Geschichte Kretas in Daten
Joanna, 26. 04. 2010

ca. 1300.000 v.Chr. (Paläolithikum) Vorgeschichte

Der genaue Zeitpunkt der ersten Besiedlung Kretas ist nicht bekannt. Neueste paläolithische Funde von Steinwerkzeugen werden auf ein Alter von mindestens 130.000 Jahren zurückgeführt, sind indes noch nicht zuverlässig datiert.
Die angeblich mesolithischen Funde aus der Samaria-Schlucht entstanden wohl hauptsächlich durch Begehung. Zu der endemischen Fauna Kretas gehörten Zwergflusspferde, Zwergelefanten, Zwerghirsche (Praemegaceros cretensis), außerdem sehr große Nagetiere und Insektenfresser wie Dachse, Marder und eine landlebende Otterart. Große Fleischfresser fehlten völlig.



In neolithischen Siedlungen wurden bisher keine Knochen dieser endemischen Inselfauna gefunden, sie starb vermutlich vor der Ankunft der ersten Siedler aufgrund der postglazialen Klimaveränderung aus, wie dies auch von anderen Mittelmeerinseln (Zypern, Sardinien, Mallorca) bekannt ist.

Erste eindeutige archäologische Zeugnisse stammen aus dem frühen Neolithikum (Jungsteinzeit) und werden auf ca. 6000 v. Chr. datiert. Hier sind besonders die akeramischen Schichten von Knossos bedeutsam. In dieser Periode betrieb man Ackerbau. Erst seit ca. 5500 v. Chr. wurde auch Keramik hergestellt.

3000-1100 v.Ch Minoische Epoche
3000 v.Chr. Erste europäische (minoische) Kultur in den Palästen von Knossos, Maliá, Féstos
Ca. 1450 v.Chr. Der Ausbruch von Vulkanen auf Santorin beendet das minoische Reich und die kretische Vorherrschaft (dies ist eine der populären Annahmen; eine andere geht von geschwächter politisch-wirtschaftlicher Struktur und Krieg aus).
1100-67 v.Chr. Griechische Epoche
Ab 1100 v.Chr. Einwanderung von Achäern und Dorern vom griechischen Festland; Reste der „echten“ Kreter (Eteokreter) ziehen sich in die Gebirge zurück.
480-67 v.Chr. Klassische (hellenistische) Zeit, in der Griechenland unter der Regierung von Perikles aufblüht, Kreta dagegen verkommt zu einer Insel der Seeräuber, die den Handel im Mittelmeer empfindlich stören. In dieser Zeit verdingen sich viele Kreter als Söldner – kretische Bogenschützen waren schon im Mittelalter bekannt und gefürchtet.
67 v.Chr.-385 n.Chr. Römische Epoche
67 v.Chr. Kreta fällt an die Römer, die mit Gortís (Gortyn) in der Messará-Ebene eine neue Hauptstadt errichten.
58 n.Chr. Kreta gerät in Berührung mit der christlichen Kultur: Der Apostel Paulus landet auf Kreta und lässt hier Titus (seinen besten „Mitarbeiter“) zurück [daß Paulus auf Kreta war, ist nicht gesichert, wird aber angenommen]. Titus wird der erste Bischof Kretas und damit zugleich erster Bischof in und von Europa; die Christianisierung der Insel beginnt.
395-824 Erste byzantinische Epoche
395 Kreta fällt an das christliche Ost-Rom (Byzanz) und wird christlich.
824-961 Arabische Epoche
824 Der arabische Heerführer Abu Hafs Omar landet, von Spanien kommend, in der Bucht von Matalá, erobert Kreta und errichtet in Iráklion, damals unbedeutender Hafenort, die Festung Rabd el Chandak (daher der alte Name „Chandia“ für Iráklion), die zum Zentrum des mediterranen Sklavenhandels und der Seeräuberei wird; die kretische Bevölkerung wird, sofern sie nicht fliehen kann, in die Sklaverei verkauft.
961-1204 Zweite byzantinische Epoche
961 Der byzantinische General und spätere byzantinische Kaiser Nikephoros Phokás vertreibt die Araber von der Insel.
1204-1669 Venezianische Epoche
1204 Im 4. Kreuzzug wird Byzanz geplündert und das Byzantinische Reich aufgeteilt: Kreta fällt an Venedig, das Kreta 1204 für den günstigen Preis von 10.000 Silbermark erwirbt. Die Insel wurde zur wichtigsten venezianischen Kolonie. Es  siedelten rund 4000 Venezianer auf die Insel über und nahmen Feudalgüter in Besitz. Doch die Kreter wehrten sich in etwa zehn Aufständen, die das ganze 13. Jahrhundert durchzogen – letztlich ohne Erfolg. Zugleich unternahmen Genua und Byzanz (bzw. Nikaia) mehrere Versuche, die Insel zurück zu erobern. Die Einwohnerzahl wuchs von rund 50.000 auf 200.000 an. Die Hauptstadt Candia wurde zu einem der wichtigsten Handelsrelais im östlichen Mittelmeer. 1363–1366 rebellierten die venezianischen Siedler selbst gegen die harte Handelspolitik der Mutterstadt – ebenso erfolglos wie zuvor ihre griechischen Mitbürger.



