Bahia de Camamu/Rio Maraú

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Eine Tagesreise südlich von Morro de São Paulo liegt die Mangroven- und Flusslandschaft der Bahia de Camamu. Die Insel Campinho schützt die Bucht vor der Brandung des Atlantiks und fast parallel zum Ozean fließt in deren Rücken der Rio Maraú. Hat man die gut kartografierte Einfahrt mit ihren Riffen, Sandbänken und überspülten Felsen hinter sich, fließt der Rio Maraú gemächlich und ruhig, nimmt Wasser aus vielen Verzweigungen auf und bildet zahlreiche Inselchen und Kanäle, die zum Ankern einladen, so es der Tiefgang des Schiffes zulässt.
Wir verbringen zunächst zwei Tage hinter der Ilha Campinho und in einem schmalen Kanal der das Inselchen Goio von der Hauptinsel trennt. Die Fotos unserer nautischen Führer zeigen noch eine unbebaute Landzunge. Doch zehn Jahre später gibt es hier zahlreiche Bars und Restaurants an deren Stegen vor allem Sonntags unzählige Tagesausflügler aus Schnellbooten ausgeladen werden. Ein gelungener Tagesablauf sieht folgendermaßen aus: Möglichst schnell über das Wasser donnern, dabei mit so lauter Musik beschallt werden, dass die zwei mal zweihundertfünfzig PS starken Außenborder übertönt werden, in einer Strandbude (mit möglichst lauter Musik) Bier trinken und spachteln, Lärm produzieren und genauso laut und schnell wieder zurück donnern.
Am Montag findet man ruhige Fleckchen, sogar mit einer Strandbude für sich alleine. Nico kann es kaum erwarten am Strand zu toben und mit Ball oder Gummihuhn zu spielen.
 
Drei Segler vor Anker in dem kleinen Kanal zwischen Ilha Campzinho und Ilha Goio. Auf unserem Weg bis Maraú begegnen wir keinen anderen Seglern. Die paar wenigen Schiffe an den Ankerplätzen waren fest vermoort und ohne Besatzung. Kurz vor der Einfahrt in die Bucht kam uns ein Segler mit deutscher Flagge entgegen. Wir nehmen über Funk Kontakt auf, es ist die TARA und Uwe, der Skipper, erzählt uns, dass wir seit einem Jahr das erste deutsche Schiff sind, dem er an der brasilianischen Küste begegnet. Er ist auf dem Weg nach Norden und in Salvador wird sich das sicherlich wieder ändern.
Der Traum eines jeden Fahrtenseglers: Selbst gesammelte Kokosnüsse mit der Machete enthaupten.
Kurz vor Maraú gibt es eine Süßwasserquelle inmitten eines Sandcliffs.
Gegenüber von Maraú liegt das Anwesen eines deutschen Seglers und Auswanderers. Jens ist mit seiner peruanischen Frau Blanca vor Jahren hierher gekommen und geblieben. Sein Schiff hat den gleichen Riss wie die Ketsch JOSHUA von Bernard Moitessier, den Jens noch persönlich kennengelernt hatte. Das Schiff heißt eigentlich BEM. Den Namen wollten die brasilianischen Behörden bei der Ummeldung aber nicht zulassen, da es im Portugiesischen gut heißt. Also hat Jens einfach davor und dahinter ein A zu ABEMA ergänzt. Sollte er noch einmal nach Deutschland zurück kommen, kann man die beiden As einfach entfernen und man hat wieder die BEM.
Zwölf Hunde leben mit den beiden hier auf einem zig Hektar großen Grundstück.
Das Küchenhaus. Eines von mehreren fest gemauerten Häusern, die auf dem Hügel verstreut nach und nach entstanden sind. Wohnhaus, Gästehaus, Arbeiterhäuser, Werkstatt. Zunächst nett, aber mit der Zeit zu viel Arbeit.
Jens hat in seinem Garten Cashews, Caju (Auf dem Bild oben. Lecker aber klebrig.), Avocados, Mangos und vieles mehr. Wir dürfen uns einen riesigen Büschel Zitronengras abschneiden und bekommen Nüsse, Avocados und Mangos geschenkt.
Einer der vielen Ankerplätze zwischen den zahlreichen Inseln. Überall gibt es (zumindest bei Niedrigwasser) Sandstrände zum anlanden.
Überall Kokosnüsse. Nur wie daran kommen? Bernard Moitessier beschreibt das Aufentern von Kokospalmen in seinem Buch Weite Meere, Inseln und Lagunen. Er nennt es die asiatische Methode: „1. Man bindet sich einen Ring um die Füße. Ein Frotteehandtuch oder ein zum Ring geknoteter Parea sind dazu geeignet. Man kann sich auch einen Ring aus Parau-Rinde machen. 2. Immer die Fußsohlen gegen den Baum drücken… Der Kletterer umklammernden Stamm mit beiden Armen, dann zieht er die Beine nach… Eine Regel gibt es noch, die man sich unbedingt in den Kopf einhämmern mus, will man den Rest seiner Tage nicht im Rollstuhl vor dem Fernseher verbringen: Niemals, aber auch wirklich niemals, darf man sich am ersten, am untersten Palmwedel festhalten! Er löst sich ohne jede Vorwarnung: Das kann tödlich sein.“ Vielleicht hat Keith Richards diese wichtige Regel vergessen, als vor einigen Jahren durch die Presse ging, er sei von einer Kokospalme gefallen.
„Wie wirft man eine junge Kokosnuss hinunter, ohne dass sie unten zerschellt? Nun, man dreht sie wie einen Kreisel, dann fällt sie auf die Spitze.“ Schafft man es von unten mit einer langen Stange und Haken bewaffnet an die Kokosnüsse heranzukommen: „Die herabfallende Kokosnuss im Auge behalten, denn ihr kann eine zweite folgen, und die ist ebenso schnell.“
Nico hat auch gefallen an herumliegenden Kokosnüssen gefunden, seit er gemerkt hat, dass da leckeres Kokoswasser drin ist.
Die Beute.
…und wenn die Kokosnüsse zu langweilig geworden sind, jagt man Krebsen hinterher, die im Wasser verschwinden oder sich im Sand eingraben.
Irgendwo muss der Krebs doch verschwunden sein. Hund muss nur tief genug graben.

 

2 Antworten

  1. Michaela

    Es macht immer wieder Spaß, zu lesen und sich die schönen Bilder an zu schauen. Schöne Grüße in die Ferne aus dem echt kalten Bochum:-)
    Michaela