Marcel, 30. 08. 2010

Der Wecker klingelt um 0400. Ein Kaffee muss sein, dann heißt es um 0430 Leinen los. Sonnenaufgang in der äußeren Bucht von Kotor vor Herzeg Novi. Die Kroatische Gastlandflagge liegt bereit. Zwischen kommt ein wenig Wind und damit die Hoffnung auf zu segeln, doch die Strecke bis Cavtat müssen wir wieder unter Motor zurücklegen. Cavtat, der Name kommt vom lateinischen civitas vetus, ist unser Einklarierungshafen in Kroatien. Von dort wollen wir weiter zu der Mungo-Insel Mljet. Die Stadt war über Jahrhunderte der Hafen Dubrovniks, mit Werften und Lazaretten. Wie Perast hatte Cavtat den Ruf hervorragende Seeleute hervorzubringen. Wir schlagen hier einen Bogen nach Kos, denn Cavtat trug noch bis zum Zweiten Weltkrieg Asklepios, den Gott der Heilkunst, mit dem von einer Schlange umwickelten Stab im Stadtwappen.

Uns präsentiert sich Cavtat als kleiner, quirliger Urlaubsort mit Charakter. Eine hübsche Promenade mit Restaurants und Palmen. Viel altes Mauerwerk. Und an der Mole eine Reihe von Megayachten. Mehr noch, als in Kotor.

Bei der Einklarierungsprozedur haben wir Pech: Zunächst legen wir ein paar Meter zu weit östlich an der Mole an. Wir hätten jedoch neben dem großen gelben Q am Zollpier festmachen müssen. Also verholen wir dorthin, um dann festzustellen, dass die Hafenpolizei zu Tisch ist und erst in einer halben Stunde wieder im Büro anzutreffen ist. Als dort alles erledigt ist, sagt uns der Hafenmeister, dass aufgrund eines Stromausfalls die Einklarierungsprozedur nicht weitergeführt werden kann. Wir laufen auch noch zwei mal zum Geldautomaten, da offensichtlich die Gebühren zur Einreise und die Kurtaxe erhöht wurden. Der Beamte allerdings ist geduldig und freundlich. Wir erfahren, dass er einen Freund in Bochum hat.

Am Kai lernen wir unterdessen den hilfsbereiten Schwaben Herbert kennen, der uns einige Tipps gibt. Herbert ist seit 5 Jahren mit seinem Katamaran in Süddalmatien unterwegs. Wir plaudern bei einem Bier auf seinem großen und schattigen! Achterdeck.

Um 1500 geht´s endlich weiter zu der Insel Mljet!

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Marcel, 29. 08. 2010

Viel zu spät machen wir uns auf den Weg zu einem Ort namens Stoliv an der inneren Bucht von Kotor. Wir bekommen einen Bus und reisen mit den Einheimischen durch die Dörfer – Fischerdörfer. Die Straße ist so eng, daß der Bus anhalten muß, um Fußgänger und/oder entgegenkommende Fahrzeuge durchzulassen. Ich muß häufiger wegschauen…
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Unsere ‘Bushaltestelle’ – wir entdecken sie nur deswegen, weil einige Leute an der Straße stehen und erwartungsvoll auf den Verkehr achten.
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Vollbesetzt fahren wir los. Um leider viel zu früh auszusteigen. So daß wir in der Mittagshitze schon einige Kilometer zusätzlich machen müssen. Dann aber geht es richtig zu Sache: die erste Station, wo wir auch Picknicken wollen, ist Gornji Stoliv: ein Bergdorf, das (natürlich) irgendwann verlassen wurde. Hier leben allerdings noch ein paar alte Bauern. Auf einen treffen wir und andere Lebewesen hören wir zumindest herumwerkeln. Die Häuser sind, wenn nicht gänzlich verfallen, dann sehr groß und in ihrer steinernen Einfachheit ziemlich prächtig. In diesem Fall hoffe ich, daß doch der eine oder andere wohlhabende Aussteiger sie rettet.
Die Weintrauben sind dort jedenfalls köstlich gewesen!
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Hinter dieser grünen Tür entdecke ich ein herrliches Haus mit einer wunderbaren Terrasse! Was für eine prächtige Weinlaube mit ausblick über die Bucht! In der ersten Etage luge ich durch die (leider schon) zerbrochenen Fenster und sehe wunderbare, schlichte Möbel aus Bugholz! Natürlich hätte ich dieses Haus selbst gerne und zwar sofort gekauft.
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Wir picknicken im Schatten vor der Kirche:

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Ein neugieriger Einheimischer schaut kurz vorbei:
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Die nächste Etappe unser Tour ist äußerst anstrengend, ich bin fix und fertig zwischendurch. Darüber hinaus wissen wir nicht mal, ob wir auf dem richtigen weg sind, denn uns begegnen keine Markierungen mehr. Es ist wahrscheinlich überflüssig zu sagen, daß unserer Wanderführer wiedermal der Kilometerüberflieger “Rother” ist!!!
Marcel hat aber eine sehr gute Orientierungsinn und wir erreichen tatsächlich auch den ‘Gipfel’ des Sattels markiert mit einem eisernen Kreuz. (Wahrscheinlich weil dort mindestens ein Rother-Wanderer tot umgefallen ist.)
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Wegimpressionen bis zum Eisernen Kreuz:

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Marcel, 29. 08. 2010

Die Stadt Kotor liegt am östlichsten Ende der inneren, eigentlichen Bucht von Kotor, umrahmt von bis zu 1.894m hohen Bergen und nur einige wenige Seemeilen von Perast entfernt. Wir liegen mit Blick auf die Altstadt vor dem Yachthafen vor Anker. Nein, leider haben wir keinen Blick auf die Mauern der Altstadt – ein riesiges Kreuzfahrtschiff liegt vor uns an der Pier und versperrt uns die Sicht. Doch die zum Stadtbummel ausgeladenen Touristen werden per Megaphon am Abend wieder zusammengetrieben und der weiße Riese gibt uns den Blick frei auf den durch die UNESCO geschützten Altstadtkern. 1979, kurz vor der Aufnahme in die UNESCO-Liste ist Kotor durch ein Erdbeben stark beschädigt worden. Vieles ist mit internationaler Hilfe wieder aufgebaut worden. Und so präsentiert sich die Altstadt hübsch herausgeputzt für die vielen Touristen, die sich durch die mittelalterlichen Gassen schieben. Wir lassen uns auch schieben, auf der Suche nach einem auch für Vegetarier geeigneten Restaurant. Nach langer Suche und mit immer größerem Loch im Bauch landen wir dann auf Grund interessanter Alternativen in einer Pizzeria mit schöner Terrasse und mäßiger Pizza.

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An Fotomotiven mangelt es nicht in Kotor.


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Beim Friseur.

Marcel, 28. 08. 2010

Die alte Stadt Perast schmiegt sich gegenüber der Meerenge, die die äußere und die innere, die eigentliche Bucht von Kotor, voneinander trennt, an den Hang der Berge. Das Wasser ist noch bis nahe zum Ufer zu tief um frei zu ankern, so dass wir mit Buganker und Achterleinen an der Mole festmachen. Die Seeleute und Kapitäne aus Perast hatten über Jahrhunderte einen exzellenten Ruf. Die großen restaurierten Paläste gehörten den Familien der Kapitäne, welche unter anderem für die Venezianer oder den Zaren Peter den Großen Schiffe befehligten. In der ehedem berühmten Seefahrerschule ist heute ein Museum untergebracht. Einen noch immer gepflegten Brauch konnten wir miterleben: Wenn kroatische Schiffe an Perast vorbei fahren, werden zum Gruß die Glocken der Kirche geläutet.

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Vor Perast liegen zwei winzige Inselchen. Die eine beherbergt eine Benediktiner Abtei, die andere einen Friedhof für Seefahrer.

Marcel, 27. 08. 2010

Der Anker fällt kurz vor Sonnenuntergang in einer kleinen Bucht hinter dem Kap Mirista. Die Kulisse könnte kaum besser sein: Die Sonnen versinkt hinter der kleinen Insel Mamula, die mit einem Fort den Eingang zur Bucht von Kotor bewacht. Ihr zu gesellt sich auf dem gegenüberliegenden Kap Mirista die Ruine eines österreichischen Beobachtungs- und Verteidigungspostens. Die Insel selbst ist nach einem General der k. u. k. Armee benannt. Die Verteidigungsanlage wurde in ein Hochsicherheitsgefängnis umgebaut.

Direkt neben uns liegt ein winziges Felseiland mit einem Haus und einer Kapelle – die Insel eine Eremiten. Dieser wird vom Land mit Musik aus einer Strandbar beschallt, die gleichzeitig ein Verleih für diverse Wasserspielzeuge aus Plastik darstellt.

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Nachdem der Anker sitzt: Treibenlassen im Abendlicht.

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Links das Fort der Österreicher, rechts die Kapelle des Eremiten.

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Der Eingang zur Bucht von Kotor. Links neben der versinkenden Sonne die Insel Mamula. Im Vordergrund die Insel des Eremiten.