Die Insel wird wichtiger venezianischer Stützpunkt der Seemacht Venedig, die männliche Bevölkerung wird zum Galeerendienst gepresst. Überall auf der Insel werden Festungen gebaut, um sowohl die einheimische Bevölkerung, die ihren orthodoxen Glauben jedoch behalten durfte, als auch die feindlichen Nachbarn und die Seewege zu kontrollieren. Die hinzuziehenden Venezianer verbünden sich häufig mit den Kretern, es gibt Aufstände gegen die venezianischen Herren.

1453 Nach dem Fall Konstantinopels im Jahr 1453 flohen viele Festlandgriechen nach Kreta, die Insel war jetzt das größte griechische Siedlungsgebiet außerhalb des Osmanischen Reiches. Die kulturelle Tradition von Byzanz wurde, gemischt mit italienischen Einflüssen, noch 200 Jahre fortgeführt. Man spricht von der Byzantinischen Renaissance. Eine der bekanntesten Persönlichkeiten dieser Periode war der Maler Domínikos Theotokópoulos, der in Spanien als El Greco (der Grieche) berühmt wurde, jedoch auf Kreta als Ikonenmaler begonnen hatte.
1645-1898 Türkische Epoche
1645 Eine riesige Flotte türkischer Schiffe landet in der Sudabucht vor Chaniá und beginnt mit der Eroberung Kretas. Iraklion leistet 24 Jahre Widerstand und fällt als letzter und wichtigster venezianischer Stützpunkt an den Sultan. Die Bevölkerung war den Türken zunächst wohlgesonnen, da sie kurzsichtig die Vertreibung der Venezianer feierte und sich eine wie auch immer im Konkreten gedachte Freiheit erhoffte. Teils durch wirtschaftlichen Druck, teils durch nackte Gewalt wurden viele der Kreta zum Übertritt zum Islam gezwungen – die bis dahin düsterste Epoche Kretas beginnt. Zahllose Aufstände (darunter: Daskalojánnis 1770; Arkadi 1866) und die jeweils darauf folgende blutige Vergeltung markieren diese bis heute im Bewusstsein der Kreter lebendige Epoche.



Unter der Herrschaft der Osmanen konvertierten viele Kreter zum Islam. In den Städten bildeten Moslems bald 70 % der Bevölkerung und die Christen waren in der Minderheit. Auf dem Land waren hingegen nur ein Viertel bis ein Drittel der Bevölkerung Moslems. Widerständler gegen die osmanische Herrschaft zogen sich in unwegsame Gebiete wie die Sfakia zurück. Dort begann der erste kretische Aufstand gegen die türkischen Besatzer unter Daskalogiannis im Jahre 1770, er wurde jedoch blutig niedergeschlagen.

1821 Der Aufstand von 1821 gegen die Türken markiert auf dem griechischen Festland den Beginn der Freiheit. Mehrere Aufstände auf Kreta werden jedoch niedergeschlagen, der Druck des auf die Bevölkerung wird noch härter.
1866 Aufstand im Bezirk Réthymno. Unter der Leitung des Abtes Gavriel Marinákis, Abt im Kloster Arkadi, sprengen sich, um nicht in die Hände des Feindes zu fallen, mehr als tausend Frauen, Kinder und Männer in die Luft.
1898 ff. Die Neugriechische Epoche
1898 Aufgrund des Massakers an der kretischen Bevölkerung Aug. 1898 in Iráklion, bei dem auch der britische Konsul und 17 englische Soldaten umkommen, intervenieren endgültig die Großmächte militärisch und erobern die Insel endgültig. Prinz Georg, der Sohn des griechischen Königs, wird von den Alliierten als Hochkommissar der Insel eingesetzt.



