Einige aufmerksame Leser unseres Logbuchs haben sie vermisst: Die aus unserem Mittelmeerlogbuch bekannte Kategorie Gastronautisches. Nun ist sie wieder an Bord und über die Hauptnavigation zu erreichen. Zum Auftakt gibt es hier ein paar schmackhafte Nachträge zu den zuletzt besuchten Inseln.
Bei unserer Wanderung durch den Barranco de Guayadeque auf Gran Canaria fielen uns wieder einmal die vielen verwahrlosten Terrasenfelder und Plantagen auf. Den Wegesrand säumten Oliven- und Mandelbäume, die nur teilweise, vermutlich von Wanderern oder einigen wenigen ambitionierten Traditionalisten unter den Bauern abgeerntet wurden. Wir picknickten unter einem der verwilderten Olivenbäume und nach reichhaltigem Mahl mit ausgezeichnetem Käse aus dreierlei Milchsorten (Kuh, Schaf und Ziege – mehr würde mir auch nicht einfallen) füllten wir eine Tüte mit grünen und dunklen Oliven, die, zurück an Bord, direkt ins Wasserbad zum entbittern wanderten. Eine weitere kleine Tüte füllten wir mit Mandeln. Drei Kostproben, mit steinzeitlichen Werkzeugen aus den harten Schalen befreit, brachten unterschiedliche Ergebnisse. Der Erste Versuch schmeckte süßlich und weckte Lust auf mehr. Zwei weitere Mandeln anderer Bäume waren bitter. Der Geschmack war nur schwer wieder aus dem Mund zu bekommen. Kaktusfeigen schafften vor Ort Abhilfe. Wir fanden auch einen echten Feigenbaum, der jedoch keine Früchte trug. Nun stehen also vor der Frage, ob unsere Tüte nur Bittermandeln enthält? Wie finden wir das heraus und wie können wir unseren Fund weiterverarbeiten? Wir kümmern uns erst einmal um die Oliven. In diesem Fall haben wir bereits im Mittelmeer einige Erfahrung sammeln können. Wir werden in Bälde die Ergebnisse der Aceitunas atlanticas vorstellen.
Auf unserer Wanderung fanden wir außerdem einen alten Bekannten wieder: Den wilden Fenchel. Leider waren die Pflanzen zu dieser Jahreszeit meist braun und ohne die schmackhaften Büschel, die wir in Salaten, Saucen und Suppen verarbeiten.
Ach ja. Zur Suppe: Schon auf Madeira (zweites Suppenbild) schmeckte uns ganz besonders ein Eintopf oder Suppe (mal dicker mal dünner) aus Brunnenkresse: Potaje de Berros. Auch Niko war neidisch, bekam aber natürlich immer etwas ab. Weißbrot mit Eintopf ist immer ein Festmahl für den kleinen Bub.
Auf Fuerteventura fanden wir nicht sehr viele brauchbare Restaurants mit guter regionaler Küche. Der kleine Ort Cortillo jedoch hatte eine überraschend angenehme Atmosphäre und zwischen alten Häusern oberhalb des Kiesstrandes bekamen wir einen überraschend gute und preiswerte Zarzuela de Pescados y Mariscos. Ein Weißwein aus Lanzarote aus Malvasia-Trauben, die dort in halbrunden Lavamulden wachsen, rundete dieses reichhaltige Mittagsmahl ab. Den Sud ließen wir uns für eine Pastasauce an Bord einpacken. Eine etwas schwabbelige Angelegenheit, zumal gefährlich gelb.
Da bei uns an Bord schon seit zwei Monaten der Kühlschrank nicht mehr funktioniert (kein kaltes Bier, keinen kalten Weißwein, aber auch keine frischen Lebensmittel; heute hole ich den neuen Kühlkompressor von der Post) muss man sich mit Omas Küchentechniken weiterhelfen und konservieren: Einkochen, Einzuckern, Einsalzen und natürlich (wir sind in Spanien): In Olivenöl einlegen. Hier (von links nach rechts): Hundefutter (Rindfleisch), Petersilienpesto und Orangensirub. Letzterer stammt vom Einzuckern von Orangenscheiben. Sehr lecker, aber eine energieintensive Prozedur, die wir an Bord nicht wiederholen werden: Der Topf mit den Orangenscheiben muss immer wieder lange auf der Flamme köcheln. Auch das Einsalzen von Zitronen befindet sich gerade im Versuchsstadium.
Bei unseren Picknicks dürfen die lokalen Käse natürlich nie fehlen. Auf Lanzarote waren es Käse aus Ziegenmilch. Das Familienglas Oliven stammt allerdings noch aus Portugal. Erst auf Gran Canaria werden wir wieder fündig und bekommen frische Oliven auf dem Markt.
Und noch einen Nachtrag zu Madeira: Die Lorbeerwälder verschwinden und in diesem Zusammenhang auch ein Gericht der lokalen Küche: Fleischspieße aus Lorbeerholz. In den wenigen Wäldern, die es noch gibt sahen wir die abgeschnittenen jungen Triebe der Bäume – Baumwilderei. Der Spieß, der mein Lammfleisch zusammengehalten hat war aus Edelstahl. Den Geschmack bekommt man auch mit den Blättern des beliebten Gewürzbaumes hin.
Eine weitere Delikatesse, die wir für uns entdeckt haben, von deren Verzehr aber leider auch schon aus Artenschutzgründen abgeraten wird, sind in Butter und Knoblauch gebratene Napfschnecken, Lapas. Häufig werden diese in Speisekarten fälschlicherweise als Entenmuscheln bezeichnet. Vielleicht weil sich das besser anhört als Napfschnecke. Wir haben diese sowohl auf Madeira, als auch auf den Kanarischen Inseln bekommen.
Zum Abschluss, sozusagen als Dessert, hier eine leckere Maracuja-Banana. Eine Maracujasorte, die geschmacklich ein wenig Bananenaromen aufweist. Sie sieht auch ein wenig so aus. Leider haben wir diese leckere Obst auf den Kanaren noch nicht bekommen. Sie wird aufgeschnitten und gelöffelt, wie man es mit einer Maracuja macht.
Thorsten
Ich glaube du kannst deutlich mehr Salz für die Zitronen nehmen. Halten sich bei mir – nachdem das Wasser einmal weg ist – mehr als ein halbes Jahr. Wenn die Zitronen dann braun und trocken sind, kann man Sie allerdings nicht mehr gut schneiden. Müsst sie dann vielleicht reiben. Die Kombination aus Zitrone und Salz finde ich persönlich ganz herrlich auch für Salate. Also guten Appetit.