Meeresschutz
Joanna, 04. 05. 2010

Kurz nach der katastrophalen Umweltkonferenz in Kopenhagen gab es Entrüstung, Kopfschütteln, Häme und Unverständnis zumindest seitens der europäischen Bevölkerung. Oder sollte ich es noch stärker einschränken und von der mitteleuropäischen Minderheit sprechen? Ein Hauptproblem war das Steigen der Meere (Erderwärmung), gefolgt von dem Müll- und Umweltverschmutzungsproblem und dem Aussterben von Tierarten. Beide letzten Probleme betrafen insbesondere wiederum die Meere.

Doch was tun wir seitdem? Sind wir etwa besser informiert, was die Schäden an unserer Umwelt angeht? Sind wir umweltbewußter in unserem eigenen Einzugsbereich? Wohl kaum…

Der erste Schritt, um vor der eigenen Haustür mit dem Kehren anzufangen, ist informiert zu sein. Denn Informationen erweitern nicht nur den Kenntnisstand, sie machen uns aufmerksamer für all das, was uns sonst nicht zum Bewußtsein käme, weil wir um die schädlichen Wirkungen unseres Handelns überhaupt nicht wissen. Informiert zu sein, versetzt uns auch in die Lage, nach Lösungen der Probleme zu suchen – und sie meistens (wenigstens im kleinen Umfang) zu finden.

Es ist schön, wenn wunderbar ästhetische Filme über die Ozeane dieser Welt es auf der Großleinwand der Mainstreamkinos weltweit schaffen und auch noch Erfolg haben. Ihr großes Manko ist: Sie lassen die meisten von uns in der gerne in Anspruch genommenen Vorstellung verweilen, es ist alles halb so schlimm mit der Umwelt, es gibt also nur die großen Unken der Wissenschaft und Aktivisten, die uns ängstigen wollen. Nach so einem schönen Film kann man den Abend getrost mit einer Portion Fisch (warum ist der bloß so teuer geworden? Das ist ja unverschämt!) und einem Bier den Kinoabend abrunden.

Ja, kann man, sollte man auch – aber dann bitt‘ schön sich auch andere Filme anschauen, und wenn man dafür nicht die Nerven hat, dann wenigstens Spenden und das eigene Bewußtsein & Kaufverhalten ändern – das würde schon genügen, damit das Gewissen wirklich ganz meerblau bleibt (oder erst wird). Denn es gibt keine bösartigen Unken, sondern ziemlich unerfreuliche Umweltzustände, an denen wir alle mitarbeiten.


Ein informativer Film – ca. 15. Min lang – allerdings nicht ganz so hervorragend aufgenommen, wie der besagte Kinofilm:

Nun ein paar Informationen, zu dem Element das wir auf der Yacht befahren und das uns so gut gefällt, denn es trägt zu unserer Entspannung, zu unserem psychischen Ausgleich und auch leiblichen Wohl bei:


Das Meer, seine Bewohner und wir…

The Great Pacific Garbage Patch“

So nennt sich ein ‚Plastikmüllberg‘, welcher mitten im Pazifik treibt.
Nicht gemeint sind hier die zahlreichen Verschmutzungen im Wasser, die man nicht oder kaum sieht, wie Atommüll und andere Giftstoffe, Öl usw. Dies hier ist ein zusätzliches, ein ‚ergänzendes‘ Umweltproblem.

Das erstaunliche ist, daß dieser Müllberg inzwischen die Größe von Zentraleuropa erreicht hat und dennoch kaum Medienthema ist. Tiere verenden mit vollen Mägen – voll von Plastik, weil sie denken, das sei Nahrung. Und natürlich essen wir diese Tiere auch.

Zwei Graphiken anbei: Die dort eingezeichneten gelben Flecke stellen Müll dar. Daneben bilden sich permanent neue, hier nicht dargestellte Müllstrudel auch in unseren Meeren.

