Joanna & Marcel, 23. 04. 2011

Der erste Schock noch vor Beginn der Wanderung: Wir sitzen im Bus von Vrboska nach Jelsa, als wir bemerken, dass wir unsere Nikon Kamera an der Bushaltestelle liegen gelassen haben! Was tun? Ein Bus zurück fährt erst gegen Mittag. Laufen? Das dauert eine gute Stunde. Die rettende Idee: Wir googeln die Telefonnummer der Konoba, in der wir am Vorabend gegessen haben. Diese liegt direkt neben der Haltestelle und der perfekt deutsch sprechende Kellner rettet unsere teure Nikon! Puhh. Die Wanderung kann beginnen…

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Schon hoch über Jelsa, aber noch nicht ganz oben. Fast 500m geht es den Berg hoch. Im Hintergrund die Insel Brać mit der Stadt Bol an der Küste.


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Auf dem Weg immer wieder kleine Kapellen und Heiligenbilder.

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Wir erreichen das verlassene Dorf Humac. Ehemals eine Schäfersiedlung. Leider gibt es hier keine Schäfer mehr, die Häuser und teilweise sehr schöne Höfe verfallen. Allerdings mit steigendem Interesse  der Touristen gibt es offenbar Bemühungen, einige Häuser instand zu setzen. Schafe haben wir auch nicht gesehen. Eine Familie betreibt hartnäckig eine kleine Konoba für Wanderer, die aber leider geschlossen hatte. Außerdem gibt es ein Museum mit Mühlsteinen und Utensilien der Schafzucht und Landwirtschaft. Sehr nett, sehr urig – wie überhaupt der ganze Ort. Wir waren sehr angetan.

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Auf dem Rückweg der Blick auf die winzige Insel Šćedro und im Hintergrund Korčula.


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Im Hintergrund verschwindet im Dunst das Ager Feld (siehe unsere Wanderung von Stari Grad nach Vrboska im Herbst 2010).

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Joanna & Marcel, 22. 04. 2011

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Festungskirche der Hl. Maria Mutter der Barmherzigkeit (sv. Marija od Milosrda) – Mit der Kirche oder mit dem Fjord/Hafen muß man die Ortsbeschreibung anfangen!

„Die Festungskirche der Hl. Maria Mutter der Barmherzigkeit (Sv. Marija od Milosrda) ist das wichtigste Gebäude im Ort. Es ist einzigartig an der Adria, und eine der schönsten Festungskirchen in Kroatien und Europa.“ — Soweit die Werbung auf der Homepage  des Ortes Vrboska. Aber es stimmt, die Wehrkirche ist sehr beeindruckend, auch wenn sie im Inneren an zerstörerischer Feuchtigkeit – die Kirche als Burg hat natürlich keine Fenster – und offenbar Geldmangel leidet. Die barocken Wandaltäre bröckeln von den Wänden und die Gemälde hat man in die benachbarte Kirche Sv. Lovre abtransportiert. (Siehe Beitrag zur Passionsprozession.) Die zinnenbekrönte „Apsis“ erlaubt von ihrem Dach eine die gesamte Umgebung erfassende Aussicht, zumal die Kirche auf einer Anhöhe erbaut wurde.

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Die Wehrkirche wurde 1575 auf Kosten und von den Bewohnern selbst finanziert, und zwar nach einem Raubzug der Türken im Jahre 1571 unter der Führung von Beg Uluc-Alija (darüber gibt es unterschiedliche Aussagen, wahrscheinlich hat man ihm alles in die Schuhe geschoben). Vrboska wie die ganze Insel Hvar wurde beraubt und gebrandschatzt. Türken hin oder her – die Piraten waren wohl doch eher kroatische Landsleute aus Omis, dem berüchtigten Piratenort auf dem Festland (siehe unseren Beitrag dazu).

Vrboska hat noch einige andere Kirchen und größere Kapellen zu bieten. Die Hl. Roco bspw. hat einen netten Skulpturen-Altar aus der Barockzeit.