Seit 1898 war Kreta de facto ein unabhängiger Staat unter der nominellen Oberhoheit des Sultans.

1910 Der Kreter Eleftheriou Venizélos (der spätere griechische Ministerpräsident) betreibt die Vereinigung Kretas mit Griechenland und hat Erfolg bei der Rückgewinnung vieler vom Osmanischen Reich annektierten Gebiete Griechenlands. 1913 wurde die Insel in Folge des Ersten Balkankriegs mit Griechenland vereinigt.
1923 Nach dem griechisch-türkischen Krieg (1919-1922; „Kleinasiatische Katastrophe“; Exodus des Ersten Weltkriegs ging dem voraus: Völkermord an Armeniern und Griechen von Türken verübt) und dem Vertrag von Lausanne wurde die muslimische Bevölkerung Kretas zwangstumgesiedelt. Auswahlkriterium bei dieser Vertreibung war primär die Religionszugehörigkeit, nicht die ethnische Zugehörigkeit, d.h. auch griechischstämmige muslimische Familien wurden ausgewiesen; dafür wandern Griechen aus Kleinasien, die dort wiederum vertrieben wurden, nach Kreta ein.
1941-1945 Das deutsche Kapitel
1941 Während des Zweiten Weltkrieges standen 1941 griechische, britische und neuseeländische Truppen auf Kreta. Sie sollten die Insel gegen die Deutschen und Italiener halten, um die britische Schiffahrt im Mittelmeer zu sichern. Das gelang nicht, ab dem 20. Mai 1941 war Kreta Schauplatz des ersten großangelegten Luftlandeangriffs im Zweiten Weltkrieg, mit dem Ergebnis, dass die Deutschen die Insel eroberten.



Der anschließende Partisanenkampf, dem sich große Bevölkerungsteile anschlossen, führte zu eskalierenden Kriegsverbrechen.

So wurden auf Befehl von Generaloberst Kurt Student am 2. Juni 1941 die meisten männlichen Bewohner des Ortes Kondomari erschossen und Stadt Kandanos zerstört. In der Gemeinde Viannos wurden am 14. September 1943 500 Bewohner, zumeist Frauen und Kinder erschossen.

Am 20. Mai 1944 umstellten Einheiten unter dem Befehl des deutschen Kommandanten der „Festung Kreta“ General Bruno Bräuer das jüdische Viertel (278 Mitglieder) der Stadt Chania. Flüchtende Einwohner wurden erschossen, alle anderen per Schiff nach Iráklion gebracht und zwei Wochen später nach Griechenland deportiert. Der ehemals griechische Frachter Tanais (Danae), der die überlebenden Mitglieder der jüdischen Gemeinde zusammen mit Hunderten griechischer Geiseln und einigen italienischen Kriegsgefangenen nach Athen bringen sollte, wurde am 9. Juni 1944 von dem britischen U-Boot Vivid torpediert und sank. Nur vier der jüdischen Einwohner Chanias sollen überlebt haben.

Bis zum Herbst 1944 blieb die gesamte Insel unter deutscher Besatzung. Die letzten Soldaten des deutschen Küstenjägerregiments wurden erst einen Monat nach Kriegsende von den Alliierten in Chania entwaffnet.

Während der Besetzung kamen etwa 8.000 Kreter bei Kämpfen oder bei Massakern zu Tode. Bruno Bräuer wurde nach Kriegsende an Griechenland überstellt und zum Tode verurteilt. Mit dem ebenfalls wegen Kriegsverbrechen auf Kreta verurteilten General Friedrich-Wilhelm Müller wurde er am 20. Mai 1947 um 5 Uhr hingerichtet. Als bemerkenswert gilt ferner auch die Entführung des deutschen Generals Heinrich Kreipe am 26. April 1944 von Kreta nach Ägypten durch den britischen Special Operations Executive – namentlich Patrick L. Fermor – in Zusammenarbeit mit kretischen Partisanen (diese Entführung wurde mit blutigem Terror der deutschen Besatzung beantwortet, dem tausende von kretischen Einwohnern zum Opfer fielen z.B. Anógia, Kándanos, Ano Viános u.a. Dörfer).

1945 Die deutschen Truppen ziehen ab; Kreta ist wieder frei.



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