Marcel, 04. 06. 2010

Vorbei an Stavros, dem Drehort von Alexis Sorbas fahren wir unter Motor weiter wir in Richtung Chania um dort Diesel zu bunkern und einen Ersatzschäkel (den mittlerweile zweiten) für das Großfall zu kaufen.

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Am Nachmittag legen wir von Chania wieder ab. Wir haben 193 Liter Diesel gebunkert und den Schäkel des Großfalls ersetzt. Der Ort wird im Winter eine angenehme Atmosphäre haben. Viele alte Häuser reihen sich um den Hafen und schmiegen sich eng aneinander. Die Fassaden sind in Ocker- und Rottönen getüncht. Dazwischen stecken einige moderne Bauten, die sich jedoch unauffällig zwischen die Fassaden mischen. Jetzt zur Hauptsaison war jedoch an einen ruhigen Stadtbummel nicht zu denken, und zumindest in der Altstadt rings um den Hafen wurde nur Tünnef und Nippes feilgeboten.

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Der Hafenmeister war äußerst zuvorkommend. Als er unsere Enttäuschung auf die Information bemerkte, dass es Diesel erst wieder am nächsten Morgen und dann nur bis 1100 werden kann – eine Anordnung der Hafenpolizei –, organisierte er doch noch, dass der Tankwagen zu uns an die Pier kam. Auch den Schäkel des Großfalls konnten wir fünf Minuten vor Ladenschluss noch erwerben.

Endlich können wir ein paar Meilen segeln. Doch auch dieses Vergnügen scheitert am frühen Abend am Gegenwind. Um noch halbwegs im hellen einen Liegeplatz anzusteuern, entscheiden wir uns, Balos wegen der Westwindlage auszusparen, und Kissamos anzusteuern. Doch auch dort kommen wir bei Dunkelheit in dem kleinen Hafen an und gehen am schiffs- und menschenleeren Betonpier längsseits. Der Hafen wirkt für die zwei großen Ausflugsboote nach Balos und ein paar Fischer etwas zu überdimensioniert. Riesige Betonmolen mit hell erleuchteten Parkplätzen empfangen uns hier. Eine Taverne mit übellaunigem Wirt und eine verschlossene Zollstation deuten auf mehr Aktivität hin. Doch auch am nächsten Tag haben wir den Eindruck als dass der Hafen schon bessere Zeiten gesehen hat .

Joanna, 04. 06. 2010

Wir kamen von der Seeseite her – natürlich. Es war noch Dämmerung und der Tag begann sich erst langsam zu regen als wir die sehr schmale, sehr tiefe Seeräuberbucht erreichten. Ich habe auf spielgelglattes Wasser gehofft, damit wir trotz des sehr tiefen Wassers hier ankern könnten.

Mein Ziel: von der Seeräuberbucht aus zu einem verlassenen Kloster, zu einer Eremitenhöhle, einer Maria-Kapelle in der “Bärenhöhle” und schließlich am Ende der Tour zu einem sehr bekannten, wehrhaften Kloster zu wandern. Poseidon war mir wohlgesonnen und ließ das Wasser ruhig und eine kleine ‘Untiefe’ von 16 Metern entstehen. Wir konnten den Anker fallen lassen.

Aber es sollte trotzdem anders kommen… wie immer war ich für die vorgesehene Dauer der Wanderung – ca. 2,5 Stunden – viel zu langsam. Angesichts der vielen Natur- und Kultureindrücke, die alle paar Meter auf mich warteten, war an einen wandermäßigen Schnellschritt nicht zu denken und auch nicht erwünscht.

Die erste Überraschung war die fjordartige Bucht selbst: Unglaubliches azzuro-grünes Wasser und eine in Naturstein gehauene Anlegerstelle. Sie diente früher nicht nur den München als Pier, sondern auch den Seeräubern, die das Kloster regelmäßig übervielen. So sahen sich die frommen Männer irgendwann dazu gezwungenen, nachzugeben und sich ein auf der Höhe gelegenes neues Kloster – wehrhaft wie eine Burganlage – zu bauen: mein eigentliches Tourenziel.

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Ich ruderte also in diese wunderbare Bucht, während die Jungs sich auf Chulugi die Zeit vertrieben (mit schlafen, trinken und baden wie echte Piraten eben). Mich zog es eher auf den Spuren der Piraten hoch hinaus und zu dem verlassenen Kloster.

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Die Fotos zeigen den ‘natürlichen Anleger’ oder aber die Ruinen von ‘Hafenanlagen’. Ich habe gelesen, daß in der Nähe der Bucht Steine abgebaut wurden und diese Stelle zu einem Steinbruchan- und ableger wurde.

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Wie ein echter Fjord.

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Der Wanderweg entpuppte sich sogleich als eine Schluchtwanderung – und was für eine! Die Fotos geben die Eindrücke sehr ungenügend wieder, da die starken Helldunkelkontraste, die in der Schlucht vorherrschten, von der Kamera nicht dem visuellen Eindruck entsprechend festgehalten werden konnten.

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Und dann schließlich die Bogenbrücke – gewaltig umspannte sie die Schlucht, in deren Tiefe die Wanderung mit den blauen Markierungspunkten weiterging (wohin weiß ich jedoch nicht, weil es in meinen Wanderbüchern nirgends beschrieben ist. Ich war sehr versucht, den blauen Punkten zu folgen…)

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Das verlassene Kloster liegt oberhalb dieser Bogenbrücke und man muß einen steilen Pfand nehmen (=hochkrachseln; ich nahm übrigens aus versehen den falschen, nämlich einen noch steileren Ziegenpfad und wunderte mich, wie man diesen Pfad den ungeübten Wanderern zumuten könne).

Was für ein Ausblick, was für eine ehemals schöne Anlage!

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Unverkennbar italienische Renaissanceeinflüsse (was für eine orthodoxe Kirche eher ungewöhnlich ist, denn die Fremdherrschaft der Venezianer und damit der Katholiken war ein zusätzliches Hindernis, Kunstformen der jeweils anderen Religion zu übernehmen): die beiden Spitztürmchen bzw. Bögen, der Spitzgiebel mit dem (in sehr bröckeligem Zustand) Arkantenfries und schließlich die Felsenkirche selbst mit ihrem Rundfenster über dem Haupteingang und den ziselierten Pfeilern an den Seiten. Das Kircheninnere war neueren Datums bzw. ähnelte mehr einer Grotte. Von der Decke tropfte unablässig Wasser und es ist nur eine Frage der Zeit, wann sich hier Stalaktiten und Stalakmiten bilden werden. Ich schob die zur Anbetung ausgestellte Ikone zur Seite, auf der die vielen Männer wie stellvertretend für die ehemals geflüchteten Mönche die Hände zum Gebet heben und in dieser wunderbaren stillen Landschaft die Stellung halten, damit sie nicht selbst zu Stalaktiten werden.

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P6042198 [Ein Suchbild: Wo sind die kleinen Berghütten?]

