Zunächst kamen die Römer und besiegten die Lusitanier (Kelten und Iberer) so um 218 v. Chr. Davor gab es hier den üblichen Besiedler- und Händlergemisch aus Phöniziern, Griechen und Karthagern in der Reihenfolge.
27 v. Chr. wird „Hispania uterior“ unter Kaiser Augustus in Provinzen aufgeteilt; Lusitania entsteht, das dem heutigen Portugal nicht ganz aber so ungefähr entspricht.
Man fragt sich: Was brachten die Römer den Keltiberern?
Nun, zunächst Unterdrückung, Verelendung und sozialen Misstand. Das sieht den Römern irgendwie nicht ähnlich, aber so berichtet lapidar der kleine DuMont-Reiseführer. Sicherlich waren das nicht die einzigen ‚Gaben‘. Kulturell war jedenfalls einiges mehr drin: zu aller erst die Sprache – das Vulgärlatein als Grundlage des Portugiesischen. Dann das Straßensystem, vor allem die „Via Romana“, die heutige N125, die parallel der Küste und durch die wichtigsten Handelsstädte (bis heute) verläuft. Nicht zu vergessen den Brückenbau – eine römische Brücke ist noch heute in Tavira teilweise erhalten. Ausbau der Flüsse als Verkehrswege hängt gleicherweise damit zusammen, bspw. der Fluß Anas (Guadiana), auf dem u.a. Kupfer aus Minen bei Mértola transportiert wurde.
Kultivierung des Pflanzenanbaus wie der Landwirtschaft. Der Olivenbaum ist ohne die Römer nicht denkbar. Der Abbau von Salz: die Römer legten planmäßig große Areale an der Küste der Algarve als Salinenbecken an, in denen Meersalz von sehr hoher Qualität gewonnen wurde bzw. an einigen Orten immer noch wird. Bspw. in der Nähe von VRSA!
Das Salz benutzten die Römer aber vor allem, um Fisch zu konservieren. Es entstanden richtige kleine Fischpökelfabriken. Aus gepökelten Makrelen und Thunfisch wurde eine scharfe Sauce, die (oder das) „Garum“, hergestellt. Offenbar ein Exportrenner, der in Amphoren in das gesamte Römische Reich verschifft wurde!
Und schließlich bauten die reichen Römer ein paar herrschaftliche Villen mit Heiß- und Kaltbädern, mit architektonischen Feinheiten, Innenhöfen und Gartenanlagen von wohl auch enormen Ausmaßen. Davon ist wenig erhalten geblieben, aus zwei Gründen: die Westgoten, dann die Araber, die als Nachfolger diese Art der Architektur nicht pflegten, und später die mittelalterlichen Portugiesen, die für jegliches ‚fremde‘ Kulturgut keinen Sinn hatten und beide kulturelle Einflüsse planmäßig zerstörten oder einfach verkommen ließen.
Ab 411 n. Chr. ist Ende mit der römischen Herrlichkeit, denn dann kommen die Westgoten und errichten einen ersten christlichen Bischofssitz in Faro. Christliche Gemeinden gab es aber bereits ab 3. Jh., d.h. noch zur Herrschaft der Römer.
Um 711 gibt es die große Invasion der arabischen und berberischen Heere, die von Nordafrika kommend die iberische Halbinsel – abgesehen vom Norden der Halbinsel, der westgotisch und damit christlich bleibt – einnehmen und moslemisieren. Die Araber haben zuvor im erbitterten Kampf in Nordafrika die Berber (von den Römern Mauri genannt) unterjocht, und bedienten sich ihrer nun während der Überfälle auf die Iberische Halbinsel. Sicherlich ist ihnen das eine oder andere versprochen worden.
Das heutige Portugal gehörte ab da zum Emirat/Kalifat Córdoba an; Südportugal und das, was wir heute Algarve nennen, wird zu „Der Westen“ = Al Gharb, mit der Provinzhauptstadt Xelb oder Shilb, heute Silves, und der heutige Grenzfluß bekam den Namen Wadi Ana (Guadiana).
Was brachten die Araber den Keltiberern?
Große Veränderungen in der Landwirtschaft: Zitrus- Mandel- und Johannisbrotbäume wurden eingeführt; Entwicklung eines leistungsstarken Bewässerungssystems; die Nora, arab. noira, das Wasserschöpfrad stammt aus dieser Zeit. Produktion von Olivenöl wurde wesentlich ausgebaut: der Name oliveira für den Olivenbaum kommt aus dem Lateinischen, aber die Bezeichnungen für Olive, azeitona, und für Olivenöl, azeite, stammen aus dem Arabischen. Zisternen und Lebensmittelspeicher wurden angelegt und die Fischfangmethoden erweitert wie das arte xávega, das Fischen mit langen am Strand ausgebrachten Netzen. Das meiner Meinung nach (in Abwandlung?) immer noch praktiziert wird.
