Der Kopf des langen Betonpiers von Tendaba ist seitlich und sanft wie nachdenklich geneigt. Das Wasser steht bis zum Hals. Wir erreichen Tendaba kurz vor Hochwasser. Wie überall in Gambia werden wir freundlich in Empfang genommen und eingewiesen. Wo ist der beste Ankerplatz? Wo gibt es Strömungen? Wo wird es flach? Als wir später anlanden stellt sich unser Guide als Besitzer des kleinen Restaurants vor. Er suggeriert uns, dass wir doch bestimmt etwas essen möchten. Wir bestellen also zwei Portionen Fisch mit Reis und bezahlen die Hälfte im voraus, damit er bei den Fischern einkaufen kann. Von der Hand in den Mund. Neben dem Dorf steht seit vielen Jahren das schon zu Zeiten der Hochwildjäger beliebte, jetzt etwas betagte Tendaba Camp, das von einem Schweden geführt wird. Jäger gibt es allerdings kaum noch. Heute kommen die Hobby-Ornithologen mit kiloschweren Objektiven. Das Camp ist groß, verborgen hinter einer einer hohen Mauer, die nur zwei Meter neben den ärmlichen Hütten verläuft und einem verschlossenen Eingangstor, das man uns öffnet, als wir uns nähern. Als Weißer hat man sofortige Eintrittserlaubnis ohne weitere Fragen. Dass die meisten Leute vom Geld der Touristen nichts abbekommen ist hier offensichtlicher, als in den anderen Dörfern, die wir bisher besucht haben. Entweder man arbeitet für das Camp oder vielleicht gerade noch auf den Ernussplantagen. (Nicht unweit vom Dorf gibt es eine große Verladestelle mit Schiffsanlager.) Das Camp ist eines der größten im Hinterland des Flusses und strategisch zwischen dem Kiang West Nationalpark und den Bao Bolong Wetlands gelegen. Mit Jeeps, Bussen und Pirogen wird ausgeschwärmt. Mit letzteren fährt man hoch motorisiert direkt in die Delfinschulen hinein, die sich im Fluss vor dem Dorf tümmeln. Kurz darauf ist von den Delfinen nichts mehr zu sehen und das Boot dreht ab, um die Vögel im Bao Bolong zu vertreiben. Das ist Eco-Tourismus wie überall, auch in Europa. Die Natur wird offiziell geschützt (was nichts anderes heißt, als in die letzte Ecke gedrängt), um dann über sie herzufallen. Hinter der spärlichen Ansammlung von kleinen Häusern und einigen Fischerbaracken verläuft die Straße ins Hinterland. Hier reihen sich noch ein paar restliche Häuser aneinander, durch üppige Gärten mit leider noch unreifen Mangobäumen, Bananenstauden und Papayabäumen voneinander getrennt (Sind das botanisch eigentlich Sträucher oder Bäume, die da in den Himmel ragen? Die Papaya kommt aus dem Regenwald Südamerikas und strebt der Sonne entgegen.). Uns begleitet Lamin (Anmerkung: „Lamin“ ist das Mandinka Wort für „Mohammed“. Das erklärt, warum hier jeder zweite oder dritte Gambia Lamin heißt. Es ist meist der Erstgeborene der Familie, der nach dem Propheten benannt wird. Weitere Anmerkung an dieser Stelle: „Tendaba“ heißt im Mandinka „Große Werft“.). Lamin wohnt mit seiner Familie im letzten Haus auf der rechten Seite. Kinder umringen uns (angeblich nur eines von ihm). Er verkauft uns Bananen und Papayas aus seinem Garten.