Making of — Filmdreh für TV-Doku über Deutsche in der Türkei

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Ja, das sind wir: Deutsche in der Türkei. Dabei sind wir nur zufällig hier gelandet und gestrandet. Seit zwei Jahren sind wir bereits hier und gerade haben wir den Antrag auf Verlängerung unserer Aufenthaltsgenehmigung für weitere zwei Jahre gestellt. Und so sind wir durch Zufall in den Dreharbeiten zu einer Dokumentation über Deutsche in der Türkei gelandet, die zum 100. Geburtstag der Republik (der Türkischen Republik) im ZDF zur Prime Time gesendet werden soll.

Dabei hatten wir zunächst unsere Freundin Christel vorgeschlagen, die seit gut 30 Jahren in Finike lebt, als Candan, die Filmemacherin, auf der Suche nach Protagonisten für ihre Doku war. Christel weiß so manch interessante Geschichte über das Leben als Deutsche in diesem Land zu erzählen. Doch dann fragte Candan danach, wie wir eigentlich hierhergekommen seien. Und so fiel die Wahl der Redaktion auf unsere Geschichte, neben zahlreichen weiteren. Während meines Heimaturlaubs in Deutschland traf ich Candan in Bremerhaven zu einem Kennenlerngespräch, bei dem wir auch den Ablauf der Drehtage skizzierten. Natürlich kommt es aber auf einem Segelboot immer anders, als man plant. Der Faktor Wetter ist unberechenbar und Zeit scheint sich auf See immer auszudehnen. Beim Dreh wurde also alles denkbar knapp, obwohl uns Candan versicherte, dass wir mit drei vollen Drehtagen schon am oberen Limit des Zeitkontingents lagen.

Candan und der Tonmann bei den Vorbereitungen zum ersten Drehtag.
Joanna doziert über das kulturelle Gedächtnis der Dorfhäuser. Steine sind Joannas neue Passion.
Immer wieder der Ton. Das Team arbeitet sehr professionell. Jedes Rauschen oder Knistern stört und wird sofort korrigiert.
Der Running Gag an diesem Tag. Joannas Mikrofon will nicht so, wie es soll.
In den Gärten hinter den Häusern verstecken sich so manche Überreste aus lykischer Zeit.
Hinter dem Zaun lauert ein deutscher Schäferhund. Er ist ja auch in gewisser Weise Deutscher in der Türkei. Wir bevorzugen allerdings die Gesellschaft mit den anatolischen Hirtenhunden, den Kangals, die ein ruhiges Gemüt haben. In Deutschland steht der Kangal auf der Liste der gefährlichen Rassen, der Deutsche Schäferhund aber nicht. Das ist ein großes Missverständnis.
Zum Abschluss unseres Spaziergangs durchs Dorf geht es in die Nekropole.
Auch hier noch einmal alles aus verschiedenen Perspektiven, einschließlich Drohnenflug.
Es war windig am ersten Drehtag und unser kleiner Peruaner ist am Abend ganz durchgefroren und müde.

Den ersten Drehtag verbrachten wir mit einem Rundgang durch „unser“ Dorf Üçağız. Wir schlenderten durch die Gassen und erzählten, was uns an diesem Dorf so fasziniert. An jeder Ecke sind Überreste aus fast drei Jahrtausenden Kulturgeschichte zu entdecken. Einfache Häuser fußen auf antiken Fundamenten. In Mauern stecken Säulenstümpfe aus der byzantinischen Zeit. Plötzlich steht man vor dem ehemaligen Portal einer Basilika. Und in der lykischen Nekropole wurden zur römischen Zeit in Becken Sauce aus fermentierten Fischen (Garum) produziert, deren Gestank vermutlich die Toten wieder auferstehen ließ.

Zahlreiche Szenen wurden mehrfach aus verschiedenen Perspektiven gedreht. Manchmal passte der Ton nicht, und dann musste alles noch einmal erzählt werden. Nico war schon ganz verwirrt, weil wir manche Wege dreimal gegangen sind. Und so ging es auch am zweiten Drehtag weiter. Zunächst sollte an Bord gedreht werden, doch gerade als wir das Equipment übergesetzt hatten, begann es zu regnen. Also alles wieder zurück und mit dem Auto nach Kaş. Vor laufender Kamera ging es mit Nico zum Tierarzt, dann zum antiken Theater und am Abend zum Interview in ein Restaurant. Wieder volles Programm. Das Highlight war eine Session mit lokalen Musikern in der HiJazz Bar in Kaş Downtown, bei der ich mit meinem bescheidenen Talent an den Congas für Latin-Feeling sorgen durfte.

Unter Segler, Musikern und Filmemachern gleichermaßen beliebt: Gaffa-Tape, auch Panzerband genannt. Klebt alles auf allem.
Zweiter Drehtag: Über kurvige Bergstraßen geht es von Kekova/Üçağız nach Kaş. Links oben im Bild die griechische Insel Kastelorizo. Der Pink Floyd Gitarrist David Gilmour ließ sich auf Kestelorizo zu dem Song „On an Island“ inspirieren.
Nach einem Besuch beim Tierarzt mit laufender Kamera darf auch ein Dreh auf den Rängen des antiken Theaters (nicht Amphitheater!) nicht fehlen.
Das Highlight am Abend: Session in der Hi-Jazz Bar in Kaş Downtown mit mir an den Congas. Dank an Özgür (am Bass) für die Organisation.
Auch hier war die Kamera dabei. Spät in der Nacht ging es dann zurück ins Dorf.

Am dritten und letzten Drehtag ging es dann endlich an Bord. Segelalltag und schöne Bilder mit der Drohne im Archipel von Kekova standen abschließend auf dem Programm. Leider hatten wir an diesem Tag fast gar keinen Wind, sodass die Segel nur schlaff am Mast runter hingen. Und am Ende wurde wie immer die Zeit knapp, denn Candan musste sich am Nachmittag noch auf den Weg zu ihrer nächsten Station machen. Im Dorf verabschiedeten wir uns bei einem Tee bei unserem Freund Hassan. Am Ende werden aus den drei Drehtagen vielleicht fünf Minuten Film. Wir sind sehr gespannt und werden natürlich über die Ausstrahlung der Doku berichten.

Dritter Drehtag, jetzt bei uns Bord. Vor dem Dreh kommt erst wieder das Spiel mit den Mikrofonen.
Mit Crew und Filmcrew wird es eng unter Deck.
Und die Überraschung: Während der Dreharbeiten bekommen wir Post von der Einwanderungsbehörde: Unsere Anträge wurden bewilligt! Wir dürfen weitere zwei Jahre bleiben.
Gruppenfoto zum Abschied. Wir sind gespannt auf das Ergebnis.

2 Antworten

  1. Eugeniusz Mańko

    kochani, znakomita relacja, jak zwykle profesjonalne zdjęcia, jestem ciekawy gdzie i kiedy będzie można obejrzeć ten filmik?
    Chciałem też zauważyć że basista mógłby być Marcela bliźniakiem
    Życzę wam oczywiście, pełnego w zdrowiu dalszego pobytu w Turcji.
    Pozdrawiam z zimnego (+10°C) Poznania
    E. Manko

    • Joanna

      Jak zawsze, naprawdę doceniamy twoje uważne czytanie i komentarze! Dzięki! Joanna i Marcel