Bis Anfang letzten Jahres ist alleine der Great Pacific Garbage Patch auf ein Volumen von etwa 100 Mio. Tonnen angewachsen.
Das ganze ist ein Riesenproblem da der Kunststoff, wie eigentlich gut bekannt (nur den vielen Verbrauchern offenbar nicht), eine sehr lange Haltbarkeit hat, zwar zu kleinsten, quasi Nanopartikeln zerrieben werden kann, so daß er für das menschliche Auge nicht sichtbar ist, aber in diesem Zustand verbleibt er konstant für die Ewigkeit. Das ist so zu sagen unserer Beitrag zu ‚Nachhaltigkeit‘. Natürlich landet dieser tödliche Granulat in unserer Nahrungskette.


Herkunft des Plastikmülls

Die United Nations Joint Group of Experts on the Scientific Aspects of Marine Pollution (GESAMP) hat errechnet, daß der Großteil (ca. 80%) des Plastikmülls über die Flüsse ins Meer gelangt. Ca. 20% stammen von den Besatzungen der Schiffe: Abfälle werden nach alter Tradition einfach über Bord geworfen. Plastikmüll stammt auch von Kreuzfahrtschiffen. Einige besitzen Müllschredder, in denen organischer Müll zerkleinert wird. Oft wird darin auch Plastikmüll zerkleinert, der dann gemeinsam mit dem organischen Müll über Bord geht. Weiterer Müll stammt von Frachtschiffen, die ihre Ladung verlieren. Der Frachter Hansa Carrier verlor am 27. Mai 1990 1.000 Seemeilen südlich von Alaska fünf Container mit 61.000 Turnschuhen. Auf derselben Route wie die Hansa Carrier verlor ein anderes Schiff einen Container mit 29.000 bunten Spielzeugentchen. Im Jahre 1992 verlor das Frachtschiff Tokio Express auf dem Weg von Hongkong nach Washington 29.000 Lego-Spielzeugfiguren. Seitdem werden etwa alle drei Jahre an die Strände von Alaska Teile dieser verlorenen Ladung angespült. Nach Berechnungen von Ebbesmeyer bewegt sich der Müll demnach mit elf Zentimetern pro Sekunde (entspricht 0,4 km/h) in einem riesigen Kreis.

Weitere Bestandteile sind Plastiktüten, Einmalrasierer, CD-Hüllen, Eimer, Kabeltrommeln, Zahnbürsten und Feuerzeuge. Die Zersetzung von Kunststoff im Meer läuft nur sehr langsam ab. Ein Stück Bakelit, verloren von der United States Navy im Zweiten Weltkrieg, trieb 60 Jahre im Meer, bevor es von einem Albatros verschluckt wurde…

Diese Aufzählung könnte ich beinahe endlos weiterführen. Und wie bei allen problematischen, aber selbsterzeugten Zuständen muß die Sensibilisierung für das jeweilige Problem an erster Stelle stehen. Die Metapher von einer Welle scheint mir sehr zutreffend zu sein: zunächst entfernt sie sich vom Land, doch dann kommt sie mit der doppelten Wucht zu uns zurück.

Es ist bedauerlich, daß man Umweltschutz und Umweltprobleme nicht zum Schulfach macht, damit die Kinder ihre (unwissenden und häufig einfach nur verbohrten) Eltern zuhause maßregeln und dementsprechend das Kaufverhalten und damit wiederum die Wirtschaft und Politik steuern könnten. Solange es Menschen gibt – und davon gibt es mehr, als man vielleicht denkt (ich habe sie selbst zu hunderten auf meinen Reisen gesehen) –, die wie ‚natürlich gegeben‘ ihre Plastikflasche, ihr Taschentuch, ihre Tüte in die Gegend werfen, und wiederum andere, die der sie umgebende Müll nicht stört, so lange wird sich nur wenig in der Welt ändern. Denn Nachhaltigkeit im Umweltschutz beginnt immer vor der eigenen Haustür.