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Sv. Petrus am Hafen ist die älteste Kirche der Insel. Erbaut im 14. Jh. Die mittelalterliche Petrus-Figur über dem Portal ist in Sv. Love zu besichtigen, am Originalplatz steht eine Kopie.

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Schön ist der Fjord selbst, der den Ort strukturiert: Er windet sich, immer schmaler werdend, durch das Städtchen, bis er schließlich ein schmaler Rinnsal wird. Immer wieder durch kleine gekrümmte Brücken überspannt, teilt und verbindet er gleichzeitig Vrboska. Dort wo wir am liebsten sitzen – in der Konoba Lem – steigt eine winzige Insel aus dem Wasser: eine Palme und ein Denkmal haben darauf Platz, für viel mehr reicht der Platz eigentlich nicht.

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Für die Konoba Lem können wir guten Gewissens Werbung machen.

Wir sind hier zu Ostern reich beschenkt worden: ein Teelicht in Form seines kleinen Bootes (Handarbeit) am Karfreitag und am Ostersonntag dann ein filigranes Körbchen, nach dem ich schon am Freitagabend gefragt habe. Die Chefin (immer in Schwarz gekleidet, rauchend und Rotwein trinkend) erzählte uns, diese Körbchen stellt ein alter Mann aus einem der Dörfer extra nur für die Konoba her. Und wenn man 11 mal als Gast hier war, dann bekommt man ein Körbchen geschenkt… Wir waren bereits vier mal da, also blieben noch sieben…

Heute – Ostersonntag – jedoch kam die Chefin an unseren Tisch und machte mir/uns dieses schöne Geschenk zu Ostern. Wir waren ganz gerührt. Wahrscheinlich weil wir vorher versucht haben, den schwierigen Osterngruß auszusprechen: „Sretan Uskrs“ = „Frohe Ostern“.

Wir brunchten traditionell und farbenfroh in der Konoba, es gab wilden Spargel, Schinken in Scheibchen, salzigen Frischkäse, Lauchzwiebel, Eier und selbstgemachtes Brot, dann selbstgemachtes, unglaublich leckeres Gebäck! Einfach, aber sehr schmackhaft.

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[Das ist nicht mein Körbchen – die Chefin meinte, dieser wäre auch schön, aber sie mag lieber die filigranen, daher hat sie uns den anderen geschenkt.]

Und jetzt noch einmal unserer österlicher Blick auf den Ort (mein Körbchen im Vordergrund!) und einige weitere Impressionen aus dem Ort, der zu meinem Lieblingsort avancierte!

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Am Kastilac ist es sehr heiß – und sehr schön, nur paar Höhenmeter vom Ort entfernt eine sehr mediterrane und einsame Gegend!

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Folgende Fotos sind am Donnerstag- und Freitagabend/Karfreitag gemacht worden – wir gehen also in der Zeit zurück.

Bereits am Donnerstagabend waren wir in der Konoba Lem, die wir schon vom letzten Jahr und unserer Wanderung „Stari-Grad – Vrboska“ her kannten. Dieses Mal gab es ein Teelicht (siehe Foto unten) als Geschenk, wahrscheinlich zur Eröffnung der Saison, und ein Körbchen mit Feigen als Nachtisch dazu.

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Und auf dem Heimweg begegnete uns die zweite Prozession. Diese war besonders feierlich und nicht mit der ersten Kreuzprozession zu vergleichen. Wir ließen uns später über die Unterschiede aufklären (siehe Beitrag zur Osterprozession).

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Und das sind jetzt unsere Marina-Impressionen (ganz unösterlich).

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Joanna & Marcel, 21. 04. 2011

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[Wir haben eine sehr schöne Anlegestelle in der Marina des Ortes Vrboska auf Hvar zugewiesen bekommen. Es ist ein sehr schöner, unaufgeregter Ort mit sehr netter ACI Marina. Das ist eine Seltenheit! Dazu später mehr.]

