Durch die Pinien- und Lorbeerwälder der Hochebene

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Wenn man unserem Reiseführer glauben schenken mag – denn jeder Reiseführer beschreibt seine Insel als eine einzigartige – dann sind die Pinien El Hierros besonders imposant und „auf keiner kanarischen Insel erreichen die Bäume die gleichen imponierenden Ausmaße wie im Hochwald von El Pinar.“ (Fleck, Michael, El Hierro. Die vergessene Insel, ambitioniert im Eigenverlag erschienen und die Ausgabe bei uns an Bord immerhin schon in der dritten Auflage von 1988 und – das unterstreicht die damalige Besonderheit einer solchen Publikation – mit einem Geleitwort des Gouverneurs der Kanaren.) El Pinar liegt gute 900 Meter oberhalb des Hafens von La Restinga auf der Hochebene der Insel und faszinierte mich schon, als ich am frühen Morgen auf dem Weg zum Flughafen war, um unseren Mietwagen abzuholen.

Der Bus wand sich durch die Lavahänge in der nahen Dämmerung den Berg hinauf und tauchte kurz vor dem Ort in dichten Nebel. Unten in La Restinga war es schon vor Sonnenaufgang angenehm warm. Das Thermometer fiel auch nachts nicht unter 23°C. Doch oben musste ich umsteigen und in weiser Voraussicht und trotz meiner Vergesslichkeit, hatte ich einen dicken Pullover eingesteckt, für den ich jetzt bei 16°C und hoher Luftfeuchtigkeit dankbar war. Hinter dem Ortsteil Las Casas, dem Dorf „mit dem urtümlichen Lebensstil“ („Herstellung hölzerner Opuntienzangen zum Ernten der Feigen-Kakteen sowie der Dreibein-Schemel für die Käserei (Abtropfen der Molke)“, welcher zu den ältesten Siedlungen El Hierros gehört, begann der Pinienwald der Hochebene. Die dicht beieinander sanft aus den Wäldern aufragenden Gipfel Montaña de la Casilla, Montaña del Gajo und Montaña de los Pinos liegen über 1.250 Meter über dem Meer.

Von der Hauptstraße in Richtung Valverde zweigt unser Wanderweg nach links ab und schlängelt sich durch die lichten Wälder zwischen den Gipfeln zum Lomo, dem Bergrücken, der sich von Südwest nach Nordost hinaufzieht. Dahinter fällt das Halbrund von El Golfo, die Caldera des ehemaligen Vulkans, bis zum Meer hin steil ab. Vom Mirador del Golfo kann man dieses Szenario wunderbar überblicken, so sich keine Wolken über den Lomo schieben, denn auf gut 1.000 Metern wandert man auf Höhe der lose ziehenden Passatwolken, die sich vor denjenigen Inseln stauen, deren Berge höher sind, weshalb die östlichen, flachen Inseln Graciosa, Lanzarote und Fuerteventura nicht in diesen Genuss kommen und vergleichsweise trocken bleiben.







Weiter durch sonnendurchflutete Pinienwälder und über Aschehänge führte der Weg zu der kleinen Ermita San Salvador, wo wir unser für jede Wanderung obligatorisches Picknick einnahmen. Der Vorplatz war mit bunten Plastikfähnchen geschmückt (Später in El Pinar sahen wir die Dorfstraßen überspannt mit Wimpeln aus alten, aus Tüchern, Hemden und T-Shirts handgemachten Stofffetzen.).

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Feuchter als die Pinienwälder sind die Lorbeerwälder, dichter und (immer-)grüner, der Boden mit Blättern, statt Nadeln gedeckt. Die zweite Wanderung führte uns um die Vulkankegel von Tanganasoga und durch die Palos Blancos. Der Ausdruck, die „weißen Stöcker“ oder Stämme (nautisch bedeutet Palo auch Mast), bezeichnet botanisch den Akazienbaum.

Der Ausgangspunkt war Hoya del Pino, ein Picknickplatz (die Spanier lieben Grillplätze im Grünen, wo sie an Wochenenden mit Großfamilien einfallen und die Lärmemission auf ein Maß jenseits der erlaubten und schon weit außerhalb des erträglichen liegenden 120 Dezibel heben), der, wie der Name vermuten lässt, in dichtem und dunklem Pinienwald liegt. An diesem Wochentag, zumal schon später am Tag, waren wir die einzigen Besucher, wurden aber trotzdem von einer jungen Spanierin, die im Aufsichtshaus Dienst schieben musste, auf das Hundeverbotsschild hingewiesen und angehalten, Nico an die Leine zu nehmen. Wir versicherten, dass wir nicht vorhatten, mit dem Hund zu Grillen und den Picknickplatz lediglich als Einstieg zu unserer Wanderung passieren wollten.


(Solche Wannen unter Bäumen oder Sträuchern findet man auf El Hierro häufig. Nicht selten liegen diese Gegenden in dichtem Nebel der Passatwolken. Und viele der hier wachsenden Bäum, wie der berühmte Garoé, der Ureinwohner, der Bimbaches, haben die Fähigkeit den Nebel zu „melken“. Bis zu 80 Liter Wasser täglich kondensiert an den Blättern und tropft in die Auffangwanne. So tragen diese Anlagen erheblich zum Wasserhaushalt der Insel bei, die nur wenig Süßwasser besitzt. Dazu in einem späteren Beitrag mehr.) 



Nach mühevollen Aufstieg erreichten wir die Gipfelgegend des Tanganasoga, wo sich die Wälder lichteten und Blick auf die Aschehänge freigaben. Ein Picknickplatz nach unserem Gusto, lichtdurchflutet unter den lockeren Wölkchen, mit weitem Blick bis hinunter zur Küste und über den Ozean. Eine gute Wahl, denn kurz nachdem wir die Wanderung fortsetzten, führte der Weg in dichten Wald (Lorbeer, Akazien?), nun wieder steil hinab bis zu einer Fahrpiste, auf der wir unseren Rückweg am Hang des Golfo nach Osten antraten. Wir fanden einige, teils bewirtschaftete, teils aufgegebene Obstgärten mit Apfelbäumen, Orangen, Zitronen, Feigen und einer uns unbekannten Apfelsorte (mit Gelber Schale und zitronigem Duft), die leider noch nicht reif war und dessen Bitterstoffe dem Gaumen nicht sehr schmeichelten.

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