Joanna & Marcel, 25. 06. 2011

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Diese Bucht mit dem großen Bojenfeld haben wir aus Schutzgründen angesteuert, weil die See ziemlich unangenehm wurde und wir ein Fleckchen zum ruhigen (!) Ankern suchten. Aber auch aus „sentimentalen“ Gründen, denn wir haben hier vor ca. zwei Jahren einen schönen Aufenthalt gehabt. Damals noch mit der gecharterten schrottigen Bavaria. Die in einem Wäldchen direkt am Wasser gelegene Konoba wurde von zwei Journalisten aus Dubrovnik (oder Zagreb?), die auch als Kriegsberichterstatter arbeiteten bzw. mitunter verfolgt wurden, meine mich dunkel zu erinnern, nur im Sommer betrieben. Die winzige Hütte hatte einen sehr nett im bäuerlichen-sammelsurium Stil eingerichteten Raum und Veranda, ansonsten standen die Tische überall unter den Bäumen verteilt. Es gab nur eine Tageskarte – und das Essen war hervorragend! Die Besitzer, die selbst kochten und bedienten, waren sehr nett – die gesamte Atmosphäre wunderbar.

Das wollten wir also noch einmal erleben… Die Konoba gibt es noch, aber alles andere ist eben anders geworden: Die ehemaligen Betreiber oder Besitzer des Lokals sind nicht mehr da, nach langem Warten sahen wir uns gezwungen, den Tisch zu wechseln, weil an die am Wasser gestellten Tische die Bedienung einfach nicht kam. Alles war professioneller (im gewissen eher peinlichen Sinne: Matosenkluft der Bedienung) und dennoch – oder gerade deswegen – schlechter. Wir warteten nicht nur Ewigkeiten, bis jemand die Bestellung aufnahm, obwohl kaum Gäste da waren, sondern auch Ewigkeiten bis wir dann etwas bekamen. Die Auswahl auf der Karte groß und doch phantasielos. Um so größer war unsere Überraschung, als das bestellte Essen doch sehr gut schmeckte!

Dennoch, das Lokal hat nicht mehr die „Seele“, die es durch die Küche der Journalisten hatte. Es ist ganz offensichtlich auf große Segelcrews einstellt und eben auf entsprechendes Essen.

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Die Berge hinter Split. Links der Ost-Zipfel von Solta und rechts der West-Zipfel von Brač. Und immer wieder die Erfahrung: Raue See läßt sich nicht adäquat fotografieren.

Joanna & Marcel, 24. 06. 2011

Der Ort Drvenik auf dem winzigen Eiland Veli Drvenik ist ein verschlafenes Nest. Boulespielende Rentner (oder Fischer), alte Damen in Witwentracht, badende Hunde, Kinder und Mütter, die ihren Nachwuchs in grünen Schubkarren durch den Ort chauffieren. Und fast alle mit Hüten!

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Nationalheld, der auch diese kleine Insel gegen die Deutschen verteidigte. Ihm gegenüber am anderen Ende des Hafens steht eine „Heldin“: eine verzweifelte aber natürlich sicherlich mutige Frau.

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Wir hatten einen sehr schönen Platz am winzigen Kai ergattert, allerdings waren die Wassertiefen dort recht bedenklich. Hat aber dank des Muts des Skippers und helfender Hände einiger Italiener (nicht im Bild) alles wunderbar geklappt.

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Ich habe sogar gebadet und geschnorchelt (dazu weiter unten mehr), was nicht so gewöhnlich für mich ist, denn ich halte es diesbezüglich so wie die Griechen: nicht vor August ins Wasser!

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Beschauliche Badeszenen eines Fischerdorfes, das kaum vom Tourismus heimgesucht wird. Der Grund: Drvenik liegt in der Flugschneise des nahen Flughafens von Split!

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Die Fassade der Kirche ist nur vorgestellt. Ein Dach hat der Vorbau aus dem 18. Jahrhundert nie erhalten, so wächst zwischen dem Portal und der älteren Kapelle eine Wiese und Rosmarinbüsche. Die alte Kirche “im Inneren” ist aus dem 15. Jh. (leider wieder einmal geschlossen).

DSC_7195 DSC_7196 DSC_7191 DSC_7221 DSC_7222 DSC_7212 DSC_7234 DSC_7205 DSC_7248 DSC_7255 Das Restaurant Tramontana bietet einen hübschen Garten und selbstgemachte Spezialitäten: Oliven, Öl, Eingelegtes und Marmeladiges, sowie Kunsthandwerk und kleine Bilder.