Angekommen, einklariert und gleicht auf den Weg – den Passionsweg – zur Kirche St. Laurencius bzw. Sv. Lovre gemacht. Diese ca. 20 bis 25 km lange Prozession, die eigentlich an 3 verschiedenen Orten der Insel Hvar begonnen wird, ist mittlerweile auf die UNESCO Liste der IMMATERIELLEN KULTURGÜTER aufgenommen worden. Damit hat die Insel Hvar bereits zwei UNESCO Eintragungen – wenn das nicht rekordverdächtig ist! (Siehe Ager-Felder zwischen Stari Grad und Vrboska. ) Allerdings fragt man sich, ob gerade die List der „Immateriellen Kulturgüter“, die sie auszeichnet, nicht ein wenig inflationär gehandhabt wird, so daß zu befürchten ist, daß diese Liste bald keine Aussagestärke mehr hat (Stichwort: Deutsches Brot… nicht schlecht, aber sollte das nicht eher eine Selbstverständlichkeit sein statt „immaterielles Kulturgut“ der ganzen Welt? Und vom Verschwinden bedroht ist es ja auch nicht.)

Zurück zu der Ostern-Kreuzprozession – Wir starteten also in der Kirche Sv. Lovre, in die übrigens die Gemälde aus der Wehrkirche Sv. Marija übertragen wurden. Dazu zählen vor allem jene Gemälde, die Tizian oder Veronese (mal so mal so – wahrscheinlich ist es aber die Werkstadt von Veronese) zugeschrieben werden.

Die kleine Kirche war innen sehr voll, wir standen mehr auf der Schwelle der Kirche (Foto 2), und konnten nur kurze Blicke zwischen die gedrängten Menschen werfen. Dieser, aber auch die anderen Altäre der besuchten Kirchen, waren sehr aufwendig und kunstvoll mit Blumenschmuck dekoriert.

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[Wehrkirche Sv. Maria am Abend; noch menschenleer.]

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[Erste Prozessionsstation: Die Wehrkirche wird umrundet.]

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[Das mit schwarzem Flor verhüllte Kreuz wird vorgetragen.]

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[Von Unterwegs nach Jelsa, der dritten, großen Station der Prozession.]

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[In Jelsa angekommen. Für uns endete hier die Prozession. Weiter haben wir es an diesem Abend nicht mehr geschafft.]

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So sieht der gesamte Prozessionsweg in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag aus:

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Später, erst am Ostersonntag, als wir also die letzten Tage nur so von einer Veranstaltung in die nächste ahnungslos gestolpert sind, hat uns ein Einheimischer (ein sehr netter Mitarbeiter der Marina vor Ort) über die Hintergründe der Prozession von Vrboska aufgeklärt.

Hier in kürze die Hintergründe:

Die große Prozession in der Nacht von Gründonnerstag ist eine “Volksprozession”. Der Kreuzträger – bei uns ein junger Mann mit modischer schwarzer Hornbrille der 60er Jahre – lädt die Ortsbewohner, Familie und Freunde ein, ihn auf diesen 20 km langen Weg zu begleiten… und sie folgten dieser Einladung. Für den jungen Mann ist es eine große Auszeichnung, das Kreuz vorzutragen. Er trägt so zu sagen stellvertretend das Kreuz für Christus. Und er muß auf jeden Fall Kondition haben, dieses Gewicht (wörtlich wie übertragen) auf dieser Streckenlänge und das auch noch die ganze Nacht zu tragen! Die Eingeladenen leisten ihm ‘Gesellschaft’ und Beistand im auf sich genommenen symbolischen Leid. Die Eltern verabschieden sich vom Sohn vor der Kirche – eine ergreifende Sitte! – und wünschen ihm alles Gute auf dem folgenden “Leidensweg Christi”. An anderen Orten (siehe Karte) machen das andere Kreuzträger und seine “Gäste” genauso. Die Prozessionen dürfen sich nicht begegnen bzw. überholen – das brächte Unglück!

Dies ist also ein volkstümlicher sakraler Ritus, in dem sich ein wenig Aberglaube mischt. Die Ursprünge sind mir nicht klar, vielleicht gab es vor der Christianisierung bereits Umzüge zum Frühlingsanfang.

