Artemis – Zornige Göttin
Joanna, 14. 04. 2010

Artemis (altgriechisch Ἀρτεμίς; neugriechisch Άρτεμις) ist in der griechischen Mythologie:

  • Die Göttin der Jagd, des Waldes, „Göttin der Tiere“, aber auch die Hüterin der Frauen und Kinder.
  • Sie ist gleichzeitig die Göttin der Keuschheit und der Fruchtbarkeit, die hier nebeneinander stehen.
  • Sie zählt zu den zwölf großen olympischen Göttern und ist damit eine der wichtigsten Gottheiten im griechisch-römischen Pantheon.
  • Artemis wurde schon im 5. Jahrhundert mit Mondgöttinen Hekate, in der hellenistischen Theologie mit Selene gleichgesetzt, in der römischen Kaiserzeit dann mit verschiedenen Göttinnen, vor allem aber als  Mondgöttin mit der Isis und als Jägerin mit Diane.
  • Wie Hestia oder Athene ist A. eine jungfräuliche Göttin von keinem Mann/Gott abhängig.
  • Verbietet unter Strafen ihren eigenen Anhängerinnen eine Defloration.
  • Zwillingsschwester des Gottes Apollon.
  • Beschützerin der Jugend, insbesondere junger Frauen.

Da Hunde als Wächter der Unterwelt Artemis häufig begleiten, wird sie teilweise auch als Unterweltgöttin betrachtet und mit der Hexengöttin Hekate gleichgesetzt wird. (Hekate ist die meist mißverstandene Göttergestalt der Antike!) A. jagt nach einigen Sagen in Neumondnächten, während sie in den übrigen Nächten den Mondwagen über den Himmel lenkt.

Herkunft und Geburt

Hesiod gibt Leto und Zeus als die Eltern von Artemis. Ihr Zwillingsbruder ist Apollon.

Die von Zeus geschwängerte Leto war auf der Flucht vor dessen eifersüchtiger Ehefrau Hera. Diese bewirkte jedoch, daß kein einziger Ort der Erde Leto einen Platz zum Gebären bieten sollte. Nur die Insel Ortygia – die von Zeus (ja, schon wieder) verfolgte Asteria verwandelte sich in eine Wachtel um dem Supergott zu entkommen, als das nicht half stürzte sie sich ins Meer, wo die „Wachtelinsel“ Ortygia entstand , die unfruchtbar und ein schwimmendes Eiland war, erklärte sich bereit, sie aufzunehmen.(Ortygia wird mit der Kykladeninsel Delos oder mit einer sizilianischen Insel vor der Südküste identifiziert.) Ortygia ist auch der Beinahme von Artemis geworden (s.u.).

Athene und alle Göttinnen des Olymp standen ihr als Geburtshelferinnen zur Seite, als Leto neun Tage und Nächte in schmerzhaften Geburtswehen lag. Hera willigte schließlich ein, die Geburtsgöttin und seine Tochter Eileithyia zu senden. Woanders heißt es, Hera habe seine Tochter beauftragt, die Wehen der Leto zu verlängern. In dem Moment, als Eileithyia vom Olymp kommend die Insel betrat, setzte bei Leto, die sich an den einzigen Baum auf der schwimmenden Insel, eine Palme, klammerte, die Geburt ein. Zuerst kam Artemis und bald danach, mit Eileithyias Hilfe, der Zwillingsbruder Apollon zur Welt. Artemis half bei der Geburt ihres Bruders. Deshalb beteten die Frauen zu Artemis um eine leichte Geburt. Aber auch Eileithyia wird besonders auf Kreta verehrt.

Darstellungen & Attribute

Ihre berühmtesten Attribute sind:

  • der Pfeil und der silberne Bogen, welcher ihr von den Zyklopen geschenkt wurde und gelegentlich auch die Mondsichel symbolisiert. Er diente ihr als Waffe, um treffsichere Pfeile gegen die Sterblichen zu senden und um Krankheiten unter die Menschen zu bringen,
  • das Wermutkraut (lat. „Artemisia absinthium“) und die Zypresse,
  • unter den Tieren werden mit ihr vor allem Hunde, Hirsche und Bären assoziiert (aber auch Katzen, Skorpione),
  • „Herrin der Tiere“ (so bezeichnet in der Ilias), deren Junge unter ihrem Schutz stehen,
  • Begleiter sind neben anderen Jungfrauen vor allem Hunde. Hunde sind traditionellerweise Wächter des Tores zur Unterwelt.

Das klassische Bild der Artemis entspricht dem einer jungfräulichen Jägerin, die allein oder von gleichfalls jungfräulichen Nymphen/Frauen begleitet durch die Wälder streift. Gemäß den Mythologien war sie nie verheiratet, war keinem Manne untertan, sondern frei und kinderlos. Gleichzeitig schützt sie Frauen jeden Alters sowie Kinder beiderlei Geschlechts.

Gleichwohl hat Artemis hat den Ruf einer grausamen und strengen Göttin: Beispielsweise steht sie mit Männern auf dem Kriegsfuß, da sie jene für die Geburtswehen der Frauen verantwortlich macht. In dieser Funktion als Hüterin der Gebärenden wird sie mitunter mit Eileithyia oder Hera gleichgesetzt.

Der zerstörerische Aspekt der Artemis wurde vor allem bei abnehmendem Mond geehrt. Artemis war eine wilde, unzähmbare Göttin, die Leben nicht nur gibt, sondern auch nimmt. Als die jungfräuliche Göttin der Jagd und des Naturlebens war ihr Kult aber mit dem Baumkult verwandt. Als Herrin der Tiere war sie besonders mit Hirsch und Bär verbunden.

