Practice, practice, practice…and all is coming. Dies ist eines der bekanntesten Zitate von Sri K. Pattabhi Jois, dem großen Guru des Ashtanga Yoga aus Mysore in Indien. Ein anderes: 99% Praxis, 1% Theorie. Beides gilt sowohl für den Yoga, als auch für das Segeln. Und so versuche ich mich mit täglicher Praxis daran zu halten so gut es geht und auf einem Schiff und auf Reisen möglich ist. Schwankende Planken sind eigentlich nicht der richtige Untergrund für die Yoga-Praxis. Gleichgewichtsübungen und Standpositionen werden zur doppelten Herausforderung. Ein Kopfstand auf dem Vorschiff hat schon mal geklappt, war jedoch auch bei ruhigem Ankerwetter ein Balanceakt. Und auf See oder bei Wind und Wetter ist häufig nicht mehr drin als ein paar Sitzpositionen unter Deck oder im Cockpit.
In Las Palmas de Gran Canaria fand ich durch Zufall ein herausragendes Ashtanga Studio. Der Leiter Anand kommt aus einer echten Yogi-Familie. Bereits seine Eltern waren, bzw. sind Yoga-Lehrer. In ihrer Generation waren sie unter den ersten Westlern, die bei Pattabhi Jois in Mysore unterrichtet wurden. Anand war mit zehn Jahren einer der jüngsten Westler bei Pattabhi Jois.
Fast täglich besuchte ich die frühmorgendlichen Mysore-Klassen. Bei dieser Unterrichtsmethode, die nach der indischen Stadt Mysore benannt ist, praktiziert jeder Yogi nach seinem eigenen Level die im Ashtanga Yoga vorgeschriebenen Abfolgen von Asanas (Haltungen). Der Lehrer (Guru) korrigiert die Schüler individuell. In geführten Klassen andererseits werden vom Guru die Viniasas, d.h. die Übergänge von einem zum nächsten Asana auf Sanskrit gezählt. Diese sind wiederum mit der Atmung synchronisiert. Daraus entsteht Meditation in Bewegung. Der Körper ist angespannt und der Kreislauf aktiviert, der Blick konzentriert, die Gedanken geleert, die Atmung gelenkt.
Die gut eineinhalb bis zweistündigen Übungsfolgen (In meinem Fall der ersten Serie, weiter komme ich noch nicht. Die zweite Serie ist schon hohe Yoga-Kunst und erst nach mehrjähriger täglicher Praxis zu erreichen.) sind in Sequenzen unterteilt: Die Sonnengrüße zum aufwärmen, dann Standpositionen, Sitzpositionen und Schlusssequenz.
Ein schöner Aspekt des Ashtanga Yogas mit den festen Übungsfolgen ist, dass man einfach in ein anderes Studio geht, egal ob man in Köln, Las Palmas oder Mysore praktiziert, und man ist sofort mittendrin.
Die Fußgängerzone von Las Palmas wird schon mit Weihnachtsbeleuchtung illuminiert. Das Yoga Studio von Anand www.ashtangacanarias.com befindet sich in einem der alten Stadthäuser im zweiten Stock.
Die tägliche Praxis zum Sonnenaufgang. Kopfstand mit Blick auf die Ilhas Desertas vor Madeira und das gedrehte Dreieck auf dem Vorschiff vor der portugiesischen Küste. Mentale Vorbereitung auf unsere erste Atlantikpassage.
Zum Abschluss endlich mal eine gute Nachricht aus der Zeitung (Kölner Stadtanzeiger):