Wir fanden den Anfang der Prozession sehr schön, im Laufe des Weges Richtung Jelsa gestaltet sich die Prozession immer mehr in Richtung Volksauflauf mit abendlicher Freizeitgestaltung. Es wurde sehr viel gequatscht, getrunken und gegessen (wenn auch kein Alkohol). Unerträglich lachende und quatschende Paare liefen neben uns (wir hatten wahrscheinlich wie immer Pech damit). Da haben wir uns mehrfach gefragt, warum diese Leute nicht besser in der Kneipe blieben… Nun, mit den neuen Informationen des Einheimischen, können wir uns das besser erklären.

Der “Marinero” hat uns für unsere gute Beobachtung gelobt – auch er machte deutlich einen Unterschied zwischen dieser Prozession und der am folgenden Abend/Karfreitag, die er als feierlich und dem Anlaß angemessener fand. Wahrscheinlich ist die volkstümmliche Prozession mit der Zeit etwas aus den Fugen geraten, da die Menschen nicht mehr von sich zu dem sakralen Gegenstand Bezug haben. Auch fehlte, so fand ich, der Respekt – wenn nicht vor dem Ritus und Glauben (einiger Anwesender), so doch vor der Anstrengung des Kreuzträgers, der mir leid tat (so wahrlich ganz alleine in dieser Horde). Andererseits entspricht das wohl eher der ursprünglichen Kreuztragung auf dem Golgataberg.

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Leider stand Marcel an diesem Abend sehr unglücklich hinter der kleinen Kirche, so daß die Fotos aus der dritten Reihe sind. Ich hatte wiederum das Glück, direkt vor der Kirche zu stehen und konnte dem sehr getragenen und von zwei hohen Würdenträgern geleiteten Ritus sehr gut folgen. Unter einem Baldachin wurde die Hostienreliquie getragen, natürlich mit verhüllten Händen, das Kreuz (der gleiche Kreuzträger) war bereits enthüllt und gewissermaßen gedoppelt, denn es gab noch ein zweites, das symmetrisch auf der anderen Seite des Baldachins getragen wurde. Jugendliche beweihräucherten die Reliquie und einer machte auf einem “Raspel-Gerät” von Zeit zu Zeit ziemlichen Lärm (Sinn und Hintergründe davon uns unbekannt).

Die Gruppe, die dieser Prozession folgte, war klein (vor allem nur Frauen), sehr ruhig und sang schöne traurige Lieder. Kinder trugen Lichter und quatschten weniger. Alles in allem eine schöne nächtliche Erscheinung – denn wir haben davon nichts gewußt und sind nur zufällig zur selben Zeit an der Kirche gewesen.

Was am Samstagabend für eine Prozession bzw. Grabwache war und wie sie gestaltet wurde, können wir nicht berichten: Wir waren an diesem Tag wandern. Ein Gewaltmarsch von ca. 20 Km in die Berge und zerschlagen sind wir dann um 23:00 oder später in die Koje gefallen.

Joanna, 01. 01. 2011

01.01.2011 – Ich wachte mit einer ausgewachsenen Erkältung auf, die ich schon die ganze Zeit mit mir rumgetragen habe. Nun habe ich auch was “Altes” ins neue Jahr eingebracht…

Wir machten bei bedecktem Himmel dennoch einen kleinen Spaziergang auf die Festung Španjol und ‘entdeckten’ eine kleine sehr schöne Kirche auf dem Weg dahin. In dieser Gegend lohnen sich auf jeden Fall auch Wanderungen! Durch Zufall haben wir auch einen schönen Weg hinunter in die Stadt gefunden. Doch meine angeschlagene Gesundheit machte es nicht möglich, auf eine richtige Tour zu beharren.

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DSC_4623 [Eine kleine Entdeckung: eine versteckte Engelsfigur aus Draht und Perlen]

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Joanna, 31. 12. 2010

31.12.2010 – Wir steuern von Vis aus die Stadt Hvar auf der Insel Hvar (ja schon wieder ein Doppelname) an.