DSC_7261 Diese “Sonderunterstützung” wirft die Frage auf, warum der Schirm nicht in Gänze auf der Mole stehen darf.

DSC_7274 Was wir an Brot übrig haben schmeckt den Fischen. Ihre Artgenossen in Necujam haben unser Brot strickt abgelehnt und verschmäht.

DSC_7164 Ich beim Tauchen (ein seltener Anblick und auch noch durch das Lukenfenster).

Drvenik, die kleine Bederbucht/Eingang Unterwasserlandschaften in dem kleinen “Badehafen”: nicht so phänomenal wie im Roten Meer aber immer hin noch ein paar neugierige Fische, die nicht gegessen worden sind. In Griechenland gab es beispielsweise nichts zu sehen.

Drvenik Drvenik: immer an der gleichen Stelle zu finden Im Haven des Fischerdorfes Drvenik (auf Veli Drvenik) Im Haven des Fischerdorfes Drvenik (auf Veli Drvenik) Ein Holzboot unter Wasser, wenige Meter von unserem Kai. Drveniks neugirigen Fische Meine kleinen Unterwasserbegleiter.

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Marcel, 23. 06. 2011

Wir ankern, nachdem wir uns erst am späten Nachmittag auf den Weg gemacht haben in der weit verzweigten Bucht Nečujam auf Šolta. Auch in Kroatien ist der Donnerstag ein Feiertag, so dass einige einheimische Boote unterwegs und eben auch vor Anker liegen. Dennoch ergattern wir einen angenehmen Platz für die Nacht, essen an Deck und üben uns im Lesen der Sternenkarten.

Marcel, 03. 06. 2011

Wir ankern in der belebten und beliebten Bucht Uvala Vinogradisce vor Sv. Klement, der Hauptinsel der sogenannten Hölleninseln auf denen in vergangenen Jahrhunderten Föhrenharz zum abdichten der Schiffe gewonnen wurde. Auf der Insel befindet sich eine Marina, sowie eine Handvoll Restaurants. Eine Künstlerin, die sich vor Jahren auf Sv. Klement niedergelassen hat, setzte Pfauen aus, die jetzt hier wild leben und am Abend mit einem kehligen Laut für eine außergewöhnliche Klangkulisse sorgen. Die Künstlerin kultiviert auch einen Teil der Gärten und Hügel der Insel, die sich so als ein subtropisches Kleinod gibt.

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Marcel, 02. 06. 2011

Unfreiwillig liegen wir in der Marina Vlaska in Milna auf der Insel Brac. Im Kanal zwischen Brac und Solta habe ich glücklicherweise routinemäßig einen Blick in die Motorbilge geworfen. Ganz tief unten, dort wo man am allerwenigsten herankommt, bezeichnenderweise unter dem sogenannten Wassersammler, sprudelte eine gute Ladung Kühlwasser in die Bilge. Kurzerhand beschlossen wir in das nur zwei Seemeilen entfernte Milna zu fahren. Dort sollte es einen deutschen Fachbetrieb geben, der unter den Seglern einen guten Ruf hat. Wir schickten Herbert, der sich auch auf dem Weg zu den Klemensinseln befand, eine SMS. Nun liegen wir also mit Herbert und Bela!, der als Skipper ebenfalls unterwegs ist in Milna. Herr Sauer, der Bootsmechaniker hatte auch das passende Werkzeug, um die lose Schlauchschelle zu fixieren. Ein ordentlicher Knarrensatz mit unterschiedlich langen Aufsätzen war hier hilfreich. Nun hoffen wir, dass das Problem gelöst, bzw. fixiert ist und es nicht nötig wird, den kompletten Warmwasserboiler zu demontieren. Der Abend in der nahen Konoba und an Deck von Herberts Katamaran wurde feuchtfröhlich, so dass wir von den Stegnachbarn schon zum senken des Lautstärkepegels aufgefordert wurden. Peinlich, da gerade wir uns immer wieder über lärmende Crews beschweren.

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Joanna & Marcel, 22. 04. 2011

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Festungskirche der Hl. Maria Mutter der Barmherzigkeit (sv. Marija od Milosrda) – Mit der Kirche oder mit dem Fjord/Hafen muß man die Ortsbeschreibung anfangen!

