Während der Einfahrt in den Bolong scheint unsere Karte noch zu stimmen. In der Mitte des Kanals haben wir mehr teilweise als zehn Meter Wasser unter dem Kiel. Die Ufer sind mit Mangroven gesäumt, jedoch reihen sich mehr Bäume dazwischen. Während der Bolong auf der Seekarte einen Knick macht, fahren wir über Land weiter. Unsere Tracklinie zeichnet den Verlauf des Kanals nach, jedoch in einem ganz anderen Maßstab. Hier hat man offensichtlich eine Karte in kleinerem Maßstab an den Fluss angefügt, ohne die Verhältnisse anzupassen. Hinter der nächsten Kurve taucht unter riesigen Baobabs und Kapok- bzw. Baumwollbäumen (das kann ich nie auseinander halten) das Dorf Bintang auf. An einem kleinen Strand sind die Pirogen auf die Uferböschung hinauf gezogen. Links neben dem Dorf ist auf Stelzen ein kleiner Steg in den Fluss gebaut. Dahinter ein großer, offener Pavillon, daneben drei kleine Hütten direkt am Ufer mit Balkonen über dem Wasser. Wir drehen vor der Lodge einige Runden um die Wassertiefen zu loten. Im schmalen Seitenarm links neben der Lodge loten wir nur noch zwei Meter fünfzig. Dann fällt der Grund innerhalb einer Bootslänge auf dreizehn Meter ab. Keine einfache Ankersituation, um auch bei kenternder Tide und Wind noch einen guten Kettenwinkel zu haben, so dass der Anker nicht ausbricht. Von der Lodge winkt man uns schon zu, versucht uns in den besten Ankerplatz einzuweisen. Wir bleiben skeptisch, doch lassen endlich den Anker irgendwo kurz vor der Kante auf sieben Metern fallen. Mit dreißig Meter Kette schwingen wir mal über drei, mal über zehn Metern Wassertiefe. Der Bolong ist hier so breit wie der Rhein. Die Ufer erinnern an die Rheinauen im Frühsommer, wenn alles saftig grünt. Alles ist weiter und offener als in Lamin. Der Bintang Bolong windet sich noch mehr als fünfzig Kilometer weiter nach Osten bis in den Senegal und ist noch einige Kilometer navigierbar. Am Abend auf der luftigen Terrasse der Lodge bei kühlem Bier.