Mein Weg führte einen langen als Treppe angelegten Weg hoch, ich bewunderte die Schlucht und die Berghänge mit ihren gut in die Landschaft assimilierten Bebauungen, die bestimmt noch die Mönche angelegt hatten, als sich unvermittelt zu meiner Rechten ein Höhleneingang öffnete.

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Ich muß gestehen, so sehr mich Höhlen und Grotten anziehen – über Jahrhunderte genutzt, nicht selten zu sakralen, mythisch aufgeladenen und verehrungswürdigen Räumen gewachsen –, so sehr wecken sie auch tiefsitzende Ängste in mir. Also, schnell ein- und ausatmen und einen Schritt hinein wagen.
Der kleine improvisierte Altar machte mir schnell deutlich, dies müßte die Höhle des Eremiten Johannes (Ioannes) sein.  Ich zündete eine Kerze an und leuchtet mit der bereitgestellten Scheinwerferlampe in das Dunkel der Höhle. Sie war nicht besonders lang, aber für mich unheimlich genug. Ich vermute, in ihrem Inneren gibt es noch einen weiteren Altar.

Was folgte, waren atemberaubende Ausblicke und ein wunderschöner gepflasterter Pilger- und Eselspfad! Ich war überwältigt. Und all diese Schönheit nur für mich alleine, denn hier war weit und breit kein anderer Mensch. Nur die sehr zahmen Ziegen – offenbar auch nicht mehr an Menschen gewöhnt – begleiteten meinen Weg.

Und weil meine Begeisterung ausgekostet werden wollte und Zeit dabei keine wesentliche Rolle spielte, mußte ich auf die Bärenhöhle und auch auf das wehrhafte Kloster (noch von Mönchen bewohnt) verzichten und wieder in die Schlucht hinabsteigen, die plötzlich so weit unten lag…

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Der Rückweg:

Gleisendes Licht auf dem Berg. Das Meer verlockend blau und kühl in der Ferne.

P6042215 P6042205 Ich teilte mein Imbiss mit den Ameisen.

Und wieder in der schattigen Schlucht:

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Dann der vertraute Anblick des schimmernden Wassers – die Fjordbucht und um die Ecke die wartende Chulugi mit den badenden Jungs:

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Es war die schönste Wanderung, die ich bisher gemacht habe…

Und hier noch mehr Fotos:

Marcel, 04. 06. 2010

Wir starten am frühen Nachmittag von Agios Nikolaos bei (zu) leichtem Wind aus Nordwest. Dicke Wolken hängen über den Bergmassiven und Hochebenen im Hinterland von AN. Manche der Berghänge verschwinden im Nebel. Die dunklen Schatten der Wolken lassen manche Dörfer düster erscheinen. Doch je weiter wir aus der weit geöffneten Mirabello-Bucht in die Süd-Ägäische, die Kretische See fahren, desto sonniger wird es. Am Johannis-Kap setzen wir Segel, kommen aber bei 8kn Wind nicht wirklich gut voran, so dass wir uns entscheiden unter Motor weiter zu fahren.

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Es gibt also im Verlauf des Nachmittags nichts weiter zu tun, als alle 15 Minuten einmal den Blick ringsum schweifen zu lassen. Ansonsten genießen wir den Blick auf die Küste, die an Backbord an uns vorbeizieht, lesen oder halten ein Nickerchen. Bis zur nächsten Landmarke, einem kleinen, Iraklion vorgelagerten Inselchen sind es noch gute 5 Stunden. Gleich wird es Zeit für ein Glas Wein oder ein Fahrtbier, welches man sich bei diesem Wetter durchaus gönnen kann. Der Wetterbericht verspricht zwar zum Abend eine weitere Windstärke für uns, aber wir bleiben skeptisch. Und so motoren wir auch noch Stunden später der untergehenden Sonne entgegen.

Gestern Abend hatten wir auf der Fahrt vom Flughafen nach AN noch die Sonne im Rücken. Der Transfer wurde unerwartet komfortabel. In einer mit weichem hellbraunen Leder, ich vermute edelstes Kalbsleder, ausgestatteten S-Klasse Limousine wurden wir vom Flughafen zur Marina chauffiert. Wir standen an der Bushaltestelle und warteten auf den schon mehrere Minuten überfälligen Überlandbus nach AN als ein schickes Taxis neben uns hielt und uns fragte, ob wir nach AN wollten. Für 20€ würde er uns alle drei mitnehmen! 20€? Wir waren erstaunt. Und auch nach mehrmaligem Nachfragen ob der Preis pro Person gelte oder für alle drei, versicherte der Fahrer, uns für den Betrag, den sonst die Busfahrt gekostet hätte, nach AN zu bringen. (Das ‘Geheimnis’: Der Taxifahrer hatte zuvor Fahrgäste zum Flughafen gebracht und würde sonst leer nach AN zurückfahren.)

Am frühen Abend erreichen wir die kleine, Iraklion vorgelagerte Insel Dia, ein karges, felsiges Eiland. Auch hier finden sich ein oder zwei Tavernen für Tagesausflügler und, wie auf jedem, noch so kleinen, griechischem Inselchen, eine Kapelle. Die Seekarte verspricht guten Ankergrund auf 10m Wassertiefe. Die felsige Küste fällt jedoch steil ins Meer ab. Wir loten zwischen 20 und 45m Wassertiefe in den Buchten. Eigentlich war hier das Abendessen geplant. Nun heißt es, unterwegs zu kochen. Das “Gulasch”, welches von Joanna gewünscht wurde, misslingt mir gründlich. (Ja, das ist leider überhaupt nicht untertrieben; JB.)

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Das Motoren durch die Nacht wird anstrengend und monoton. Wachwechsel im 2-3 Stunden-Takt. Wache, Bereitschaft, Freiwache. Um 0700 erreichen wir endlich nach exakt 80 Seemeilen die Seeräuberbucht. Die Crew ist noch matschig von der im Halbschlaf verbrachten Nacht. Wir ankern ungeschützt vor einer rauen Bergkulisse auf 16m Wassertiefe. Wind ablandig 1bf, später auflandig drehend, jedoch weiterhin schwach. Joanna lässt es sich nicht nehmen, mit dem Dingi anzulanden und die Schlucht, die direkt über der schmalen Einfahrt beginnt, zu erklimmen. Dietmar und ich bleiben an Bord. Über unseres Handfunkgerät bleiben wir mit Joanna in Kontakt. Die Handys haben hier keinen Empfang.

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Verschlafene Matrosen beim Sonnenaufgang.


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J. unterwegs zu der Seeräuberbucht (im Bananaboot).