„Die Festungskirche der Hl. Maria Mutter der Barmherzigkeit (Sv. Marija od Milosrda) ist das wichtigste Gebäude im Ort. Es ist einzigartig an der Adria, und eine der schönsten Festungskirchen in Kroatien und Europa.“ — Soweit die Werbung auf der Homepage  des Ortes Vrboska. Aber es stimmt, die Wehrkirche ist sehr beeindruckend, auch wenn sie im Inneren an zerstörerischer Feuchtigkeit – die Kirche als Burg hat natürlich keine Fenster – und offenbar Geldmangel leidet. Die barocken Wandaltäre bröckeln von den Wänden und die Gemälde hat man in die benachbarte Kirche Sv. Lovre abtransportiert. (Siehe Beitrag zur Passionsprozession.) Die zinnenbekrönte „Apsis“ erlaubt von ihrem Dach eine die gesamte Umgebung erfassende Aussicht, zumal die Kirche auf einer Anhöhe erbaut wurde.

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Die Wehrkirche wurde 1575 auf Kosten und von den Bewohnern selbst finanziert, und zwar nach einem Raubzug der Türken im Jahre 1571 unter der Führung von Beg Uluc-Alija (darüber gibt es unterschiedliche Aussagen, wahrscheinlich hat man ihm alles in die Schuhe geschoben). Vrboska wie die ganze Insel Hvar wurde beraubt und gebrandschatzt. Türken hin oder her – die Piraten waren wohl doch eher kroatische Landsleute aus Omis, dem berüchtigten Piratenort auf dem Festland (siehe unseren Beitrag dazu).

Vrboska hat noch einige andere Kirchen und größere Kapellen zu bieten. Die Hl. Roco bspw. hat einen netten Skulpturen-Altar aus der Barockzeit.

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Sv. Petrus am Hafen ist die älteste Kirche der Insel. Erbaut im 14. Jh. Die mittelalterliche Petrus-Figur über dem Portal ist in Sv. Love zu besichtigen, am Originalplatz steht eine Kopie.

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Schön ist der Fjord selbst, der den Ort strukturiert: Er windet sich, immer schmaler werdend, durch das Städtchen, bis er schließlich ein schmaler Rinnsal wird. Immer wieder durch kleine gekrümmte Brücken überspannt, teilt und verbindet er gleichzeitig Vrboska. Dort wo wir am liebsten sitzen – in der Konoba Lem – steigt eine winzige Insel aus dem Wasser: eine Palme und ein Denkmal haben darauf Platz, für viel mehr reicht der Platz eigentlich nicht.

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Für die Konoba Lem können wir guten Gewissens Werbung machen.

Wir sind hier zu Ostern reich beschenkt worden: ein Teelicht in Form seines kleinen Bootes (Handarbeit) am Karfreitag und am Ostersonntag dann ein filigranes Körbchen, nach dem ich schon am Freitagabend gefragt habe. Die Chefin (immer in Schwarz gekleidet, rauchend und Rotwein trinkend) erzählte uns, diese Körbchen stellt ein alter Mann aus einem der Dörfer extra nur für die Konoba her. Und wenn man 11 mal als Gast hier war, dann bekommt man ein Körbchen geschenkt… Wir waren bereits vier mal da, also blieben noch sieben…

Heute – Ostersonntag – jedoch kam die Chefin an unseren Tisch und machte mir/uns dieses schöne Geschenk zu Ostern. Wir waren ganz gerührt. Wahrscheinlich weil wir vorher versucht haben, den schwierigen Osterngruß auszusprechen: „Sretan Uskrs“ = „Frohe Ostern“.

Wir brunchten traditionell und farbenfroh in der Konoba, es gab wilden Spargel, Schinken in Scheibchen, salzigen Frischkäse, Lauchzwiebel, Eier und selbstgemachtes Brot, dann selbstgemachtes, unglaublich leckeres Gebäck! Einfach, aber sehr schmackhaft.

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[Das ist nicht mein Körbchen – die Chefin meinte, dieser wäre auch schön, aber sie mag lieber die filigranen, daher hat sie uns den anderen geschenkt.]

Und jetzt noch einmal unserer österlicher Blick auf den Ort (mein Körbchen im Vordergrund!) und einige weitere Impressionen aus dem Ort, der zu meinem Lieblingsort avancierte!

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Am Kastilac ist es sehr heiß – und sehr schön, nur paar Höhenmeter vom Ort entfernt eine sehr mediterrane und einsame Gegend!