Zu erwähnen sind die weiterentwickelten Kenntnisse der Araber im Schiffsbau, Navigation und Medizin. Auch die spezifische Bauweise der arabischen Burgen und Villen war fortschrittlich und dem Wetter hier angepasst.
Davon ist in der Algarve wesentlich weniger übrig geblieben als im benachbarten Andalusien. Die Gründe sind schon genannt worden. Ergänzend kann man hinzufügen, dass sowohl für die Römer als auch für die arabischen Herrscher das heutige Portugal bzw. die Algarve als die ‘hinterste südwestliche Ecke’, wie sie sicherlich in ihrem immens großen Reich darstellte, eine eher vernachlässigte Provinz war, nichtsdestotrotz mit brühenden Handelsstädten hier und da versehen. Auch wurden die Araber aus der Algarve im 13. Jh. bereits vollständig vertrieben, wohingegen sie in Spanien/Andalusien noch ca. 250 Jahre weiter herrschten und dort ihre Kultur und vor allem ihre Bauwerke stärker zur Geltung brachten. Zudem wurden sie – anders als in Portugal – offenbar von den Spaniern durchaus geschätzt.
Ab dem 11. Jh. regt sich die Reconquista, das Bestreben der Normannen, die Iberische Halbinsel nach ca. 500 Jahren „Fremdherrschaft“ zurückzuerobern und wieder zu christianisieren. Eingeleitet wird sie durch das Königshaus León-Kastilien aus dem christlichen Norden der Iberischen Halbinsel.
Für Portugal ist der Name Alfonso Henriques von Bedeutung, denn ihm gelingt die Ablösung der Grafschaft Portucália vom übrigen León-Kastilien. 1139 ernennt er sich zum König von Portucália und erobert 1147 Lissabon aus maurischer Herrschaft zurück. 100 Jahre später kann Sancho I. die Westalgarve zurückerobern, 1249 fällt Faro an Portugal und 1250 wird schließlich ganz Algarve dem Königreich Portugal eingegliedert.
Und noch eine Zahl: 1385 – beginnt die Herrschaft der Dynastie Aviz und mit ihr der Aufschwung des Landes und der beginnende Entdecker- und Eroberergeist der Portugiesen.
Viele der Seereisen begannen an der Algarve – das Castro Marim und der dort 1319 gegründete Christusritterorden hat erheblichen Anteil an den Eroberungsfahrten des 14. Jhs. Ihr weltlicher Administrator Heinrich der Seefahrer richtet bei Sagres und damit dem „Ende der Alten Welt“ eine Art wissenschaftliches Zentrum ein. Reste sind noch spärlich davon vorhanden:
1444 – ein schlimmes Datum für die Bewohner Afrikas und ein Datum, mit dem das „Goldene Zeitalter“ Portugals eingeläutet wird. Die portugiesische Flotte erreich die Mündung des Senegal und bringt als Beute die afrikanischen Einheimischen mit nach Portugal. Damit wird die brutale Geschichte des Sklavenhandels eingeläutet, die Portugal nicht minder reich machte wie die Beutezüge in Südamerika.
1485-1521 – Manuel I. regiert Portugal in der Zeit, die das „Goldene Zeitalter“ Portugals genannt wird.
1498 – Vasco da Gama ist der erste Europäer, der den Seeweg nach Indien entdeckt.
1500 – Pedro Álvares Cabral landet in Brasilien. Portugal richtet Handelsniederlassungen in Asien, Afrika und Brasilien ein.
1577 – Lagos ist die Hauptstadt Algarves.
Wichtiges Datum für das Königreich ist der 03.08.1578 – der portugiesische König Sebastião lässt sich auf die sog. „Dreikönigsschlacht“ ein, indem er einen putschenden marokkanischen Sultan unterstützt, der selbst von seinem Onkel vom Thron vertrieben wurde, und nun mit Hilfe des portugiesischen Königs die Macht in Marokko wiedererlangen will. Der König willig ein und zieht mit 20 000 Mann in die Schlacht, bei der am Ende insg. 25 000 Mann ihr Leben lassen. Sebastião ertrinkt im Fluß, der Sultan und sein Onkel werden durch Pfeil bzw. Gewehrkugel tödlich getroffen.
So mischt man die Karten im großen Stil neu, denn nun steht Portugal ohne einen rechtmäßigen Nachfolger da und Spanien ergreift die Möglichkeit, das Land zu usurpieren. 1580 besetzt der spanische König Philip II. das Land, da er der Enkel von Manuel I. ist.