Zur Wanderung siehe: „Wanderung-Akrotiri“

Marcel, 30. 05. 2010

Am Donnerstag werden wird von Agios Nikolaos und somit auch von Kreta Abschied nehmen. Wir segeln entlang der touristisch bis ins letzte Dorf erschlossenen Nordküste nach Westen. Dann werden wir auch die Insel Kreta verlassen, auf der man etwa die Hälfte der illegalen Waffen in Griechenland vermutet; man nimmt an, aus traditioneller Vorstellung von einer wehrhaften und stolzen Sippe. Immerhin stand die Insel von 1645 bis 1913 unter osmanischer Herrschaft und Kretas Geschichte ist an blutigen Auseinandersetzungen, die bis in den zweiten Weltkrieg reichen, nicht arm. In Anbetracht der voll besetzten Party-Boote, die die Ruhe in den Buchten empfindlich beeinträchtigen, können wir unwillkürliche Reflexe zu den Waffen zu greifen, nur schwer unterdrücken und verstehen die archaische Neigung der Kreter zu undiplomatischen Konfliktlösungen. Die Party-Boote kommen noch einmal davon, denn wir haben keine Waffen an Bord.

Unser erstes Ziel auf der Reise in das Ionische Meer ist die kleine Halbinsel Akroti. Der „Hafen“ des Klosters Katoliko soll einen hervorragenden Schnorchelspot abgeben. Aufgrund der laut Seekarte großen Wassertiefen >15m müssen wir dieses Vorhaben jedoch vom aktuellen Wetter und er vorherrschenden Windlage in der nächsten Woche abhängig machen. Die dort ins Meer mündende Schlucht führt zu dem bereits erwähnten Kloster und zu Einsiedlerhöhlen. Siehe hierzu unsere Routenplanung und die von Joanna gewünschte Wanderung zu dem Kloster.

Auf dem Wege nach Akroti gibt es noch einige Stadthäfen, die wir anlaufen könnten. Malia kommt dabei, auf Grund der Nähe zu Agios Nikolaos eher nicht in Frage. Aber wer weiß, wir hatten auch schon mal 8 Windstärken aus West. Dann wären wir vermutlich genauso schnell in Santorin, wie in Malia. Etwa drei Kilometer vom Küstenort entfernt befindet sich eine bedeutende minoische Ausgrabungsstätte. Stadt und Ausgrabungsgelände werden wir wohl an Backbord liegen lassen.

Iraklion liegt auf dem Landweg etwa 35 Kilometer weiter westlich. Und sollte Aeolus einmal auf unserer Seite stehen, werden wir wohl auch Iraklion im Kielwasser hinter uns lassen. Knossos, ganz in der Nähe der Stadt, der bedeutendsten minoischen Ausgrabung Kretas, wird eine Anmutung wie Disneyland nachgesagt. Wir hatten bei Wein und Abendessen in Köln hierzu schon umfangreiche Fachberatung durch einen befreundeten Archäologen aus Berlin.

Auf dem weiteren Weg nach Akroti finden wir noch einige kleine Ankerbuchten, von denen die meisten nach Norden offen sind. Auf der Ostseite schließt die Halbinsel Akroti mit dem „Festland“ Kretas einen Naturhafen ein, der jedoch zum Großteil als militärisches Sperrgebiet ausgewiesen ist. So wäre es für uns ein Umweg in diese Bucht einzulaufen. In der ausladenden Bucht östlich der Halbinsel befindet sich Chania. Auch hier wollen wir aber nur einlaufen, wenn das Wetter uns keine andere Wahl lässt und eine Nacht vor Anker unmöglich ist.

Unsere Hoffnung liegt also in ruhigem Ankerwetter um der Halbinsel Akroti einen Besuch abzustatten. Vor Stavros, dem Ort, der durch die Alexis Zorbas Verfilmung zu Weltruhm gelangte, gibt es mehrere gute Ankermöglichkeiten bei unterschiedlicher Wetterlage. Stavros befindet sich nur wenige Meilen weiter westlich des kleinen „Hafens“ des Klosters Katoliko.

Der letzte Tag vor Kretas Küsten ist dann der Lagune von Balos, bzw. Gramvousa gewidmet. Die Lagune ist eine der großen Naturattraktionen Kretas. Hierzu mehr siehe Routenplanung. Am Samstag wollen wir dann Kreta endgültig den Rücken, bzw. das Heck zukehren. Die Inseln Kithyra und Antikythira, die auf Halber Strecke zum Peloponnes liegen, werden schon zu den Ionischen Inseln gezählt.

Joanna, 26. 05. 2010

Der Film “Alexis Sorbas”

Der Regisseur Michael Cacoyannis/Kakogiannis adaptierte hiermit die weltberühmten gleichnamigen Roman von Nicos Kazantzakis. K., der den Regisseur kannte, hat ihn bereits vor Jahren auf den eigenen, gut zu verfilmenden Romanstoff aufmerksam gemacht. Der Film wurde jedoch erst nach dem Tod des Autors in Angriff genommen.

Entsprechend der Vorlage, spielt der Film auf Kreta – und nicht auf der Halbinsel Mani, wo K. und Zorbas ihr Bergwerk hatten.

Der Film bekam drei Oskars und wurde für sieben nominiert:

Für die Kamerarbeit von Walter Lassaly, für die Musik und für die beste Nebenrolle die Schauspielerin Irene Papas.

Der Hauptdarsteller Anthony Quinn war nominiert, ging aber leer aus.

Dennoch hat die Griechische Regierung im Überschwang der Stunde Quinn eine kleine Bucht auf Kreta geschenkt. Später zurückgenommen (keine feine Art), doch die Bucht heißt immer noch Anthony Quinn.

Die Drehorte auf Kreta

Es gibt vor allem drei Drehorte auf Kreta:

Das Bergdorf Kókkino Chorió

Lange Zeit nur unter Filmkennern bekannt. Dort wurden die meisten Dorfszenen gedreht, vor allem die im Dorfkafeníon, das auch noch heute existiert. Es ist gleichzeitig auch ein Mini-Dorfladen (Raki zum abfüllen in Flaschen!). Aber Vorsicht, genau gegenüber gibt es ein Kafeníon, dessen Besitzer die Touristen und die Einheimischen davon überzeugten möchte, hier haben die Dreharbeiten statt gefunden. Dabei hat er nur als Statist mit den meisten der Dorfbewohner am Film mitgewirkt. Der Betreiber des echte Kafeníons nimmt es mit bemerkenswerter Gelassenheit, indem darauf hinweist, das andere Café gab es damals noch nicht…

Das Dorf selbst hat eine wunderbare Lage über der Souda-Bucht mit ruhigen Gäßchen. Seine zweite Attraktion ist eine Glasbläserei im unauffälligen Gebäude am Ortseingang (mit einem Altglaslager davor). An Wochentagen ist Zuschauen und Fotografieren erlaubt. Und schließlich auch ein  Atelier des deutschen Malers (Hinterglasmalerei) mit dem Künstlernamen Antónios o Santorínios.

Das Fischerdorf Stavros und den Strand von Stavros.

Weblinks

http://stigmes.gr/br/brpages/articles/lassaly.htm

http://www.hellenica.de/Griechenland/Film/MichaelCacoyannis.html

http://www.hellenica.de/Griechenland/Film/AlexisSorbas.html

http://www.kreta-treff.de/kokkino-chorio/artikel/2504-der-drehort-des-films-alexis-zorbas

 

http://www.hellenica.de/Griechenland/Film/MichaelCacoyannis.htm
Joanna, 26. 05. 2010

Nikos Kazantzakis

Νίκος Καζαντζάκης

* 19. Februarjul./ 3. März 1883greg. in Iraklion, Kreta, Osmanisches Reich † 26. Oktober 1957 in Freiburg im Breisgau (an Krebs).

