I will describe our situation in English – but first let me do it in German (or try our translator in the left corner of the page). Viele Anfragen erreichen uns mittlerweile mit der besorgten Frage, wie es uns denn so ergeht in Indien. Viele senden uns auch Nachrichten über verzweifelte Touristen, gestrandet in Indien. Oder über die Wanderarbeiter, die sich zu Tausenden zu ihren Familien und in ihre Dörfer auf den Weg gemacht haben, und natürlich den Lockdown ad absurdum führen. Gleichzeitig auch die Schwächen der Regierungsmaßnahme und die Armut des Volkes vorführen. Aber auch Videos über indische Polizisten, die mit Schlagstöcken die Bürger schikaniert, lassen erahnen, wie ein Lockdown, wie die Notfallgesetze und die absolute Ausgangssperre in Indien genannt wird, von innen aus betrachtet ausschaut. Das ist so ganz anders als im behüteten Deutschland, wo einige (viele?) scheinbar gerne noch striktere Maßnahmen von der Bundeskanzlerin wünschen.
Ich will an dieser Stelle weder meine politische Meinung kundtun, noch über meine Ansichten zu Coronapolitik sprechen. Im Folgenden berichte ich – vielleicht etwas chaotisch – darüber, wie es uns in den ersten Wochen des Lockdowns ergangen ist und weiterhin ergeht.
Wo sind wir genau?
Einige wissen es, andere jedoch nicht: Wir – das ist der Skipper Marcel, ich (Joanna) und der Bordhund Nico. Wir sitzen in Indien fest. Unsere Position ist das Marina House, Bolgatty Island, eine innerstädtische Insel zwischen Cochin (Kochi) und Ernakulam auf der Festlandseite. Unsere Koordinaten: 9°59’08.1″N 76°16’05.1″E.
Cochin befindet sich im Südwesten Indiens, in dem Bundesstaat Kerala (ausgespr. „kerla“), der sich rühmt, einer der wohlhabendsten Staaten Indiens, auf jeden Fall derjenige mit der besten Edukation zu sein. Vielleicht besteht ein Zusammenhang zwischen diesen Daten und dem Fakt, dass in Kerala die Katholiken mit über 20 % und die marxistisch-kommunistische CPM-Partei (Communist Party of India) als momentan stärkste Partei den Chief Minister stellt. Mr Pinarayi Vijayan regiert hier in der Funktion eines Premierministers eines Bundesstaates.
Warum sind wir nicht woanders?
Wir kamen nach Cochin bereits Ende Oktober 2019, verlängerten unseren Aufenthalt, schauten uns etwas in der Gegend um, und dann wurde unser Bordhund Nico krank. So krank, dass wir um sein Leben fürchteten. Wir entschieden uns daher, in Cochin zu bleiben und seine multiplen Viren- und Magen-Darm-Erkrankungen zu behandeln, sofern das im abenteuerlichen Indien möglich ist. Gleichzeitig brach das Coronavirus sich seinen Weg durch die Medien, durch die Köpfe der Virologen, der Politiker und schließlich durch die Köpfe aller. Immer mehr Staaten um uns herum machten ihre Grenzen zu. Fast stündlich erreichten uns Nachrichten aus der Indian Ocean Sailors Community. Endlich, als wir für unseren Bordhund die notwendigen Papiere für Sri Lanka hatten und „Leinen los!“ hätten rufen können, waren die Klappen, eine nach der anderen, endgültig zugefallen. Überall wurden Quarantänen eingerichtet, gleichzeitig Einreiseverbote für Franzosen und Deutsche, später für Engländer, wenig später für alle Ausländer verhängt. Indien probierte zunächst den Ausnahmezustand an einem harmlosen Tag wie dem Sonntag aus, und rief ihn dann zwei Tage später „aus heiterem Himmel“ für die nächsten drei Wochen als sogenannten „Lockdown“ aus: niemand darf die engen Grenzen seines Lebensraums verlassen, ausgenommen davon sind Fahrten zum nächsten Supermarkt/ Gemüseladen/ Apotheke/ Krankenhaus. Alle anderen Geschäfte haben zu schließen. In den Fahrzeugen dürfen höchstens zwei Personen fahren.
Andere Länder, die wir hätten theoretisch erreichen können (Sri Lanka, Malaysia, Thailand, Mayotte) machten alle „dicht“. Aus der Sicht der Politiker verständlich, am Ende wollte keiner der einzige offene Staat bleiben, der dann womöglich von Ausländern „überrannt“ werden würde.
Thailand und Sri Lanka waren unsere „großen Helden“, da sie lange Zeit semi-offene Grenzen behielten und als letzte in die Knie gegangen sind. Zwar ist Thailand immer noch so mutig, und erlaubt Ausländern eine Einreise, allerdings mit hohen Auflagen wie da wären: PCR-Test negativ, Quarantäne 14 Tage und – der Stolperstein, der das Einreisen eigentlich verunmöglicht – 100.000 Dollar schriftliche Zusage einer Krankenversicherung. Diese, immerhin offizielle Verlautbarung der Immigration, hat jedoch offenbar keine Auswirkung auf die Regelungen der Ports of Entry, die offenkundig ihre eigene Politik betreiben – und niemanden hereinlassen.
Und damit komme ich zu einem der schwierigsten Punkte in der Coronakrise, die viele Segler paralysiert, und das ist der allgemeine Informationsmangel. Segler, die sich auf den Weltmeeren befinden, haben keine klaren Informationen, wie die Immigration und Port Controls reagieren werden, wenn sie in einen Hafen/Marina einlaufen. Zwar gibt beispielsweise die Noon-Side (Informationsseite für Segler von Seglern) klar an, dass mittlerweile grob gesagt alle Häfen geschlossen sind, wir aber wissen wohl, dass die Praxis sehr unterschiedlich ausfallen kann. Was ist mit Notfällen auf See? Eigentlich klar bisher geregelt. Nun hören wir, dass auch diese nicht in Häfen reingelassen werden. Das ist eigentlich ein Unding und verstößt sicherlich gegen irgendein wichtiges internationales Seerecht… Aber vielleicht täusche ich mich da.