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Folgende Fotos sind am Donnerstag- und Freitagabend/Karfreitag gemacht worden – wir gehen also in der Zeit zurück.

Bereits am Donnerstagabend waren wir in der Konoba Lem, die wir schon vom letzten Jahr und unserer Wanderung „Stari-Grad – Vrboska“ her kannten. Dieses Mal gab es ein Teelicht (siehe Foto unten) als Geschenk, wahrscheinlich zur Eröffnung der Saison, und ein Körbchen mit Feigen als Nachtisch dazu.

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Und auf dem Heimweg begegnete uns die zweite Prozession. Diese war besonders feierlich und nicht mit der ersten Kreuzprozession zu vergleichen. Wir ließen uns später über die Unterschiede aufklären (siehe Beitrag zur Osterprozession).

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Und das sind jetzt unsere Marina-Impressionen (ganz unösterlich).

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Joanna & Marcel, 21. 04. 2011

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[Wir haben eine sehr schöne Anlegestelle in der Marina des Ortes Vrboska auf Hvar zugewiesen bekommen. Es ist ein sehr schöner, unaufgeregter Ort mit sehr netter ACI Marina. Das ist eine Seltenheit! Dazu später mehr.]

Angekommen, einklariert und gleicht auf den Weg – den Passionsweg – zur Kirche St. Laurencius bzw. Sv. Lovre gemacht. Diese ca. 20 bis 25 km lange Prozession, die eigentlich an 3 verschiedenen Orten der Insel Hvar begonnen wird, ist mittlerweile auf die UNESCO Liste der IMMATERIELLEN KULTURGÜTER aufgenommen worden. Damit hat die Insel Hvar bereits zwei UNESCO Eintragungen – wenn das nicht rekordverdächtig ist! (Siehe Ager-Felder zwischen Stari Grad und Vrboska. ) Allerdings fragt man sich, ob gerade die List der „Immateriellen Kulturgüter“, die sie auszeichnet, nicht ein wenig inflationär gehandhabt wird, so daß zu befürchten ist, daß diese Liste bald keine Aussagestärke mehr hat (Stichwort: Deutsches Brot… nicht schlecht, aber sollte das nicht eher eine Selbstverständlichkeit sein statt „immaterielles Kulturgut“ der ganzen Welt? Und vom Verschwinden bedroht ist es ja auch nicht.)

Zurück zu der Ostern-Kreuzprozession – Wir starteten also in der Kirche Sv. Lovre, in die übrigens die Gemälde aus der Wehrkirche Sv. Marija übertragen wurden. Dazu zählen vor allem jene Gemälde, die Tizian oder Veronese (mal so mal so – wahrscheinlich ist es aber die Werkstadt von Veronese) zugeschrieben werden.

Die kleine Kirche war innen sehr voll, wir standen mehr auf der Schwelle der Kirche (Foto 2), und konnten nur kurze Blicke zwischen die gedrängten Menschen werfen. Dieser, aber auch die anderen Altäre der besuchten Kirchen, waren sehr aufwendig und kunstvoll mit Blumenschmuck dekoriert.

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[Wehrkirche Sv. Maria am Abend; noch menschenleer.]

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[Erste Prozessionsstation: Die Wehrkirche wird umrundet.]

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[Das mit schwarzem Flor verhüllte Kreuz wird vorgetragen.]

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[Von Unterwegs nach Jelsa, der dritten, großen Station der Prozession.]

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[In Jelsa angekommen. Für uns endete hier die Prozession. Weiter haben wir es an diesem Abend nicht mehr geschafft.]

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So sieht der gesamte Prozessionsweg in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag aus:

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Später, erst am Ostersonntag, als wir also die letzten Tage nur so von einer Veranstaltung in die nächste ahnungslos gestolpert sind, hat uns ein Einheimischer (ein sehr netter Mitarbeiter der Marina vor Ort) über die Hintergründe der Prozession von Vrboska aufgeklärt.