DSC_4538 [Auf dem Weg nach Hvar]

Gestern haben wir von Vis aus auf die Stadt in der Sonne geblickt – selbst unter einer dicken Wolke verhüllt. Nun sind wir in Hvar und die Wolke mit uns. Überhaupt kann man unsere Wettervorhersagen in den Orkus befördern. Nur bei der Ansteuerung schien die Sonne noch.

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Wir waren letztes Jahr bereits in Hvar Stadt und waren recht angetan von dem kleinen Ort, der schönen Piazza, den alten Häusern und den guten Konobas. Vor allem wollten wir Silvesterabend in der Slow Food Konoba begehen, die uns sehr empfohlen wurde. Nur leider hatte fast alles geschlossen, und die wenigen geöffneten Restaurants waren bereits von Gruppen ausgebucht. Alleine eine einzige ganz schlichte und sehr teure – für das was zu erwarten war – konnte uns noch einen Tisch reservieren. Kurzentschlossen griffen wir zu und harrten der Dinge die da kommen sollten.

DSC_4553 [Eine Bühne auf der das alte Jahr verabschiedet wurde. Es ist sicherlich angesichts der mittelprächtigen Musikdarbietung sicherlich gern gegangen.]

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DSC_4565 [Unserer Silvesterabend, ganz beschaulich. Neben uns sehr nette Belgier, die in den UNESCO-Feldern bei Stari Grad (s.andere Berichte hier) ein Haus erworben und ausgebaut haben.]

DSC_4566 [Nette Kroaten vis a vis und eine italienische Gruppe daneben]

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DSC_4576 [Willkommen 2011! Wir gehen in die Koje…]

Marcel, 05. 12. 2010

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PC050153 [Stari Grad auf Hvar]

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Joanna & Marcel, 03. 10. 2010

Laut der Eigenwerbung ist das Ager-Feld die größte fruchtbarste Ebene auf den adriatischen Inseln, sechs Kilometer von West nach Ost. Es soll sich um die am besten erhaltene antike Parzellierung (hora, ager) der Welt handeln. Sie ist, wie die Stadt Stari Grad seit 2008 auf der Weltkulturerbe-Liste der Unesco. Die Parzellen sind durch Wände aus Trockenmauerwerk voneinander getrennt. Auch die trimas, kleine Rundhäuser sind samt Dach ohne Bindemittel gebaut. Viele Ruinen aus den unterschiedlichsten Jahrhunderten stehen zwischen den Wegen und Feldern. Die Olivenbäume hängen voller Früchte, der Wein ist zum Großteil abgeerntet. Wir finden Feigen, Rosmarin, Salbei und wilden Fenchel.

Was wir nicht so gut finden, ist eine schöne Sitzgelegenheit, um unseren Picknick auszubreiten. Diesen alten verlassenen Bauernhof finden wir – natürlich – durch Zufall. Gesucht haben wir vielmehr eine römische Villa und einen antiken Turm. Dieser Hof steht sicherlich auf älteren Fundamenten oder vielleicht auch anstelle einer römischen Villa. Die Aussicht ist atemberaubend schön – aber sitzen können wir nur auf den Treppen, was schöner auf dem Foto ausschaut als es tatsächlich war.

Nachdem ich auf dieser Wanderung schon wieder zwei Schlangen direkt vor meinen Füssen gesehen habe – und sie sind eigentlich alle mehr oder weniger giftig (zumal wenn man sich auf sie aus versehen setzt) -, wollte ich doch wenigstens eine sichere Sitzgelegenheit…

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Das antike Feld läßt sich wirklich schwer erfassen bzw. fotographieren. Es ist der Eindruck, den man gewinnt, wenn man den Kopf von einer Seite zur anderen dreht, die Kräuter einatmet, die verschiedenen Grüntöne sieht, das Silbrige der Olivenbäume, die Tiere hört, die Zikaden… den Geruch der Erde… Und man weiß, all das (wenn auch sicherlich im besseren Zustand) stand, lebte und funktionierte genau so seit tausenden von Jahren, beinahe unverändert. In einem immerwährenden Kreislauf zwischen Natur und Kultur. Wahrlich, eine bessere Metapher für das Wort „Kultur“ als diese Gegend hier wüßte ich nicht.

