Silvesterhimmel über der Bucht von Mindelo

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Oder: Wie viel Angst kann ein Hund haben?

Viel. Und es wird immer schlimmer mit unserem sonst so mutigen, tapferen und – ehemals – schussfesten Nico. Warum er Angst vor lauten Knallgeräuschen hat, das wissen wir, denn in Las Palmas/Kanaren hatte er ein traumatisches Ereignis erlebt. Seitdem wird er bei jedem Knall und jedem lauten Tuten des Signalhorns nervös bis panisch. Kurz vor Silvester begannen wir mit einem Training, das daraus besteht, dass der Hund bei jedem Knall sofort (!) ein Leckerli bekommt. Auf diese Weise soll das Traumatische, das Angstmachende, mit einem positiven Ereignis überblendet werden. Nur Theorie? Es funktionierte in gewissem Umfang als die Knallerei noch nicht so heftig war. Später und während des Feuerwerks hätten wir kaum mit den Leckerlis nachkommen können. Natürlich müssen wir uns zunächst am meisten selbst disziplinieren, um tatsächlich so eine Leckerli-Tüte parat zu haben.

31.Dezember 2015, 16:15 … ankerauf

Wer einen ängstlichen Hund hat oder kennt, wird es verstehen, dass wir kurzerhand entschlossen den Anker lichteten und uns auf das freie Feld inmitten der großen und kleineren Versorgungsschiffe verholten. Natürlich pustete es just bei unserem Manöver des Ankeraufs mit 28kn, was wirklich nicht so angenehm ist, wenn man sich zwischen einer Markierungsboje aus Metall und zwei weiteren Schiffen durchmanövrieren muss, während der Wind einen munter in die stets falsche Richtung vertreibt. Gasgeben geht nicht, so gräbt man den eigenen Anker wieder ein.

Außerhalb des noch relativ geschützten Ankerfeldes im vorderen Teil des Marinabeckens, in dem wir bisher dümpelten, beginnt die weite Bucht, die auch als Porto Grande bezeichnet wird, ohne ein echter Hafen zu sein. Dort liegen nicht nur große Pötte vor Reede, sondern verrotten hier auch und sinken schließlich. Vor einigen Wochen ging direkt vor unseren Augen einer von den ganz großen unter und weil das Wasser an der Stelle nicht so tief ist, liegt er nun auf der Seite. Einige Schiffslängen vor diesem gestrandeten Walross ließen wir für die Silvesternacht unseren Anker fallen. Ein anderes Arbeits- oder Transportschiff gab uns etwas Schutz vor der Dünung, die aus der offenen Bucht zu uns rüber schwappte. Sein schönes knalliges Rot ließ sich wunderbar als Glücksbringer für das Neue Jahr auslegen, denn Rot ist offenbar nicht nur in spanischen Ländern die Neujahrsfarbe für Kleid, Strümpfe, Oberteile und insbesondere die Unterwäsche.

Obwohl Marcel sehr skeptisch war, ob dieses Manöver uns vor dem Lärm der im Silvestertaumel aufgelösten Stadt schützt, so war das Verholen im Nachhinein eine gute Entscheidung gewesen. Wenn auch nicht absolut still, so war der Lärm, den die riesigen Boxen über die Marina trugen, uns sonst den Schlaf raubten, und Nico zu einem Zitteraal machten, sehr gedämpft zu hören.

Die Silvesternacht in Mindelo unterscheidet sich nicht besonders von den gleichen Festivitäten in Europa. Ein Feuerwerk war für 24:00h geplant – wir sahen direkt vor der Marina einen großen Anhänger voller Böller und Raketen in beachtlicher Anzahl und Größe! Ansonsten die üblichen geschlossenen Gesellschaften in Bars und Restaurants, dröhnende Boxen mit Maximum an Bass und Lautstärke, eine große Bühne vor dem “Rosa Palast”, abgesperrte Hauptstraße – ein wenig wie Karneval. Erfreulicherweise ist der kriegsähnliche Zustand zu Silvester nur in Deutschland üblich.

Wir sind keine Silvestergänger und schon einige Male haben wir dieses Fest unbeachtet gelassen und waren irgendwo auf den Meeren, wo 24:00h nicht selten vergessen wurde (oder verschlafen). Dieses Mal haben wir durchgehalten und wurden mit einem der schönsten Feuerwerke belohnt, das ich bisher gesehen habe. Leider nicht so schön für Nico, der die enorm lauten Knaller der aufblitzenden Raketen besonders beängstigend fand. Das Wasser trug und verstärkte die Explosionsknaller, da konnten wir nichts gegen machen. Ergreifend – ja, immer noch – finde ich, wenn die Schiffe ihre Signalhörner heulen und tuten lassen. Und das sind nicht gerade wenige Pötte hier: Aida, mehrere Fähren, Tanker, Transporter, ein Kriegsschiff der französischen Marine und eben auch Segelschiffe. Eine infernalische Musik begann und wir inmitten der Bucht, unter einem abwechselnd goldenen, grünen und blutroten Himmel.

Auf unserem Silvestertisch standen selbstgemachte “Berliner” (meine ersten) und Weißwein. Sekt und Eier waren den Geschäften wundersamerweise ausgegangen. Der Weißwein war hervorragend, an den selbstgemachten Berlinern muss noch tüchtig geübt werden (zu viel Hefe?).

31.Dezember 2015, 23:59 huuuppp

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31.Dezember 2015, 24:00… bufff bufff

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 1.Januar 2016, 00:20… Das alte Jahr ist tot, es lebe das Neue Jahr! schonwieder…