So gehört Portugal von 1580 bis 1640 zu Spanien und verschwindet in der Zeit als eigener Staat von der Landkarte… Bis der Portugiese Herzog von Bragança einen Aufstand organisiert, der letztlich zum Erfolg und der erneuten Staatsbildung als Königreich Portugal führt. Als sog. „Restaurationskriege“ dauern die Auseinandersetzungen zwischen den Portugiesen und Spaniern an der Algarve noch bis 1668 an.
1706-1750 – endlich, das langgesuchte Gold wird in Brasilien entdeckt! Aber statt es zu investieren verprasst das der prunksüchtige João V. vollständig in Prunkbauten und entsprechendem Prunkleben.
Schließlich noch ein schlimmes Datum in der Geschichte Portugals: 1755 – das Seebeben, dem ein Erdbeben folgt, und sowohl die Hauptstadt Lissabon als auch viele der Orte an der Algarve vollständig zerstört. Sein Epizentrum lag nur 250 km südwestlich der Algarve. Und das in einer Zeit, in der Portugals Königskassen trotz der enormen Ausbeutung ihrer Kolonien leer waren, das Land also arm…
1801 – Spanien nutzt die außenpolitische Schwäche Portugals und überfällt es im sog. “Orangen-Krieg”; besetzt einige Gebiete (Alentejo) und Städte.
Wenig später wird Portugal von Napoleons Truppen heimgesucht: 1808 besetzen sie Portugal. Als kleinere Meldung ist zu verzeichnen: 1808 gibt es einen erfolgreichen Aufstand der Fischer von Olhão. Die Franzosen versuchten insgesamt drei Mal, Portugal zu besetzen:1808,1809 und 1811 bedeutete schließlich die totale Niederlage der Franzosen aber der Krieg endete offiziell erst 1814 in der Schlacht von Toulouse.
Warum der Krieg mit Frankreich?
Napoleon, der sich permanent im Klinsch mit den Britten befand, verhängte schließlich eine Handelssperre (Kontinentalsperre 1806) gegen Großbritannien, an die sich gefälligst alle Europäer halten sollten. Portugal aber hatte seit jeher sehr enge Beziehungen zu GB, nicht zuletzt da sie Portugal in Kriegen gegen Spanien (zuletzt sp. Überfall auf Portugal und Teilsbesetzung 1801) beistanden. Natürlich nicht umsonst, GB bekam von Portugal einen Exklusivhandelsvertrag ohne Zölle (das sollte später Portugals wirtschaftliches Verhängnis). Die logische Weigerung, Napoleons Kriege bzw. die Kontinentalsperre zu unterstützen, führte schließlich 1807 zu einem Überfall der franz.Truppen auf Portugal, da Spanien ihnen Durchmarschrechte gewährte. General Junot eroberte Lissabon. Die königliche Familie floh nach Brasilien, Rio de Janeiro wurde neuer Regierungssitz.
Wie von Partnern zu erwarten, half GB, nicht uneigennützig, den Portugiesen im Napoleonischen Krieg. Britisches Expeditionscorps unter dem Befehl des britischen Generals Arthur Wellesley, des späteren Herzog von Wellington, und portugiesische Corps besiegten die Napol. Truppen immer wieder.
Daher rührt auch heute noch die große Sympathie für die Engländer und die große Antipathie gegen die Nachbarn. Der Portugiese ‘versteht’ besser Englisch als spanisch…
Das Ergebnis des Krieges bzw. der Kriege war, wie es lapidar heißt, ein Desaster für Portugal. WIKI beschreibt die Situation folgendermaßen:
“Der Aufbau der Industrialisierung war gestoppt; das Land durch die Taktik der verbrannten Erde, die sowohl die Franzosen als auch die Briten angewandt hatten, verwüstet. Konstitutionell wurde Portugal von Brasilien aus regiert, im Jahr 1815 erhielt Brasilien einen neuen Status, war nunmehr nicht mehr portugiesische Kolonie, sondern unabhängiges Königreich gleichen Rechts wie Portugal, mit diesem durch Personalunion verbunden. Portugal war stark verschuldet, seine Handelsabhängigkeit von Großbritannien wuchs. Seit 1810 hatte Großbritannien auch das Recht, unter Umgehung Portugals, direkt mit Brasilien Handel zu treiben. Portugal wurde de facto brasilianische Kolonie und britisches Protektorat, die Macht im Lande lag in den Händen des britischen Befehlshabers William Carr Beresford.”
1816 wurde der Prinzregent in Rio de Janeiro als Johann VI. zum König von Brasilien und Portugal gekrönt.
Aber das 19. und 20. Jh. müssen etwas warten, das gibt es dann im nächsten Beitrag.