Hier in kürze die Hintergründe:

Die große Prozession in der Nacht von Gründonnerstag ist eine “Volksprozession”. Der Kreuzträger – bei uns ein junger Mann mit modischer schwarzer Hornbrille der 60er Jahre – lädt die Ortsbewohner, Familie und Freunde ein, ihn auf diesen 20 km langen Weg zu begleiten… und sie folgten dieser Einladung. Für den jungen Mann ist es eine große Auszeichnung, das Kreuz vorzutragen. Er trägt so zu sagen stellvertretend das Kreuz für Christus. Und er muß auf jeden Fall Kondition haben, dieses Gewicht (wörtlich wie übertragen) auf dieser Streckenlänge und das auch noch die ganze Nacht zu tragen! Die Eingeladenen leisten ihm ‘Gesellschaft’ und Beistand im auf sich genommenen symbolischen Leid. Die Eltern verabschieden sich vom Sohn vor der Kirche – eine ergreifende Sitte! – und wünschen ihm alles Gute auf dem folgenden “Leidensweg Christi”. An anderen Orten (siehe Karte) machen das andere Kreuzträger und seine “Gäste” genauso. Die Prozessionen dürfen sich nicht begegnen bzw. überholen – das brächte Unglück!

Dies ist also ein volkstümlicher sakraler Ritus, in dem sich ein wenig Aberglaube mischt. Die Ursprünge sind mir nicht klar, vielleicht gab es vor der Christianisierung bereits Umzüge zum Frühlingsanfang.

Wir fanden den Anfang der Prozession sehr schön, im Laufe des Weges Richtung Jelsa gestaltet sich die Prozession immer mehr in Richtung Volksauflauf mit abendlicher Freizeitgestaltung. Es wurde sehr viel gequatscht, getrunken und gegessen (wenn auch kein Alkohol). Unerträglich lachende und quatschende Paare liefen neben uns (wir hatten wahrscheinlich wie immer Pech damit). Da haben wir uns mehrfach gefragt, warum diese Leute nicht besser in der Kneipe blieben… Nun, mit den neuen Informationen des Einheimischen, können wir uns das besser erklären.

Der “Marinero” hat uns für unsere gute Beobachtung gelobt – auch er machte deutlich einen Unterschied zwischen dieser Prozession und der am folgenden Abend/Karfreitag, die er als feierlich und dem Anlaß angemessener fand. Wahrscheinlich ist die volkstümmliche Prozession mit der Zeit etwas aus den Fugen geraten, da die Menschen nicht mehr von sich zu dem sakralen Gegenstand Bezug haben. Auch fehlte, so fand ich, der Respekt – wenn nicht vor dem Ritus und Glauben (einiger Anwesender), so doch vor der Anstrengung des Kreuzträgers, der mir leid tat (so wahrlich ganz alleine in dieser Horde). Andererseits entspricht das wohl eher der ursprünglichen Kreuztragung auf dem Golgataberg.

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Leider stand Marcel an diesem Abend sehr unglücklich hinter der kleinen Kirche, so daß die Fotos aus der dritten Reihe sind. Ich hatte wiederum das Glück, direkt vor der Kirche zu stehen und konnte dem sehr getragenen und von zwei hohen Würdenträgern geleiteten Ritus sehr gut folgen. Unter einem Baldachin wurde die Hostienreliquie getragen, natürlich mit verhüllten Händen, das Kreuz (der gleiche Kreuzträger) war bereits enthüllt und gewissermaßen gedoppelt, denn es gab noch ein zweites, das symmetrisch auf der anderen Seite des Baldachins getragen wurde. Jugendliche beweihräucherten die Reliquie und einer machte auf einem “Raspel-Gerät” von Zeit zu Zeit ziemlichen Lärm (Sinn und Hintergründe davon uns unbekannt).

Die Gruppe, die dieser Prozession folgte, war klein (vor allem nur Frauen), sehr ruhig und sang schöne traurige Lieder. Kinder trugen Lichter und quatschten weniger. Alles in allem eine schöne nächtliche Erscheinung – denn wir haben davon nichts gewußt und sind nur zufällig zur selben Zeit an der Kirche gewesen.

Was am Samstagabend für eine Prozession bzw. Grabwache war und wie sie gestaltet wurde, können wir nicht berichten: Wir waren an diesem Tag wandern. Ein Gewaltmarsch von ca. 20 Km in die Berge und zerschlagen sind wir dann um 23:00 oder später in die Koje gefallen.

Marcel, 10. 03. 2011

Heute fuhren wir mit Marcels Eltern und Andrees von Split nach Supetar auf der Insel Brac. Fahren ist schon der adäquate Ausdruck dafür, denn wir hatten Windstärke 1, das heißt Windstille. Die Sonne schien, es war gefühlt wärmer als in Split selbst, man düste an Deck vor sich hin, nachdem man zunächst etwas für Arbeit sorgte: Das Großsegel setzen, dann den Klüver, die Fock auspacken, um dann wieder alles zusammenzurollen und zu bergen, denn ohne die Hilfe des Motors dümpelten wir nur auf der Stelle.