K. war einer der bedeutendsten griechischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Ich muß zugeben, daß Kazantzakis mir bis dato zwar als Autor des Buches »Alexis Sorbas« bekannt war, doch habe ich (bisher) nicht mal dieses Buch gelesen, sondern wie die meisten den gleichnamigen Film gesehen. Und lang ist es her…

Mittlerweile habe ich mit Vergnügen seine Autobiographie “Rechenschaft vor El Greco” (in der Bordbibliothek) gelesen – wunderbare Sprache, wenn auch etwas verschachtelt, teils pathetisch, teils beschreibungsmächtig (doch mag ich genau das). Ich bin froh diesen Autor kennengelernt zu haben und zwar genau über seine Autobiographie, die sein bewegtes Leben und einen Einblick in die Gedankenwelt des Autors freilegt!

Biographisches

Kazantzakis stammte, wie man so sagt, aus kleinen Verhältnissen und wuchs in der damals von den Türken besetzten Stadt Iraklion, die noch “Megalo Kastro” hieß (K. spricht in seiner Autobiographie von „dem Kastell“), auf.

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Haus seiner Geburt in Iraklion 1883.

»Sein Vater, Michalis Kazantzakis (1856-1932), war Händler und Grundbesitzer und stammte aus dem Dorf Barbaroi (heutiges Myrtia) aus der Provinz Heraklion. „Als wilder und unzugänglicher Mann“, herrschsüchtig und streng, auf einen unbeugsamen, moralischen Code fixiert, verlangt er von seinem Sohn, die Tradition der Familie und die kretische Herkunft zu ehren. Selten wird er ihn für welche Errungenschaften auch immer loben und noch seltener wird er ihm Zärtlichkeit zeigen. Ein Ausgleich für die väterliche Strenge wird die mütterliche Liebe sein. Als „Heilige Frau“ charakterisiert Kazantzakis seine Mutter, Maria Christodoulaki (1862-1932), die aus dem Dorf Asyrtoi der Provinz Mylopotamos in Rethymnon stammt.«

[Zitiert aus der Homepage des Kazantzakis-Museum in Iraklion]

K. studierte Rechtswissenschaft – kein ungewöhnliches Studienfach für die damalige Intelligenzija – in Athen von 1902 bis 1906. Bereits 1907 wurde er mit seinem Erstlingswerk »Der Tag bricht an« in Griechenland berühmt. 1909 ging er zum weiteren Studium nach Paris, wo er in das Collège de France eintrat und Staatswissenschaften studierte.
Daneben hörte er Vorlesungen und besuchte Seminare von keinem geringeren als dem Nobelpreisträger (allerdings für Literatur) und Philosophen Henri Bergson.  Er wurden zu seinem wichtigsten Lehrer, wie K. selbst vermerkte. In dieser Zeit entstanden weitere Romane, Dramen und philosophische Texte.
Kazantzakis schloß sein Studium mit einer Dissertation über Friedrich Nietzsche ab – in seinem Buch “El Greco” nennt er Nietzsche als seinen großen geistigen Lehrer, dem er viel zu verdanken hat – und kehrte 1909 nach Griechenland zurück. Dort lernte er die junge Intellektuelle Galatea Alexiou kennen, die er 1911 heiratete. Sie war selbst Schriftstellerin (Kinderbücher) und selbständig tätig. In dieser Zeit arbeitet K. mit seiner Frau zusammen, indem er europäische Schriftsteller ins Neugriechische übersetzte. Die Ehe scheiterte und wurde 1926 geschieden. Danach beginnt die „große Wanderzeit“ K.s, in der er viele Reisen innerhalb Griechenlands und Europas unternimmt.

Reisen: zweite Lebensphase

“Er bereist unter anderem Griechenland, Deutschland, Österreich, die Schweiz, Russland, China, Japan, Italien, Ägypten, Palästina, Spanien. In einigen Ländern ist er zu Besuch, in anderen lässt er sich für eine kurze Zeit nieder. Er arbeitet als Journalist, Auslandskorrespondent, Übersetzer, Autor und engagiert sich in der griechischen Politik.
Einige Monate lang wird er Generaldirektor des Ministeriums für Soziales unter Venizelos (1919 – 1920). Er organisiert die Repatriierung von 150.000 Griechen aus dem Kaukasus. In dieser Phase seines Lebens entstehen wichtige Übersetzungen (Dantes „Göttliche Komödie“, Goethes „Faust“), das Werk „Askitiki“ und viele Reiseberichte.
Immer wieder bereist Kazantzakis die Sowjetunion. Er begeistert sich für die Ideen des Kommunismus und des Sozialismus, schreibt Drehbücher, Essays und Artikel in der Prawda. Wegen seiner politischen Aktivitäten wird Kazantzakis in Griechenland sogar kurzfristig verhaftet. Nach einiger Zeit wendet er sich jedoch enttäuscht vom Kommunismus ab. Nikos Kazantzakis hat sich in seinem Leben für viele Ideale leidenschaftlich eingesetzt. Doch schließlich sagt er selbst: „Ich war ein Küfer, ein Anwalt der Katharevousa, ein Nationalist, ein Anwalt der Demotiki, ein Intellektueller, ein Poet, ein religiöser Fanatiker, ein Atheist, ein Ästhet – und nichts davon kann mich je wieder täuschen.““

Im Jahr 1936 findet Kazantzakis zum ersten Mal eine Heimat. Er lässt sich auf der Insel Ägina nieder. Kazantzakis lebt jetzt mit seiner langjährigen Weggefährtin Eleni Samiou zusammen, die er 1945 heiraten wird. Es beginnt eine sehr produktive Zeit des Autors. Er beendet eines seiner Hauptwerke, die „Odyssee“, beginnt „Alexis Zorbas“, „Die letzte Versuchung Christi“, „Freiheit oder Tod“ und arbeitet an seinem Werk über Buddha. Außerdem ist er weiterhin in der Politik aktiv, unternimmt Reisen und arbeitet ein Jahr lang für die UNESCO.”

[Zitiert aus der Homepage “Hellenica.de”, die wiederum einiges aus Wikipedia übernommen hat]


K. und Eleni Samiou: letzte Lebensphase

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Von Eleni, seiner zweiten Ehefrau, berichtet die Biographie des Kazantzakis-Museums online:

“Die erste Begegnung Kazantzakis mit Eleni Samiou fand im Mai 1924 bei dem Wanderverein in Pendeli statt. Einige Monate später verbringen die beiden den Sommer in der einsamen Bucht von Lentas, südlich von Heraklion, daraufhin besucht „Lenotschka“ ihn im September 1925 in Ägina.

1928 fährt sie nach Moskau, um ihn dort zu treffen. Das war der Anfang ihres gemeinsamen Lebens, der auf ein gegenseitiges Versprechen absoluter Hingabe beruhte. Ihre Hochzeit fand im November 1945 statt, mit Angelos und Anna Sikelianos als Trauzeugen.

