Marcel, 05. 01. 2010

InKaş klarieren wir aus. Zunächst geht es zum Hafenamt, dann zum Zoll, zur Polizei und wieder zum Hafenamt. Nach einer Stunde habe ich die Prozedur hinter mir. Wir haben die Stempel in den Pässen und dürfen offiziell ausreisen.

Ein letzter Blick auf die kleinasiatische Küste. In nur wenigen Minuten sind wir in europäischen Gewässern. Na ja, zugegebener Maßen werden wir Kleinasien noch in den nächsten Monaten vor der Nase haben…

Einklarieren in europäische Gewässer. Wir setzen die gelbe Flagge Q (An Bord ist alles gesund, ich bitte um freie Verkehrserlaubnis) und machen uns auf den Weg zum Hafenamt. Zoll gibt es hier nicht. Auch keinen Hafenarzt. Der Polizist wird vom Hafenamt angefordert und kommt in zwanzig Minuten mit einem Geländewagen die Schotterpiste angerumpelt. Wir liegen mit Chulugi direkt vor einem weißen Blechcontainer, in welchem die Polizeistation aufgehoben ist. Ein Seecontainer? Nimmt die nächste Fähre die Polizeistation wieder mit?

Marcel, 04. 01. 2010

Ein Dorfhund aus Ücagiz und unsere nette Wanderbegleitung… die ehem. Mißhandlungen sah man ihm am Fell noch an… leider konnten wir ihn nicht mitnehmen. Ein ziemlich guter Kletterer und Wanderer – möglicherweise auch ein Landschaftsgenießer.

DAS ‚Wahrzeichen‘ von KALE: natürlich ein Sarkophag. Es stand nicht immer im Wasser, sondern wie die anderen an Land. Doch dieses Land um KALE senkt sich seit Jahrhunderten ab, weil die afrikanische Platte auf die europäische stößt… ein bekanntes Problem. Nun reagiert aber dieses Land hier anders, als die Wissenschaftler es berechnen, denn es senkt sich, statt sich zu heben. Leider konnten wir die versunkene lykische Stadt nicht sehen, denn das Wasser war zu trübe im Winter.

Die Sarkophage sind lykischen Ursprungs. Lykien ist eine antike Bezeichnung für den Südwesten der kleinasiatischen Küste. Das Volk der Lykier hatte eine eigene Kultur, Sprache und Schrift. Ausserdem einen Hang zu repräsentativen Grabanlagen in der Form von Felsgräbern, Pfeilergräbern und den bei unser Wanderung allgegenwärtigen Sarkophagen mit spitzen Deckeln.

Eine bekannte Persönlichkeit Lykiens ist der heilige Nikolaus, der um 330 Bischof von Myra war. Nikolaus ist unter anderem Patron der Seefahrer und Händler, unter anderem der Hanse. In Not geratene Seeleute riefen den Heiligen an. Ihnen erschien ein mit Wunderkräften ausgestatteter Mann, der die Navigation übernahm und für den richtigen Trimm der Segel sorgte. Auch lies er den Sturm abflauen, bevor er verschwand. Als die Seeleute später in der Kirche von Myra dem Heiligen dankten erkannten Sie ihn wieder.

Um 1087 raubten italienische Seeleute die Gebeine des Heiligen aus der von Muslimen besetzten Stadt, indem Sie die Knochen in Gefäßen mit Schweineschmalz versteckten. Sie brachten die Reliquien nach Bari, wo sie noch heute verehrt werden.

Ausserdem ist Nikolaus von Myra Schutzpatron von Serbien und Kroatien, unserem Reiseziel im Herbst 2010…

Marcel, 03. 01. 2010

Nach Sturmfahrt mit 7bf und Böen mit 8bf erreichen wir die doppelt geschützte Kekova Reede (die Bucht innerhalb der Bucht). An diesem Tag haben wir unsere Stagfock eingebüßt, die mit einem lauten Knall in zwei Teile gerissen ist.

Marcel, 02. 01. 2010

Der Morgen in unserer Neujahrsbucht begann mit sonnigem Wetter ohne viel Wind. Auf der Route südwärts nach Taslik Burnu nahm der Wind dann nach und nach bei weiterhin strahlendem Sonnenschein immer  deutlicher zu. Als wir Taslik Burnu am Mittag rundeten blies es mit 6bf als uns ein schnelles Motorboot entgegen kam, welches offensichtlich direkt auf uns zu hielt. Die türkische Küstenwache kam auf wenige Meter an uns heran und versuchte uns mit einer Flüstertüte auf einen aufkommenden Sturm hinzuweisen. Storm is comming. Pleasy go directly to the next marina. Es sah nicht nach Sturm aus. Das Wetter schien sich bei 6bf zu stabilisieren, doch die Küstenwache ließ nicht locker uns versuchte es dann noch über Funk. Ich versicherte schließlich, die Marina in Finike anzulaufen, welche eigentlich gar nicht unser Ziel war. Wir wollten direkt zur Reede von Kekova. So verloren wir wieder einen Tag und verbrachten den Abend in einem Restaurant nahe der Marina. Der Trost war ein wunderbarer Blick auf die schneebedeckten Berge im Hinterland.

Wenn man im T-Shirt und bei 20°C in der der Sonne Anfang Januar mit einem Glas Weißwein im Cockpit zu Mittag isst, bilden die weißen Gipfel eine traumhafte Kulisse. Der Schneematsch in den Straßen Kölns, der sich mit dem so genannten abstumpfenden Streugut vermischt und in braunen Schlammbächen unsere Schuhe ruiniert, eignet sich dagegen lediglich als Grundrauschen für depressive Stimmungen. Meiner Meinung nach ist Schnee generell nur aus der Entfernung zu ertragen.

Marcel, 01. 01. 2010

Nach über 70sm erreichen wir am späten Nachmittag unsere erste Ankerbucht. Pinienduft empfängt uns bei der Einfahrt in die geschützte Bucht. Am Strand eine einsame Hütte, aus der Rauch aufsteigt.

Marcel, 31. 12. 2009