Das Klappern der Welle
Marcel, 30. 07. 2013

Das Klappern der Welle beschäftigt uns schon seit dem Frühjahr. Genauer betrachtet: Seit der Motor zum Warten ausgebaut und wieder eingesetzt worden ist, vernimmst man ein unangenehmes Vibrationsgeräusch am Heck. Allerdings nur, solange das Schiff Fahrt durchs Wasser macht. Dreht sich die Schraube während das Schiff am Liegeplatz vertäut ist, klingt alles bestens. Unterschiedliche Drehzahlen des Motors verändern das Geräusch. Der Motor selbst läuft sauber und die Welle ist mehrfach nachjustiert worden. Ganz tief unten, ganz tief hinten in der Motorbilge, dort wo die Welle im Stevenrohr verschwindet, ist das Vibrieren zu hören. – Deutlicher jedoch an Deck. Ein Freund aus Port de Pollença, Phil, ein waschechter Brite und ehemaliger Anwalt, der auf der Insel als Servicemechaniker arbeitet, hilft uns bei der Spurensuche. Ein Tauchgang zeigt, dass die Welle im Wellenlager einige Millimeter Spiel hat. Das wird wohl oder über darauf hinaus laufen, dass wir im Herbst noch einmal kranen müssen, um das Wellenlager zu wechseln.

Phil erzählt uns folgende Geschichte: Vor ein paar Jahren arbeitete Phil für einen Servicebetrieb in Bonaire, einem kleinen Hafen in der Bucht von Pollença, dessen Hafenmole regelmäßig, alle paar Jahre, von besonders schweren Winterstürmen regelrecht unterspült und weggerissen wird. Eines der beschädigten Boote hatte ein defektes Ruderlager, welches getauscht werden musste. Es handelte sich um ein mit Teflon beschichtetes Lager. Phils Auftraggeber hatte ein entsprechendes Ersatzteil kommen lassen, welches jedoch nicht genau passte. Man hatte wohl zöllische und metrische Maße, die nicht zueinander passen wollten. Die mallorquinische Lösung sah so aus, dass trotz Phils mahnenden Worten mit einer groben Raspel das Teflonlager angepasst wurde. Bekanntlich ist Teflon kein Material, welches sich besonders gut Feilen und Raspeln lässt.

Einige Monate später bekam Phil einen Zeitungsartikel in die Hände, in dem von einer Yacht berichtet wurde, die drei Wochen lang mit festsitzendem Ruder mitten auf dem Atlantik im Kreis gefahren war. Ein Foto des Schiffes bestätigte den bösen Verdacht, dass es sich um genau die Yacht handelte, die einige Zeit zuvor in Bonaire auf dem Trockendock zum Service lag und in den Genuss gewissenhafter, mallorquinischer Handwerkskunst gekommen ist.

Wir haben irgendwo, tief in der Bilge unserer Vorstellung, den Keim einer Hoffnung, dass es uns bei einem deutschen, in Porto Cristo ansässigen Servicebetrieb nicht so ergehen wird. Auch wenn von allen Handwerkern dieser Welt, auch den deutschen, hartnäckig daran gearbeitet wird, diesen Keim zu ersticken, glaube ich doch, dass sich irgendwann einmal alles zum Guten wendet und wir beruhigt den Bug in den Atlantik wenden können.

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