Eleni stand mit voller Treue und unermüdlich an Kazantzakis Seite. Sie folgte ihm überall hin, akzeptierte sein sprunghaftes Leben, sorgte sich um alle praktischen Probleme, kümmerte sich um das Tippen seiner Werke, antwortete auf Briefe und sammelte die Kritiken, die von der Presse veröffentlicht wurden.

Nach seinem Tod übernahm sie die Förderung seiner Werke, die Rettung des unveröffentlichten Materials, der Schreiben, Notizen und seiner Tagebücher.”

[Museum-Online]

Es ist offensichtlich, daß das Versprechen “der absoluten Hingabe” ziemlich einseitig ausgefallen ist. Und so verwundert es auch nicht, daß gerade diese Beziehung bis zu seinem Tod gehalten und hervorragend funktioniert hat. All die anderen Verhältnisse zu bedeutenden, sog. “starken Frauen”, haben ihn sicherlich viel bedeutet – temporär – für seine eigene Arbeit war aber jemand so hingebungsvolles, wie er es aus dem klassischen Verhältnis seiner Eltern her kannte, sicherlich dienlicher.

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Abb.: 1937 in Ägina und in 1954 in Antibes

“Seine letzten Jahre sind durch die Arbeit als Schriftsteller geprägt. Er zieht 1948 gemeinsam mit seiner Frau Eleni nach Antibes (Südfrankreich). Es erscheinen „Alexis Zorbas“, „Die letzte Versuchung Christi“ und „Die griechische Passion“. Die katholische und die orthodoxe Kirche verfolgen Kazantzakis aufgrund der Bücher und der darin bestehenden Auslegungen des Lebens Christi und der kritischen Darstellung der großen Kirchen. Der Papst setzt „Die letzte Versuchung Christi“ auf den Index der verbotenen Bücher (1954). Dies macht Kazantzakis endgültig weltbekannt.

Im Jahr 1953 wird bei Nikos Kazantzakis Leukämie diagnostiziert. In den letzten Jahren, die ihm verbleiben, beendet Kazantzakis die Bücher „Kapitän Michalis“, den autobiografischen Roman „Rechenschaft vor El Greco“ und „Mein Franz von Assisi“.
1956 wird ihm in Wien der internationale Lenin-Friedenspreis verliehen.

Im folgenden Jahr 1957 stirbt Kazantzakis, von den Folgen seiner Krebserkrankung gezeichnet, nach einer Reise nach China in Freiburg im Breisgau an einer zu spät therapierten asiatischen Grippe.”

[s.o. “Hellenica.de“]

Sein Grab befindet sich in Iraklion auf der Bastion.

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Die Grabinschrift lautet:

„Δεν ελπίζω τίποτα. Δε φοβʊμαι τίποτα. Είμαι λέφτερος.“
„Den elpízo típota. De fovoúme típota. Íme léfteros.”
“Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei.“

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Wenn man seinen geistigen Werdegang kennt, seine Vorliebe für Buddha, Nietzsche, Franz von Assisi, dann versteht man den Sinn der Inschrift erst im ganzen Umfang.

Auf den Spuren von “Alexis Sorbas” alias Georgios Zorbas

Iraklion ist zwar die Stadt seiner Geburt, Jugend und auch die Stadt seiner letzten Ruhestätte, aber berühmt wurde er durch ein Buch, das in Teilen deutlich autobiographische Züge trägt und sich auf Máni abspielt. Kazantzakis hatte in Prastova, einem winzigen Ort auf der Halbinsel Máni, zusammen mit seinem Freund Georgios Zorbas, den er auf dem heiligen Berg Arthos kennenlernte, in den Jahren 1916 bis 1917 ein Bergwerk gepachtete und versuchte, damit ‚das große Geld‘ zu machen.
Das Bergwerk ist noch heute, wenn auch im ruinösen Zustand (ein Stollen) in der Nähe des Fischerdorfes Prastova zu entdecken. Prestova selbst, wo Kazantzakis in der Zeit wohnte, ist heute zu einem bloßen Vorort von Stoupa, einem touristisch eingenommen Ort auf Máni, verkommen. Einige Quellen berichten – oder stellen es sich recht romantisch vor -, daß Kazantzakis dort seinen Roman »Alexis Sorbas«, der ihm den internationalen Ruhm brachte, entwarf oder bereits schon daran schrieb: während er nach der getanen Bergarbeit seine Füße im Meer am Stand von Prestova kühlte… auf jeden Fall eine nette Vorstellung, und warum sollte sie nicht für uns wahr sein?

Andere Quellen sehen die Entstehung des Buches erst 30 Jahre später und zwar auf der nordgriechischen Insel Ägina (s.o.), auf der Kazantzakis von 1936 bis 1948 lebte (in einem nahe des Leuchtturms an der Nordwestecke der Insel gelegenen Haus, heute noch vorhanden). Tatsache ist wohl, daß das Buch dort auf jeden Fall vollendet wurde. (Aber K. schrieb seine Bücher mehrmals um und neu…)

Auch wenn das Unternehmen am Bergwerk aus Prastova finanziell scheiterte, so lieferten die Zustände und Erfahrungen, die K. in dieser Zeitspanne sammelte, die Vorlage für »Alexis Sorbas«. Dort ist nicht nur die geographisch-ökonomische Hintergrund – das Bergwerk – dem eigenen Unternehmen entliehen, sondern vor allem die Figur “Alexis Sorbars” und die Beziehung des Protagonisten zu einem jungen Engländer. Kazantzakis setzte damit seinem Freund und Mitpächter Georgios Zorbas, den er auf einen seiner Reisen auf dem Heiligen Berg Athos kennengelernt hatte, ein literarisches Denkmal.

Prastova ist längst ein Vorort von Stoupa (wenn man vom Norden her kommt) geworden, doch der Strand des ehem. Fischerdorfes Prastova wirbt immer noch mit der “ursprünglich gebliebenen Magie”, das auch Kazantzakis und Zorbas einnahm. Sie sollen eine kleine Hütte unter den Eukalyptusbäumen am Rand vom Kalogria-Strand bewohnt haben.

Der echte Zorbas

Hier ein Zeitungsfoto von dem echten Zorbas:

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Zorbas Leben

Georgios Zorbas (Γιώργης Ζορμπάς) wurde ca. (c. 1867 in Katafygi, West-Pieria, Makedonien, geboren, also noch zur Zeit der Türkisch-Osmanischen Herrschaft. Er war der Sohn von Fotio Zorbas, einem wohlhabenden Landbesitzer und Schafzüchter, bei dem er zunächst auf den Feldern arbeitete. Später ging er nach Palaiochori (Chalkidiki), wo er als Minenarbeiter für die französiche Gesellschaft in Gisvoro arbeitete. Er freundete sich mit dem Minenverwalter Iannis Kalkounis (Γιάννης Καλκούνης) und ehelichte seine Tochter Eleni Kalkounis. Mit ihr hatte er 13 (oder 8?) Kinder. Der Krieg und der Tod seiner Frau brachte eine negative Wende in sein Leben (lebte dort bis 1913).

