Von Agios Nikolaos zur Halbinsel Akrotiri (80sm)
Marcel, 04. 06. 2010

Wir starten am frühen Nachmittag von Agios Nikolaos bei (zu) leichtem Wind aus Nordwest. Dicke Wolken hängen über den Bergmassiven und Hochebenen im Hinterland von AN. Manche der Berghänge verschwinden im Nebel. Die dunklen Schatten der Wolken lassen manche Dörfer düster erscheinen. Doch je weiter wir aus der weit geöffneten Mirabello-Bucht in die Süd-Ägäische, die Kretische See fahren, desto sonniger wird es. Am Johannis-Kap setzen wir Segel, kommen aber bei 8kn Wind nicht wirklich gut voran, so dass wir uns entscheiden unter Motor weiter zu fahren.

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Es gibt also im Verlauf des Nachmittags nichts weiter zu tun, als alle 15 Minuten einmal den Blick ringsum schweifen zu lassen. Ansonsten genießen wir den Blick auf die Küste, die an Backbord an uns vorbeizieht, lesen oder halten ein Nickerchen. Bis zur nächsten Landmarke, einem kleinen, Iraklion vorgelagerten Inselchen sind es noch gute 5 Stunden. Gleich wird es Zeit für ein Glas Wein oder ein Fahrtbier, welches man sich bei diesem Wetter durchaus gönnen kann. Der Wetterbericht verspricht zwar zum Abend eine weitere Windstärke für uns, aber wir bleiben skeptisch. Und so motoren wir auch noch Stunden später der untergehenden Sonne entgegen.

Gestern Abend hatten wir auf der Fahrt vom Flughafen nach AN noch die Sonne im Rücken. Der Transfer wurde unerwartet komfortabel. In einer mit weichem hellbraunen Leder, ich vermute edelstes Kalbsleder, ausgestatteten S-Klasse Limousine wurden wir vom Flughafen zur Marina chauffiert. Wir standen an der Bushaltestelle und warteten auf den schon mehrere Minuten überfälligen Überlandbus nach AN als ein schickes Taxis neben uns hielt und uns fragte, ob wir nach AN wollten. Für 20€ würde er uns alle drei mitnehmen! 20€? Wir waren erstaunt. Und auch nach mehrmaligem Nachfragen ob der Preis pro Person gelte oder für alle drei, versicherte der Fahrer, uns für den Betrag, den sonst die Busfahrt gekostet hätte, nach AN zu bringen. (Das ‘Geheimnis’: Der Taxifahrer hatte zuvor Fahrgäste zum Flughafen gebracht und würde sonst leer nach AN zurückfahren.)

Am frühen Abend erreichen wir die kleine, Iraklion vorgelagerte Insel Dia, ein karges, felsiges Eiland. Auch hier finden sich ein oder zwei Tavernen für Tagesausflügler und, wie auf jedem, noch so kleinen, griechischem Inselchen, eine Kapelle. Die Seekarte verspricht guten Ankergrund auf 10m Wassertiefe. Die felsige Küste fällt jedoch steil ins Meer ab. Wir loten zwischen 20 und 45m Wassertiefe in den Buchten. Eigentlich war hier das Abendessen geplant. Nun heißt es, unterwegs zu kochen. Das “Gulasch”, welches von Joanna gewünscht wurde, misslingt mir gründlich. (Ja, das ist leider überhaupt nicht untertrieben; JB.)

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Das Motoren durch die Nacht wird anstrengend und monoton. Wachwechsel im 2-3 Stunden-Takt. Wache, Bereitschaft, Freiwache. Um 0700 erreichen wir endlich nach exakt 80 Seemeilen die Seeräuberbucht. Die Crew ist noch matschig von der im Halbschlaf verbrachten Nacht. Wir ankern ungeschützt vor einer rauen Bergkulisse auf 16m Wassertiefe. Wind ablandig 1bf, später auflandig drehend, jedoch weiterhin schwach. Joanna lässt es sich nicht nehmen, mit dem Dingi anzulanden und die Schlucht, die direkt über der schmalen Einfahrt beginnt, zu erklimmen. Dietmar und ich bleiben an Bord. Über unseres Handfunkgerät bleiben wir mit Joanna in Kontakt. Die Handys haben hier keinen Empfang.

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Verschlafene Matrosen beim Sonnenaufgang.


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J. unterwegs zu der Seeräuberbucht (im Bananaboot).

Zur Wanderung siehe: „Wanderung-Akrotiri“