Marcel, 30. 04. 2010

In Agios Nikolaos an der Käsetheke finden wir ihn wieder: Den Mizithra Käse. Bereits auf Astypalea haben wir ihn entdeckt. Und zwar auf einem griechischen Salat, als local cheese in der Speisekarte getarnt. Folgendes finden wir über ihn heraus: Myzithra (griechisch Μυζίθρα) oder Anthotyro (griechisch Ανθότυρο) ist ein kretischer unpasteurisierter Weichkäse mit hohem Fettgehalt, der aus Schafs- und Ziegenmolke unter Zugabe von Milch hergestellt wird. Sehr frisch ist er in Konsistenz und Geschmack dem italienischen Ricotta ähnlich, er ist ebenso weiß und leicht süßlich-sämig. Dem Laib wird üblicherweise die Form eines abgeschnittenen Kegels gegeben.

Und hier muss auf eine griechische Angewohnheit hingewiesen werden, Felsformationen und Inseln nach Lebensmitteln zu benennen. Hier die Mikri Myzithra bei Zakynthos:

Und in diesem Zusammenhang zitiere ich noch einmal Fermor (siehe hierzu  paximadia — griechischer Zwieback): „Die gebackenen Rechtecke haben tief eingeschnittene Furchen, damit man sie leichter brechen kann, und die einzelnen Stücke lassen sich mit nichts anderem besser vergleichen als mit den braunen, baumlosen Inselchen, die vor den Küsten Griechenlands verstreut liegen, und in der Tat heißt mancher kleine Archipel – insbesondere die aus dem Lybischen Meer aufragenden Klippen im Süden Kretas – Ta Paximadia.“

Doch zurück zum Myzithra Käse: Lässt man ihn mit Salz eingerieben an der Luft reifen, entsteht ein kräftig schmeckender Käse, der im gereiftesten, härtestem Zustand auch gerieben werden kann. Die Namensgebung ist allerdings regional uneinheitlich, im Westen Kretas heißt die reife Variante Myzithra und die frische FormAnthotyro, im Osten ist es genau umgekehrt.

Eine weitere Variante mit saurem Geschmack heißt Xynomizithra (griechisch Ξυνομυζήθρα); die Bezeichnung Xynomizithra Kritis ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung des aufKreta hergestellten Xynomizithra.

Die erste Form des Käses als weicher Frischkäse mit süßem Geschmack wird gerne mit Honig als Nachtisch gereicht, oder auch als Mezes mit Oliven und Tomaten.

Mizithra ist einer der ältesten Molkekäsesorten. (Infos aus Wikipedia)

Marcel, 01. 04. 2010

Um 0345 werfen wir die Leinen los. Geschlafen haben wir aufgrund des immer noch in den Hafen stehenden Schwells eh kaum. Der Wind hat sich gelegt und bietet mit 1-2bf nicht genug Kraft zu segeln. Also motoren wir durch die Nacht. Zum Sonnenaufgang bekommen wir auf 3-4bf zunehmenden Wind aus West, wie vorhergesagt. Für unsere umgeplante Route perfekt. Ich setzte alle Segel, während Joanna mit Oropax in der Koje liegt und froh ist, als der Motorlärm verschwindet.

Lifeaboard. Mittagessen auf See. Es gibt Kartoffelsalat mit gerösteten Paprika und Kapern dazu Olivenbrot mit Käse aus Astipalaia (wie Ricotta – sehr lecker). Gegen Mittag haben wir die halbe Strecke geschafft. Noch gut 40sm liegen vor uns. Der Wind flaut leider im Laufe des Nachmittags wieder ab, so dass wir die letzten 25sm wieder unter Motor fahren müssen.

Um 1925 sind wir in Sitía fest. Drei griechische Fischer (der eine gibt sich als ehemaliger Kapitän und Freizeitskipper für Charteryachten aus) weisen uns einen letzten freien Liegeplatz längsseits zu, helfen uns beim Anlegen am Kai und nehmen die Leinen entgegen. Die Griechen hier sind überaus freundlich und wenn man die ersten Worte gewechselt hat auch geschwätzig. Nachdem wir an Bord alles klariert haben gehe ich mit ein paar Dosen Mythos, dem lokalen Bier, hinüber. Man nimmt das Gastgeschenk mit Freude entgegen und beginnt einen Plausch auf Englisch.