In der Broschüre wird für diese Ggend folgendermaßen geworben:

„Die Ebene von Starigrad gilt als größte und fruchtbarste auf den Adria-Inseln, sie erstreckt sich auf einer Länge von sechs Kilometern in Richtung Osten bis nach Vrboska, während die südlichen Ausläufer von den pittoresken Dörfern Dol und Vrbanj abgegrenzt werden. Diese Kulturlandschaft wurde über Jahrhunderte durch menschliche Hand geprägt. Eine Reihe von Wegen und großen Parzellen aus der Zeit der griechischen Stadt Pharos (4. Jhr. v. Chr.) besteht heute noch, darunter befindet sich auch die weltweit am besten erhalten antike Parzelle (HORA, AGER). Sie wurde im Juli 2008 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Griechische Parzellen waren 1 x 5 Stadien (180 x 900 m) groß und durch Trockenmauern und Wege abgegrenzt. Vielerorts trifft man auch auf Überreste antiker Wirtschaftsgebäude, der so genannten Villae Rusticae. Am besten erforscht ist die Villa Rustica Kupinovik bei Dol und unter den alten griechischen Wachtürmen auf den umliegenden Feldern ist die auf dem Maslinovik-Berg, über der einzigen Wasserquelle in der Ebene, Dračevice, am einfachsten zu erreichen.“

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Eine Mulde und Rinne, die zum Auffangen von Olivenöl diente. Dieses Foto entstand auf dem Gelände des verlassen Hofes. Wir stöberten etwas herum, und plötzlich standen wir in einem mit großen Steinplatten sauber und mit Könnerschaft ausgelegten ‚Innenhof‘: Einer Öl- und Weinpresse samt einem steinernen Auffänger, den man angeschnitten im oberen Fotoabschnitt sehen kann. Überrascht entdeckten wir später, daß dieser wunderschöne, sicherlich schon aus der römischen Zeit bestehen Mühlenplatz bereits für die UNESCO-Broschüre fotographiert worden ist! Natürlich ohne die richtige Zuweisung an den hoch oben in den Bergen gelegenen ruinösen Hof! Wir haben uns also wie doppelte Endecker gefühlt.


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Dieser Platz, der Ausblick, der verlassene Hof samt seiner Nebengebäude war so schön an diesem Tag – und tat es richtig weh, zu sehen, wie alles verfällt (dabei war die Bausubstanz gar nicht so schlecht… wenn ich die Fotos betrachte, so trauere ich immer noch um sie.)

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Ohne Bindemittel gemauert – die trimas.

Marcel, 02. 10. 2010

In einem Reiseführer von 1967 heißt es über Hvar, dass das Klima so mild wäre, dass die Hoteliers für einen Wintertag mit Nebel, Schnee oder Temperaturen um den Gefrierpunkt keine Bezahlung nehmen würden. Auch an Tagen, an denen es zwischen sieben und siebzehn Uhr mehr als drei Stunden regnete, soll man 50% Ermäßigung erhalten haben. Sie sind damit angeblich kein Risiko eingegangen. Uns empfängt die Stadt Stari Grad (Alte Stadt) mit bewölktem Himmel und mit dem Duft von Pinien, als wir in die mehr als 3 Seemeilen tiefe Bucht einfahren, an deren Ende sich die Stadt, gut geschützt vor nahezu allen Winden, in die fruchtbare Ebene schmiegt. Wir legen uns an eine der zu dieser Jahreszeit zahlreichen freien Mooringbojen gegenüber der Hafenpromenade. Es ist Freitag Abend. Die Charter-Flotten sind brav in ihre Heimathäfen zurückgekehrt, da samstags die Übergaben stattfinden. Ausser in den großen Marinas am Festland hat man von freitags und samstags meistens seine Ruhe. Gerade einmal drei Schiffe liegen ausser uns im Hafen der Alten Stadt. Im Auftrage der Stadtverwaltung knöpft man uns schon leicht angetrunken und mit Schlickauf 100 Kuna (Keine Kröten, sondern Marder. Die Bezeichnung stammt von der mittelalterlichen Verwendung von Marderfellen zum Tausch und zur Bezahlung von Waren und Abgaben.) ab. An den beiden Folgetagen kommt dann aber niemand mehr zu uns hinüber – vermutlich übersteigt reine Faulheit die hier übliche Geldgier, die sich zum Beispiel dadurch äußert, dass man von Ankerliegern Geld kassiert. Ausser in Kroatien ist diese Unsitte meines Wissens nirgends sonst auf unseren Meeren üblich.

