Im wilden Westen von Gran Canaria

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Eine Wanderung der Superlative, eine Reise durch fast alle Jahreszeiten – uns fehlte nur der Schnee –, aber auch eine recht anstrengende, teilweise ausgesetzte hochalpine Tour bei ca. 1300 m. In dieser Landschaft bedarf es nur wenig Phantasie, um sich vorzustellen, wie die Altkanarier bis zum 15.Jh. hier lebten, hoch in den zerklüfteten Bergen, sanften Hochebenen und den Wäldern von Tamadaba. Sicherlich haben die spanischen Eroberer diese Lebensweise zumindest teilweise übernommen, indem sie einige der Höhlendörfer selbst bewohnten, die bestehenden Felder nutzten und das gleiche Vieh (Ziegen, Schafe, Schweine) auf den gleichen Pässen und Almen hüteten. Schließlich wohnen sie bis heute noch in den Höhlendörfern, oder nutzen diese zumindest fürs Wochenende. Es ist eine Kontinuität, die mich immer wieder aufs Neue fasziniert. Eine altkanarische Höhlen-Stadt von beachtlichem Ausmaß lang gleicherweise auf unserer Tour. Leider konnten wir sie nicht besichtigen, da keiner von uns eine Kletterausrüstung dabei hatte… Dazu später mehr. Wir starten unsere Wanderung auf 550 m.ü.M. in einem winzigen Weiler El Sao. Wir hielten es für klug, hier zu starten, denn somit verkürzte sich unserer Bergaufstieg um einige Höhenmeter.

Überall blüht es, es duftet frisch und herb zugleich. Bienen und Insekten summen ohne Unterlass, Wasser gluckert (leider in Plastikrohren, die ernüchternd aus der Erde schauen), manchmal plätschert es auch offen über steile Steinpässe und in grünen unzugänglichen Barrancoabschnitten. Hühner gackern, Hunde bellen, wenn wir vorbeikommen, Ziegenglocken sind zu hören. Die alten Häuser sind leider verlassen und verfallen, andere aber scheinen gut gepflegt und bewohnt zu sein. Sie sind meistens jüngeren Datums, und können selten mit dem Prädikat “Schön” ausgezeichnet werden, aber sie fügen sich auf eine simple Art in die Landschaft ein. Autos fahren hier keine, denn es gibt keine echten Straßen. Das Dörfchen klebt förmlich an Felsvorsprüngen und sanfteren Hängen. Hier gibt es noch bestellte Terrassen auch wenn viele – auch hier – bereits aufgegeben wurden und langsam aber sicher verkommen. Man könnte meinen, dass dann die Natur sich diese Kulturlandschaft wieder aneignet, doch dem ist nicht so. Die verlassenen Kulturlandschaften sind Narben in der Landschaft, die von all dem zeugen, was ehemals war und nicht mehr ist. Die aufwendigen schönen Steinmauern zerfallen… Obstbäume und Gemüse, Kräuter, Wildblumen, Gräser und leider auch Schilf gedeihen üppig hier. Schilf ist mit den Spaniern zusammen eingewandert und zerstört die empfindliche endemische Flora Gran Canarias, indem es sie erstickt. Echte Bauern hätten dieses ‘Unkraut’ vernichtet, aber echte Bauern, die von den Erträgen der Felder leben, gibt es hier (und auch sonst wo) nicht. Uns freut es dennoch diese noch in Ansetzen vorhandene Kultur-Natur-Landschaft zu sehen.

Unserer Weg ist zunächst noch naturgepflastert und besteht in dieser rohen Form vermutlich seit der Zeit, als die  Altkanarier noch hier lebten. Als sog. Camino Real ist er im 15. Jh. durchgehend von den Spaniern angelegt worden. Ihn nahmen – ich staunte darüber – auch Fischer, die ihren Fang im Tausch gegen Gemüse, Weizen, Gofio, tierische Produkte, aber auch Brennstoff (Holz, Pinienadeln und –zapfen) und andere Agrar- und Waldprodukte anboten. Dieser camino führt uns weiter hoch auf ca. 700 m.ü.M. zu einem echten Höhlendorf El Hornillo (die Herd-/Heizplatte), das ausschließlich aus Höhlenwohnungen bzw. Höhlenhäusern besteht. Er führt vorbei an einer leider gänzlich verfallenen Gofio-Mühle. Wie schade, dass in den letzten Jahren sich keiner um den Erhalt dieser interessanten Einrichtungen bäuerlicher und altkanarischer Kultur kümmerte! Was leider sehr typisch ist für die kanarischen Regierungen aller Inseln. Kein Interesse an dem angeblich so hochgeschätzten Kulturgut, an dem dann partizipiert, wenn es von touristischem Wert ist.

