Positionsmeldung James Island (Kunta Kinteh Island)

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Anker auf bei steigendem Wasser. Wir winden uns durch die Bolongs entlang unserer Tracklinie zurück nach Banjul. An einer Stelle zeigt das Echolot nur noch eineinhalb Meter, es fühlt sich jedoch nicht so an, als ob wir bereits durch den Schlamm ziehen würden. Vor Half Die haben wir 25 Knoten Wind von vorne. Eine kurze, steile Windsee baut sich auf, doch je weiter wir zum Südufer des Gambia kommen, legt sich sowohl Wind, als auch Welle. Wir passieren Dog Island. Die Insel wurde angeblich nach dem Gebrüll der Paviane benannt, das aus der Entfernung wie Hundegebell klingen soll. Auf der Strecke zwischen Dog Island und James Island, das in Kunta Kinteh Island (dazu später mehr) umbenannt wurde, begleiten uns zahlreiche Delfine. Nico ist fasziniert und möchte am liebsten hinterher springen. Der Anker fällt einige hundert Meter flussaufwärts hinter James Island. Von dem kräftigen Wind ist nichts mehr zu spüren. Mit acht Knoten weht ein warmer Wind, der keine Abkühlung bringt. Der Fluss fast spiegelglatt. Eine milchige Sonne versinkt hinter der kleinen Insel. Die Silhouetten zahlreicher Baobabs und die Ruinen des britischen Forts lassen die Insel auch bei Tag gespenstisch aussehen. Ein hölzerner Steg ragt in den Fluss. Lebende Menschen sind nicht zu sehen. Noch einmal der Vergleich mit Venedig. Man blickt vom Schiff zur Insel wie von der Fondamenta hinüber nach San Michele. Statt Zypressen ragen die knorrigen Affenbrotbäume ihre kargen Zweige wie nackte Wurzeln in den Himmel und man spürt die Anwesenheit der zahlreichen Toten: Schwarze, Weiße, Sklaven, Soldaten, Kaufleute. Im siebzehnten Jahrhundert nach Fertigstellung des Forts durch die Briten starben von zwanzig weißen Frauen, die als Krankenschwestern nach James Island kamen, bereits neunzehn im ersten Jahr auf Grund des ungesunden Klimas.