Beispiel Segler in Sri Lanka: Sie sind verzweifelt gewesen, weil sie nicht in den Hafen reingelassen wurden, dann durften sie doch rein, wurden aber nicht von den Offiziellen aufgesucht und durften auch nicht an Land, um ihre Nahrungsmittel und Wasser aufzustocken. Wie es bei ihnen weitergegangen ist, wissen wir nicht. Andere Segler berichten von ihrer Passagen durch das Rote Meer, wo ihnen von den Anrainerstaaten der Zugang zum Hafen verwehrt wurde, wo sie nicht an Land gehen durften, wo die Polnische Botschaft helfen musste, weil die US-amerikanische sich bei den Seglern nicht meldete und vieles mehr. Glücklich waren sie schließlich, als man ihnen in Ägypten eine ruhige Ecke zum Ankern zugewiesen hatte und mit dem Nötigsten belieferte.
Gerne würde ich Frau Merkel oder den Zuständigen im Auswärtigen Amt mit der Bitte anschreiben, sich für Segler auf Weltmeeren einzusetzen. Und zusammen mit anderen Ländern dafür Sorge tragen, dass den Seglern überall ein Nothafen offen steht. Gerne auch mit Quarantäne und notwendigen Beschränkungen aber eben doch eine klare Zusicherung, dass sie dort aufgenommen werden. Denn jeder Segler auf See kann in kürzester Zeit ein um das Leben kämpfender Notfall werden. Sorgen Sie bitte dafür, dass die Segler nicht zu den Vergessenen der Coronakrise werden.
Informationsbedarf auch bei uns
Wir hier in Cochin wissen beispielsweise nicht, welche Regelungen bezüglich Ausländer die indische Regierung tatsächlich vorgenommen hat. Wir wissen nicht, ob das absolute Ausgangsverbot, dem wir, Ausländer, hier unterliegen, zu unserem Schutz oder zum Schutz der Inder vor uns ist. Oder gibt es womöglich diesen Erlass gar nicht? Uns hat nämlich kein offizielles Schreiben erreicht und auch die von mir kontaktierten Konsulate haben mir nichts zuschicken können.
Die Deutsche Botschaft in New Delhi ist sicherlich mit eMails überschüttet worden und tut ihr Bestes. Lange Zeit wurde keine der drei eMails, die ich bis dato abschicke, beantwortet. Dann aber doch noch, mit dem freundlichen Hinweis, ich soll mich an ein Generalkonsulat in meiner Nähe wenden. Entfernungen in Indien sind relativ in ihrer Bedeutung von Nähe. Das nächste Generalkonsulat ist daher in Bangalore, in einem anderen Bundesstaat und von uns 550 Kilometer weit entfernt. Als das geklärt wurde, war die Rückholaktion von deutschen Touristen gerade beendet …
Ich bin mir sicher, die deutschen Konsulate und Botschaften machen den bestmöglichen Job. Doch manchmal vergisst man gerade die einfachen Dinge. Daher mein Tipp an die Botschaft und anderen Staatsvertretungen: Bitte richten Sie eine automatische eMail-Antwort ein, so dass man wenigstens weiß, ob die eigene eMail angekommen ist und irgendwann bearbeitet wird. Auch das Auswärtige Amt scheint überlastet zu sein, denn meine eMail dorthin blieb lange Zeit unbeantwortet. Nun ja, wir waren (und sind) noch nicht in (Lebens-) Not.
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Wie sah die erste Woche nach dem totalen Lockdown vom 16.03.2020 für uns aus?
Zunächst hat uns die Nachricht der Ausgangssperre bzw.der Notfallgesetze nicht so sehr beunruhigt. Wir nahmen an, dass auch uns, genauso wie den Indern, gestattet sein wird, das Notwendigste zum Leben selbst zu erledigen. Diese Annahme erwies sich sehr schnell als falsch. Alle Ausländer müssen in ihren Unterkünften bleiben und dürfen nicht auf die Straße – auch nicht zum Einkaufen, auch nicht zu Apotheke. Wenn man sich krank fühlt, muss man eine spezielle Nummer anrufen. (Mittlerweile dürfen wir auch einen Passierschein ausfüllen, wenn wir beispielsweise zum Bankomaten müssen, was schwerlich jemand für uns erledigen kann.)
Diese zweite Hiobsbotschaft übermittelte uns unser Marine-Manger mündlich bzw. per What‘sApp. Sie führte bei mir zu einem, dem ersten, Anflug von leichter Panik. Unsere geografische Situation auf einer Insel mit nur einer Brückenverbindung zum Festland bietet sich ideal für jede Art von Isolierung wie bei einer Leprastation an. Mir fallen dazu spontan einige Titel hervorragender Literatur an, die Zustände nach entsprechenden staatlichen Maßnahmen schildern.
Ich kann es mir nicht verkneifen, an dieser Stelle ein paar Buchempfehlungen zu geben, dabei sind die ersten zwei ernst zu nehmende Auseinandersetzung mit dem Staat in Ausnahmezuständen – lesenswert und lesbar zugleich. Wie ein ehemaliger Kollege einst sagte: „Solange nichts Besseres geschrieben wurde, behalten auch alte Abhandlungen ihre Wahrheit(en)“. An erste Stelle die Frage „Wer ist der Souverän, der über den Ausnahmezustand und sein Ende entscheidet?“. Antworten geben: Giorgio Agamben: Ausnahmezustand (Homo sacer II.1) & Michel Foucault: Gouvernementalität. Verbannung, Ausnahmezustand und Neoliberalismus. Wer lieber Philosophie und Politik in Belletristikform liest, dem sei empfohlen: Die Pest (1947) von Albert Camus und Die Stadt der Blinden (1995) von José Saramago. Bleibt zu hoffen, dass wir alle in der Realität auch die „Stadt der Sehenden“ erreichen.