Marcel, 31. 03. 2010

Wieder haben wir Pech mit dem Wetter. Langsam wissen wir, warum die Ägäis kein typisches Charterrevier ist. Yachthäfen sind Mangelware. Windstille Tage wie gestern wechseln mit stürmischen Tagen in kurzen Abständen. Unser Windmesser zeigt 7bf. Doch Buddha, der direkt dadrunter sitzt, beschützt uns (s. Foto). Der Wind bläst hier auflandig von Süd – genau aus der Richtung, in die wir in den nächsten Tagen segeln. Für morgen ist kurzzeitig Wind aus West angesagt. Diese Möglichkeit wollen wir nutzen, um die 80sm-lange Strecke nach Kreta anzutreten, da wir mit Westwind nach Santorin kreuzen müssten.

(A)

Auf See schon häufig den unbefriegenden Zustand des Photographierens erlebt: Da möchte man festhalten, einwenig angeben und einwenig sich errinnern wollen an jene Stimmung kurz vor „Weltuntergang“, wenn die Fallen am Mast schlagen, das Schiff auf und ab und hin und zurück gezerrt wird und in die Festmacher rückt bis man ganz mürbe wird… Aber diese Turbulenzen lassen sich nicht photographisch festhalten, erst recht nicht, wennsich die Ägäis in den besten Schönwetterfarben zeigt …

Aber sehen Sie selbst: (A) Bei unserer Ankunft und (B) einige Stunden später.

(B)

Das die Stürme auf Astipalea sich durchaus auch steigern können, sieht man an dem demolierten Hafenanlagen. Ich vermute, daß nicht alles nur mangelhaftes Material und schlechte Planung war. (Auch wenn ich das nicht gänzlich ausschließen möchte.)

Unserer Bf-Buddha

Marcel, 30. 03. 2010

Astipalea oder Astypalea, Astypalaia… (griechisch Αστυπάλαια)

Zur Übersicht eine topographische Karte von Astipalea. Der Hauptort mit unserem kleinen Hafen befindet sich ssw-lich der Landenge, die die beiden Teile der Schmetterlingsinsel verbindet.

  • 96,42 km² große griechische Insel der Südlichen Sporaden in der Präfektur Dodekanes,
  • Sie hat die Form eines Schmetterlings (s.unten), daher auch ihr Spitzname, der Schmetterling im offiziellen Logo der Insel und ihr Slogan: „Ein Schmetterling in der Mitte der Ägäis …“ (Μια πεταλούδα στη μέση του Αιγαίου …),
  • Eine andere Namensherkunft sieht man in der Mythologie: Astypalaea und Europa waren die Töchter von Phoinix und der Perimedes. Aus die Vereinigung von Astypalaea mit dem Meeresgott Poseidon, der sie in der Gestalt eines Ziegenbocks verführte (da haben wir es wieder: die gr. Götter verwandeln sich mit Vorliebe in Tiere und ‚verführen‘ die Frauen…), entsprangen der Argonaut Agenor (Ancaeus), der König von Samos wurde, und  Eurypylos, der spätere König von Kos.
  • Astypalea ist die westlichste der Inseln der Dodekanes. Geographisch liegt sie zwischen der Dodekanes und den Kykladen, was sich an ihrer kargen Vegetation und geologischen Formationen gut ablesen läßt.

Historie

Die Insel ist seit prähistorischer Zeit kontinuierlich bewohnt. Zu den ersten Siedlern zählen der Sage nach die Karen – sie begegneten uns schon auf Nissyros -, die die Insel „Pyra“ (Feuer) aufgrund der dort vorherrschenden rotbraunen Erdschicht nannten, ihnen folgten die Minoer. In der hellenistischen Periode wurde die Insel als Flottenbasis der Ptolemäer aus Ägypten genutzt und entwickelte rege Aktivität in der Fischerei und in der Landwirtschaft.