Die Häuser von El Hornillo sind durch Terrassenstraßen und Treppen miteinander verbunden. Straßenlaternen beleuchten nachts die Wege und eine kleine Kirche – die Ermita de Santa Teresita – lädt zum Verweilen auf ihrem aussichtsreichen Vorplatz ein. Wie stark diese Orte der Erosion und Eruption durch Wasser und Steinrutsch ausgesetzt sind, belegt die abgebrochene und abgesperrte Terrasse des Kirchenplatzes. Man muss sich regelrecht in die steilen Wände des Berges eingucken, um diejenigen Wohnungen ausfindig zu machen, die nicht durch die weiße Tünche hervorgehoben wurden. Ich stelle mir vor, dass dieses Dörfchen jenen Städten und Ansiedlungen der Altkanarier sehr nahe kommt. Grüner und bewaldeter, vielleicht auch geschäftiger und kultivierter, war die Gegend zur Zeiten der ersten spanischen Usurpatoren, die die Urbevölkerung von hier vertrieben, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf Gran Canaria einen anderen Ort gibt, der die Kontinuität der kulturellen Übernahme besser veranschaulicht als diese Gegend im oberen Valle de Agaete (Tal von Agaete) wie ihr geographische Name heißt. Die gleichen Wohnungen, die gleiche Anbaukultur, die aus (Wild-)Weizen, Gerste, Gemüse, vielleicht auch schon damals aus kultivierten Obstbäumen bestand. Sammler, Bauern, gelegentliche Jäger und Viehzüchter waren sie beide, die Altkanarier und die Bauern aus Spanien.

Verlassene Wohnhöhlen erlauben einen Einblick in die Grundstruktur des Baus: natürlich vorhandene Höhlensysteme im weichen vulkanischen Gestein wurden künstlich erweitert, der Boden und die Wände mit Werkzeug geglättet und farbig (bei den Altkanariern) bemalt, die Eingänge durch Vorbauten aus Steinen oder Holzkonstruktionen erweitert und gesichert, so dass davor gleicherweise Wohnplätze, vor allem aber Kochplätze und gemeinschaftlich genutzte Flächen entstanden. Denn die Altkanarier waren ein soziales (um nicht zu sagen sozialistisches) Volk, das gemeinschaftlich die Felder bestellte und Grundnahrung untereinander teilte, wovon die großen sogenannten Cenobios (eigentlich „Kloster“ aber hier Korn- und Nahrungsspeicher) zeugen.

In einer einfach gestalteten, aufgegebenen Wohnung, die auf dem Weg lag, finden wir ein kleines Kuriosum vor, nämlich eine Nische, in der Wanderer oder Ausflügler allerlei Zettelchen und Visitenkarten hinterließen. Da sind Grüße wie auch Wünsche geschrieben worden, was stark an Kapellen oder andere verehrte Orte erinnert, mit dem Unterschied, dass hier keine verehrungswürdige Figur o.ä. steht. Sakrales und profanes Gedankengut vermischt sich hier – Altar und Pinnwand zugleich. Einige der Höhlenwohnungen stehen zum Verkauf. Also nichts wie hin und sich zur Aufgabe machen, die Landschaft vor dem Schilf zu retten, Terrassensteine wieder aufstellen und Höhlen neu tünchen.

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Unserer Weg geht in eine kleine asphaltierte Straße über, die die Welt mit dem Dorf im Berg verbindet. Nur ein Auto begegnet uns bis zu unserer nächsten Station, dem Stausee Presa de los Pérez. Wir befinden uns nun auf 800 m.ü.M. Gebaut ist er 1934 mithilfe von 70 Arbeitern. Dabei mußte ein altes Höhlendorf weichen. Anders als der Stausee in Soria (im Süden der Insel) glänzt er blau und randvoll in der heißen Mittagssonne. Pinienwipfel, ganz braun und tot, schauen an einigen Stellen aus dem Wasser empor.

Unsere Ankunft ist nicht unbemerkt geblieben. Zwei starke Hunde schlagen an, ihr Bellen hallt in den hohen Tälern des Stausees und animiert andere, darin einzustimmen. Wir müssen an dem Haus, das sie zu bewachen haben, nah vorbei, denn es steht beinah auf der Staumauer, die wir überqueren müssen. Die Hunde zerren wütend an ihren kaum einen Meter langen Ketten und stehen ohne Schatten in der prallen Sonne. Sie tun uns furchtbar leid.