Das Gelände des Hotels „Bolgatty Palace“ und damit auch die Marina sind durch zwei bewachte Tore vom Rest der Insel getrennt. Das nächste Haus außerhalb dieser Zone ist eine Marienkapelle, das andere war mir immer schon unheimlich. Ein verschlossenes und zugebrettertes Haus aber mit einem Auto davor. Wer zu uns will, der muss mindestens zwei Wachen von der Notwendigkeit seines Vorhabens überzeugen, oder einen Passierschein mit Dringlichkeitsstufe haben.
Positiv versus Negativ
Betrachten wir diese Situation positiv: Wer in einem dermaßen überbevölkerten Staat wie Indien sich andere Mensch vom Hals halten will, der muss entweder auf die Bolgatty Insel kommen, oder selbst über einen Palast verfügen und gleichzeitig seine Bediensteten entlassen. Sollte unter der indischen Bevölkerung eine Panik ausbrechen, wobei einige auf die Idee kommen sollten, wir, die Ausländer, sind an ihrer Misere schuld, dann muss der Mob erst einmal auf die abgeriegelte Bolgatty Insel kommen, die Polizeisperren passieren und die Wachen vor den beiden Toren niedermachen. Letzteres ist wahrscheinlich eher eine einfache Übung. Soweit das Positive.
Kehren wir nun zu den Nachteilen zurück: Durch die Lage einerseits und durch das Ausgangsverbot andererseits sind wir von jenen Geschäften abhängig, die bis zu uns liefern. Schnell hat sich folgendes herausgestellt: Die, die liefern, liefern nicht zu uns auf die Insel. Das führte bei mir zu einem weiteren Panikschub – warum nicht?! Zu weit, zu umständlich, zu unlukrativ? Jein. Tatsächlich liegt es vor allem an den ausländischen Kreditkarten, die plötzlich nicht mehr akzeptiert werden. Lulu, die größte Mall des Landes, liefert nicht an uns, Amazon India beliefert unsere Adresse nicht, andere Lebensmittelgeschäfte bieten entweder keine Lieferdienste an oder – ja, man kann sich schon denken – liefern nicht an uns. Okay, wir hatten ja noch unsere privaten „Driver“ und Tuk-Tuk-Fahrer, Nazar und Varghese! Doch es zeichnete sich bald ab, dass auch sie nicht gewillt waren, sich in die problematische Situation auf den Straßen zu begeben. Ganz offensichtlich hat Keralas Regierung nicht alles durchdacht, als sie den Unterschied zwischen Indern und Nicht-Indern machte. Seitdem die Polizei mit Bambusstöcken und anderen (physischen) Strafen auf den Straßen durchgreift, wollen viele „freiberufliche Lieferanten“, das sind Jungs auf Motorrollern oder Tuk-Tuks, nicht mehr ausliefern. Sie haben keine offiziellen Passierscheine, die zu besorgen, für sie viel zu umständlich ist.
Eine ambivalente Rolle spielte für uns anfänglich das Hotel Bolgatty Palace. Die gesamte Anlage, Hotel und Marina, ist ein staatlicher Betrieb und der Staat hat entschieden, dass sie von einer auf wenige Personen geschrumpften Mannschaft am Laufen gehalten wird. Der hiesige Manager hat uns versichert, dass wir seinen Lieferdienst in Anspruch nehmen können, wenn wir Essbares bei einem Supermarkt kaufen wollen. Vielen herzlichen Dank! Auch wird die Restaurantküche (nicht das Restaurant selbst) mit mehr oder minder zwei Gerichten aus der Menükarte geöffnet bleiben. Meine anfängliche Verwunderung und nur verhaltene Freude (die Küche war die schlechteste, die wir je in Indien probiert haben, Straßenküchen mit eingeschlossen) über den letzteren Punkt wurde schnell zu einer kleinen, und ich gebe es zu, bisher unnötigen (vierten) Panikattacke, als ich den Grund für diese Maßnahme erfuhr.
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Sammelstelle für Gestrandete
Die Küche bleibt offen, solange hier noch gestrandete Touristen ankommen, teilte uns der Hotelmanager mit. Nach gut einer Woche vieler staatlicher Versäumnisse sickerte immer mehr durch, was weiße Touristen in Indien seit dem Lockdown erleiden. Westliche Journalisten, daneben auch Kanäle der Sozialen Medien haben die missliche Lage einiger (vieler) Touristen recht groß aufgemacht, und nun konnte man in Indien nicht einfach darüber wegschauen.
So entschied der Staat, Auffanglager für gestrandete Touristen einzurichten. In Kerala ist es der alte noble holländische Palast aus dem 16. Jahrhundert, der am Ende der Welt und gut bewacht liegt. Genau, es handelt sich um „unser“ Bolgatty Palace.
Zwei deutsche Touristinnen machten den Anfang. Sie schilderten uns die „unerfreuliche Lage da draußen“ während wir uns halb heimlich an einem abgelegenen Tor – wir auf der Golfplatz-Seite , sie auf der Hotelgrünanlage – trafen. Die beiden Frauen waren heilfroh, hier gestrandet zu sein. Sie waren zuvor aus ihrem Hotel rausgeschmissen worden und versuchten sich mit einem Bus zu einem Flughafen durchzuschlagen. Auf dem Busbahnhof in Ernakulam, wo sie schließlich ankamen, gab es viel Tumult. Eine Menschenmenge versammelte sich um sie herum, sie schrien auf sie ein. Die Touristinnen verstanden den Grund für dieses bedrohliche Gehabe und Aufregung der Inder nicht. Schließlich erschien die Polizei auf dem Plan, die die beiden Frauen einkassierte und in ein Krankenhaus verfrachtete, wo sie 14 Tage in Quarantäne verbleiben mussten. Am Ende bekamen sie einen negativen PCR-Test ausgehädigt, hatten keine COVID-19-Symptome, und fühlten sich sofort sehr wohl und aufgehoben in dem Nobelhotel des Staates von Kerala.
Ich hatte angesichts dieser neuen Entwicklung im Bolgatty Palace meine Bedenken. So sehr ich mich für die verzweifelten Touristen freute (und freue), so sehr tauchte vor meinem inneren Auge ein „Worst-Case-Szenario“ auf.
