Gegenüber dem Eingangstor der Lamin Lodge steht ein weißes, nacktes Haus. Der Innenraum ist leer. Auf der Terrasse steht ein einzelner, selbstgezimmerter Tisch mit einer weißen Tischdecke und vier Plastikstühlen: Bubas “Restaurant”. Es gibt sonst keine Tische, keine Stühle, keine Bilder an den Wänden, keine Dekoration. Aus dem einzigen Nebenraum dringen die Düfte der Gambischen Küche zu uns. Buba fragt, ob wir am Nachmittag zum Essen kommen wollen. Der Duft aus der Küche lockt, das Ambiente, sofern man davon sprechen kann, nicht. Natürlich gibt es auch keine Speisekarte. Wir bestellen zwei Hühnchengerichte mit kräftigen, gambischen Saucen aus Knoblauch, Zwiebeln, Pfeffer, Tomaten und natürlich Erdnüssen. Alles wird improvisiert. Das Bier ist warm, Wasser kommt aus den großen Kanistern, Servietten gibt es auch nicht, was spätestens bei unserem zweiten Besuch bei Buba vonnöten wäre.
Es gibt Krebse in einer pfeffrigen Sauce. Als einziges Werkzeug legt man uns einen Löffel dazu. Eigentlich geht das öffnen der Panzer und Scheren aber nur mit den Zähnen. Mit den Zähnen öffnet uns die Bedienung auch zwei weitere Bierflaschen, nachdem wir die Frage beneinen mussten, ob wir einen Flaschenöffner hätten. Mir tun schon beim Zuschauen die Zähne weh. Um die Finger zu waschen bekommen wir einen großen Mayonnaiseeimer mit Spülwasser und eine Schale mit klarem Wasser. Buba ist herzlich und spricht deutsch. Für sechs Monate im Jahr lebt Buba hier in Lamin. Die anderen sechs Monate des Jahres mit seiner Schweizer Frau in Zürich. Ihr war ein einmaliger Besuch in Gambia ausreichend. Sie lässt ihren Mann lieber alleine hier. Vor unserer Weiterfahrt bringt uns Buba einen prall gefüllten Sack mit Obst und Gemüse aus dem Garten seiner Schwester mit. Er möchte dafür kein Geld. Ich gebe ihm aber trotzdem etwas mit der Bitte, dies an seine Schwester weiterzugeben. Ob das Geld wirklich bei ihr ankommt?
Auf den lokalen Märkten gibt es eine ähnlich beschränkte Auswahl an Obst und Gemüse wie in Cabo Verde. Auch wenn es aufgetürmt immer nach mehr aussieht. Wir finden aber eine sehr würzige, herbe Basilikumsorte, die an Thai-Basilikum erinnert. In offenen großen Säcken werden Hülsenfrüchte und Samen von irgendwas angeboten. Das weiße Zeug, das aussieht wie kleine Steine ist das getrocknete Fruchtmark der Affenbrotbäume, der Baobabs. Man kann es in Wasser auflösen und wie Limonade trinken. Die Frucht hat einen hohen Anteil an Vitamin C.
An jeder Straßenecke werden grüne und gelbe Bananen sowie gelbgrüne Orangen verkauft. Es duftet nach den ätherischen Ölen der Schalen. Die Organen werden alle einzeln fein säuberlich von der äußeren Haut befreit, manchmal kunstvoll als Kringel, manchmal geschuppt. Ich habe das Gefühl, dass sich die Frauen beim Schälen der Orangen mehr Mühe geben als ihre männlichen Kollegen. Die Früchte sehen dann aus wie weiße Äpfel und werden als erfrischender Snack zwischendurch gegessen: Den Mund weit aufreißen und kräftig hinein beißen bis der Saft spritzt und sprudelt und den Kaftan besudelt.
Hinter den Baracken der Fischer hocken die Austernsammlerinnen an ihren Feuerstellen. Körbeweise frische Austern, die an den Wurzeln der Mangroven wachsen. Bergeweise leere Schalen, die gebrannt zu Kalk verarbeitet werden. Die Muscheln werden in großen Töpfen gekocht. Das Fleisch ist fester als bei unseren Austern und schmeckt wie Miesmuscheln.
Am Nachmittag treiben bei Flut hunderte von fußballgroßen Medusen den Bolong hinauf. Ich weiß nicht wohin und werde bei Ebbstrom darauf achten, ob sie wieder zurück kommen. Auf jeden Fall gehe ich hier nicht baden. Ob man die Quallen außerhalb von China essen kann, weiß ich nicht.
Ps. Bei Ebbe treiben die Quallen wieder in die andere Richtung, den Bolong hinunter zum großen Gambia River. Unser Guide Omar erzählt uns, dass die Fischer die Quallen fangen und tatsächlich an die Chinesen verkaufen.
Edmund Czapracki
Hallo Marcel,
es ist immer wieder Interessant deinen Fotos und die Kommentare zu lesen.
Alles Gute und immer eine Hand breit Wasser unter dem Kiel
Edmund