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Wir steigen weitere Höhenmeter bis auf ca. 1000 m.ü.M. Nun sind wir im Zentrum des Naturreservats Tamadaba. Das ist das größte zusammenhände Waldareal von Gran Canaria, ein trauriger Überrest dessen, was es einmal war. Waldgebiete unterschiedlicher Dichte und Zusammensetzung bedeckten die ganze Insel und halfen, sie auch im Sommer feucht zu halten und den Boden mit Nährstoffen zu versorgen. Das was wir in diesem Waldgebiet sehen, ist jedoch ziemlich jung. Die Inselregierung griff irgendwann ein und begann mit der systematischen Aufforstung, die bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Wir sahen jedoch nirgends neue Waldbepflanzung, so dass anzunehmen ist, dass das Geld dafür schon lange gestrichen wurde.

Im lichten Pinienwald, auf weichen Nadelboden, machen wir Picknick und halten anschließend eine Siesta. Hier sehen wir auch, wie Nebelschwaden schnell vom gegenüberliegenden Berg in das Stauseetal einfallen und auf unserer Seite wieder hochbrodeln. Als wir weiter gehen wollen, hat das Wetter vom Frühling (in El Sao) über Hochsommer am Stausee nun zum Spätherbst in den Wäldern von Tamadaba gewechselt. Wir gehen in einem dichten Wolken-Wald. Bartflächten hängen von den Nadelbäumen herunter, es ist absolut windstill und der Nebel kondensiert sich langsam zum handfesten Regen. Wir haben vergessen, bei 25 Grad Sonnenwetter vielleicht verständlich, Nicos warme Fleecebekleidung mitzunehmen. Sie liegt nutzlos im Kofferraum und der Kleine friert im Regen und gefühlten 6 Grad C. Nun dürfen wir uns daran erinnern, dass wir auf 1300 m.ü.M. angekommen sind: eine alpine Region, die ihr Wetter in Windeseile selbst zusammenstellt. Die Laune ist zunächst noch ganz ok, schließlich macht der Nebel aus dem Wald eine Zauberlandschaft. Als aus dem Nebel eine kalte Wolke wird, die uns bis auf die Haut durchnässt und unsere Sicht auf ca. 30 m. sinkt, ist der Spaß auch zu ende. Ich muss an die ausgesetzten Stellen am Ende der Wanderung denken, und auch an den dort gepflasterten camino real, der auf keinen Fall beim Regen zu begehen ist, denn dann werden die Steine zu einer gefährlichen Rutschpartie, so heißt es in den Wanderführern…

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Bei 1308 m.ü.M. angekommen. Der höchste Punkt der Wanderung ist erreicht. Keine Sicht auf die versprochenen Steilwände, kein Ausblick zum Meer hin, die Gradwanderung bleibt in den Wolken ‘blind’, dafür ist der feuchte Nebel in Regen übergegangen. Nun heißt es, die schwierigste Partie der Tour in Angriff zu nehmen und zwar unter erschwerenden Rutsch-Fall(nicht)hin-Steilwand-Bedingungen. Vielleicht ist es auch gut so, dass mir bei meiner Höhenangst der Ausblick von den ausgesetzten Wegstellen erspart bleibt. Nur der kalte Regen könnte aufhören… Wir machen uns etwas Sorgen um Nico, der die ganze Zeit friert. Ein T-Shirt dient ihm als Notbekleidung, das aber viel zu groß ist, und immer wieder neu geknotet werden muss. Der steile Abgang ist wirklich unmöglich rutschig.

Endlich war das sicherlich schöne aber für mich unangenehme Stück beendet, da sahen wir zurück, unserer Berg ganz in den Wolken verschwunden, und der Ausblick vor uns schien uns auszulachen: die Sonne im Nordwesten (sicherlich die ganze Zeit über), wolkenlos, und über uns eine dichte schwarze Wolkendecke. Wir waren nun auf dem Roque Bermejo angekommen. Anders als der Name es vermuten läßt, jetzt kein “Rock” sondern vor allem ein Plateau auf 627 m.ü.M. Eine seltsame Landschaft mit dunklen Felsformationen, die jetzt, so ganz regennass, fast schwarz wirken. Herden von herumstreuenden Ziegen kommen uns entgegen, sie laufen zielstrebig zu ihren Unterkünften. Das sind die Überbleibsel der altkanarischen Stadt, die ehemals hoch über dem Tal de Agaete thronte. Jetzt nur erreichbar für Kletterer und Ziegen. Sicherlich hätte ich es versucht, an diese Ruinen näher heranzukommen, aber der Abstieg und der Regen haben mich ausgelaugt. Marcel war auch nicht zu überzeugen, und Nico froh und quengelte, wir sollten zügig weitergehen oder ihn tragen.

