Unsere liebe Frau vom Schnee

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Mittlerweile ist es eine erweiterte Stadtwanderung durch einen ehemals sehr schönen Barranco, in dem nun Hochhäuser ranken und neu erweiterte Schnellstraßen herausschießen, will man zu fuß zu der wichtigsten Ermita der Insel gelangen. Vorbei an spätmittelalterlichen Mühlen, die bis ins frühe 20. Jh. im Betrieb waren. Vorbei an vielen Verschlägen, Fincas und neuen Wohnanlagen, wo in Zwingern gehaltene Hunde jaulen und bellen, so dass es einem ganz elend zumute wird. Vorbei aber auch an schönen Stellen, die von der ehemaligen Schönheit zeugen, als das Santuario der Inselheiligen gebaut wurde. Leider versäumte man bei dem modernen Ausbau der Straßen und Tunnels um und zu dem Santuario Pilger- bzw. Fußgängerwege einzurichten. So geht man ca. einen Kilometer auf einer recht viel befahrenen Straße. Vielleicht gehen moderne Pilger nicht mehr zu Fuß, sondern kommen mit dem Bus.

Die Rede ist von dem Santuario de Nuestra Senora de las Nieves: das hoch oberhalb der Hauptstadt Santa Cruz gelegene Kirchengebäude mit schönem angrenzenden Gebäudekomplex und einer ruhigen Plaza mit schattigen Bäumen, Brunnen und einer einfachen Einkehr (ein Grillrestaurant, Parilla) und Bar. Die Kirche wurde bereits 1517 erwähnt, doch ist der heutige Bau und Ausstattung vor allem aus dem 17. Jh. Sie beherbergt auf ihrem Hauptaltar aufgestellt die Insel-Schutzpatronin Virgen de las Nieves. Es handelt sich dabei um eine 82 Zentimeter große Madonna, “Unsere liebe Frau vom Schnee”, eine aus Flandern stammende polychrome Terrakottafigur aus dem 14. Jh, die auf einem Thron aus massiven mexikanischem Silber steht. Ihr Alter versteckt sie ganz und gar unter der Pracht der Kleider und Edelsteinen – “die reichste Frau der Insel” hat man sie auch genannt. Geschmackvoll ist die Gestaltung der Kirche im Inneren, gleißend hell ausgeleuchtet die Madonna selbst, die hier etwas Feierliches, Erhabenes ausstrahlt, obwohl sie so typisch nach der spanisch-kanarischen Manier mit Kleidchen bekleidet und mit ihrem runden, farbig gefassten, glänzenden Gesichtchen so puppenhaft ist.

Sie ist 1930 nach einem kanonischen Zeremoniell durch einen Kardinal gekrönt und 1952 durch Papst Pius XII. formell als Patronin der Insel anerkannt worden. Die spanische Königin ist seit 1977 ihre Kammerfrau oder Hofdame, “Camarerer de Honor”.

Ihr huldigen zwei Mal im Jahr die Gläubigen, Angerufen wird sie mit der Bitte um Errettung aus ausweglosen Situationen – die Votivbilder zeugen davon.

Alle fünf Jahre wird sie in einer feierlichen Prozession, die La Bajada de la Virgen, “der Abstieg der Jungfrau”, genannt wird, in die Hauptstadt heruntergetragen. Kirchliche Veranstaltungen, historische Spiele, Konzerte, Volksmusik und Volkstanz, nächtliches Feuerwerk, Feiern und Kinderbespaßung, sowie sportliche Wettkämpfe und die Wahlen von Fest- und Blumenköniginnen, Umzüge u.ä. – mit anderen Worten eine Mischung aus Karneval und Weinfest – begleiten die Bajada und sind ein fester Bestandteil dieser im Kern religiösen Verehrung. Der berühmte (zumindest auf den Kanaren) “Tanz der Zwerge und Riesen” gehört dazu, sowie die “Korrespondenz zwischen dem Schiff und der Festung”, die Kanonenschüsse abfeuern.

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Deftig aber hervorragend gegrillt – unsere Stärkung im Restaurant am Platz. Danach ging es im Barranco wieder zurück. Natürlich nicht ohne vorher kräftig im Devotionalienladen Geld ausgegeben zu haben.

  1. Werner Sadlowski

    Ich grüße Euch aus dem verschneiten Westerholt und schaue mir gerade wieder einmal gerne die wunderschönen Bilder Eurer Reise an.
    Weihnachten ist erst kurz vorbei, dennoch sehne ich mich schon nach dem Frühling den Ihr mit den Bildern auf meinen Bildschirm zaubert. Übrigens, die liebe Frau vom Schnee habe ich meinen Göttern hinzugefügt, Ihr wisst schon … Errettung aus ausweglosen Situationen.

    Kommt gut in das Jahr 2015, bleibt gesund und erhaltet Euch die Freude und den Spaß !

    es grüßt ein fröstelnder

    Werner