Eine gewisse Zeit verbrachte er bei seinem Bruder Georgios, der ein Mönch und Arzt war. 1915 entschloß er sich, Mönch zu werden, und verließ seine Familie, um ins Kloster auf dem Heiligen Berg Arthos zu gehen. Dort traf er auf Nicos Kazantzakis und wurde sein engster Freund und der spätere Minenverwalter (oder Vorarbeiter) von Prastova. Nach den Stolleneinstürzen und der Aufgabe der Mine trennten sich die Freunde nicht sofort, denn Zorbas begleitete K. auf seiner Rettungsaktion der griechischen Landsleute aus dem Kaukasus (“Kleinasiatische Katastrophe”). Allerdings ist mir nicht ganz klar, um welche Welle der Vertreibung es sich handelt (1913, 1921, 1944). Erst danach gingen sie getrennte Wege – sie haben sich sporadisch aber regelmäßig geschrieben, gesehen haben sie sich nie wieder. K. berichtet von der eigenen Schuld an diesem Zustand: er habe immer gezaudert und abgewogen, die Reise verschoben, was er (natürlich) bedauerte.

Zorbas wanderte wiederum 1916 nach Skopje in Mazedonien (ehem. Jugoslawien) aus, dort ließ er sich nieder, übte verschiedene Tätigkeiten aus bis er schließlich ein Magnesit-Bergwerk betrieb, er heiratete erneut (er soll noch mit zwei Russinnen verheiratet gewesen sein) und bekam aus dieser Ehe Kinder. 1942 starb er und wurde in Butel, eine Gemeinde in Skopje, auf dem dortigen Friedhof beerdigt.

Kazantzaki soll die Nachricht von Zorbas‘ Tod (ein Brief eines Schullehrers aus der Ortschaft) zum Auslöser geworden sein, über seinen Freund und die gem. Freundschaft ein „literarisches Denkmal“ zu verfassen. Ein langes Kapitel in “Rechenschaft vor El Greco” macht die tiefe Bedeutung dieser Freundschaft und die außergewöhnliche Rolle, die die Person Zorbas für K. hatte, deutlich. Dieses “literarische Denkmal” für Zorbas war ein großer Entwurf, eine Art Lebensphilosophie für Kazantzakis. Er konnte nicht ahnen, daß einige Söhne und Töchter Zorbas an den Schilderungen der literarischen Figur Anstoß nehmen und als eine Ehrverletzung empfinden werden. Zu vagabundierend, zu lotterhaft, zu “frei” habe K. ihren Vater geschildert…

Zorbas und “Nachkommenschaft” heute

Dietmar Grieser – ein österreichischer Autor u.a. von “Piroschka, Sorbas und Co.” (1980) – begab sich auf die Spurensuche in der Stoupa-Gegend und hat einen schönen knappen Artikel dazu verfaßt und Online gestellt!

Online einzusehen auf der WWW.ZORBAS.DE Seite: Zorbas-heute.

Dort kann man nachlesen, wie einige der noch lebenden (griechischen) Kinder des echten Zorbas über ihren Vater und Kazantzakis’ Buch denken. Es ist nicht besonders schmeichelhaft, auch nicht besonders intelligent und vor allem verletzend für den damals schon sehr kranken Kanzantzakis, der wenige Monate vor seinem Tod einen unschönen Brief von einem Sohn Zorbas bekam.

Doch eins kann man sicherlich verstehen: den Ärger der einen noch in Stoupa lebenden Tochter darüber, daß der Vater, ein Wittwer mit 13 (oder 8) Kindern, sie alle alleine ließ und sich auf seinem abenteuerlichen Weg begab. Daß Kazantzakis an Zorbas vor allem seine freiheitsliebende Natur, seine Sicht auf die Welt, seinen Humor und seine Agilität liebte, ist verständlich. Daß er die andere aber daraus resultierende Seite – die Verantwortungslosigkeit, den Egoismus – nicht sah oder nicht sehen wollte, liegt sicherlich auch an der eigenen Lebenseinstellung und der ‘männlich-dominanten’ Erziehung.

Die Verbitterung der Kinder ist nachvollziehbar, denn wie so häufig bei berühmten Eltern, werden die Kinder nur aufgrund ihres Verwandtschaftsgrades nicht völlig der Vergessenheit überlassen. Auch war Zorbas fraglos ein ‘kalter’ Vater, der auch nach Selbstaussagen sich tatsächlich nicht um das Schicksal seiner Kinder (oder der Ehefrauen) kümmerte.

Ein weiterer lesenswerter Artikel (auf Englisch) ist unter “Zorba the Greek Unmasked. Chorba the Macedonian” (von Dr. Alex K. Gigeroff) als PDF herunterzuladen.

Hier ist die Kohlenmiene aus der Zeit von K. & Zorbas zu sehen und sein Haus in Prastova:

zorbashome


Der Zugang zu der Kohlenminde existiert noch, ist aber nicht ganz einfach zu finden, versteckt in einem Olivenhain. In den 1940er Jahren hat man noch einmal versucht, die Mine zu nutzen, ohne Erfolg. Einige Gerätschaften sollen aus der Zeit noch vor dem Eingang herum liegen.

Auch das Haus, in dem Zorbas lebte, gibt es noch. Und es sieht für unsere  stahlbetongewöhnten Augen recht hübsch aus. Wenn es noch stimmt, dann hat das Haus ein deutscher Künstler gekauft, der sich – begeistert von dem “Sorbas”-Buch und der dort vermittelten Lebensstimmung – in den 1980er Jahren nach Mani aufmachte, um hier sein Glück kaum fassen zu können, als ihm dieses Haus (für wenig Geld, das aber für die damalige Mani-Verhältnisse schon Touristenpreis war) angeboten wurde. Er weiß es also sehr zu schätzen und hält es im ‚reduzierten Zustand‘, der an den berühmten Mann erinnern soll (so z.B. ein Stück Kohle, die nie verheizt wird!) Was ihn am meisten sorgt, ist die Möglichkeit, sich nicht mehr vor zudringlichen “Sorbas-Touristen“ retten zu können. … Daher überlegen wir, ob es denn ratsam ist, diesen Ort und den ruhesuchenden Bewohner aufzusuchen.

Verfilmungen

Vier Romane Kazantzakis sind bisher verfilmt worden. An erster Stelle ist der berühmt gewordene Filmklassiker “Alexis Sorbas” mit Anthony Quinn in der Hauptrolle zu nennen. Aber auch “Die letzte Versuchung Christi“ und “Der Mann, der sterben muß” sind von namenhaften Regisseuren realisiert worden. Leider ist der letztgenannte nicht aufzutreiben! “Alexis Sorbas” geht natürlich mit auf die Reise an Bord.