Die Inder neigen im Allgemeinen dazu, nicht nur sehr schnell in Panik zu geraten, sondern auch Medien- und Politik-gläubig zu sein. Da in den letzten Wochen Medien und einige verantwortungslose Politiker das Virus den weißen Touristen in die Schuhe schoben, haben daraufhin viele ehemals touristen/ausländerfreundliche Inder ihre Meinung drastisch geändert. Bei der Angst vor Ansteckung spielen Logik und Menschlichkeit sehr untergeordnete Rollen, zumal offizielle Stellen mithilfe der Medien das Coronavirus zu einer todbringenden Seuche stilisiert haben.
Der Graben zwischen Angst und Gewalt ist überall auf der Welt sehr schmal, in Indien aber vielleicht noch schmaler. Berichte über unangenehme bis gefährliche Situationen, die Potentiale hatten, ins Handgreifliche abzurutschen, machten bereits Wochen vor dem Lockdown ihre Runden. Und auch wir haben die Anspannung in der Bevölkerung zu spüren bekommen (s. u.). Meine Befürchtungen sind daher nicht vollkommen aus der Luft gegriffen, als ich mich spontan gegen ein dezidiert „weißes Auffanglager“ zumindest im Stillen ausspreche. Sie bewahrheiteten sich insofern, als eine positiv getestete Engländerin ins Hotel eingeliefert wurde. Die Belegschaft des Hotels geriet augenblicklich außer sich. Gesichter, Köpfe, Hände wurden vermummt, es kam zu Panik. Die arme Engländerin hat einen positiven Test und strenge Quarantäne, anschließend einen zweiten negativen Test hinter sich. Symptome hat sie wohl keine. Nun wartet sie auf das Ergebnis des dritten Tests. Ohne eine negative Bescheinigung über COVID-19 kann sie nicht ausreisen. Sie lebt in einem separierten Bungalow-Apartment und bekommt ihr Essen vor die Tür gestellt. Immerhin hat sie einen sehr schönen Ausblick über die Lagune bis zu Cochin Old Town hinüber und immer frischen Wind.
3. April, im indischen Lockdown
Wir versorgen uns mittlerweile so gut es geht selbst. Der Lieferant des Hotels hat uns einmal Lebensmittel gebracht, unser Tuk-Tuk-Fahrer Nazar hat einige Male zu uns vordringen können, berichtete aber von unerfreulichen Diskussionen mit der Polizei und möchte das Prozedere nicht so schnell wiederholen. Vorsichtig sprießen einige Lieferdienste aus dem Internet-Boden. Die App „Zomato“, die früher vor allem Lieferdienste von Restaurants anbot, hat ihr Angebot um einige große Lebensmittelketten erweitert. Um den Dienst in Anspruch nehmen zu können, muss man sich mit Kreditkarte und Adresse registrieren. Die Bestätigung der Registrierung ist für uns ein Moment großer Enttäuschung, denn – wie sollte es anders sein – die besten, größten, schmackhaftesten Lebensmittelanbieter und Restaurants liefern nichts zu uns. Oder sie würden liefern, aber sie akzeptieren unsere Kreditkarten nicht.
Dennoch, wir sind versorgt mit Gemüse, Trinkwasser, Basisnahrung und einigen Medikamenten. Rahul, unser junge Marine-Manager, durfte lange Zeit nicht zu uns kommen, jetzt ist er von Zeit zu Zeit wieder da und bringt mir sogar meine Ayurveda Medizin gegen Husten mit. Er tut sein Bestes auch ohne seinen Lohn (seine Firma zahlt ihn nicht mehr aus) und informiert sich immer darüber, wie es uns ergeht, auch wenn es nur über WhatsApp ist. Rahul, vielen Dank!
Mittlerweile hat die Regierung auf die Situation der Ausländer, die in Indien teilweise in verzweifelten Situationen stecken, reagiert und eine spezielle Internetseite eingerichtet. Die #strandetinindia For foreign travellers stranded anywhere in India. Ich habe mich dort eingetragen und paar Tage später einen Anruf von einem Angestellten des Tourist Department oder Ministry of External Affairs bekommen. Er wollte wissen, wie es uns denn geht und ob wir nach Deutschland zurückgeholt werden wollen. Was ich vorerst verneinte. Seitdem habe ich von diesem Mann nichts mehr gehört.
Die Stadt Cochin hat darüber hinaus eine spezielle Touristen-Lockdown-Polizeinummer eingerichtet. Gedacht ist sie für alle Touristen, die dringend Hilfe brauchen, sich bedroht fühlen, oder wenn die Hotels sie nicht aufnehmen wollen bzw. gerade vor die Tür gesetzt haben.
Eine Polizeirufnummer für Touristen im Lockdown?! Warum?
Diese Frage stellt sich vielleicht einigen, die mit Indien nicht vertraut sind. Um zu verstehen, warum wir über diese Nachricht froh sind, brauche ich einen gewissen Erklärungsvorlauf.
Die indische Bevölkerung ist en gros arm bis sehr arm, ihren Lebensunterhalt verdienen sehr viele von einem Tag auf den anderen. Fällt dieser Verdienst aus, so wie jetzt, so ist da nichts mehr, nada, niente, null und zero übrig. Nicht für einen einzigen Menschen und schon gar nicht für eine große indische Familie. Häufig genug haben diese Menschen nicht einmal einen richtigen Dach über dem Kopf, vielleicht eine Plane. Diese Menschen haben eine sehr niedrige oder gar keine Bildung, viele sind Analphabeten, verlassen sich aufs Hörensagen und sind eine gute Beute für jede Art von Beeinflussungs- und Radikalisierungsbestrebungen. An dieser Stelle kommen die indischen Medien ins Spiel, die schon vor Wochen das von China aus sich ausbreitende Coronavirus als den „European virus“ oder „foreigners virus“ titulierten, etwas, was sie übrigens aus der chinesischen Presse aufgegriffen haben. Sie machten den Indern weiß, dass die Gefahr von außen, von den Europäern, kommt. Die Presse listete sehr genau auf, woher die Inder kamen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, und siehe da, die meisten sollen sich angeblich bei Ausländern oder während ihrer Auslandsaufenthalte in Europa (und Iran/Irak) angesteckt haben.
