Rebecca West
Joanna & Marcel, 29. 09. 2010

Dame Rebecca West DBE (* 21. Dezember 1892 in London als Cicily Isabel Fairfield; † 15. März 1983 ebenda) war eine britische Schriftstellerin und Journalistin.

Geboren als Tochter eines irischen Vaters, Charles Fairfield ehem. Offizier und späterer Journalist, und einer aus Schottland stammenden Mutter, Isabella MacKenzie, einer Pianistin, absolvierte sie nach dem frühen Tod des Vaters ihre Schulausbildung im George Watson’s Ladies’ College in Edinburgh, wohin die Familie aus London hinzog. Später begann sie eine Ausbildung zur Schauspielerin auf der Academy of Dramatic Art in London; dies ist auch die Erklärung für den Namenswechsel, denn Rebecca West ist der Name einer Figur aus Rosmersholm von Henrik Ibsen. Kurzzeitig im Jahr 1911 beteiligte sie sich an der britischen Suffragettenbewegung (eine Frauenbewegung des frühen 20.Jhs in England und USA, die sich für das Wahlrecht für Frauen einsetzte und gegen einige frauenfeindliche Staatsgesetze kämpfte). In der Zeit wurde West Buchkritikerin und Journalistin für die feministische Zeitschrift Freewoman.

Im Herbst 1913 – Rebecca war 19 – lernte sie den Autor H. G. Wells kennen, nachdem sie eine gewagte Rezension seines Buches in Freewoman veröffentlichte: Daraufhin lud er sie zum Lunch ein, sie verliebten sich in einander und die Affäre (Welles war verheiratet) hielt 10 Jahre. Aus der Beziehung mit ihm stammt der gemeinsame Sohn Anthony West. Anfang der 1920er-Jahre trennte sich Rebecca West von Wells. Sie hat einige Affairen und Beziehungen unter anderem (so wird ihr nachgesagt) mit Charlie Chaplin und dem Zeitungsmagnaten Max Beaverbrook. Zu ihrem Freundeskreis zählen illustre Persönlichkeiten wie Violet Hunt, Ford Madox Ford, Wyndham Lewis, George Bernard Shaw (T. S. Eliot nannte sie einen fake). Anais Nin, die sie in London besucht, hält West für eine bessere Schriftstellerin als Miller. 1930 heiratet sie Banker Henry Maxwell Andrews, mit dem sie auch Jugoslawien bereist.

West verfasste Romane, Erzählungen und Reiseberichte. Darüber hinaus war sie als Journalistin für mehrere Zeitungen und Zeitschriften tätig. So schrieb sie beispielsweise für die New York Herald Tribune, den Daily Telegraph, Blast und Harper’s Bazaar.

Im Jahr 1946 entsandte sie der Daily Telegraph als Berichterstatterin zu den Nürnberger Prozessen. 1959 wurde West als Dame Commander of the Order of the British Empire (DBE) geadelt.

In unserer Bordbibliothek: Schwarzes Lamm und grauer Falke: Eine Reise durch Jugoslawien (1941), als Hörbuch von GEO-Hörwelten. Und die englische Buchausgabe Black Lamb and Gray Falcon, a Journey Through Yugoslavia – diese war notwendig, weil die deutsche Übersetzungsausgabe das ca. 1100 Seiten starke Original auf ca. 250 Seiten ‚kürzte‘, sofern diese Umschreibung überhaupt auf solche stillschweigende Mißhandlung des Originaltextes noch zutrifft. (Der Hinweis auf diese Verstümmelung des Textes erscheint nur im Kleingedruckten!)

West zeigt in ihrem Buch die Geschichte der Balkan-Staaten auf – ihre Reportage beginnt in den Dreißigern und ist ein umfangreiches Werk über Geschichte, Politik, Archäologie und die Menschen in Jugoslawien. Sie schließt ihre persönlichen Berichte und veröffentlicht das Buch 1941 in zwei Bänden (in den USA bei  Viking Press; die erste Taschenbuchausgabe erscheint 1982 bei Penguin Books) als die Deutschen Truppen in Jugoslawien einmarschieren und der Nationalsozialismus das Land und die Menschen verwüstet. Unter diesen Eindrücken schreibt West ein politisch motiviertes Vorwort und widmet das Buch „To my friends in Yugoslavia, who are now all dead or enslaved“. Das Buch wurde zu den 100 besten „non-fiction“ Büchern auf der Random House Modern Library gezählt – und erfreut sich zusammen mit seiner Autorin eines großen Fangemeinde (natürlich) auch auf Facebook.

Ein interessanter Artikel aus The Gardian ist hier abzurufen: West’s Brilliant Mosaic… und The Guardian

Der Balkan war Rebecca West lange Jahre als unheilvoller Ort erschienen, gefährlich, gewalttätig, verwirrend. Die Schüsse von Sarajevo und später die Ermordung des jugoslawischen Königs Alexander I. nährten diese unbestimmte Furcht in ihr. Bis West, die als Journalistin ohnehin viel reiste, beschloss, sich dieser Angst zu stellen. Zwischen 1935 und 1938 besuchte sie den Balkan dreimal, und er begann sich ihr, wie sie fand, auf wunderbare Weise zu öffnen.
„Schwarzes Lamm und grauer Falke“ verknüpft Wests eigene Biographie mit dem, was die Autorin über die politischen Ereignisse in Europa am Vorabend des Zweiten Weltkrieges erfährt. So ist ihr Reisebericht ein privates wie auch politisches Werk geworden. Sein Titel bezieht sich auf das serbische Epos von der Schlacht auf dem Amselfeld. Der heilige Elias erscheint darin dem Fürsten Lazar in Gestalt eines grauen Falken und stellt ihn vor die Wahl, irdisches oder himmlisches Königreich zu erlangen. Lazar wählt den Himmel und führt sein Volk in eine verheerende Niederlage. West glaubte, ein vergleichbares Verhalten bei ihren Landsleuten, den Engländern, zu finden, denen sie vorhielt, zu lange tatenlos der Bedrohung aus Deutschland zugesehen zu haben. „Kein Mensch“, schreibt sie, „kann seine Erlösung herbeiführen, indem er sich weigert, Millionen Menschen vor der Sklaverei zu bewahren.“

Quellen:

http://en.wikipedia.org/wiki/Rebecca_West (Wikipedia)

http://www.enotes.com/black-lamb-grey-falcon/author-biography (zu zahlen)

http://www.kirjasto.sci.fi/rwest.htm

http://www.nytimes.com/books/00/09/10/specials/west.html (Rezensionen ihrer Bücher)

http://melissawiley.com/blog/2010/06/08/for-them-all-is-done/ (Blogger)

http://www.rebeccawestsociety.org/ (R.West-Vereinigung)

http://www.blacklamb.org/2002/12/ (Schriftstellerzeitschrift)

http://www.npg.org.uk:8080/wyndhamlewis/anewzeitgeist/aboutheportrait.html (Porträt-Galerie)