In der Zeit der römischen Herrschaft wird die Insel als nautischer Stützpunkt gegen Piratenangriffe genutzt und dementsprechend den Einwohnern vielversprechende Privilegien eingeräumt. Aufgrund der zunehmenden Piratenüberfälle ändert sich allmählich das kulturele Bild von Astipalea in der byzantinischen Periode: Die küstennahen Siedlungen werden verlassen und die Einwohner ziehen sich ins Landesinnere zurück, wo sie Burgen und Festungen zu ihrem Schutz errichten. Im Jahre 1204 geht die Insel in den Besitz der Venezianer und hauptsächlich der Familie Quirini, die die heute in Ruinen vorhandene Burg wenn nicht errichtet, so doch wesentlich ausbaut und nur mit einer Unterbrechung von ca. 40 Jahren (während der byzantinischen Herrschaft von 1269-1310) beherrscht.


Die sogenannte Chora (Hora), der Hauptort der Insel, von 1930 mit der Ansicht des Hafens. Man sieht in der rechten Bildhälfte die wie auf einer Perlenkette aufgereihten Windmühlen, die freistehend den Hügelkamm betonen. Auch hat das verheerende Erdbeben von 1956 die Burg mit ihren ungewöhnlichen Mauerhäusern – in die Wehrmauer eingebaute Häuser, deren Balkone wie Schwalbennester aussahen – noch nicht zerstört, wenn auch das Foto keine besonders gute Ansichtsnahme möglich macht.


Und so sieht die Chora von heute (nach Wikipedia) aus. Hierbei von „unterentwickeltem Tourismus“ zu sprechen, wie einige Internetseiten aber auch Reisebücher bemerken (man weiß nicht ob mit Bedauern, zur Abschreckung oder um etwas Rares anzupreisen), kann nur bedeuten, daß man von anderen Orten in der Ägäis Schlimmeres gewohnt ist. Ich fand den ‚unterentwickelten Tourismus‘ mehr als ausreichend. Denn wie viel verträgt eine kleine Insel bevor sie wieder ganz uninteressant wird? Was das Foto nur erahnen läßt: Die hier sichbar bebaute Fläche ist nicht die einzige der Insel. Astipalea selbst ist, so schien es mir von der Burg aus betrachtet, so gut wie baumfrei zu sein. Um so mehr fallen die Bausünden auch im kleineren Maßstab auf.

Auch dieses Mal hatten wir Glück, denn wir waren vor jedweder Saison da. Die Einheimischen waren tatsächlich sehr „gut aufgelegt und immer für ein Gespräch offen“, wie es auf einer Internetseite heißt. „Sie interessieren sich noch für die wenigen Fremden, die ihr Astypalea besuchen“, weiß die gleiche Quelle zu berichten. Leider können wir kein Griechisch – diese Sprache ist einfach un-mög-lich zu erlernen (vielleicht noch am ehesten als Kind)! Wenn auch ich mich an den Klang und Satzmelodie bereits gewöhnt habe und sie durchaus auch schön finde.

Wir waren zu kurz da, um die ganze Insel zu bereisen und da es am nächsten Tag fürchterlich stürmte, mußten wir darüber hinaus auch im Hafen bleiben und ein Auge auf die hin und her an der Kaimauer gerüttelte Chulugi werfen.

Aber an unserem ersten sonnenbeschienen Morgen war noch alles anders…



In Astipalea steigen wir nach dem Frühstück durch die engen Gassen entlang weiß getünchter Häuser und bunt bemalter Türen und Fenstern zur venezianischen Festung hinauf. Ein Erdbeben in den 50er Jahren zerstörte einen Großteil der Häuser, welche sich innerhalb des Ringes an die Außenmauer schmiegen. Zwei Kirchen sind restauriert aber leider verschlossen. Sie sind als Schifffahrtszeichen bei der Ansteuerung aus Osten weithin sichtbar. Ebenso die Häuser, die sich den Hang hinauf drängen.

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Marcel, 29. 03. 2010

Um 1130 starten wir Richtung Westen. Vorbei an Mandraki. Die antike Stadtmauer sehen wir auf der Erhebung im Westen der kleinen Ortschaft, die wir gestern erwandert haben.
Nach einer Stunde frischt der Wind auf bis zu 30kn (7bf) auf und schwankt zwischen 21 und 30kn. Die See ist extrem kabbelig – fast wie auf der Waddensee im Modus „Strom gegen Wind“. Erst als wir am frühen Abend Astipalaia (hier gibt es zahlreiche lateinische Schreibweisen) erreichen, wird die See ruhiger und der Wind nimmt auf 4bf ab. Hinter dem venezianischen Kastell verschwindet die Sonne hinter den Hügeln.