Wurde ihr Bruder dem Sonnengott gleichgesetzt, so war Artemis die entsprechende Mondgöttin (Identifikation mit Selene).

Von den Zyklopen bekam sie einen silbernen Bogen, Köcher und Pfeile. Mit diesen Utensilien streifte sie durch die Wälder und Schluchten. Sie wurde von ihren Hunden und von den wilden Tieren begleitet, die ihr unterwürfig waren, und jagte mit Vorliebe Hirsche. Ihre Gefährtinnen mußten ihre Jungfräulichkeit bewahren, um nicht wie Kallisto ihrem Zorn anheim zu fallen. Der Bogen diente ihr aber auch als Waffe, um ihre sanft tötenden Pfeile gegen Sterbliche zu senden und um Seuchen und Epidemien unter die Menschen zu bringen. Die Frauen heilte sie oder sandte ihnen ein Leiden, das dazu führte, daß sie an den Folgen einer Geburt starben. In anderen Erzählungen wird sie dafür gepriesen, junge Frauen, die bei der Geburt starben, einen schnellen und schmerzlosen Tod ermöglicht zu haben.

Artemis kämpfte mit den Olympiern gegen die Giganten. Außerdem verfolgte sie mit Apollon die Feinde ihrer Mutter. Sie erlegte den Giganten Tityos, der versucht hatte, Leto zu vergewaltigen, und beteiligte sich an der Ermordung der Kinder der Niobe. Zu ihren Opfern gehörte auch der Jäger Aktaion, der sie nackt beim Bade mit Nymphen überrascht hatte, sowie Orion. (Siehe das Sternbild des Orions!)

Artemis verlangte von Herakles und Agamemnon eine Rechtfertigung und Büße für die Erlegung einer ihr heiligen Hirschkuh. Beide Männer habe sich gebrüstet, besser zu jagen als die Göttin.Von  Agamemnon soll Iphigenie (die Tochter des Königs) als Opfer gefordert haben: Während des Trojanischen Krieges hinderte Artemis die Flotte unter Agamemnon so lange daran, nach Troja zu segeln, bis sie ihr ein Opfer dargeboten haben. Iphigenie wurde dann eine Pristerin der Göttin im Land der Tauren (s.u.).

Verehrung und Varianten

Die Statue der Artemis in Ephesus stellt sie über und über bedeckt mit Brüsten (nach anderer Deutung handelt es sich um Stierhoden) dar, was sie als Ernährerin aller Lebewesen verkörpert. Die „vielbrüstige“ Artemis aus Ephesus war die Patronin der Ernährung, der Fruchtbarkeit und der Geburt. In dieser Funktion wurde sie jedoch von ihrem eigenen Zwillingsbruder Apollon bekämpft: Auf der ihm geweihten schwimmenden Insel Delos waren Geburten verboten. Schwangere Frauen wurden von der Insel entfernt, um den Gott nicht durch eine Geburt zu erzürnen. Dies ist sowohl höchst widersprüchlich als auch besonders interessant, denn Delos wird mit der Insel Ortygia gleichgesetzt, auf der Leta ihre Zwillingskinder Artemis und Apollon unter starken Wehen zur Welt brachte. Artemis wird nach dieser Insel gleichfalls benannt und sie ist es diejenige, die sich um Schwangere kümmert. Apollon als der Zweitgeborene und damit ‚traditionell‘ schwechere der beiden zieht andere Schlüsse aus dem frühkindlichen Erlebnis und will daran nicht erinnert werden. Artemis nimmt es zum Ausgangpunkt, was dagegen zu tun.

Andererseits lautete ihr Name in Sparta „Artamis„, was soviel bedeutet wie „Schlächterin“.

Auch die neusteinzeitliche Artemis scheint eine blutrünstige Göttin gewesen zu sein, wenn man sich summa summarum der Sagen um ihre Taten vergegenwärtigt. Auf Tauris opferten die Frauen unter der Hohepriesterin Iphigenie alle Männer, die sich an die Küste verirrten. In Hierapolis wurden Männer durch Hängen am Artemis-Tempel geopfert. In Attika besänftigte man Artemis durch symbolische Enthauptungen (bei denen der Hals eines Mannes mit dem Opferschwert geritzt wurde, bis Blut floß).

Der zerstörerische Aspekt der Artemis wurde vor allem bei abnehmendem Mond geehrt. Sie führte die nächtliche Jagd an während welcher sie den gehörnten Gott/Jäger Aktaion in Stücke riß. In der Realität wurde diese Jagd von Artemis-Priesterinnen nachgespielt, die mit Hundekopf-Masken bedeckt waren und einen als Hirsch verkleideten Mann jagten.

Übrigens…

Der irische Schriftsteller Eoin Colfer benannte seine Romanfigur Artemis Fowl nach der griechischen Göttin und läßt dieses Fowl erklären: „Artemis ist normalerweise ein Frauenname, nach der griechischen Göttin der Jagd. Doch ab und an taucht ein Mann auf, der wegen seines Talents für die Jagd das Recht erlangt, den Namen zu tragen.“


Quellen

http://en.wikipedia.org/wiki/Artemis

http://goetter-portal.de/goetter.php/griechische-goetter/1/57/Artemis

http://www.die-goetter.de/artemis

http://www.mythologica.de/artemis.htm