Speziell zum Zustand des Mittelmeeres kann man sich auf der Seite von Greenpeace informieren:

~> Mittelmeer I

und:

~> Mittelmeer II


Die Rote Fischliste fürs Mittelmeer

Liest man diese Liste und erinnert sich an die Restaurantspeisekarten am Mittelmeer, dann…  Hand aufs Herz – ist es überraschend? Hat man sich nicht schon mal ganz leise gefragt, woher denn diese vielen Fische auf die vielen Speisekarten und auf die unzähligen Teller der Einheimischen und Touristen (ganz zu schweigen von den Buffets „all you can eat“) kommen sollen? Tag für Tag, ohne Pause?

Hier jedenfalls die Antwort: Das bitte nicht essen – traurieger- und bezeichnenderweise ist das fast alles, was man am und im Mittelmeer sonst an Fisch bekommt!

Rote_Fische-Mittelmeer.pdf

So hat Greenpeace auch eine interessante Karte der dringlichen Schutzgebiete (es gibt dort so gut wie keine) für das Mittelmeer vorgeschlagen. Die Begründungen ihrer Auswahl in Kurzfassung sind den eingezeichneten Nummern zu entnehmen:

Vorgeschlagene Schutzgebiete Mittelmeer

Eine Broschüre findet man hier:

Schutzgebiete Mittelmeer – Ist-Stand und vorgeschlagene Lösungen


Aktuelle Nachrichten

Nachrichten, wie die aus der Türkei von 2009 bezeugen deutlich, wie einfach es ist, gegen jede Art von Abkommen zu verstoßen und zwar ungestraft. Und warum? Weil die Akzeptanz dafür in der Bevölkerung (nicht nur in der Türkei!) groß ist,  weil die meisten Menschen uniformiert und, ja man muß es eigentlich grad heraus sagen: weil sie dumm sind und dumm bleiben wollen (in der Tat, ist dies heutzutage ein einfach zu erreichender Zustand).

„Walhai wird mit Bagger an Land gehievt“

vom 02.01.2009 | aktualisiert am 03.01.2009

Walhaie sind die größten bekannten Fische (Foto: dpa) Walhaie sind die größten bekannten Fische (Foto: dpa)

Türkische Fischer haben in der nördlichen Ägäis einen zehn Meter langen Walhai gefangen. Das zwei Tonnen schwere Tier wurde nach dem Fang mit der Hilfe eines Baggers an Land gehievt, berichteten türkische Medien. Die Fischer Turan Özen und Ethem Kus berichteten, der Hai habe vier Stunden lang gekämpft, bevor er aufgegeben habe. Das Tier war länger als die Fischerboote, die ihn schließlich in den Hafen schleppten. „Ich habe noch nie einen so großen Hai gesehen“, sagte Kus.

Walhai wird vermutlich verkauft

Was die beiden erfolgreichen Fischer mit ihrem Fang tun wollen, blieb zunächst unklar. In einigen Meldungen hieß es, der Walhai werde nach Griechenland verkauft. Andere Medien berichteten, ein Kaufmann aus Russland habe sich den Fang gesichert.

Friedliche Riesen

Warum der Fisch gefangen wurde, ist allerdings unklar. Walhaie gelten als gefährdet und sind international unter Schutz gestellt. Die friedlichen Tiere sind die größten unter den heutigen Haien und die größten Fische, die es gibt. Sie ernähren sich lediglich von Plankton und kleinen Fischen.

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Ein Projekt, das sich mit dem spezifischen globalen Plastikproblem beschäftigt, ist „Plastic-Ocean“. Nachzulesen unter:

http://reset.to/projekte/plastic-ocean

Es kommt aus Italien (denn Deutschland ist schon seit den 1990er Jahren, anders als es sich selbst wahrnimmt, nicht mehr unter den ersten fünf umweltschutzführenden Ländern Europas). Die Organisation heißt „Green Ocean e.V.“, ihre Zielsetzung ist die „nachhaltige Entsorgung von Plastik aus dem Mittelmeer“.
Man kann spenden!

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Und zum Abschluß noch ein kleines Video: