La Palma kulinarisch

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Parillas. Zicklein. Papas arrugadas. Mojo

Seit drei Wochen liegen wir nun auf La Palma. Die Insel vereint bisher am besten alle Kriterien, die wir an einen gelungenen Landfall stellen: Wir können wandern – auf hohen Bergen und in engen Schluchten. Die Insel ist grün und vulkanisch. Es gedeihen fantastische Weine, Esskastanien, Pilze, tropische Früchte, vor allem Bananen. In den Bergen bekommt man Zicklein vom Holzkohlegrill und an den Wegrändern findet man frische Kräuter. Wir treffen auf einen alten Bekannten: Den Wilden Fenchel, der hier schon frühlingshaft sprießt – die jungen Triebe duften fantastisch.

Eine erste kleine Wanderung, eigentlich nicht viel mehr als ein ausgedehnter Spaziergang, führt uns von Santa Cruz hinauf zur Wallfahrtsstätte Las Nieves. An der kleinen Plaza direkt neben der Kirche gibt es eines der vielen Parillas der Insel. Das sind einfache Grillrestaurants, in denen man meistens nichts außer auf Holzkohle gegrilltes Fleisch bekommt. Die einzige Beilage sind die ach so kanarentypischen Papas arrugadas. Kleine runzelige Kartoffeln, die in wenig Wasser mit viel Salz so lange gekocht werden, bis das Wasser verdampft ist und das Salz als Kruste auf den Kartoffeln zurück bleibt. Leider nimmt man häufig zu junge Kartoffeln. Wir vermuten den Ursprung der Zubereitungsweise in der Küche der armen Leute, die nicht täglich frische Kartoffeln aus dem Supermarkt kaufen konnten und somit die gelagerten Kartoffeln mit harter Schale lange kochen mussten.

Das Fleisch, in unserem Falle Zicklein und Hähnchen, ist kross gegrillt. Etwas zu kross für meinen Geschmack aber durch die Gewürze und den Rauchgeschmack sehr lecker. Zu Fleisch, Fisch und Papas bekommt man wie überall auf den Kanaren rote oder grüne Sauce (Mojo) auf Grundlagen von Paprika oder Petersilie, bzw. Koriander. Meistens wunderbar, aber nach zwei Monaten Kanaren haben wir auch genug Mojo gegessen. Die Küche ist wenig abwechslungsreich und kann nur durch die Frische der Zutaten und die Sorgfalt der Zubereitung überzeugen.

Das einzige, was die einfachen Parillas noch auf der Karte haben, sind die kanarischen Eintöpfe und Suppen aus Gofio. Das ist Mehl, meistens aus Mais und/oder Weizen. Die ganzen Körner werden geröstet bis sie sich bräunen und platzen. Der mehlige Inhalt wird dann gemischt und mit Salz versetzt. Gofio findet man als Grundlage für Suppen, Eintöpfe und Süßspeisen.

Maronen. Chayote. Pilze.

Nicht viele der bei uns typischen Laubbäume findet man auf La Palma. Wohl aber die Esskastanie. Das sind auch einige der wenigen Bäume, an denen man erkennt, dass wir ja schon im späten Herbst durch die Wälder ziehen. Also sammeln wir Maronen und Pilze!

Das mit den Maronen ist vergleichsweise einfach. Man darf sich nur nicht stechen lassen. Die Maronen kommen in einen Topf mit Wasser. Alle, die oben schwimmen werden aussortiert. Denn die frischen sind prall gefüllt und gehen unter. Diese kochen wir eine halbe Stunde mit aufgeschlitztem Bauch. Danach werden sie von ihrer äußeren harten Schale und inneren weichen Haut befreit und landen (auch zum andicken) in einer Honig-Balsamico Sauce zu gegrilltem Rindfleisch mit groben Meersalz und Sezuanpfeffer. Unsere Beilage sind die uns seit Madeira bekannten Chayotes. Die Chayote schmeckt wie eine Mischung aus Kartoffel und Gurke, manchmal etwas in Richtung Kohlrabi. Sie hat eine dicke grüne Schale und wächst an Rankpflanzen im Gegensatz zu Kartoffeln über der Erde. Gekocht und mit Olivenöl und groben Meersalz bestreut schmeckt sie fantastisch und simpel.

Ach ja. Und die Pilze. Joanna hat sie schon bei unseren ersten Streifzügen durch die palmerischen Wälder entdeckt und der Ehrgeiz war geweckt. Einige Tage später besuchten wir dann eine von Rose Marie Dähncke organisierte „Pilz-Messe“ in der Nähe von Santa Cruz. Die fast 90 Jahre sieht man Frau Dähncke nicht wirklich an. Wir lernten die international anerkannte Mykologin (an die 3.000 Pilze wurden von ihr bestimmt und katalogisiert) einige Zeit später persönlich bei einem Mittagessen kennen und erwarben einen Pilzführer für die Insel. Frau Dähncke pries zudem ihren Nusskuchen, sowie den weihnachtlichen Truthahnbraten. Die Einladung mussten wir schweren Herzens ablehnen, da wir auf Gomera auf Weihnachtspost unserer Lieben zu Hause warten und kurz nach den Festtagen auf der Nachbarinsel Besuch erwarten.
Einen Pilz trauten wir uns dann auch auf Grund der leichten Bestimmbarkeit und der Tatsache zu sammeln, dass es der einzige Pilz ist, den die Palmerer ohne Furcht essen (so Frau Dähncke, die eine etwas widerwillige Geste zu diesem Pilz zeigte). Der Gelbliche Wurzeltrüffel hat mit dem echten Trüffel nicht viel gemeinsam. Er liegt wie weggeworfene gelbe Kartoffeln zwischen und unter den Nadeln der Pinien. Die Palmerer stecken ihn auf Holzspieße und grillen ihn. Er wird dann nur mit Meersalz bestreut. Beim essen quietscht er etwas zwischen den Zähnen. In einem kleinen Restaurant im Süden La Palmas fanden wir ihn auch auf einer Speisekarte: Klassisch mit Rührei! Wir haben den Wurzeltrüffel in Scheiben gebraten und mit Petersilie, Sahne und geriebenen Ziegenkäse abgeschmeckt.
Nette Menschen. Käse. Wein. Zigarren. Seltsame Früchte.
Hier auf La Palma haben wir uns bisher am wohlsten gefühlt und es fällt uns schwer, die Leinen los zu werfen und weiterzuziehen. Hier haben wir bisher die freundlichsten Leute kennen gelernt und einige nette Bekanntschaften gemacht. Außer Frau Dähncke lernten wir Gabi und Manfred aus der Nähe von Köln kennen, die seit den 80er Jahren auf La Palma wohnen. Mit deren Boxer-Hündin Betty konnte Nico in den Bergen so richtig toben und sich eine Wolfskralle abreißen. Außerdem fanden wir herzliche Aufnahme bei Federico, dem TO-Stützpunktleiter und seiner Frau. Federico besuchte uns auf der Chulugi und brachte palmerischen Wein, Zitronen und Avocados aus dem eigenen Garten mit. Zum Abschied haben wir für morgen eine Einladung auf seiner Finca. Auch er hat zwei Vierbeiner, mit denen Nico sich austoben kann.
Bleiben noch der Käse und die Zigarren zu erwähnen. Ziegenkäse ist eine Spezialität aller Kanaren-Inseln und hier auf La Palma bekommt man ihn häufig frisch oder wenig gelagert oder gereift (curado) und meistens geräuchert. Die kleinen Käsereien stellen alles in Handarbeit her. Man bekommt die kleinen Laibe am besten an den Ständen der Käsereien auf den Wochenmärkten.
Auch die Zigarren (puros) werden in kleinen Betrieben handgerollt. Bei Gabi und Manfred auf der Finca saßen wir auf der Terrasse, begutachteten den von kleinen Grashüpfern zerfressenen deutschen Rasen und probierten die puros aus Mazo, einem kleinen Ort in der Nähe von Santa Cruz. Es waren große Coronas, die auf Bestellung von Rául muy flojo, wir würden sagen sehr fluffig, gedreht waren. Die Palmeros bevorzugen dagegen fest gedrehte puros, an denen man den ganzen Tag nuckeln kann.
Zum Abschluss des Beitrags noch zwei Neuentdeckungen aus der Rubrik Seltsame Früchte: Die Horngurke oder Hornmelone. Der Name ist Programm. Tatsächlich schmeckt das Innere der stacheligen Frucht, die mir durch die Einkaufstüte auf dem Weg vom Markt in den Unterschenkel pikste, nach einer Mischung aus Gurke und Melone. Im Salat funktioniert die etwas wabbelige Fruchtmasse hervorragend mit kleinen, süßlichen Tomaten, groben Meersalz und schwarzem Pfeffer.
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Die Melonenbirne (Pera Melón) hat ebenfalls einen Geschmack ähnlich der Gurke und auch diese Frucht eignet sich perfekt für einen sommerlichen Salat im Dezember.

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3 Antworten

  1. angelika neumann

    Dezember 28, 2014 |
    Hallo Ihr Drei,wir verfolgen schon einige Zeit Eure Reise und freuen uns ,das es Euch gut geht.Weiterhin gute Reise und viel Glück für das Jahr 2015 wünschen euch…..die Neumänner aus Westerholt

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  2. angelika neumann

    Hallo Ihr Drei,wir verfolgen schon einige Zeit Eure Reise und freuen uns ,das es Euch gut geht.Weiterhin gute Reise und viel Glück für das Jahr 2015 wünschen euch…..die Neumänner aus Westerholt