Engenho – das bedeutet Maschine oder Fähigkeit. Die Praia do Engenho ist also der Maschinenstrand. Wir haben uns am Vortag in diese Bucht verkrochen, da eine starke Kaltfront aus Südwest angekündigt war und wir uns dort besseren Schutz versprachen. Und tatsächlich war es diesmal die richtige Entscheidung. Bei der Marina do Engenho, gegenüber von Parati wehte es mit 40 Knoten, im Kanal zwischen der Ilha Grande und dem Festland gar mit 58 Knoten – Orkanstärke. Die Tanker und Frachtschiffe auf Reede mussten mit ihren Maschinen am Anker gegen den Wind arbeiten. Doch bei uns im Saco de Jurumirim nur einige Böen bis 25 Knoten, sonst kaum mehr als 10-15 Knoten Wind und keine Welle.
Rechts von uns ein weiterer Strand, an dem einige Boote mit Winschen auf Schienen an Land gezogen sind. Die alte Farbe des Unterwasserschiffs sickert in den Sand und unter den Bäumen brennt ein Feuer mit alten Autoreifen. Die dunkle Rauchwolke schwängert die feuchte Tropenluft und erfüllt die Bucht mit rußigem Gestank.
Die Praia do Engenho ist eigentlich nur bei Niedrigwasser ein echter Strand. Bei Hochwasser verschwindet auch der letzte Streifen Sand in der Bucht. Ganz links am Rande des Strandes führt ein Trampelpfad in den Busch. Verwilderte Bananenstauden wachsen an einem kleinen Bach, der zwischen Steinen und alten Baumstämmen den Weg ins Meer sucht.
Nach ein paar Schritten steht man vor der Maschine: Ein riesiges Wasserrad, vom Urwald gefangen. Schaufeln und Zahnräder sind in der Bewegung erstarrt. Zeit vergeht nur noch in der Dauer von Wachstum und Kompostierung, von Erosion und Oxidation. Hier muss man unweigerlich an den Homo Faber denken: An den Ingenieur im Urwald. Es stinkt nach Fruchtbarkeit, nach blühender Verwesung. Hinter mir hängen an einer Staude gelbe, überreife Bananen, von Insekten und Vögeln ausgeweidet. Mit der Machete schlage ich mit einem kräftigen Hieb unten durch den aus den Blattscheiden bestehenden Stamm. Die Staude rauscht zu Boden, aus der Schnittfläche blutet klebriger Pflanzensaft. Noch ein Hieb und eine weitere Staude mit schönen, grünen Bananen fällt. Ich schlage die Fruchtstaude von der Pflanze und muss auch hier aufpassen, dass der klebrige Saft nicht auf meine Kleidung tropft. Die reifen Bananen sind alle abgefallen und liegen verstreut auf dem Waldboden, was Nico freut – er schnappt sich eine und rennt zum Strand. Ich sammele die restlichen Bananen, die nicht zerfressen sind und stapfe durch das Dickicht zurück zum Dingi.
Ankerplatz vor der Praia do Engenho.
Autoreifenfeuer am Strand.
Kleine Werft mit Drainage direkt in die Bucht.
Fotostrecke: Das Wasserrad im Dschungel.
Was ist Maschine, was Stein oder Baum?
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Katja Hupatz
sensationelle Fotos! Intensiv und schaurig schön!