Da wir keinen Stadtplan in unseren Reiseführern finden, begeben wir uns zur Touristeninformation. Der Mitarbeiter dort sieht aus wie der Anführer der hiesigen Hells Angels oder Bandidos, gibt aber freundlich Auskunft über die Museen, Restaurants und Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Und – es gibt auffällig viele alte VW Käfer in Stari Grad. In jeder Parkreihe findet man mindestens zwei Modelle in knallig bunten Farben. Auch Cabrios mit nachträglich angeschweißten Überrollbügeln gibt es als Mietwagen.

Stari Grad ist der einstige Hauptort der Insel Hvar und hieß früher Faros. Die Stadt war Handels- und Schifffahrtszentrum und Bischofssitz von Hvar bis sie von der Stadt Hvar abgelöst wurde. Heute ist der Ort ein Treffpunkt für Künstler und Archäologen – es gibt eine Sommerschule für Archäologiestudenten – und gibt sich entspannt und unaufgeregt. Der mittelalterliche Ortskern um den Hafen herum ist Autofrei, die schmalen Gassen mit Naturstein und leichtem Gefälle zu den Seiten gepflastert. Es gibt einige Renaissance- und Barockkirchen und -paläste, sowie das Wohn- und Wehrschloss des Dichterfürsten Petar Hektorović1 aus dem 16. Jahrhundert. Seit 2008 ist die Stadt und die Felder südlich der Stadt, die sogenannten Ager-Felder (s. Extraartikel unter „Wandern“), in die UNESCO Weltkulturerbe-Liste aufgenommen.

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1 — Petar Hektorović (* 1487 in Stari Grad auf Hvar; † 13. März 1572 ebenda), ein Poet und Universalgelehrter der Kroatischen Renaissance, der sein Heimatort und seine Wohnburg (heute zu besichtigen) direkt am Hafen gelegen, nie verließ. Außer für eine dreitägige Reise auf einem Fischerboot, so wird berichtet. Auf der Basis seiner quasi-ethnographischen Beobachtungen entstand 1568 sein wichtigstes Werk, Ribanje i ribarsko prigovaranje (dt. „Fischerei und die Dialoge von Fischern“), in dem versucht wird, die Dialoge von Fischern in ihrer Alltagssprache darzustellen. Dieses Hauptwerk kann man als hybrides Genre bezeichnen, denn es ist gleichwohl ein Reisebericht, eine Abhandlung über das Fischen, ein Poem und poetische Epistel für seinen Freund Jeronim Bartučević. „It is a treasure of Croatian maritime and zoological terminology, which has become incorporated in Croatian standard language“, schreibt ein Autor in Wikipedia Englisch. Auch Hektorović Sprachstil ist hybrid wie sein Werk, indem er sich neben des lokalen Dialekts (Čakavian) auch des Schreibstil/dialekts (Štokavian) der in Dubrovnik tätigen Lyriker, mit denen Hektorović im dauerhaften Kontakt stand, bedient und beide miteinander amalgamiert.

Sein Palast in Stari Grad ist mit Sinnsprüchen und Gedichten ‚vollgeschrieben‘ – und es macht Spaß, seine in Latein und Kroatisch verfaßten Verse überall auf Treppenstufen, Gesimsen, Torbögen und Mauerwerk zu entdecken!

Literaturhinweis: Ante Kadić: Croatian Renaissance, in: Studies in the Renaissance. 6, 1959, S. 28-35, S. 34.
http://www.jstor.org/pss/2857180