Wir gingen weiter, nicht ohne uns zu fragen, wie wohl die Altkanarier hier lebten, wie sah diese Stadt ursprünglich aus… Wir sahen sie beim kontinuierlichen Abstieg durch eine ehemalige Kulturlandschaft, wo ehemals Gerste oder Weizen angebaut wurde, aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Zugänge zu den Höhlen fehlten. Die Altkanarier müssen auf jeden Fall schwindelfrei gewesen sein. Sie können aber unmöglich alle Bergsteiger und Kletterer gewesen sein. Ich denke, dass die jetzige Situation weit von der ursprünglicheren entfernt ist, die eher unserem heutigen Bergdorf El Hornillo ähnlich sein musste. Aus dem Gestein gehauene Treppen und Galerien als Verbindungswege, Holzbalkone und Holzkonstruktionen, sowie wahrscheinlich eine andere geologische Gesamtsituation, die vielleicht sanftere Übergänge zum Tal oder dem Zwischenplateau erlaubte, auf dem sich heute Dreschplätze befinden, die sehr wahrscheinlich altkanarischen Ursprungs sind.

Ist die heutige Situation ausschließlich der Eruption geschuldet? Man sieht viele relativ neue Einstürze innerhalb der Höhlen – sie sind so zu sagen das Resultat der Umsicht der insularen Regierung, um das altkanarische Erbe zu erhalten. Erfreulich – wenn auch dieses Wort in dem Zusammenhang selbst fehl am Platze ist – ist, dass sogar der DuMont-Reiseführer auf diesen Umstand mittlerweile hinweist, dass nämlich nur drei Großprojekte sich dem Erhalt der kanarischen Geschichte widmen und diese an Touristen lukrativ vermarkten, hingegen das Gros der vielfältigen Relikte der altkanarischen Kultur sukzessive (und gewollt) verschwindet! Wir konnten uns gut vorstellen, dass die Zerstörung dieser Siedlung ein planmäßiger Angriff der usurpierenden Spanier war, um die Bevölkerung zu schwächen, zu vertreiben bzw. umzusiedeln. Die Zwangsumsiedlung war schließlich ein bekanntes und beliebtes Mittel der Repression. So wurden die Ländereien und die Unterkünfte der Altkanarier entweder zerstört oder von spanischen Siedlern übernommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass in einem so wichtigen Tal wie dem Barranco de Agaete die großen Siedlungen der Altkanarier, die schließlich erbitterten Wiederstand leisteten, von den Spaniern unbewohnbar gemacht wurden. Eine Publikation aus dem Jahr 1850 berichtet noch von 266 “casas arruadas” in Agaete, von 67 in dem Tal und von 40 “cuevas habitadas” in u.a. Hornillo (und Taucadana, Guayedra und Virvique).

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Dachten wir, jetzt ist der anstrengende Abschnitt der Tour vorbei? Falsch gedacht. Uns standen noch zwei unangenehme, steile, teilweise regenglatte Teilabschnitte bevor: der Weg von 300 Höhenmetern nach San Pedro und dann ein auf 350 Höhenmetern ansteigender Wanderweg zu unserem Auto, das wir weiter oben abstellten, damit der Anfang der Wanderung nicht so anstrengend wurde… jetzt rächt sich das.

In San Pedro entdeckten wir eine interessante Bodega: Dort wird nicht nur Wein angebaut, der mit Mineralwasser bewässert wird (natürlich die Reben, nicht der Wein verwässert), sondern auch die einzigen Kaffepflanzen Europas angebaut. Der Kaffee soll vorzüglich sein. Leider geschlossen. Nächstes mal  mehr dazu, derweilen erst einmal ein Link auch für uns zur Erinnerung:

