„João Gilbertos Stimme war ein Instrument…von höchster Präzision, und bei ihm fielen die Silben auf die Akkorde, als wären sie zusammen auf die Welt gekommen. Was erstaunlich war, weil er in einem Tempo sang und in einem anderen spielte. Er schien nicht einmal richtig zu singen – er sagte die Worte leise vor sich her… Aber was Menescal wirklich aus der Fassung brachte, war, als João ihm erklärte, dass er beim Atmen Yogatechniken anwendete und dadurch in der Lage war, Phrasen auszudehnen oder zu verkürzen, ohne dabei Silben zu überspringen oder aus der Puste zu kommen.“ Über Kopfhörer höre ich immer wieder das grandiose Album „João, Voz e Violão“, das João Gilberto noch spät in seinem Leben aufgenommen hat. João, Stimme und Gitarre. Und was für eine Stimme! Und was für eine Gitarre! Das Album kaufte ich bereits kurz nachdem es 2001 erschienen ist und seit dem hat es nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt und auch nach 15 Jahren ist es noch immer eines meiner Lieblingsalben. Mit diesem Album entdeckte ich meine Begeisterung für die Brasilianische Musik im allgemeinen und für die Bossa Nova im besonderen: „Desde Que O Samba E Samba“, „Desafinado“ und natürlich „Chega De Saudade“ (1958 erstmals auf LP erschienen!) – „Von dem Tag an war ihr Leben nicht mehr dasselbe… Viele junge Leute bekamen diese Aufnahmen zufällig zu hören und machten sich daraufhin nächtelang Gedanken über seinen Gitarrenanschlag.“ Die Zitate stammen aus dem Buch „Bossa Nova. The Sound of Ipanema. Eine Geschichte der brasilianischen Musik“ von Ruy Castro, meine Lektüre für die Fahrt nach Brasilien. Der Titel der deutschen Ausgabe ist nicht ganz gelungen übersetzt worden. Der Originaltitel lautet „Chega de Saudade – A história e as histórias da Bossa Nova“. Es geht darum, wie die Bossa Nova zur Welt kam, und ist außerdem eine schöne Geschichte über den Bahianischen Gitarristen João Gilberto, der von Bahia nach Rio de Janeiro ging um dort mit Antonio Carlos Jobim und anderen die Musik Brasiliens zu revolutionieren und der gesamten Welt diese wunderbaren Lieder zu schenken.
375 Seemeilen trennen uns nur noch von unserem Ziel. Auf der Seekarte sieht es schon so aus, als wäre die Küste zum Greifen nahe und würde jeden Moment an Steuerbord am Horizont auftauchen. Doch haben wir immer noch einen Abstand von gut einer Tagesreise. Wir fahren hoch am Wind und versuchen den Abstand aufrechtzuerhalten, damit wir vor allem nachts nicht in den Küstenverkehr kommen. Vor allem die Fischer machen es Seglern schwer. Kleine Holzboote sind auf dem Radar nicht zu sehen, und häufig unzureichend beleuchtet. Bei Begegnungen mit fischenden Fahrzeugen muss man ständig auf der Hut sein und jederzeit unvorhergesehene Manöver und Kursänderungen erwarten. Der Kurs hoch am Wind und die damit verbundenen Fliehkräfte setzten uns nach ein paar Tagen etwas zu, obwohl es nur noch mit 12 Knoten weht und wir gut voran kommen. Als man noch an den Wochenenden auf der Wattensee segelte, konnte man die Abneigung der Fahrtensegler gegenüber Am-Wind-Kursen noch nicht ganz nachvollziehen. Doch nach einigen Tage permanenter Schräglage und ständigem festhalten müssen bei jeder Bewegung denkt man über die weitere Routenplanung und vorherrschende Winde zweimal nach. Und dabei ist das hier jetzt harmlos, immerhin gibt es zwei warme Mahlzeiten am Tag, es will nur schon mal einen Vorgeschmack geben auf das, was einen noch erwarten könnte. Segeln hat ja bekanntlich auch was mit ankommen zu tun und wir freuen uns auf den Erlöser der Allerheiligenbucht. Wir werden Salvador da Bahia de Todos os Santos pünktlich zu den Osterfeierlichkeiten erreichen, genauso wie im Jahre 1500 Pedro Álvares Cabral, der im Geheimauftrag der portugiesischen Krone an der Küste etwas weiter südlich von Bahia in Porto Seguro (Sicherer Hafen) mit seiner Mannschaft landete. „Eu Vim De Bahia“ singt João Gilberto und wir: „Nos vamos a Bahia. Isto é Bossa Nova, isto é muito natural.“
PS Andrees, vielleicht brauche ich doch noch eine Gitarre. Bossa Nova kann man nicht auf der Ukulele spielen.
Roland
Museo da Musica Brasilerira , R. das Laranjeiras 28 , Pelourinho / Salvador. Gruß Roland .
Andrees
Ach, Quark! Mach es Gilberto und Jobim nach und revolutioniere die Musik Brasiliens halt zum zweiten Male! Ich habe dir die Ukulelen-Chords per Mail geschickt:-)