japaner, sondern auch wir, die Augen und Ohren vor unangenehmen Wahrheiten verschließen, den Beifang der Fischerrei stillschweigend hinnehmen, Thunfisch im Salat für selbstverständlich halten, und schließlich die Hände in den Schoß legen, und das Programm umschalten oder die Seite umblättern: War was? Ach in Japan! Na, dafür können wir nichts!

Auf der Seite „Save Japan Dolphins“ kann man die Mißerfolge und Erfolge lesen und sehen:

http://savejapandolphins.org/blog/post/some-good-news-a-demonstration-by-japanese-in-taiji-against-the-dolphin-sla

WAS ALSO TUN? Japan ist schließlich so weit weg, und sowieso ist es denn unsere Sache? Ist es nicht ihre Tradition? Sollte man nicht doch – wenn überhaupt – vor der eigenen Tür kehren?

Wir haben die Verantwortung für die gesamte Natur und wo sind die Grenzen zu ziehen in Zeiten der totalen Globalisierung? Man hat Delphine vor kurzem in der Ostsee gesichtet – eine Mutter mit ihrem Jungen. Sie waren auf dem Weg in den Atlantik. Vielleicht dann auch bald im Pazifik der Japaner zu sehen. Und ‚wessen‘ Sache sind diese Delphine denn? Unsere oder der Japaner?

Müßige Fragen, die sich vor allem jene stellen, die nichts machen wollen und ihren billigen Thunfischsalat in Ruhe essen wollen. Mit Vorliebe auf dem Deck eine Jacht und mit gezuckten Fotoapparat, wenn denn ein Delphin vorbeischwimmt.

Jeder muß es für sich entscheiden, und ich kann es nicht lassen, meinen Unmut über so vieles zu äußern, an dieser Stelle sind es die Delphine – auch stellvertretend für das Abschlachten anderer Tiere unter allen möglichen Deckmäntel wie der „Tradition“. Doch ist jedes aus unserer Vergangenheit stammendes Verhalten auch schon eine erhaltenswerte Tradition alleine deswegen, weil „man es schon immer so gemacht hat“?

Ich möchte wenigstens ein paar Hinweise auf Informationsquellen geben.

EIN GANZ UNAUFGEREGTES VIDEO, das ich empfehlen kann.

Was man dort sehen wird, hat wirklich wenig mit „Tradition“ zu tun, ohne diese die japanische Kultur um so viel ärmer erscheinen würde. Dies ist Kommerz gepaart mit der Dummheit einiger Menschen, die daran glauben wollen.

Interessant ist auch das Argument der Traditionalisten: „Delphine sind eine Bedrohung für die ganze Küstenfischerei“. Soviel zu Tradition.

ARD Beitrag

Man kann auch auf der Dolphin-Seite mit größeren und kleinen Beträgen spenden:

http://savejapandolphins.org/donate

Oder auch einfach eine Petition/Brief unterschreiben:

http://www.thepetitionsite.com/takeaction/724/210/624/

Internet ist übrigens voll von Informationen, die jeder auf seine Weise auswerten kann… man muß es nur wollen.

Und zum Schluß:

Der Standard.at schreibt online:

Film mit Folgen

Die Fischer aus Taiji treiben jedes Jahr rund 2.000 Delfine in einer abgelegenen Bucht zusammen. Einige werden gefangen und in Delfinarien gebracht, die restlichen werden mit Harpunen getötet und zum Verzehr verarbeitet. Das Team um Regisseur Louie Psihoyos hatte die umstrittene Tradition für „The Cove“ („Die Bucht“) teils mit versteckten Kameras gefilmt. Die Bilder von dem Delfin-Schlachten wurden in diesem Jahr mit einem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Japanische Nationalisten hatten den Film im Sommer als anti-japanisch beschimpft und Kinos mehrfach erfolgreich an der Aufführung gehindert. Die erste kommerzielle Vorstellung in Tokio fand im Juli unter Polizeischutz statt.

Der Film hat dazu beigetragen, das seit Jahrzehnten langsam gewachsene internationale Medieninteresse an der Jagd noch einmal deutlich zu erhöhen. Ein Sprecher der Behörde in Taiji sagte, die Kritik aus dem Westen sei unfair. Die Menschen versuchten lediglich, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Landwirtschaft oder Viehzucht seien wegen der steinigen Landschaft schwierig.

Aufklärungsprozess

Der aus „Die Bucht“ bekannte Aktivist Ric O’Barry von der Organisation „Rettet Japans Delfine“ hat in Tokio rund 100 Anhänger versammelt und gegen das Schlachten protestiert. Er schrieb in seinem Internet-Blog, er habe einen geplanten Besuch in Taiji abgesagt, nachdem er vor einer Konfrontation mit „extremen nationalistischen Gruppen“ gewarnt worden sei.  (APA/red)“