Der Anker fällt und schon kommen Robert und Iris von der Mari-Luise längsseits um uns in Empfang zu nehmen. Wir tauschen unsere Erlebnisse während der Überfahrt aus und erhalten erste Informationen zu Palmeira: Wo kann man anlanden? Wo ist die Hafenpolizei, die Wasserzapfstelle, der Chino. Die Chinesen mit ihren kleinen Läden gibt es auch hier. Auf den Kanaren waren die Chinos eher wie Haushaltswarenläden ausgestattet, hier bekommt man auch Lebensmittel. Im Moment jedoch nicht sehr viel frisches Obst oder Gemüse, da die gesamte Insel auf den Frachter aus Portugal wartet. Was bleibt sind Zwiebeln, Knoblauch, Kartoffeln und Wurzelgemüse, sowie Bananen und Orangen. Das reicht fürs erste.
Der Ort macht einen angenehmen ersten Eindruck. Hier leben noch wirklich Leute. Die Hotelanlagen der Insel befinden sich am anderen, südlichen Ende des Eilands, in Santa Maria. Hie gibt es kleine Lebensmittelläden, die ein paar Tische auf der Straße stehen haben und gleichzeitig als Bar und Treffpunkt fungieren. Dort, wo wir das Dingi festmachen um anzulanden, werden die kleinen bunten Fischerboote entladen. Der Fischfang ist hier noch Handarbeit, die angelandeten Fische werden zum Teil sofort auf großen Aluminiumtischen zerlegt.
Wir melden uns bei der Hafenpolizei. Alles verläuft schnell und unkompliziert. Doch im Anschluss steht noch ein Gang zur Immigration auf dem Programm. Angeblich soll der dafür zuständige Beamte um 14:00 Uhr auftauchen. Wir stehen also brav um 14:00 Uhr wieder auf der Matte, doch niemand ist da. Alle Büros geschlossen. Ein junger Polizist, der im Internet surft und gleichzeitig im Fernseher ein Fußballspiel verfolgt, und daher nicht abgelenkt werden will, erklärt uns kurz angebunden, dass heute niemand mehr kommt, und wir zum Flughafen müssten, um die Pässe stempeln zu lassen. Ok. Da wir eh zum Flughafen wollten, um eine Internet-SIM-Karte zu kaufen, machen wir uns im Alugher, das sind Kleinbusse oder offene Pickups, auf zum nur drei Kilometer entfernten Flughafen. Dort erklärt uns der zuständige Beamte, dass der Vorgang unten in Palmeira abgewickelt wird. Es würde am nächsten Tag um 11:30 Uhr jemand vor Ort sein. Ok. Am nächsten Tag finden wir vor der Polizeiwache eine Gruppe von Franzosen, die ebenfalls auf die Immigation warten. Wir setzen uns in eine nahegelegene Bar und warten auf das Erscheinen der Beamten.
Als dieser nach etwa einer Stunde Wartezeit endlich auftaucht, braucht er noch einmal eine halbe Stunde um die chaotischen Franzosen abzuwickeln. Einer der Gruppe ist schon am Nachmittag so betrunken, dass er die Augen kaum noch auf bekommt und von seinen Freunden gestützt werden muss. Nachdem also die Gruppe endlich fertig ist, schieben wir uns in die Amtsstube und legen unsere Pässe vor. Outro barco – ein anderes Schiff, sagen wir. Der Beamte schaut kurz in die Pässe, legt diese auf den Schreibtisch und sagt uns wir sollten eine Minute warten. Dann geht er in den Nebenraum und schaut aus dem Fenster. Er schreibt SMS-Nachrichten, telefoniert, schreibt mit dem Finger irgendetwas in den Staub, der sich auf dem Fernseher niedergeschlagen hat, auf dem sein Kollege Fußball guckt, dann geht er hinaus und mit gockelhaftem Gang die Straße rauf und runter, bleibt an der nächsten Ecke etwa zehn oder fünfzehn Minuten stehen, bevor er wieder zurückkommt, drei seiner Kollegen fahren im Geländewagen vor, er spricht mit diesen und guckt sich dann noch einmal seine Notizen auf dem Fernseher an, dann sind wir an der Reihe. Er schaut in die Pässe, setzt seine Stempel mit dem Einreisedatum hinein und kassiert eine Gebühr von fünf Euro. Das war's. Dafür lies er uns nachdem die Franzosen weg waren noch eine halbe Stunde warten. Wir sind in Afrika.
Robert
Viel Spaß Euch. Bei uns windet es wieder und am Dienstag geht es nach Wien, Pure Vida bleibt in Horta. R&H