Schon zu diesem Zeitpunkt kippte die Stimmung allmählich, und einige Inder hielten es für nötig, Weiße anzupöbeln, die Straßenseite zu wechseln, mit ihrem Sitzplatz demonstrativ abzurücken, ihnen den Eintritt in Geschäfte zu verweigern, sie aus den Hotels hinauszuwerfen, auf einem Bahnhofsplatz anzuschreien und einiges mehr. Davon haben uns unsere Nachbarn (Segler), die im Bolgatty-Hotel gestrandeten Touristen, aber auch Freunde berichtet, die in Ernakulam leben. Einmal ist es auch uns selbst passiert. Es geschah bei einer Einkaufsfahrt mit unserem Fahrer und Freund Varghese. Während Marcel in einem Supermarkt einkaufte, wurde Varghese gefragt, ob er denn keine Angst habe, sich bei uns anzustecken. Er versicherte den ängstlichen Passanten, wir hätten keinen „europäischen Virus“, wir seien schon sehr lange in Indien und würden in Cochin wohnen. Erst dann waren sie beruhigt. Was wäre gewesen, wären wir nicht mit Varghese zusammen gewesen?
Bildung ist Trumpf und diesen haben, wenn überhaupt, nur wohlhabende oder Mittelschicht-Inder in der Hand – und Menschen aus Kerala. Im Bundesstaat Kerala leben 20 % Christen, vor allem Katholiken unterschiedlicher kirchlicher Zugehörigkeit, die stolz ihr Christsein nach außen hin ausstellen. In den christlichen Gemeinden liegt das Bildungsniveau wesentlich höher und damit auch ihr Durchschnittseinkommen. Gleichzeitig arbeiten viele im Ausland, in den Arabischen Emiraten, in Großbritannien, in Italien. Sie studieren in Kanada, den USA, oder überall dort, wo Englisch gesprochen wird. In Cochin und Umgebung leben wahrscheinlich – gefühlt auf jeden Fall – an die 40 % Christen und darüber sind wir, um ehrlich zu sein, sehr froh.
Unsere indischen Freunde in Cochin sind sowohl Hindus als auch Christen, einige wenige sind Atheisten oder Muslime. Sie sind wunderbare, hilfsbereite Menschen, die sich große Sorgen um uns machen und sofort helfen würden, wenn sie könnten. Wir kennen Hindus, die für uns das Unmögliche möglich machten: einen hinduistischen Tempel zu besuchen, was normalerweise Nicht-Hindus in Kerala strengstens verboten ist. Namaste! Wir kennen gläubige Hindus (gibt es denn auch andere?), die über ihre Glaubensbrüder schimpfen, und sie als gefährlich rückständig betrachten. Wir kennen viele Inder, Christen und Muslime, die für uns beten. Übrigens, sie beteten auch für Nico, als er im Januar uns beinahe unter den Händen gestorben wäre. Muslime, Nazar und seine Familie, haben unseren Bordhund genauso selbstverständlich ins Gebet einbezogen wie ihre Verwandten. Nazar, unser Tuk-Tuk-Fahrer und die gute Seele der Seglercomunity, hat versucht, täglich eine Lieferung Hühnerherzen zu bringen, damit wir Nicos Medikamente darin verstecken konnten. Keine einfache Aufgabe war das, wie er uns darüber mehrfach aufzuklären versuchte, „denn Hühner haben jeweils nur ein Herz“… Auch jetzt ruft er regelmäßig an, um zu fragen, wie es uns geht, ob wir Hilfe brauchen. Er vergisst nie, nach Nico zu fragen. Ihm ist es (eigentlich) nicht gestattet, uns irgendetwas offiziell zu liefern, denn er wohnt circa eine Stunde Fahrt von uns entfernt. Dennoch nimmt er einmal die Woche die unerfreuliche Prozedur mit der Polizei auf sich, und mogelt sich bis in die Marina „irgendwie“ durch.
Angesichts meiner Lobeshymne mag man sich erst recht fragen, warum denn Polizei, warum sind wir de fato im Arrest? Um das zu verstehen, muss man sich nur die gewalttätigen Ausschreitungen der (einiger) Hindus in Erinnerung rufen, die nicht vor allzu langer Zeit in der Region um die Hauptstadt des Landes immer wieder aufflammten. Geschürt von skrupellosen Politikern und nicht minder reißerischen Medien wurden Hindus auf ihre muslimischen Nachbarn gehetzt. Einige Inder meinen, die nächsten könnten die Christen sein. Indiens Norden ist aus verschiedenen historischen, politischen, sozio-ökonomischen Gründen ein Pulverfass, das jederzeit explodieren und sich wie ein Lauffeuer über das ganze Land verbreiten kann. Der „indische Mob“ – all die radikalisierten, verzweifelten, armen, ungebildeten, leicht zu steuernden, verängstigten, arbeitslosen und obdachlosen Menschen – kann sich gewisserweise aus dem Nichts heraus (oder von langer Hand politisch geplant) bilden, schnell radikalisieren und schnell gewaltbereit sein. Daher ist eine extra Telefonnummer für den Notfall vor Ort eine beruhigende Sache. Ob sie im Ernstfall auch hilfreich sein wird, ist etwas ganz anderes. Wir in der Marina Kochi bauen auf Kerala und die besonnen, besser gestellten und besser gebildeten Hindus, Muslime und Christen. Vor allem auf die Christen …
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Ich hatte Recht: 14. April und wie wir uns jetzt arrangieren
Es geht weiter! PM Modi hat in einer langen Ansprache seine Bevölkerung darauf eingestimmt, dass der Lockdown bis zum 3. Mai verlängert wird. Leider auf Hindi, so dass wir nichts verstanden, allein die Gesten, die die Rede begleiteten, machten uns klar: BK Merkel hätte sie so auf keinen Fall benutzt.
All das macht uns nicht gerade froh. Ich frage mich, wie kann man eine solche rigorose landesweite Maßnahme wieder rückgängig machen? Es geht natürlich nicht von einem auf den anderen Tag. Man stelle sich vor, wie Millionen von Bürgern plötzlich wieder die Straßen und Geschäfte stürmen … In Indien steigen die Zahlen der bestätigten Infizierten je nach Bundstaat stetig oder exorbitant schnell an. Sehr viele sind in Heimquarantäne oder in Auffanglagern. Darüber wie es dort aussieht spricht keine Zeitung! Das Land ist in vier Zonen aufgeteilt: Red, Orange A, Orange B, Green. Kerala ist als Orange A deklariert, der kleinste indische Bundesstaat Goa hat gar keine Infizierten also Green. Wie geht man damit denn nun um? Wie soll man den Lockdown lockern oder gar ganz fallen lassen, wenn in einem Bundesstaat es viele Coronapositive und in dem anderen gar keine gibt?
Wir haben uns natürlich Woche um Woche immer besser arrangiert. Die Ergebnisse unseres Arrangements sind manchmal ärgerlich, manchmal kann man wenigstens hinterher darüber lachen (oder auch nicht).
Grundsätzlich können wir einige Lebensmittel telefonisch oder per WhatsApp (mit Fotos) ordern, irgendjemand von den Supermarktangestellten sammelt die Dinge im Supermarkt dann ein und der Hotel-Manager schickt seinen Fahrer, um die Pakete abzuholen. Hört sich gut an, ist es auch angesichts der Lage, aber manchmal regt das Ergebnis dieser Aktion nicht zu Freudensprüngen an. Marcel wird wohl nie wieder vier Tafeln Schokolade zu Ostern bestellen, denn was uns geliefert wurde, sind vier Kilogramm Kuvertüre, die schon in der Hand schmolz und zudem so teuer war wie Schweinefleisch. Es lag beinahe schon von Anfang an auf der Hand, dass wir nicht alles zu den normal günstigen Preisen und auch nicht unbedingt das, was wir wollen, geliefert bekommen. Bei einer Bestellung von 500 Gramm Butter ist bspw. nicht mit normalpreisigen Gebinden von 2-mal 250 Gramm Butterstücken zu rechnen, sondern mit einzelverpackten 100 Gramm Winzigkeiten. Wir sind natürlich glücklich, dass der Angestellte immerhin mitgedacht hat, und uns die kleinen Päckchen 5-mal eintütete. Bestellen wir einen Sack Hundefutter von 12 Kilogramm und dieser ist gerade nicht mehr vorrätig, so kommen nur wenige pfiffige Angestellte des Supermarktes darauf, dann zwei Säcke à sechs Kilo einzutüten.
Unseren Wassermacher können wir in dem Brackwasser (und Dreck) des Flussen in der Marina nicht laufen lassen, also sind wir auf die Lieferung von Trinkwasser angewiesen. Dafür wird wiederum ein spezieller Lieferant angeschrieben und ein Termin mit ihm ausgemacht. Geliefert wird in großen Trinkwasserspenderflaschen, das Wasser scheint aufgearbeitet zu sein.
Ein dritter Lieferant bringt frisches Gemüse und Obst. Auch hier sind die Bestellungen Glückssache. Aus einem Kilogramm Bananen werden drei Stück (nein, sie ergeben kein Kilo) und aus einem Bund Kräuter wird ein meterhoher Sack voller Minze und Koriander. Da wir keine US-dimensionierte Kühlanlage auf unserem 12-Meter-Boot haben, müssen solche Einkäufe umgehend verschenkt werden. Bezahlt werden müssen sie aber immer, auch wenn wir die Dinge so nicht bestellt haben.
Fleisch, Fisch und alle anderen frischen Produkte wie Milch, Buttermilch, Sahne, Joghurt sind nicht oder kaum zu bekommen. Das Problem liegt wie immer an unserer Adresse, die weiterhin nur von wenigen beliefert wird. Etwas Fleisch gibt es nur gefroren und zu horrenden Preisen. Da wir bis Ostern gefastet haben, fiel uns das zunächst gar nicht auf. An Lieferdiensten, die wir über die App „Zomato“ in Anspruch nehmen können, hat sich mittlerweile einiges zum Besseren geändert, wir sind aber immer noch die Looser unter den willigen Bestellern.
Solange wir uns auf unsere Basic-Lieferanten verlassen können, ist alles noch okay, auch wenn mich die Preise für überdimensionierte und falsche Lieferungen tatsächlich immer noch ärgern.
Nico bekommt Dosenfutter, das langsam zu Neige geht. Mit diesem Thema berühre ich einen der ganz großen Versäumnisse der indischen Regierung, das darin liegt, dass Heimtiergeschäfte nicht unter eine Sonderregelung gestellt wurden, sondern geschlossen bleiben müssen. Das führt nicht nur dazu, dass kein bzw. kaum Hundefutter zu bekommen ist, sondern dass auch die in den Geschäften eingeschlossenen Tiere verhungern und verdursten! Kaum vorstellbar für uns aber leider wahr. Hierin wird auch die indische Mentalität sichtbar, die diesen Tiermord überhaupt erst möglich macht.
Was uns sonst noch so durch den Kopf geht
Auch in Zeiten des Coronawürgegriffs sind die Entscheidungen der Staaten nicht vollkommen von deren der Nachbarländer losgelöst. Unsere Blicke richten sich täglich nach Thailand und Malaysia. Wird Thailand seine Grenzen wieder öffnen, wenn Indien es auch tut? Wann werden die Regierungschefs es einsehen, dass ein anderer Umgang mit Coronavirus notwendig ist? Werden überhaupt in diesem Jahr die Grenzen wieder offen sein?
Unser Wenn-Dann-Spiel: Wenn die Grenzen geschlossen bleiben, dann werden sehr viele Segler in große Bedrängnis geraten. Die Zyklon-Zeit naht und je nach Aufenthaltsort der Crew werden unter Umständen viele der momentan sicheren Buchten oder Häfen für Mannschaft und Boot nicht mehr haltbar sein. Im Juni wird der berüchtigte Süd-Monsun im Indischen Ozean einsetzen. Bis dahin sollten wir, sowie einige andere Segler auch, den aktuellen Standort gewechselt haben. Für uns wäre Thailand am besten. Ist dies nicht möglich, müssen wir unsere Lage noch einmal gründlich überdenken. Aber was heißt das konkret? Guter Rat teuer.
Die Rückholaktion der deutschen Regierung für die in Indien gestrandeten Touristen ist bereits seit über einer Woche beendet. Es werden noch einige Touristen auf anderen Flügen ausgeflogen. Wir haben aus zwei Gründen bisher nicht daran teilgenommen: Wegen Nico, der als „pet“ den Flieger nicht besteigen durfte, und auch wegen der SY Chulugi, die wir nicht hier in Indien zurücklassen wollten. Wir stellten uns die berechtigte Frage, wann uns denn erlaubt worden wäre, auf das Schiff in Indien wieder zurückzukommen. Die Antwort, die wir uns darauf gaben, fiel nicht zufriedenstellend aus. So harren wir nun hier der Dinge aus, die da noch kommen mögen. Aufgrund der ungünstigen Winde ist zurzeit die Fahrt durch das Rote Meer – und die sehr schwierige Lage dort – keine Option.
Wir halten Kontakt zu unseren Freunden und beobachten Webseiten befreundeter Segler, die von ihren Erfahrungen in anderen Ländern berichten. Häufig genug macht mich das dann sehr neidisch und dieses Gefühl will ich nur ungern nähren. Also besser nicht so genau hinschauen. Ankern in schönen Buchten, schwimmen, Spazieren gehen am Strand, selbstständiges Einkaufen … all das ist für uns unerreichbar, zumal hier weit und breit kein Strand ist, der Swimmingpool des Hotels seit Wochen geschlossen und auch die kleine Parkanlage des Hotels bereits in- und auswendig kennengelernt.
Es gib jedoch auch die andere Seite! Denn: Wer bekommt schon eine Lieferung hervorragender Burger freiboot? Jetzt brauchen wir nur noch den „Plan C“. Oder einen Dark Knight, der uns von diesen ganzen Lockdowns und Shut Borders erlöst!
P. S.
Unsere tägliche Routine – das kommt im nächsten Beitrag.
Barbara
Hallo!
Zufällig bin ich – Barbara aus Österreich – über euch gestolpert.
Seid ihr noch in Indien/Kochi?
Wir haben Mitte Jänner mit meiner Mutter Edith in Triprayar Abklatsch gemacht – seit dem ist sie dort.
Sie ist 83 und GsD fit wie Turnschuh und die Ruhe selbst.
Natürlich würde sie sich über einen Austausch mit Gleichgesinnten freuen – wenn ihr lust habt…..
rampir@chello.at oder WA 00 43 1 6000719 oder Anruf 00 91 80894 96858
Lg und alles Gute
Barbara
Barbars
Wenn ihr hilfe braucht…????
Joanna
Hallo Barbara,
schön von Dir zu lesen und zu erfahren, dass es Deiner Mutter gut geht! Ja, ich melde mich bei ihr via WA. Bereite sie mal bitte vor, wenn Du das hier liest, nicht dass sie sich wundert, wer das ist.
Wir in Ernakulam sind Grüne Zone und dürfen uns wieder ab Montag frei bewegen, allerdings bleiben Kinos/Schulen/Museen etc. geschlossen. Andere Bezirke sind nicht anzufahren. Ich habe gesehen, dass von Triprayar zu uns doch gut 3 Stunden Autofahrt sind.
Was macht deine Mama alleine (?) in Indien? Ganz schön mutige Dame!
Schön, dass Du uns gefunden hast :-)
Wir hoffen, Dir geht es in Österreich gut & gesund!
Bleib safe, herzliche Grüße,
Joanna
P.S.
Leider kannst Du uns nicht helfen… dennoch vielen herzlichen Dank!
Barbara
Ich leite es meiner mam weiter❗️
Nach triprayar – nattika beach, sind es vom flughafen kochi ca. 1,5 stunden mit dem taxi.
Wir haben seit vielen Jahren indische freunde da und haben da eine eigene wohnung.
Mam freut sich von euch zu hören !
Lg barbara
Barbara
Ach ja, meine wa 0043 699 103 65 103
Peter und Gigi Karrer
Hallo Ihr Drei.
Danke für den umfangreichen Bericht. Wir würden Euch so gerne helfen, aber das sind leider nur wenig tröstliche Worte – die euch nicht helfen. Das ist uns klar. Wir sind und das ist keine Floskel, in Gedanken bei euch. Warum wollen wir euch kurz schreiben:
Wir wären jetzt auch unterwegs (SY Merlin) und nur der, im Nachhinein glückliche Umstand, hat das verhindert. Die Lieferung unserer neuen Maschine und die Umrüstung auf 24 Volt dauerte 1 ½ Jahre.
Deshalb wartet unser Schiff jetzt auf uns und wir sind Zuhause. Im Nachhinein hatten wir unglaubliches Glück und deshalb sind wir im Geist bei Euch.
Haltet durch und hoffentlich könnt ihr bald wieder einer guten Zeit entgegen segeln.
Grüße Gigi und Peter
Joanna
Hallo Peter & Gigi!
Danke für die Trostworte und den Kommentar! Ja, es ist eine verdammt schwere Zeit für Segler. Mir kommt es so vor, als ob der Verstand gerade bei dem Umgang mit dieser Gruppe von Menschen vollständig auf der Strecke bleibt. Keine Schutzhäfen mehr, kein Notfallgesetz mehr?! Es geht aber nicht nur darum, dass man Segler als „gefährlich“ einstuft, sondern auch darum, dass sich überall auf der Welt eine Phobie gegen Weiße ausbreitet. Es wäre an der Zeit, dass auch die westlichen Medien darüber berichten, und die Lüge um das „Weiße Coronavirus“ (angeblich haben die Europäer es nun über die welt gebracht) aushebelt.
Ich hoffe, euch geht es gut (wo seid ihr?) und bleibt fit & gesund!
LG Joanna
Gigi Karrer
Servus Joanna,
wir sind ca. 50 km südlich von München beheimatet und jetzt halt noch daheim. Wir machen jetzt eben Arbeiten an unserem Haus und im Garten, die eigentlich fällig gewesen wären, wenn wir zurück gekommen wären. Das zweite Glück im Unglück für uns ist, dass unser Schiff auf dem Trockenen und sicher auf der Werft in Italien ist, in absolut zuverlässigen Händen. Wir haben unsere Merlin über viele Jahre selbst und in Zusammenarbeit mit der Werft renoviert. Die Merlin ist eine 16 Meter Stahlsegelyacht, eine Felz, Modell Scorpion 4, 27 Tonnen schwer, Baujahr 1980. Eben eine reife alte Dame, die den Globus schon mit ihrem Vorbesitzer einmal umrundet hat, heißt „sie kennt den Weg“ schon. Ihr drei seid auf jeden Fall ein sehr, sehr tapferes Gespann und ich hoffe meine guten Gedanken an Euch, geben Euch ein bisserl Kraft und Durchhaltevermögen. Peter und ich, unser Sohn und der Rest der Familie sind zum Glück alle wohlauf. Bitte streichelt Euer Hunderl einmal recht lieb von mir. Passt’s so gut es geht weiter auf Euch auf. Einen lieben Gruß von meinem Peter und eine Umarmung von mir! Gigi
Heidi
Sehr interessanter Bericht, Joanna. Da ich Indien ein klein wenig kenne und mit meinem Bruder auf eigene Faust bereist habe, kann ich so vieles gut nachvollziehen. Um Eure Lage seid Ihr absolut nicht zu beneiden. Aber alle von Eich getroffenen Entscheidungen hätten wir genauso getroffen. Wir hätten weder unser Schiff noch den Hund zurückgelassen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass vieles geplündert worden wäre. So ein Risiko kann man nicht eingehen.
Ich drücke Euch die Daumen für eine sichere und baldige Weiterreise! Umarmung!
Joanna
Liebe Heidi,
vielen herzlichen Dank! Ja, du kannst sicherlich einiges, wovon ich schreibe, nachvollziehen. Ich staune immer wieder, wenn ich die aktuellen Berichte über Indien in der westlichen Presse lese. Klar wird von den Wanderarbeitern und den Polizisten berichtet, aber wie ist es mit den anderen Menschen? Und wie ist es mit dem global stark ansteigenden Hass auf Weiße – damit sind jetzt Europäer gemeint? Wird darüber berichtet? Wir kriegen das gar nicht richtig mit.
Das Schiff hier zu lassen, wäre „früher“ problemlos gegangen. Das haben recht viele mit guten Erfahrungen gemacht. Aber jetzt? Hmm… Und was würden wir ohne Schiff machen? Auch diese Frage muss beantwortet sein.
Wir verfolgen Berichte anderer Segler – und nur jene in Europa sind richtig annehmbar. Mittlerweile erreichen uns auch Berichte, die unsere Lage in Indien relativieren. Traurig all das …
Euch alles alles Gute in Portugal, wo ihr aber offensichtlich sehr gut aufgehoben seid!
Eingesperrt auf dem Schiff - Lockdown in Malaysien | SHE SAN Sailing
[…] von der Chulugi berichtet aus Indien schon seit Wochen von regelrechter Feindseligkeit der Einheimischen, […]
Joanna
SHE SAN,
habe gerade euren Bericht gelesen. Sehr informativ und danke für die Erwähnung! Bei uns – wie bei euch wohl auch! – werden noch kleinere Berichte folgen. Vielleicht trifft man sich unterwegs und in einer besseren Zeit!
Bleibt safe, bleibt gesund!
Joanna
Magali
Danke für die Infos. Wir stecken seit 5 Wochen in lockdown in Ecuador und es soll noch mindestens 3 Wochen weiter so bleiben. Unsere Situation ist aber einfacher als eure. Viel Mut und Geduld für den nächsten Wochen wünschen wir euch.
Joanna
Hallo Magali,
Ecuador soll sehr schön sein! Wären wir von Brasilien aus nach „oben“ gefahren, hätte ich auch auf Ecuador bestanden. Wir haben aber die andere Route nach Süden und dann nach Osten genommen.
Wir sind gespannt, ob sich am 3. Mai die Lage entspannt. Ich glaube es aber eigentlich nicht.
Bleibt gesund!
Joanna
Edmund Czapracki
Hallo Marcel, Joanna und Nico.
Euer Berich,t der doch sehr viele Details aufzeigt, die hier garnicht wie über die Medien, Fersehen oder Zeitung kund getan werden,
gefällt mir sehr gut. Man bekommt eine ganz neue Sichtweise. Ich wünsche euch für die noch folgende Zeit alles erdenklich Gute
und bleibt gesund.
MfG
Edmund Czapracki
Joanna
Hallo Edmund,
ich habe dir zunächst auf Polnisch geschrieben (deines Namens wegen), aber Marcel meint, du kannst gar nicht Polnisch :-)
Daher hier die Übersetzung: Danke für deinen Kommentar. Ich kann es mir vorstellen, dass sehr viele Nachrichten nicht in die westliche Presse schaffen. Wen interessiert schon Indien? Das ist natürlich normal. (Wir haben hier eine sehr nette polnische Crew kennengelernt, aber das wird dich als Nicht-Pole wohl nicht so interessieren :-). Hatte ich aus falscher Vorannahme heraus geschrieben.)
Bleib gesund! Herzliche Grüße von Joanna, marcel, Nico
Cześć Edmund, gdzie jesteś, w Polsce czy w Niemczech? Dziękuję za komentarz. Mogę sobie wyobrazić, że większość tego nie trafia do mediów. Kogo obchodzą Indie? To oczywiście normalne. Spotkaliśmy tutaj bardzo miłą polską załogę (dwie kobjety). Utkneła w Morzu Czerwonym! Jest gorzej niż tutaj.
Bleib gesund!
Pozdrowienia od Joanny i Marcela i Nico