http://www.bodegalosberrazales.com/

Auf dem Weg zum Auto sehen wir traurige Ruinen einer Badeanstalt und einer Mineralwasserfabrik: Balneario de los Berrazales. “Los Berrazales ist der letzte Ort im Valle de Agaete und beherbergt sehr eisenhaltige Quellen. Anfang des 20. Jahrhunderts existierte hier gute 70 Jahre ein Heilbad, das Balneario Los Berrazales. Heute wird bei den Quellen ausschließlich Mineralwasser abgefüllt.” Das sagt uns nachträglich das Internet, aber auch das ist veraltet. Der alte DuMont-Kunstreiseführer, der für die Kanaren “DuMont Landschaftsführer” heißt, schreibt hingegen: Das ehemalige Thermalbad, “das wegen seiner radioaktiven und eisenhaltigen Quellen gerne von Rheuma-, Arthritis- und Nierenleidenden aufgesucht wurde. Das Tal von Agaete, umschlossen von hohen Felsen, ist wegen seiner geschützten Lage uns seines Wasserreichtums de fruchtbarste Region der Insel mit üppiger Vegetation […]” (S. 260, 1988]. Nun gibt es weder Linderung für Kurgäste noch Mineralwasser. Ich frage mich, warum. Quelle versiegt? Wasser für die duschfreudigen Touristen, die auch Süßwasser in der Dusche am Strand haben wollen? Durch Abwasser vergiftet?  Oder wieder einmal eine schöne Quellwasserfabrik dem Billigandrang aus ‘Übersee’ nicht standgehalten? Ob das Wasser jetzt die Weinreben und den Kaffee bewässert? Das wäre immerhin noch ein Trost.

Am Ende der Tour kehrten wir ein in einer sehr urigen Bar in Agaete, dessen frittierte Kroketten und Kaninchenteile als zwei Tapas überraschend “sehr teuer” wurden. Es ist nicht schön, sich als Tourist über den Tekentisch gezogen zu fühlen. Vielleicht dient es aber auch dem Erhalt dieser eigentümlichen Kneipe. Denn auch hier ist der Verfall deutlich sichtbar. Da es kaum mehr Gläubige in die Kirche kommen, so ist auch die Kneipe gegenüber dem Kirchenportal vom Schließen bedroht. Beiden Institutionen geht die Kundschaft aus – beides ist ein wichtiger Teil unserer Kultur, der in dieser Form bereits verloren geht.

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Dorf der Altkanarier – ein Bildsuchspiel

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Das große ‘Dorf’ Agaete. Im Hintergrund eine Neubausiedlung
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Die Ruinen der alten Badeanstalt und die Anbauten der Wasserfabrik. Gleich dahinter die ‘neuere’ Badeanstalt. Dort lebt noch eine Familie mit mindestens zwei scharfen Hunden, die an der Aufgangstreppe angebunden sind. Sie haben, glaube ich, es nicht so schlimm getroffen. Auf dem Dreschplateau haben wir nämlich einen alleine gelassenen Schäferhund gesehen, angekettet an einen Baum bei einer Ruine einer Finca. Er bewachte nichts und hatte wahrscheinlich auch nicht mal einen Napf.

Historische Aufnahmen und heute:

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In Agaete, gegenüber der Kirche. Eine der alten, selten geworden Bars – und ihr Besitzer

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Interessante Blogseiten über die Wässer und die Wasseranlagen auf Gran Canaria:

https://tiemposdefuga.wordpress.com/2013/11/04/las-madres-del-agua-ii-marcas-de-agua-con-gas/

https://jornadasdeculturadelagua.wordpress.com/2012/07/11/la-cultura-del-agua-en-gran-canaria-por-francisco-suarez-moreno-2/

http://toponimograncanaria.blogspot.com/search?q=Berrazales+balneario

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Vertiefende Links, allerdings mit nur wenig historischen Informationen und nur auf Spanisch:

http://toponimograncanaria.blogspot.com.es/2012/04/berbique-cuevas-de-agaete.html

http://www.pellagofio.com/?q=node/462#vidrio

http://www.cartaetnograficagc.org/ficha.php?cod=00362&desc=CUEVAS+DE+BERBIQUE-AGRICULTURA-PAISAJES+ETNOGR%C1FICOS

http://nortedegrancanaria.es/senderos/de-tamadaba-a-el-hornillo/

http://nortedegrancanaria.es/senderos/el-hornillo-al-valle-de-agaete/

http://www.cartaetnograficagc.org/ficha.php?cod=00146&desc=EL+HORNILLO-AGRICULTURA-PAISAJES+ETNOGR%C1FICOS

http://toponimograncanaria.blogspot.com.es/2012/06/hornillo-el-varios-municipios.html

  1. Michaela

    eine traumhafte Wanderung… tolle Natur, atemberaubend