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Auf unserer gemächlichen Fahrt stand Roland am Ruder und hielt Kurs auf das Örtchen, wo die wenigsten Brac-Besucher bleiben, vielmehr ankommen und abfahren – es ist der größte Fährhafen der Insel.

Circa 1,5 Seemailen vor Supetar sichteten wir einige Meter vor uns entfernt eine fünfköpfige Delphin-Familie! Leider etwas zu weit von uns entfernt, um gute Fotos machen zu können, aber dennoch zu Freude der gesamten Crew. Die Sichtungsdaten müssen noch an die Delphinschutz-Zentrale durchgegeben werden.

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Für Inge, Roland und Andrees war Supetar nichts neues, denn sie haben sich das Örtchen bereits gestern angeschaut, indem sie die Fähre von Split genommen haben. So wußten wir sofort, welche Konoba die ideale für uns ist.

Zu Supetar folgendes aus dem Internet-Führer der Homepage der Insel Brac (mit Originalfehlern):

  • “Neben der Kirche zu bewundern wäre ein frühchristliches Mosaik (6 Jh.) Die heutige Kirche ist auf dem Fundamenten einer frühchristlichen Basilika des hl. Petrus erbaut. Der hl. Petrus ist Patron der Stadt Supetar. Diese Basilika mit ihrem Patron gab den Namen dem Orte.”

Dem ist wenig hinzufügen, außer daß das frühchristliche Mosaik im katastrophalen Zustand ist und es wahrscheinlich nicht mehr so lange zu sehen sein wird. Denn es ist weder restauriert noch versiegelt. Jeder geht direkt darüber und parkt sein Fahrrad darauf.

  • “Über die Bucht von Supetar auf dem Friedhof dominiert einer Zypresse ähnelndes weisses Mausoleum mit seinen byzantinisch- orientalischen Elementen. Das Mausoleum gehört der Familie Petrinovic und ist ein Werk von Toma Rosandic ( 1878-1957) Auf dem Friedhof neben dem Kirchlein befinden sich zwei altchristliche Sarkophage.
    Unterhalb des Friedhofes sind noch die Reste einer villae rusticae zu sehen. Der gröste Teil der Grabdenkmäler auf dem Friedhof tragen Handschrift von Ivan Rendic (1849-1932): das Relief “Pieta“ ( Grabstätte der Familie Franasovic, das Grab Rinalda Culica, sowie die Gruft der Familie Rendic. Seine Jugendzeit sowie die letzten 11 Jahre des Lebens verbrachte Rendic in Supetar. Er studierte in Trieste, Wenedig und Firenca. Er zählt zu den bedeutesten Künstler Kroatiens im 19. Jh. Sein 208 Werke findet man in 51 Städte. Einige kann man sehen in der Galerie „ Ivan Rendic“ in der Stadtbibliothek im ersten Stock. Vor der Galerie (hinter dem Lebensmittegeschäft an der Hauptpromenade) steht Rendics Statue „ Denkerin“.”

Das Mausoleum ist wirklich sehenswert. Warum es einer Zypresse ähneln soll, ist mir nicht klar. Von innen war es nicht einsehbar, aber die Reliefs außen, eine Mischung aus “ägyptischen” und “syrischen” Stil, sowie die “mittelalterlichen” Speier, die als Kapitele gesetzte trauernd-nachdenkliche Putten, sowie überhaupt der Ort des Mausoleums (wie der sehr stimmungsvolle Friedhof überhaupt) sind auf ihre Weise beeindruckend. Man erkennt deutlich, daß der Künstler einen thematischen Plan verfolgte, der sich um den Tod und das Sterben einerseits und die Vision des Jüngsten Gerichts andererseits dreht. Der strafende oder auch nur kraftvoll-bestimmende Gottvater befiehlt eine Schar sehr resoluter Engeln, die das Hauptportal im Relief schmücken. Über dem gesamten Gebäude, auf der Spitze der Kuppel, hockt oder kniet ein gewaltiger Engel aus Bronze (?) – eine Mischung aus Todesengel und Rodons Denker.

