Wie Marcel schon berichtete, haben wir auf Lanzarote zwei – ach was, drei – wunderbare Vulkanwanderungen gemacht. Ausschlaggebend war nicht nur meine große Liebe zu den Vulkanen, sondern in diesem Fall vor allem der Tipp des jungen Mannes, der uns so engagiert und überaus freundlich die Casa de Saramago gezeigt hat. Saramago war steinbegeistert, sammelte diese aus allen Regionen der Welt, die er bereiste. Es liegt auf der Hand, dass er sich auch für Vulkane interessierte. So ließ er sich vor einem der schönsten oder auch vor dem eigenwilligsten Vulkanberge Lanzarotes fotografieren. Diesen wollten wir sehen – als Fahndungsfoto diente uns eine Postkarte. Diesen Vulkan zu finden, zu umrunden und in die seitlich weggesprengte Caldera reinzuschauen – das war unserer Plan und die erste Station von insgesamt drei Vulkanbegehungen (nach dem selben Muster), die wir uns für heute vorgenommen haben.
Das Wetter war nur teilweise “optimal” für eine Vulkanwanderung: es nieselte und wir hatten nur kurze Abschnitte Sonne zu erwarten (= gut). Es wehte ein ordentlicher Wind mit böigen Anwandlungen (= nicht gut, weil man die Gefahr lief, von den unbewachsenen steilen Hängen weggeweht zu werden). Einfach gutes Wetter wäre auch zu langweilig gewesen.
Am Anfang steht also die Postkarte.
Nach dem “Saramago-Vulkan” ging es dann weiter mit dem “Roten” – zwei, meiner Meinung nach, schönsten Vulkane (alle Namen sind meine Erfindung und entsprechen nicht den realen Namen). Bewegend und dramatisch, wie sich die Farben der Vulkane mit dem Lichteinfall veränderten und eine vielfältige Palette an Stimmungen erzeugten.
Der Blick in die Caldera, die im übrigen hier nicht weggesprengt ist, wurde uns verwehrt. Mir, weil ich an der steilen Flanke nicht so hoch hinauf konnte wegen meiner dummen Höhenangst – Marcel, weil er sich auf den letzten steilen Metern nicht getraute, den wegrutschenden ‘Granulatboden’ zu viel Vertrauensvorschuss zu geben.
Als Abschluss des Tages lag vor uns eine längere Wanderung um den “Weißen-Vulkan” – eigentlich ein Doppelvulkan, wie wir später merkten. Dass es unsere Königsetappe werden würde, war uns nicht klar. Doch der Weg wurde länger und länger. Nach anfänglichen Regengüssen mitten im kilometerlangen Lavafeld, kam die Sonne mit voller Kraft wieder zum Vorschein und brannte uns regelrecht aus als wir den “Weißen” umrundeten und zudem auch noch in seinen Windschatten gerieten. Es folgte eine lange Suche nach einem schattigen Plätzchen, wo wir ausruhen und picknicken hätten können. Wundersamerweise wuchsen im Lavafeld direkt neben dem versteinerten Lavafluß und der Vulkanflanke offensichtlich zum Teil recht alte Feigenbäume, die von mittlerweile zerbröckelten Lavamauern umgeben waren. Offenbar lieferten diese Mauern das bisschen Morgentau und Schutz vor zu schnellem Austrocknen. Diese Methode war uns übrigen von den kroatischen Kornati-Inseln bereits bekannt, die auch gar keine natürlichen Wasservorkommen haben.
Die größte Enttäuschung des Tages, die meine letzten Kraftreserven raubte, war die Nachricht, dass Marcel das von mir seit Stunden ersehnte Bier im Auto gelassen hat… das und noch die Tatsache, dass wir für die restlichen 8 Kilometer unter Sonne nur 500 ml Wasser für zwei hatten…
Und am Ende des Tages eine unverhoffte wunderbare Location! Abendessen mit Sonnenuntergang – den Nico so liebt – mit Lapas (die ich liebe) und frischen Fisch für Marcel.