  • 1957: Der Mann, der sterben muss (Celui qui doit mourir; Regie: Jules Dassin) nach dem Roman Griechische Passion
  • 1964: Alexis Sorbas (Zorbas The Greek; Regie: Michael Cacoyannis; mit Anthony Quinn)
  • 1978: Höllenkommando Kreta (Dawn of victory; Regie: Dimis Dadiras)
  • 1988: Die letzte Versuchung Christi (The last temptation of Christ; Regie: Martin Scorsese), übrigens ein hervorragender Film und einer der Besten Bibelinterpretationen von Judas, die ich kenne! Mit einer hervorragenden Filmmusik von Peter Gabriel! (Marcel)

Literarische & filmische Begleitung

  • Alexis Sorbas. Abenteuer auf Kreta (1946, Βίος και πολιτεία του Αλέξη Ζορμπά, Vios ke politia tou Alexi Zorba; dt. 1952) –> bei uns in der Bordbibliothek befindet sich allerdings nur der Film.
  • Rechenschaft vor El Greco (1961, Αναφορά στον Γκρέκο, Anafora ston Greko; Berlin: Herbig)
  • Im Zauber der griechischen Landschaft (Aufsätze, dt.: 1988, A.L.G. Müller Verlag, München)

Weblinks

Historisches Museum Kreta

Kurzer Artikel mit Fotos zu Eleni

Zorbas-Homepage (privat) aus Stoupa

Marcel, 13. 05. 2010

Am Donnerstag wandern wir bei knapp 30 Grad im Schatten durch die Mirtos- und die Sarakinasschlucht. Subtropische Vegetation bestimmt das Bild der Mirtos-Schlucht. Das Flussbett führt in den enger werdenden Teilen der Schlucht noch reichlich Wasser. In der noch engeren und höheren Sarakinas-Schlucht dachten wir an manchen Passagen an Umkehr, da tiefes Wasser und glattgespülte Felsen das Vorankommen erheblich behinderten.

Ausklang des Tages am Lybischen Meer, das daliegt wie Blei. Gerne würden wir auf unserem nächsten Törn die Route südlich um Kreta durch diesen von afrikanischer Sonne erwärmten Teil des Mittelmeeres befahren. Leider erlaubt uns die knappe Segelzeit lediglich die Nordroute zu wählen, vorbei an zahlreichen Hochburgen des Massentourismus. Hier im Süden spielt der Tourismus noch eine kleinere Rolle. Der Ort Mirtos hat sich auf Individualtourismus vom Typ Oberlehrer und Alternativbewegung der 80er spezialisiert. Man spürt den Geist und die Nachfahren der Hippies, welche den abgelegenen und subtropischen Süden von Kreta in den 70er Jahren für sich entdeckten. Ansonsten ist die Küste geprägt von Gewächshäusern und Plastikplanen, die die zahlreichen Gemüsepflanzungen bedecken.

Joanna & Marcel, 01. 05. 2010

Kato Zakros liegt an der Südostküste Kretas und ist Ausgangspunkt unserer Wanderung ins Tal der Toten. Das kleine Dorf besteht aus einigen wenigen Häusern und ein paar Tavernen direkt am (noch) ruhigen Strand. Es ist nämlich noch früh in der Saison. Wir schlagen uns vom Strand aus ins Landesinnere, vorbei an einem Schilderwald, der auf Pensionen, Wanderwege und Sehenswürdigkeiten verweist. Nach wenigen Metern stoßen wir auf das Ausgrabungsgelände von Kato Zakros. Einer von vier (nach Knossos, Phaistos und Malía) großen minoischen Palästen Kretas wurde hier ausgegraben. Leider hat auf Grund des Maifeiertags die gesamte Anlage geschlossen, so dass wir lediglich einen Blick durch den Zaun auf die  kniehohen Mauerreste werfen können. Der Fund des Palastes war reiner Zufall: Ein Bauer aus dem etwas höher gelegenen Dorf Ano (Ober-) Zakros hatte beim Bestellen seiner Felder immer wieder exakt behauene Steinquader und Tonscherben ans Tageslicht befördert. 1961 begann man mit den Ausgrabungen. Es wurde zunächst vermutet, auf eine minoische Handelsstadt gestoßen zu sein, bevor man sich klar wurde, dass es sich um einen weiteren minoischen Palast handelte. Dieser war im Gegensatz zu den anderen Anlagen dieser Art auf Kreta nicht geplündert worden. Die zahlreichen Funde sind heute im archäologischen Museum in Iraklion und Sitía ausgestellt. Selbst kristallene Vasen wurden hier gefunden.

Einige hundert Meter weiter über die staubige Straße landeinwärts stoßen wir auf eine Kreuzung von Wanderwegen und zu unserer Rechten auf den Eingang ins Tal der Toten, in dem zu minoischen Zeiten die Verstorbenen in hoch über dem Tal gelegenen Höhlen beigesetzt wurden. Hat man die Leichname von oben abgeseilt oder ist man mit den Verstorbenen die steilen Wände zu den Höhlen hinauf geklettert? Das Tal ist gleichzeitig der letzte Teil des Europäischen Fernwanderweges E4 auf Kreta.

Eine ausführliche Beschreibung der Wanderung folgt durch den Ersten Offizier. Hier schon einige Fotos vorab:

Eigentlich hat der Skipper schon alles historisch wichtige in Kurzfassung beschrieben. Mir, dem ‚ersten Offizier‘ (de facto aber General), bleibt nicht viel hinzuzufügen.

So weit das Auge reicht: Thymian, Oregano, Salbei und andere Kräuter, Wälder aus Oleander und Platanen, vereinzelte Olivenbäume. Wir sammeln einige Kräuter für die Küche und die Beduftung des Schiffes oder um die uns unbekannten Arten zu Hause zu bestimmen.

Nach den beiden Schlangenfotos folgt eins, auf dem man die Grabhöhlen von der Seite sehen oder erahnen kann. Ich war etwas enttäuscht, daß man sie nicht erreichen bzw. besichtigen konnte. Zumindest nicht so ohne weiteres. Wir haben es jedenfalls seingelassen, zumal wir keine richtige Wanderkarte dabei hatten, auch fehlte die Kletterausrüstung… Andere haben (wie auch immer) die Höhlen erreicht, ihre Fotos zeigen nichts herausragendes als Höhlen, aber wahrscheinlich war der Weg das Ziel! (s. unter PDF am Ende.) Erwähnen möchte ich an dieser Stelle auch die Schlangen! Mir ist ein ‚mittellanges‘ Exemplar direkt vor den Füßen weggeschlängelt und verschwand im Gras. Ich habe natürlich nachgeforscht, was das für ein Exemplar hätte gewesen sein können, aber es ist schwerer als man denkt, diese für uns Mitteleuropäer selten anzutreffenden Tiere zu bestimmten. Ich denke, meine Begegnung war die Würfelnatter (Abb.1); mir kam sie etwas grünlicher vor aber das Muster könnte stimmen. Entscheidend bei meiner Bestimmung war, daß die Würfelnatter Wasser braucht – und wir waren schließlich in einer Wasserschlucht. Aber es könnte auch eine Vipernatter oder eine (sehr bissige übrigens) Zornnatter (Abb.2) gewesen sein, auch sie lebt in einem ähnlichen Milieu – sie sehen alle irgendwie ähnlich aus, und vor allem: sie ändern ihr Äußeres z.T. beträchtlich je nach dem, wo sie vorkommen!