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  • “Auf dem Hauptplatz steht die Kirche des hl. Martin aus dem 18. Jh. zur Zeit Ausstellungsplatz. Oberhalb von Supetar steht eine von 19 guterhaltenen frühromanischen Kirchen auf der Insel Brac. Die Kirche ist dem hl. Lukas geweiht. Bekant durch eine Zeichnung des Schiffes ( die erste bekannte in Dalmatien) an der Mauer im Innen der Kirche. Rund um Supetar sowie überall auf der Insel Brac sieht man kleine aus Steinen rundgebauten Häusern mit dem runden Dach, von den Einheimischen Bunje gennant. Diese Häuser dienen heute den Feldarbeiter als Schutz, in der Vorgeschichte als Wohnraum. Bauten änlicher Art findet man sehr oft im Mittelmeerraum unter Namen tholos, nuragho, cabana, barraca, caslla, trullo und noch bei uns in Istrien Kažuni.”


Dieser letzte Absatz hier der vollständigkeitshalber zitiert, denn gesehen haben wir weder die St. Martin Kirche noch die frühromanische mit der ersten überlieferten Zeichnung eines Schiffes, was ich sehr bedauere. Allerdings sind uns auf unserer früheren Wanderung von Milna aus (siehe dort) und insbesondere von Stari Grad auf Hvar sehr wohl die Rundbauten aus aufeinandergeschichteten Feldsteinen aufgefallen. Jetzt wissen wir, daß sie bunje heißen und tatsächlich mit ihren italienischen und griechischen Verwandten, den thalos, nuraghos und trulli so zu sagen alles gemeinsam haben.

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Joanna & Marcel, 07. 03. 2011

Um es gleich vorweg zu sagen: Wir haben den Sv. Jure in dem Biokovo-Nationalpark (oberhalb der Makarska Riviera) mit seinen knappen 1800 m – er ist der dritthöchste Berg Kroatiens – nicht geschafft. Und noch genauer: Wir haben es nicht einmal mit dem Auto zu unserem hochgelegenen Ausgangspunkt für die Wanderung geschafft!

Woran lag es? An der Bora und der sibirischen Kälte in diesem heulenden Wind. Aufgebrochen sind wir von der Makarska Riviera, als auch dort schon der Wind über das Wasser pfiff und Chulugi in der Marina in Split bereits die ganze Nacht an den Festmachern riß.

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[Fotos geben solche bedrohlichen Natureindrücken, gerade die auf dem Wasser, nie, nicht mal annähernd realistisch wieder.]

Es waren 7, in Böen 8 Windstärken als wir uns nach oben mit dem Auto vorgearbeitet haben, um diese kleine Wanderung zu machen. Laut Wanderführer nur mäßig ansträngend, weil von einem schon hoch gelegenen Wanderparkplatz ausgehend. Was der Wanderführer jedoch vergaß zu erwähnen, war die Tatsache, daß der Weg bis zu diesem Ausgangspunkt alles andere als einfach war. Nun, wenigstens der Fahrer sollte mindestens schwindelfrei und nervenstark sein. Wir waren beide der Meinung, daß wir diese Autostrecke – bin mir fast sicher, daß dies ursprünglich ein Esels- und Karrenweg war – nicht im Sommer mit touristischen Gegenverkehr, genervten Kroaten und anderen Genossen, die es eilig haben, machen wollen.

Oben auf dem ersten Sattel angekommen, wurde die Straße immer schmaler und der vereiste Schnee immer näher. Irgendwann hatte Marcels Angst vor … schlimmen Glatteis, Sturmböen, ausgehungerten Bären u.ä., das heißt vor einem kaputten Motor und keinem Handyempfang, überhand genommen und wir parkten irgendwo an einem Wanderpicknickplatz. Von dort aus waren es (angeblich) nur 4 km bis zu unserem ursprünglichen Ausgangspunkt … auch diese paar Kilometer haben wir nicht bewältigen können … Es war ein Vorgeschmack auf Patagonien :-)

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[All die sehr netten Hütten hatten geschlossen. Trotzdem hatte ich immer wieder gehofft, daß etwas auf hat.]

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[Dieser Wegweiser hat unsere Aufmerksamkeit gefesselt: In 20 Min. zum Abflugsstandort der Paragleiter! Nichts wie hin.]

