Auf dem Weg nach Tarrafal, dem Haupthafen von São Nicolau, legen wir einen Zwischenstopp in Carriçal, dem östlichsten Weiler der Insel ein. Wir ankern vor der Einfahrt der kleinen Bucht, in der Fischer mit altertümlichen Ruten aus Holz kleine Köderfische zum Thunfischfang angeln. Nur wenige Meter rechts und links von uns brechen sich die Wellen an den Riffen. Um unseren Schwojkreis zu minimieren, ankern wir mit zusätzlichem Heckanker zur offenen See.
Im Ort finden wir eine verschlossene Bar und einen Rum Shop (Don Street nennt so die kleinen Läden, die durch eine Mischung aus Tante-Emma-Laden und Pinte die Minimalversorgung der Dörfer sichern), sowie in zwei unterschiedlichen Häusern untergebrachte Schulklassen und frei herumlaufende Hühner und Ziegen. Die Leute sind nett und zurückhaltend und vermutlich an vereinzelte Segler, die hier vorbeischauen schon gewöhnt. Zwei Deutsche vermieten in Carriçal Appartments und wie wir von zwei Schweizern erfahren, die sich dort eingemietet haben, gibt es auf Wunsch täglich frisches Brot.
Laut Reiseführer gibt es eine lediglich für Allradantrieb ausgestattete Wagen zugängliche Zufahrtsstraße und so verlieren sich nur wenige Leute hierher, obwohl der Strand mit einigen Kokospalmen der schönste von São Nicolau sein soll. Na ja. Auf den ersten Blick, vielleicht von See oder aus dem Helikopter, doch nicht bei näherer Betrachtung: Dreckiger Sand, angespülter Müll, schlammiges Wasser, am Strand werden Palmenreste und sonst was verbrannt (alte Autoreifen waren nicht dabei).
Der Ort gibt also nicht so viel her, wie wir erhofft hatten und so entscheiden wir, schon am nächsten Tag weiter zu fahren. Auch wegen der noch immer bedrohlich nahe brechenden Dünung, verursacht durch den Nordwest-Grundschwell, der fast alle Ankerplätze auf den Kapverden ungemütlich machen kann. Und dieser Grundschwell hat absolut nichts zu tun mit dem Wind, sondern kommt von weit her aus dem nördlichen Atlantik.