Hier ein Foto von dem Getier:

Abb. 1  Abb.2

Wir müssen uns entscheiden. Es gibt eine alte Straße zwischen dem höher gelegenen Ano Zakros und Kato Zakros (unten in der Bucht). Wir nehmen den Weg nach rechts, der uns in eine Seitenschlucht führt und teilweise vom markierten Wanderweg abweicht. Die Landschaft wird wieder karger, das Seitental trockener und Schatten sucht man auf der Etappe, die uns zurück führen soll vergebens.

Diese Wanderungsvariante beschreibt das wirklich sehr empfehlenswerte Wanderbuch von Wolfgang Hautumm „Kretische Wanderungen“! Nur just bei dieser Wanderung gibt es keine Karte zur Orientierung, statt dessen sehr unzuverlässige Beschreibungen nach der Natur wie „an dem markanten Felsklotz mit dem einzelnen Baum am Felsen nach rechts oben, wo kaum ein Weg zu sehen ist. Dann an einem Zaun entlang bis dieser einen Knick macht…“ So oder so ähnlich jedenfalls war die Beschreibung des folgenden Wegabschnitts, der uns wieder zurück nach Kato Zakros bringen sollte. Natürlich haben wir uns paar Mal verlaufen bis wir schließlich (nach dem Verzehr einer lebenspendenden Orange und Keksen) einen neu markierten Weg nach K. Zakros gefunden haben. Diesem folgten wir dann brav, bei mir blieb eine leichte Unzufriedenheit, daß wir nicht die schöne (vermutlich) Variante von Hautumm gefunden haben…

Der Rückweg über die Hügel sieht einfacher aus, als er ist. Hier wachsen keine Kräuter mehr, lediglich windgehärtetes und dorniges Gestrüpp. Wer hier versucht, die so häufig unverantwortlich kurzen Gehzeiten der Wanderführer einzuhalten, bricht sich die Haxen, schlägt sich die Knöchel auf und rutscht den Hügel hinunter. Ganz abgesehen davon, dass man nicht von der wunderbaren Landschaft aufnehmen kann.


(Total) geschafft! Wir haben uns ein Abendessen verdient. Es gibt lokalen (etwas zu süßen aber bioangebauten) Wein, Retzina, Schnecken von den von uns erwanderten Hügeln und, da wir erneut zu einem Feiertag im Lande sind, eine extra für die Einheimischen zubereitete Ofenspeise aus Kartoffeln und Ferkel.

Ja, es ist schon der zweite ungeplante Aufenthalt auf Kreta, wo wir einen spezifisch begangenen Feiertag erleben! Dies war also unsere 1.Mai-Wanderung, die ich mit einem wirklich guten Retsina-Wein begossen habe. Laut Fermor soll Weißweingenuß (durchaus in rauen Mengen) nach einer anstrengenden Wanderung die müden Lebensgeister und Füße wieder auferwecken und den drohenden Muskelkater verscheuchen. (Um genau zu sein, muß man es folgendermaßen machen: Erst einen starken Kaffee, den griechischen natürlich, dann entspannen auf einer Terrasse und nun mit dem Weintrinken anfangen, dazu Brot, Oliven und Gespräche. Nachzulesen in: Fermor: Mani.)

Ich ziehe kalten trockenen Rot- oder Weißwein vor. Retsina dagegen schmeckt „wie reines Terpentin, durch die Socken eines Bischofs gefiltert.“ (Nachlesen in: Robert Liddell, Landschaft Apolls. Fahrten durch die ägäische Welt, Zürich-Stuttgart: Fretz & Wasmuth 1957. Ein weiterer Reisebericht aus den 50er Jahren.)

Die kleine Bucht von Kato Zakros wäre sicherlich auch ein schöner Ankerplatz gewesen. Ein sauberer Sandstrand mit schattenspendenden Bäumchen und einigen wenigen Tavernen. Wir machen uns auf den zweieinhalbstündigen Heimweg nach Agios Nikolaos über dunkle Serpentinenstraßen…

Für mehr Infos zum Tal der Toten aus geologischer, kulturhistorischer und botanischer Sicht bitte hierlang:

(mehr …)

Marcel, 30. 04. 2010

Am Freitag Mittag erreichen wir Chulugi. Ein spontaner Kurztrip über Frankfurt beschert uns ein paar Tage auf dem Schiff. Wir wollen den Freitag und den Sonntag nutzen, ein wenig zu entspannen und einen Spaziergang durch Agios Nikolaos zu machen. Morgen ist eine Wanderung ins Tal der Toten und eine Besichtigung der Ausgrabungen von Kato Zakros geplant.

Die Marina von Agios Nikolaos ist bei weitem nicht so komfortabel wie die in Kos. Die Anlage hat einen etwas robusteren Charakter. Alte Schiffe stehen hier abgewrackt in der Ecke. An anderen rostigen Kähnen wird noch fleißig geflext, um im Sommer die Touristenmassen nach Spinalonga zu befördern. Die Sanitäranlagen haben eher Barackencharakter und das Büro der Marinamitarbeiter ist in einem mobilen Container nahe dem Parkplatz untergebracht. Angeblich, das erfahren wir am Steg, ist Agios Nikolaos aber ein ausgezeichneter Ort zum Überwintern.


Der kleine fast kreisrunde Süßwassersee im Dorfkern von AN hat eine Tiefe von ca. 60 Metern. Tief genug um ihn von den Einheimischen tourismusfördernd als „grundlos“ zu bezeichnen. Um den See herum haben sich die Restaurants vom Typ Tourifalle angesiedelt. Keine zwei Meter kann man gehen, ohne durch übereifrige Kellner in das natürlich „beste Restaurant am Platz“ gelockt zu werden. Best food – good prices! Am gegenüberliegenden Ufer des Sees stoßen wir auf eine kleine, in die Felswand integrierte Kapelle mit geflügelten (Markus-) Löwen auf den Pforten. Darüber ein stilisierter Anker mit zwei Fischen. Wahrscheinlich handelt es sich um eine weitere Nikolauskapelle, dem Bischof von Myra geweiht (siehe hierzu:  Wanderung von Kekova nach Kale).

Vor dem Fährhafen von AN findet im Schatten eines ankernden Kreuzfahrtschiffes des TUI-Konzerns eine Regatta statt. Kleine Hilfsschaluppen befördern zwischen den Segelbooten die modernen Kreuzfahrer in kurzen Abständen von ihrer schwimmenden Vergnügungshölle zu Eroberungszügen an Land. Sollte ich eines Morgens durch Zauberhand in einer Koje auf einem dieser Ungetüme aufwachen und zu einem Landgang in AN gezwungen werden, wird es bei Herrn TUI persönlich eine Sturmflut von Beschwerdebriefen hageln: Das hab ich nicht gebucht!