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[Der Weg was sehr vereist, was das Gehen aber erleichterte, weil man auf der “Schneedecke” laufen konnte. Schon nach wenigen Metern pfiff die Bora so heftig von den Hängen herunter, daß ich nicht gegen ankam bzw. mit dem Wind fortgetragen worden wäre, hätte ich mich nicht beinahe auf dem Boden gelegt. Wir mußten also umkehren.]

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[Der Kampf mit dem Wind, der mich gerade niederwerfen will.]

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[Gedrückt in eine etwas windstillere Ecke auf einem kleinen Felsvorsprung oberhalb der Straße: unserer Picknick.]

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[Und immer wieder sahen wir kleine oder größere Ruinen aus Naturstein. Sie hoben sich nur bei genauerem Hinsehen von der Landschaft ab. Höfe oder sogar kleine Weiler, die aufgegeben worden sind. Im Winter – ehemals sicherlich nicht nur im Winter – ist die Einsamkeit hier garantiert.]

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[Wir entdeckten bei der Fahrt herunter einen als “Geologischer Pfad” ausgewiesenen Wanderweg, den wir sofort in Angriff genommen haben. Schließlich wollten wir auf jeden Fall uns in dieser Gegend etwas bewegen, allerdings hatten wir keine Wanderkarte… nur die Beschreibung der nicht zu schaffenden Sv. Jura-Besteigung…]

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[Am Ziel angekommen, waren es ungefähr diese Formationen, die offenbar als etwas Besonderes betrachtet werden sollten. Diese Gegend war fraglos sehr interessant (und viel wärmer in der Sonne als da oben), auch wenn auf den ersten unkundigen Blick unscheinbar. Sie erinnerte mich sofort an die Winnetou-Filme, die, wenn ich mich nicht irre, zum Teil im Biokovo-Gebirge gedreht worden sind. Eingebettet zwischen den einzelnen Berghügeln und Karstlandschaft lagen diese Senken canyonartig eingesenkt und von kleinen Felsbrocken aus Kalkstein (?) eingefaßt. Überall wuchsen Zwergeichen (?) und man konnte überall deutliche Spuren von Pferden entdecken: nicht nur Pferdeäpfel, sondern auch aufgescharrte Erde und ausgebuddelte frische Blumenzwiebel. Wären da nicht die deutliche Extremente und hätten wir nicht einige Stunden vorher Pferde mit dicken Winterfell gesehen, hätte ich auf Wildschweine getippt. Aber wir haben wohl (ausgewilderte) Wildpferde gesehen! Danach erinnerte ich mich undeutlich, bereits davon gelesen zu haben. Zumindest gab es früher in diesen Bergen kleine Wildpferde.]

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[Hier ein Blick in so einen baumbewachsenen Mini-Canyon. Man kann sich gut vorstellen, daß dort Pferde ihr Schlaflager aufschlagen, oder sich vor Wind und Wetter schützen. Und vor allem, daß dort Filmszenen gedreht wurden, bspw. wie man wilde Pferde zusammentreibt, oder auch Mitmenschen Fallen stellt. Tatsächlich fand ich in einem solchen Senke auch große, blankgeputzte Knochen. Einige der Canyons waren auch mit kleinen Mäuerchen erhöht, so daß sie wie Tiereinfriedungen aussahen.]

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[Ein Suchbild: Finde das Haus.]

DSC_5233 [Auf dieser Zwischenhöhe (zwischen ganz hoch und hoch) konnte man auf einem windgeschützten Hang sich in das trockene Gras fallen lassen und etwas sonnen. Hier der Blick auf die Landschaft aus der Liegeperspektive.]DSC_5235 DSC_5240 DSC_5243 [Auf zu Sv. Jure. Dieses Kirchlein stand wohl (ich hoffe, daß es auch tatsächlich dieses ist) ursprünglich auf dem gleichnamigen Berg. Sie mußte aber dem häßlichen Funkmast weichen und wurde dann hierhin versetzt (immerhin). Das Kirchlein konnte ich nicht besichtigen, denn weiter als bis zum halben Wege mit schönem Blick darauf, war für mich nicht möglich. Dort blies der Wind wieder so stark, daß ich mich hinsetzen mußte, um nicht weggeweht zu werden.]

DSC_5246 DSC_5263 [Wieder zurück in Makarska. Die Straßen wirkten wie ausgestorben, der Wind heulte und fegte jede Gasse entlang. Das schön in der Abendsonne glitzernde Meer wurde von der Bora “glattgestrichen”.]DSC_5258 DSC_5257